Darum ist es ja auch *IRONIE-AN*gesellschaftlich total unbedenklich, sein Kind schon 4,-5,- oder 6,-monatigen Kind der Betreuung zu übergeben... ganz toll ...
Warum sollte das auch gesellschaftlich ein Problem sein. In vielen Ländern ist das durchaus üblich, ohne dass die Gesellschaft daran Schaden nimmt. Oder vielleicht sogar gewinnt?
Soll das doch jeder Elternteil für sich entscheiden.
Ja, natürlich sollte es jeder für sich entscheiden, wann man seinen Nachwuchs der Kinderbetreuung übergibt. Das kommt ja auch immer darauf an, wie die jeweilige Situation/Konstellation gegeben ist! Welche Berufe die Ehepartner eben ausüben und wer dann wie viel verdient und was man sich eben auch in diesem Zusammenhang leisten kann bzw. wo die Prioritäten im Leben liegen. Doch bei diesem Punkt in der Debatte bei Caren Miosga wurde mir eben zu leichtfertig der Fokus auf die gern dargestellte Ehefrau in Teilzeit gelenkt, die hinsichtlich des Fachkräftemangels nun zu wenig arbeiten soll und durch das Ehegattensplitting zu sehr in der Teilzeit (Teilzeitfalle) gehalten wird. (Den frühen Systemkampf i. V. m. Vor- und Nachteilen zwischen Ost und West möchte ich weniger hervorheben, aber ganz unter dem Tisch möchte ich es auch nicht fallen lassen.) Klar kann ich verstehen, dass die Wirtschaft derzeit mehreren Herausforderungen unterliegt.
Was ich eben interessant finde, ist das typische politische Pauschalisieren. Vor allem das in den Mund legen von Probleme/Dingen - teils Halbwahrheiten - wie bspw. die Annahme, Ehefrauen wollen ja alle unbedingt in Vollzeit arbeiten und mehr, was eben nicht der ganzen Wahrheit entspricht. Wir, meine Ehefrau und ich, haben halt andere Erfahrungen in unserem Umfeld gemacht. Da geht es gar nicht darum, wer mehr Zuhause ist oder weniger. Oder wer bei einem gemeinsamen Bankkonto das meiste Geld verdient. Es geht halt unter dem Strich darum, wer mehr Geld verdient und somit die besseren finanziellen Aussichten erfüllt. In meinem Fall ist es typisch dem Klischee nach gegeben. Meine Ehefrau versorgt und organisiert drei junge Kinder, arbeitet in Teilzeit und ich bin in Vollzeit tätig. Wer auf Bundesebene arbeitet, der unterliegt gern auch dem einen oder anderen Umzug. So hat man nicht immer Oma und Opa oder weitere Verwandte zwecks Unterstützung in seiner wohnlichen Nähe. Hinzu ist es auch so, dass ich jeden Tag pro Strecke mind. eine Stunde Fahrt (Pendeln) in Kauf nehmen muss, um zur Dienststelle zu gelangen. Weiterhin bin ich auf Lehrgängen etc. unterwegs oder muss Überstunden leisten. Damit ich nun meinen Dienst voll und ganz erfüllen kann, muss halt jemand für die Kinder da sein.
Situation Kita: Ich selbst bin ein Kind der 80er. Ich bin in Westdeutschland groß geworden. Meine Geschwister, Verwandten, Freunde etc. waren nicht in der Kita. In einer Stadt von damals 30.000 Einwohner war es weniger so, dass die Eltern ihre Kinder in die Kita brachten. Das war zu diesem Zeitpunkt bei uns weniger gegeben. Verwandte hatten wir Kinder oft in der Nähe, die meisten Berufstätige haben ortsnahe gearbeitet Das Familienleben wirkte sehr geordnet.
Heutzutage und auch bei meinen Kindern sieht es anders aus. Als ich vor geraumer Zeit mit Kind und Kegel beruflich in eine ostdeutsche Region gezogen bin, musste man mit langer Vorlaufzeit seine Kinder in der Kita anmelden. Sonst geht man hier trotz rechtliche Regelung halt leer aus. Der Ort selbst verfügt über ungenügend freie Plätze. So dass die Eltern in unserer Wohngegend ihre Kinder in unterschiedlichen Kitas teils in umliegenden Orten fahren, um die Versorgung überhaupt beanspruchen zu können. Beiläufige Nebenwirkung: mangelhafter Zusammenhalt unter den jungen Kindern innerhalb einer gut situierten Wohngegend. Es gibt definitiv zu wenig Kitas hier. Ebenso an qualifiziertem Personal. Und da machte die ARGE bezüglich Bereitstellung/Vermittlung von Personal nicht immer einen guten "Job". Nun gut, mittlerweile ist man ja vieles gewohnt. Doch durch das Zutun meiner Ehefrau, die sich überwiegend (trotz Teilzeitfalle) für die "hauptamtliche" Kindeserziehung der eigenen Kinder entschieden hat - von der Politik wohl offensichtlich weniger geschätzt wird !) - geht es jedenfalls sehr geordnet und erfolgversprechend bei uns zu. Die zwei älteren Kinder (7 und 10 Jahre alt) müssen vor 8 Uhr in der Grundschule sein. Ach, übrigens die weit vom Wohnhaus gesehen entfernteste Option gemäß bewusst politisch gewolltes System zur freien Schulwahl - nicht Einzugsgebiet, da allg. nicht genügend Plätze in den zwei näher liegenden GS zur Verfügung stand und jedes Jahr vorhanden sind. Unser jüngste Kind muss Punkt 8 Uhr in der Kita sein, keine 5-10 Minuten früher., sonst gibt es mit der Kita ärger. Zwischendurch fährt meine Frau in Teilzeit zur Arbeit. Gegen 13:30 Uhr werden die älteren beiden Kinder wieder abgeholt und danach ab kurz vor 14 Uhr das jüngere Kind. Später auf keinen Fall, sonst gibt es ärger von der Kita-Leitung. Die Zeiten sind eben minutiös und im Hinblick auf die gegebenen 6 Stunden Betreuungszeit (weniger geht gern) pünktlich einzuhalten. Der häufige Personalmangel samt Bitte, dass die Eltern die können, ihre Kinder vielleicht einen Tag zu Hause zu belassen, wird nicht beidseitig wohlwollen zweck möglicher gegenseitiger Flexibilisierung einberechnet. Demnach kein Entgegenkommen. Im Anschluss gegen 14:15 Uhr wird gegessen und Schularbeiten gemacht, gelernt. Es würde zwar in der Schule einen Hort geben, aber dort wird nicht gelernt oder Hausaufgaben gemacht. Personalmangel auch hier bzw. zu wenig qualifiziertes Personal. Darum legen wir Wert darauf, die Lücke zu selbst schließen.Somit sind wir Eltern, die nicht nur lernen, vielmehr lehren. Ebenso versuchen wird den Lehrermangel zu kompensieren. Denn manche Lehrer häufig krank. Allerdings wird indirekt vorausgesetzt, dass die Eltern das versäumte dann Zuhause nachholen. Manche Lehrer haben so viele Krankheitstage in einem Schuljahr, wie ich in 30 Berufsjahren nicht. Aber das möchte ich nicht verurteilen, weil ich sehe auch, wie manche Eltern sich weniger Mühe mit Blick auf die Kindeserziehung machen und die Lehrer regelrecht die Folge abbekomme. Ferner gibt es Eltern, die lernen nicht mit ihren Kindern. Dieses löst oft Frust beim Kind aus. Oder Eltern lernen mit ihren Kindern erst ab 17 Uhr, also nach dem durchgängigen Spielvergnügen im Schulhort, dann, wenn unsere Kinder entweder beim Sport, Musik sind bzw. schon Schulaufgaben mit Mama fertig haben und den Alltag geordnet nachgehen können. (Gemäß Erfahrung WHATSAPP- Elterngruppe wird bei beiden Vollberufstätigen Elternteilen erst spät am Abend die Hausaufgaben gemacht oder gar gelernt. Nebenher wird gefragt, was an Schulaufgaben dran ist, weil Kinder sich das nicht genügend selbstständig notiert haben.) Ob das System von zwei vollberufstätigen Elternteilen wie die Politik sich das jetzt wünscht, überwiegend zu einer später besseren Fachkräftesituation der nächsten Generation sorgt, vermag ich so jedenfalls zu bezweifeln. Hier und da kann das klappen, aber meine Frau und ich stellen in unserem Umkreis anderes fest. Insofern gehen wir eher unserer logischen Überzeugung nach - trotz finanziellen Einbußen und Thematik Teilzeitfalle Ehefrau - um für unsere Kinder da zu sein, aber vor allem sie schulisch vorzubereiten, was sich bis jetzt gut auszahlte. Das Ergebnis dessen werden wir allerdings erst später sehen.
Ach und was die Kita angeht - unsere Kinder haben wir unserer Überzeugung nach erst ab dem dritten Lebensjahr in die Kita gegeben. Als Mama und Papa wollte wir eine enge Bindung aufbauen. Anfangs waren die Erzieher nicht so angetan, weil die Erzieher laut eigener Aussage hin bei älteren Kindern weniger gleich eine Hauptrolle einnehmen können und sich das Vertrauen erst erarbeiten müssen, was für die wohl einen Mehraufwand o. Ä. bedeutet. Zumindest schließen wir es so laut den Aussagen. Jüngere Kinder sind aus deren Sicht schneller formbar bzw. einfacher zu steuern/handhaben. Im Nachhinein haben die aber festgestellt, dass unsere Kinder sehr sozial aufgestellt waren, selbstständig und über gutes Benehmen verfügten. Unsere Kinder sind in die Kita gegangen, weil sie es aufgrund Abwechslung sowie Kennenlernen anderer Kinder so wollten. Denn in der Nachbarschaft war ja kein Kind zum Spielen da. Die Kitaleitung war ganz erstaunt, dass die Eingewöhnungszeit in unserem Fall nicht beansprucht wurde und auch nur ein Tag andauerte, weil unsere Kinder entgegen anderen oft weinenden Gesichter gern zur Kita gegangen sind. Danach, beim dritten Kind erst nahm mein Ehefrau wieder ihre Tätigkeit jedoch in Teilzeit auf. Weil sie eben davon überzeugt war und ist! Demnach halte ich nichts von dem aktuellen Pauschalisieren einzelner Politiker.
Und was die Folgen einer Gesellschaft sein könnten, wenn Kinder zu früh aus dem Elternhaus für mehrere Stunden für 5 Tage die Woche abgeben werden, das zeigt sich oft ja erst nach Jahren. Das müssen Psychologen mit entsprechender Reputation/Fachexpertise beurteilen, ob das so okay ist!? Ob es gut ist, ein Kind unter 6-Monate abzugeben, vermag ich jedenfalls zu bezweifeln. Ob der These nach etwaige Unsicherheiten, Bindungsprobleme, mangelnde Empathie oder anderes bei diesen Personen einhergehen könnten, da muss jeder selbst den Blick in eine derzeit "funktionierenden" Gesellschaft schärfen. Jeder so - wie er es eben kann. Da möchte ich selbst weniger pauschalisieren oder gar werten. Aber eine persönliche Meinung habe ich schon noch. Und das Ehegattensplitting nehmen wir somit gern in Anspruch, auch wenn manche Politiker oder die Wirtschaft es als Auslaufmodell von 1958 bezeichnet. Der Beitrag meiner Ehefrau ist somit nicht geringfügig anzusehen, leistet vielmehr einen zu honorierenden Beitrag. Gerade eil wir den Eindruck haben, dass der soziale Staat hier und dort immer mehr versagt. Und wenn meine Frau Beamtin wäre oder gar finanziell besser gestellt wäre, dann wäre ich eben die in Teilzeit arbeitende Person. Und keiner hat bei einem gemeinsamen Bankkonto unter uns gesehen ein Ansehensverlust, was gern in öffentlichen Debatten im Hinblick auf Ehegattensplitting usw. suggeriert wird. Darum muss man das Rad auch nicht immer neu erfinden.