Autor Thema: Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern  (Read 97467 times)

LehrerBW

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #360 am: 29.08.2025 02:12 »
Was denkt ihr nun, wie die in gar nicht so langer Zeit anstehende Runde für die Länder ausfällt? Wird es bei den Beamten ebenfalls eine Lösung für die Umsetzung verfassungsgerichtlicher Rechtsprechung geben (wie im Bund angedeutet?)
Ich denke, dass das Ergebnis ähnlich, wenn nicht sogar gleich, wie bei den Verhandlungen bei Bund und Kommunen aussehen wird.
Ob es zeitnah zu einer amtsangemessenen Alimentation der Landesbeamten kommt, die dann auch auf die Tarifbeschäftigten ausstrahlt, halte ich ohne ein Urteil aus Karlsruhe, mehr als unwahrscheinlich.
Denn in den Augen der Landesbesoldungsgesetzgeber bezahlen die, mit allerlei faulen Tricks und Windungen, ja amtsangemessen. Wird ne neverending Story.
Ich hoffe mal auf nen guten Abschluss bei den jetzigen Verhandlungen mit ordentlichen Prozenten.

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #361 am: 29.08.2025 23:41 »
Was denkt ihr nun, wie die in gar nicht so langer Zeit anstehende Runde für die Länder ausfällt? Wird es bei den Beamten ebenfalls eine Lösung für die Umsetzung verfassungsgerichtlicher Rechtsprechung geben (wie im Bund angedeutet?)

Es wird keinerlei Auswirkungen auf die Bamtenalimentierungen in Punkto amtsangemessener Alimentation geben. Würde man diese hundert Jahre alten und völlig überholten Prinzipien wirklich dem Sinn nach umsetzen, würde es einen massiven Schiefstand im Verhältnis zu den Angestellten geben. Davon abgesehen ist, kann und darf das einfach kein Thema bei Tariefverhandlungen sein.

Tagelöhner

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #362 am: 30.08.2025 09:42 »
Den massiven Schiefstand würde es insbesondere da geben, wo im behördlichen Alltag keine Unterscheidung zwischen Angestellten und Beamten vorgenommen wird. Es machen de facto beide Gruppen die gleichen Tätigkeiten, während sich die eine Gruppe an den Privilegien erfreuen darf.

Im Kern also mal wieder alles was keine klassischen staatlichen hoheitlichen Aufgaben sind, sondern wo Beamtenverhältnisse als reines Anreizsystem, zur Personalbindung, als erhoffter Loyalitäts- und Pflichtbewusstseinsbooster, zur Einsparung von kurz-/mittelfristigen Personalkosten usw. eingegangen wurden, aber nicht weil es die Aufgabe erforderlich macht.

Meierheim

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #363 am: 30.08.2025 10:32 »
Den massiven Schiefstand würde es insbesondere da geben, wo im behördlichen Alltag keine Unterscheidung zwischen Angestellten und Beamten vorgenommen wird. Es machen de facto beide Gruppen die gleichen Tätigkeiten, während sich die eine Gruppe an den Privilegien erfreuen darf.

Im Kern also mal wieder alles was keine klassischen staatlichen hoheitlichen Aufgaben sind, sondern wo Beamtenverhältnisse als reines Anreizsystem, zur Personalbindung, als erhoffter Loyalitäts- und Pflichtbewusstseinsbooster, zur Einsparung von kurz-/mittelfristigen Personalkosten usw. eingegangen wurden, aber nicht weil es die Aufgabe erforderlich macht.

Der massive Schiefstand hat sich durch die Ablösung des BAT durch den TVöD und TVL und andere Tarifverträge des öffentlichen Diensts ergeben, als die Familien- und Ortszuschläge für Angestellte abgeschafft wurden.

Tagelöhner

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #364 am: 30.08.2025 11:11 »
Kann man so sehen. Ich rede aber nicht davon, dass Angestellte durch den Wegfall vom BAT deutlich schlechter gestellt wurden. Warum soll ein Angestellter beamtenähnliche benefits haben, wenn er nur in einem "Arbeitsverhältnis" vergleichbar zur Privatwirtschaft ist.

Beamte sollen ja ruhig besser gestellt sein, wenn die mit dem besonderen Dienstverhältnis verbundenen Pflichten usw. auch in der Praxis eine Rolle spielen und abgerufen werden. Nicht aber wenn Beamter Tätigkeit A (die bei genauerem Hinschauen nicht hoheitlich ist, bzw. nicht sein muss) erledigt und ein Angestellter die gleiche Tätigkeit A im Büro daneben.


Johann

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #365 am: 30.08.2025 20:37 »
Den massiven Schiefstand würde es insbesondere da geben, wo im behördlichen Alltag keine Unterscheidung zwischen Angestellten und Beamten vorgenommen wird. Es machen de facto beide Gruppen die gleichen Tätigkeiten, während sich die eine Gruppe an den Privilegien erfreuen darf.

Im Kern also mal wieder alles was keine klassischen staatlichen hoheitlichen Aufgaben sind, sondern wo Beamtenverhältnisse als reines Anreizsystem, zur Personalbindung, als erhoffter Loyalitäts- und Pflichtbewusstseinsbooster, zur Einsparung von kurz-/mittelfristigen Personalkosten usw. eingegangen wurden, aber nicht weil es die Aufgabe erforderlich macht.

Der massive Schiefstand hat sich durch die Ablösung des BAT durch den TVöD und TVL und andere Tarifverträge des öffentlichen Diensts ergeben, als die Familien- und Ortszuschläge für Angestellte abgeschafft wurden.
Nicht vergessen, dass die bAV bei Angestellten mal Pensionsähnlich gestaltet war. Statt Rentenpunkte hat man wie bei Beamten Prozente von der letzten Entgeltgruppe gesammelt. Seit der Umstellung auf Rentenpunkte ist die Altersversorgung für Tarifbeschäftigte deutlich schlechter geworden. Vorher konnte man als lebenslang Tarifbeschäftigter ganz gut mithalten mit Beamten.

Warnstreik

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #366 am: 01.09.2025 09:07 »
Den massiven Schiefstand würde es insbesondere da geben, wo im behördlichen Alltag keine Unterscheidung zwischen Angestellten und Beamten vorgenommen wird. Es machen de facto beide Gruppen die gleichen Tätigkeiten, während sich die eine Gruppe an den Privilegien erfreuen darf.

Im Kern also mal wieder alles was keine klassischen staatlichen hoheitlichen Aufgaben sind, sondern wo Beamtenverhältnisse als reines Anreizsystem, zur Personalbindung, als erhoffter Loyalitäts- und Pflichtbewusstseinsbooster, zur Einsparung von kurz-/mittelfristigen Personalkosten usw. eingegangen wurden, aber nicht weil es die Aufgabe erforderlich macht.

Der massive Schiefstand hat sich durch die Ablösung des BAT durch den TVöD und TVL und andere Tarifverträge des öffentlichen Diensts ergeben, als die Familien- und Ortszuschläge für Angestellte abgeschafft wurden.
Nicht vergessen, dass die bAV bei Angestellten mal Pensionsähnlich gestaltet war. Statt Rentenpunkte hat man wie bei Beamten Prozente von der letzten Entgeltgruppe gesammelt. Seit der Umstellung auf Rentenpunkte ist die Altersversorgung für Tarifbeschäftigte deutlich schlechter geworden. Vorher konnte man als lebenslang Tarifbeschäftigter ganz gut mithalten mit Beamten.

Das war doch aber von der Sache her richtig - Angestellte sind dann auch wie Angestellte behandelt worden. Es gibt weiterhin ganz gute Altersvorsorge, der Job ist immernoch deutlich sicherer als in der FW und in den meisten Bereichen ist das Gehalt auch Aufgabengerecht.

Die Krux ist doch die Ungleichbehandlung von Familien: Die Zeiten, in denen Einverdienerhaushalte Standard waren und auch gewollt, sind Gott sei dank lange vorbei.  Für Familien gibt es Leistungen, die für alle Gelten: Elterngeld, Kitas (oft kostenfrei), Kinderfreibetrag/Kindergeld. Wir können doch nicht ernsthaft (in meinen Augen zu Recht) über die Abschaffung von Ehegattensplitting und Familienversicherung sprechen und im gleichen Atemzug Herdprämien an die Beamten zahlen. Dazu ist das noch nichtmal eine Herdprämie - wenn der Partner arbeitet gibts die Boni trotzdem.

Der Vergleich mit einem Bürgergeldhaushalt hinkt auch massiv - zum einen geht er von einem Einverdienerhaushalt aus und zum anderen blendet er völlig aus, welche Pflichten Bürgergeldempfänger haben (sollten).

Deshalb nochmal ziemlich klar: Die Punkte, die da diskutiert werden haben mit dem Tarifabschluss nichts zu tun und dürfen natürlich in den Verhandlungen kein Thema sein.

Lux55

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #367 am: 01.09.2025 11:09 »
Was denkt ihr, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass im TV-L auch die freiwillige Arbeitszeiterhöhung um bis zu 3 Stunden umgesetzt wird? Bislang hatte ich davon noch nichts gelesen, fänd das aber durchaus spannend!

Angelsaxe

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #368 am: 01.09.2025 11:16 »
Wieso macht denn jetzt eine Arbeitszeiterhöhung die Runde?  ???
Sollte es nicht lieber um eine Reduzierung gehen?  :-\

Wahrscheinlich habe ich die "Flexibilisierung" der Arbeitszeit nicht zu Ende gedacht.  ::)
Mit der Berufung in das Beamtenverhältnis erlischt ein Arbeitsverhältnis zum Dienstherrn.

Maggus

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #369 am: 01.09.2025 11:31 »
Wieso macht denn jetzt eine Arbeitszeiterhöhung die Runde?  ???
Sollte es nicht lieber um eine Reduzierung gehen?  :-\

Wahrscheinlich habe ich die "Flexibilisierung" der Arbeitszeit nicht zu Ende gedacht.  ::)

Ein Schritt auf dem Weg zur Entbürokratisierung: keine Tarifverhandlungen mehr.
Denn wer mehr Freizeit haben möchte, kann ja seine Arbeitszeit reduzieren und
wer ein höheres Einkommen will, kann ja seine Arbeitszeit erhöhen.

Und die Verbote (Tages- / Wochenhöchstarbeitszeit und Ruhepause) werden wir abhängig Beschäftigten bestimmt auch noch zu Fall bringen können  ::)


sebbo83

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #370 am: 01.09.2025 11:37 »
Wieso macht denn jetzt eine Arbeitszeiterhöhung die Runde?  ???
Sollte es nicht lieber um eine Reduzierung gehen?  :-\

Wahrscheinlich habe ich die "Flexibilisierung" der Arbeitszeit nicht zu Ende gedacht.  ::)

In Zeiten von: "Bundeskanzler fordert mehr Arbeit", "Regierungspläne würden Arbeitstage von über 12 Stunden erlauben", "Rentner ins freiwillige soziale Jahr", "Rente mit 70", würde ich meinen, das Thema Arbeitszeitverkürzung ist bei diesen Tarifverhandlungen sowas von unpopulär und vom Tisch. Entweder es gibt 2-3 Prozent mehr Gehalt und die Möglichkeit mehr zu arbeiten inklusive Lebensarbeitszeitkonto - oder man einigt sich, ehr unwahrscheinlich, auf 39 Stunden und es gibt gar nix weiter dazu. 

DiVO

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #371 am: 01.09.2025 11:57 »
Wieso macht denn jetzt eine Arbeitszeiterhöhung die Runde?  ???
Sollte es nicht lieber um eine Reduzierung gehen?  :-\

Wahrscheinlich habe ich die "Flexibilisierung" der Arbeitszeit nicht zu Ende gedacht.  ::)

In Zeiten von: "Bundeskanzler fordert mehr Arbeit", "Regierungspläne würden Arbeitstage von über 12 Stunden erlauben", "Rentner ins freiwillige soziale Jahr", "Rente mit 70", würde ich meinen, das Thema Arbeitszeitverkürzung ist bei diesen Tarifverhandlungen sowas von unpopulär und vom Tisch. Entweder es gibt 2-3 Prozent mehr Gehalt und die Möglichkeit mehr zu arbeiten inklusive Lebensarbeitszeitkonto - oder man einigt sich, ehr unwahrscheinlich, auf 39 Stunden und es gibt gar nix weiter dazu.

Und gerade vor dem Hintergrund, dass ich mal bis 70, also noch gut 30 Jahre arbeiten muss, möchte ich mir meine Kräfte bei Zeit einteilen. Ich habe keinen Bock mit 70 direkt in die Kiste zu hüpfen oder festzustellen, dass ich viele Aktivitäten nicht mehr kann, weil ich körperlich nicht mehr dazu in der Lage bin.

neodeo2

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #372 am: 01.09.2025 13:25 »
Warum sollte jemand anderes entscheiden, wie lange ein anderer Mensch arbeiten muss?

Das Renteneintrittsalter ist in Ordnung – das ergibt Sinn. Aber ob ich nun eine 5-Tage-Woche oder eine 3-Tage-Woche machen will, geht eigentlich nur mich etwas an.

Wenn mir das Gehalt für eine 3-Tage-Woche ausreicht, dann ist das meine Entscheidung!

Deutschland müsse mehr billigeren Wohnraum fördern, damit WIR weniger arbeiten müssen.

Organisator

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #373 am: 01.09.2025 13:39 »
Warum sollte jemand anderes entscheiden, wie lange ein anderer Mensch arbeiten muss?

Das Renteneintrittsalter ist in Ordnung – das ergibt Sinn. Aber ob ich nun eine 5-Tage-Woche oder eine 3-Tage-Woche machen will, geht eigentlich nur mich etwas an.

Wenn mir das Gehalt für eine 3-Tage-Woche ausreicht, dann ist das meine Entscheidung!

Deutschland müsse mehr billigeren Wohnraum fördern, damit WIR weniger arbeiten müssen.

Warum soll denn der Steuerzahler Geld investieren, damit ein anderer Mensch schöner leben kann?

Wohngeld (als Untergrenze) ist in Ordnung, das ergibt Sinn. Aber ob ich nun in 50qm oder in 30 qm (oder in München / Cottbus) wohnen möchte, geht nur mich etwas an.

Wenn mir 30 qm / Cottbus ausreicht, dann ist das meine Entscheidung!

Deutschland muss von dem Gedanken wegkommen, dass fürs Wohnen die Allgemeinheit verantworlich ist.

Johann

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #374 am: 01.09.2025 13:47 »
Deutschland müsse mehr billigeren Wohnraum fördern, damit WIR weniger arbeiten müssen.
Das sollte dann aber nach Möglichkeit nicht umgesetzt werden, indem das Wohngeld erhöht wird und die Kosten real nicht sinken, sondern indem man in Städten zulässt, dass höher gebaut wird. In einen 12-geschossigen Bau passen nunmal 3x so viele Familien rein wie in den 4-geschossigen Bau, der an vielen Orten das Höchste der Gefühle ist. Klar, die Baukosten sind auch nicht zu vernachlässigen und die Mieten werden dadurch in dem neuen Objekt sicher nicht sinken. Aber dafür werden rechnerisch 2 andere 4-geschossige Bauten frei und können bezogen werden, was das Wohnraumangebot erhöht und die Nachfrage senkt und die Mieten weniger stark steigen lässt.

Nur ist der Tenor in den Städten mit großem Mangel an Wohnraum oftmals "Ne, dat verschandelt hier die Aussicht". Also ist die einzige Möglichkeit für mehr Wohnraum, dass immer weiter in die Fläche gebaut wird. Für alle, die dann keine halbe Stunde mit der U-Bahn in die Stadt brauchen wollen, besteht das Problem des begrenzten Wohnraumangebotes dann aber weiterhin.