Stell dir vor, du wanderst durch das Jahr, hungrig nach Anerkennung, nach einem Stück vom großen Kuchen des Lebens – und am Ende wartet die Jahressonderzahlung, glänzend wie ein goldener Apfel, aber nicht jeder darf hineinbeißen, nicht jeder bekommt das volle Mahl. Wer spät an den Tisch tritt, etwa erst im September, dem wird nur ein Teil gereicht: drei Zwölftel vom Fest, während andere schon satt und zufrieden am Rand sitzen. Dein Monatslohn, 3.486,59 €, wird zur Grundlage, doch der Reichtum bleibt anteilig, 84,51 % davon sind das Maximum, das du erträumen kannst. Drei Monate lang sammelst du, was dir zusteht, und am Ende landen 736,63 € auf deinem Teller – genug, um den Hunger nach Gerechtigkeit zu stillen, aber zu wenig, um sich reich zu fühlen. Der Tarifvertrag teilt das Brot, aber nicht jeder bekommt das gleiche Stück. So bleibt der eine hungrig, der andere satt, und irgendwo dazwischen stehst du, zählst die Krümel, rechnest nach, und weißt: Auch ein kleiner Bissen kann süß schmecken, wenn das Jahr lang und der Hunger groß war.