Hallo zusammen,
ich bin seit 10/2022 Beamtin auf Probe und werde in 10/2025 auf Lebenszeit verbeamtet. Der Amtsarzt hat bereits zugestimmt und die Beurteilungen passen auch. Der Lebenszeitverbeamtung steht also nichts mehr im Wege. Allerdings zweifle ich mittlerweile sehr an der ganzen Sache. Ich habe damals vor der Probezeitverbeamtung schon lange hin- und her überlegt, ob ich mich verbeamten oder als Angestellte übernehmen lasse (ich hatte die Wahl nach dem Studium), habe mich aber letztendlich für die Verbeamtung entschieden.
Frage 1:
Ist es denn grundsätzlich überhaupt möglich, dass man freiwillig auf die Lebenszeitverbeamtung verzichtet und stattdessen das Dienstverhältnis in ein Angestelltenverhältnis umgewandelt wird? Hat jemand einen solchen Fall schon einmal mitbekommen?
Aus der PKV müsste ich ja wieder rauskommen, da ich unter 55 bin und als Angestellte einen sozialversicherungspflichtigen Job mit einem Einkommen unterhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze hätte. In der gesetzlichen Rentenversicherung müsste ich nachversichert werden, was zu Verlusten führen würde, aber das würde ich verkraften.
Frage 2:
Je länger ich verbeamtet bin, desto mehr Nachteile sehe ich. Übersehe ich irgendeinen total großen Vorteil?
Ich sehe eigentlich nur drei Vorteile, die ich aber gar nicht so hoch gewichte. Erstens die Pension, aber a) erhalten Angestellte ja auch noch Geld aus der Zusatzversorgungskasse und b) wer weiß, wie teuer die PKV mal sein wird im Alter. Zweitens die Fortzahlung der Bezüge, wenn man mal länger krank ist, wobei ich mir denke, dass ich, wenn ich richtig krank bin, ja auch weniger Ausgaben habe. Drittens die Familienzuschläge, wobei bei mir nur maximal ein Kind geplant ist und keine Heirat.
Nachteile hingegen sehe ich total viele. Hier ein paar von denen, die mir besonders aufstoßen:
- Arbeitszeit: Beamte haben eine höhere Wochenarbeitszeit und bald auch einen Urlaubstag weniger.
- Bezahlung: Wenn man das Weihnachtsgeld der Angestellten und die jährliche Prämie (ehemals LOB) addiert, durch 12 teilt und auf das monatliche Gehalt draufrechnet, macht es zumindest bei A9/E9b meiner Meinung nach keinen Unterschied, ob man verbeamtet ist oder nicht. Aktuell würde ich sogar nach Abzug der PVK netto mehr rausbekommen, wenn ich nicht verbeamtet wäre. Unser Personalrat setzt sich derzeit außerdem für die Einführung einer Ballungsraumzulage ein, die aber sehr wahrscheinlich nur Angestellte erhalten werden.
- Lange Stufenlaufzeiten und mehr Stufen: Beamte erreichen viel später die Endstufe. Wenn man zwei, dreimal höhergruppiert wird und immer ein paar Jahre verliert, vielleicht sogar nie.
- Unflexibilität bei Umzügen: Wenn man umzieht, insbesondere in eine ländlichere Gegend, muss man hoffen, dass man bei der ansässigen Stadtverwaltung oder dem Landkreis eine Stelle findet, ansonsten hat man Pech und muss ewig pendeln. Als Angestellter kann sich auch problemlos bei Arbeitgeber/innen außerhalb des öffentlichen Dienstes bewerben.
- PKV-Beiträge in Elternzeit und Teilzeit: In der PKV zahle ich aktuell bei 50 % Beihilfe 370 € monatlich (ohne Risikozuschlag). In meinem Bundesland steigt die Beihilfe bei einem Kind oder in der Pension leider nicht direkt auf 70 %, sondern pro Kind nur um 5 % und in der Pension um 10 %. Wenn man z. B. in Elternzeit ist und nicht arbeitet, muss man von dem bisschen Elterngeld auch noch die PKV zahlen, wohingegen Angestellte keine Krankenversicherungsbeiträge zahlen müssen während der Elternzeit. Wenn man zwei Jahre in Elternzeit geht und 900 € monatlich erhält und davon über 300 € für die PKV draufgeht, wird das doch alles echt eng bzw. man macht sicht komplett abhängig vom Partner. Angestellte sparen bei diesem Beispiel also über 7000 €.
- Aufwändige Erstattung von Arztrechnungen: Arztrechnungen werden ja zumindest von der PKV schnell erstattet und der Prozess ist einfach. Meine Beihilfestelle hingegen braucht ewig. Aktuell bearbeiten die Anträge aus der 19. KW. Auch der Prozess ist umständlich (Antrag ausfüllen, Rechnungen als pdf beifügen, warten bis man 250 € Rechnungssumme kommt, aber dennoch nicht später als ein Jahr einreichen usw.). Natürlich ist das alles in jungen Jahren problemlos und schnell erledigt, aber wie macht man das im Alter, wenn man oft krank ist und keine helfenden Verwandten in der Nähe hat?
Wie man merkt, ist mir vor allem auch die PKV ein Dorn im Auge, aber aufgrund der fehlenden pauschalen Beihilfe in meinem Bundesland war ich indirekt gezwungen, in die PKV zu gehen…
Ich würde mich über eure Meinungen dazu freuen. Vielleicht sehe ich alles zu schwarz? Oder vielleicht ist mein Bundesland auch einfach nicht das beamtenfreundlichste?