Autor Thema: [Allg] Beamtenbashing in den Medien und durch die Politik - wo führt es hin?!  (Read 1202 times)

MasterNoname89

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Hallo an alle Mitstreiter ;)

Ich hoffe ich bin mit dem Thema hier nicht fehl am Platz.

Inzwischen gibt es in sämtlichen öffentlichen Medien tagtäglich Negativmeldungen zum Beamtentum in Deutschland. Forderungen nach Pensionskürzungen, Pflicht zur Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung bzw. Krankenversicherung, usw. Dabei werden die entsprechenden Parolen und Forderungen nicht selten sogar von hochgradigen Politikern geäußert. Wo soll das ganze noch hinführen?

Plant man unseren 'Berufsstand' zu diskreditieren und Einschnitte dann letztlich mit dem öffentlichen Druck zu begründen? Ist es 'mal wieder' der Beamte, der für politische Fehlentscheidungen und katastrophale Haushaltspolitik bluten muss?

Gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel muss doch die Attraktivität des öffentlichen Dienstes und auch des Beamtentums verbessert und gestärkt werden, um nicht alles an fähigem Nachwuchs an die freie Wirtschaft zu verlieren. Die Renten- und Pensionsabgänge können schon jetzt in fast allen Bereichen nicht mehr kompensiert werden. Hinzu kommen noch neue Aufgabenfelder und höhere Arbeitsbelastung.

Wenn jetzt noch die einzigen Vorteile gegenüber normalen Angestellten noch weggekürzt werden, dann verschärft sich die ohnehin prekäre Lage ja nur noch weiter.

Wie seht ihr das Ganze und wie geht ihr damit um?

Meierheim

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Das Beamtenbashing der Politik ist reiner Populismus.

Organisator

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(...) und wie geht ihr damit um?

Argumentativ, da den meisten nicht bekannt ist, dass - zumindest bis E/A12 - das Einkommen und die Altersbezüge bei vergleichbarer Biographie bei Beamten und Tarifbeschäftigten im öD ähnlich hoch sind.

40-50 Jahre Einzahlung in eine betriebliche Altersvorsorge machen einen ganz erheblichen Unterschied aus.

Johann

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Ich bin zwar nur TB, aber argumentiere da gerne. Als Lieblingsbeispiel kommt ja gerne der Lehrer. Gut, da ist es zumindest hier in Niedersachsen so, dass alle Lehrer E13/A13 sind. Da sind Beamte natürlich sofort im Vorteil gegenüber den Tarifbeschäftigten.

Aber ich nehme dann gerne den E12 TB bzw. den Beamten auf einer A12 Stelle. Bis der Beamte seine A12 bekommt, vergehen schonmal 10-20 Jahre, weil er erstmal von A9 an hochbefördert werden muss und da keinerlei Anspruch drauf besteht. Aber sobald ein Beamter im Endamt angekommen ist, wird es ihm schon gar nicht so schlecht gehen. Und die Pension ist natürlich die Kirsche. Nur die 10-20 Jahre vorher hängt man als Beamter halt etwas hinterher.

Und bezüglich der Problematik, dass Pensionen ja den jeweiligen Haushalt so sehr belasten würden, führe ich immer an, dass sich Beamte nicht ausgesucht haben, dass während ihrer gesamten aktiven Dienstzeit verschiedene Regierungen im Schnitt 5x den Topf für die Pensionsrücklagen geplündert haben, um damit ganz dolle wichtige Wahlgeschenke zu finanzieren. Das Problem liegt nicht daran, dass Beamte Pension kriegen, sondern dass der Rücklagentopf dafür ständig restlos geleert wird. Die Politik kann davon aber immer gut ablenken und die Schuld für das politische Versagen auf diejenigen lenken, die im Alter nach getanem Dienst versorgt werden.

MoinMoin

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(...) und wie geht ihr damit um?

Argumentativ, da den meisten nicht bekannt ist, dass - zumindest bis E/A12 - das Einkommen und die Altersbezüge bei vergleichbarer Biographie bei Beamten und Tarifbeschäftigten im öD ähnlich hoch sind.

40-50 Jahre Einzahlung in eine betriebliche Altersvorsorge machen einen ganz erheblichen Unterschied aus.
Das ist auch meine Einstellung.
Wobei ich Dinge wie Forderung nach Einzahlung in die GRV/GKV nicht als Bashing ansehen würde.
Es spricht was dafür und was dagegen, dass man Beamte in die allgemeinen System überführt.

Das Bashing dabei ist höchsten die eklatante Unwissenheit über die Fakten an allen Fronten.

Denn wer Durchschnitts-Rente mit Durchschnitts-Pension unreflektiert vergleicht hat schon mal den ersten Schuß nicht gehört.

Thomber

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Nun, der Hintergrund ist ja einfach:

Die private Krankenversicherungen schreiben schwarze Zahlen und die GKV halt nicht.
Wirft man jetzt beide Geld-Töpfe in einen, verspricht man sich davon einen Ausgleich.

Da die Regierung gerne ausländische Projekte für sonstwas und innländische Demogelder bezahlen muss, sucht man nach einer Möglichkeit und der alljährliche Angriff auf die Beamten hat ja noch den Vorteil/ die Nebenwirkung der Spaltung (!) - ist also zur Ablenkung der GEZ-Konsumenten recht gut geeignet.

Das Thema hatten wir schon 1.000 mal hier... ich wiederhole die Historie des Beamtentums hier jetzt nicht. Vielleicht beim nächsten Angriff - mal sehen.

Zur Frage:  Wie geht man um mit......   ANTWORT. Mit Fakten und Wissen     (Auf jeden Fall aber das schriftlich abspeichern, denn es wird regelmäßig gebraucht.)

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Aber sobald ein Beamter im Endamt angekommen ist, wird es ihm schon gar nicht so schlecht gehen. Und die Pension ist natürlich die Kirsche. Nur die 10-20 Jahre vorher hängt man als Beamter halt etwas hinterher.

Dazu gehört auch, dass nicht jeder Beamter automatisch ins Endamt kommt, das gibt der Stellenkegel in der Regel nicht her (Ausnahme: oberste Bundesbehörden). Und die Pension ist, wie angedeutet, auch nicht automatisch viel höher als die Rente + Betriebsrente nach 45-50 Jahren im öD.

Thomber

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Aber sobald ein Beamter im Endamt angekommen ist, wird es ihm schon gar nicht so schlecht gehen. Und die Pension ist natürlich die Kirsche. Nur die 10-20 Jahre vorher hängt man als Beamter halt etwas hinterher.

Dazu gehört auch, dass nicht jeder Beamter automatisch ins Endamt kommt, das gibt der Stellenkegel in der Regel nicht her (Ausnahme: oberste Bundesbehörden). Und die Pension ist, wie angedeutet, auch nicht automatisch viel höher als die Rente + Betriebsrente nach 45-50 Jahren im öD.

Kann ich nur zustimmen und ergänzen:  Das ist wie bei den Studenten.  Wer bis 30 oder gar länger studiert wird hinterher den Akkord-Arbeiter, der bereits 14 Jahre Geld verdient auch nicht oder nicht deutlich einholen oder überholen, was das Lebenszeit-Einkommen betrifft.   Wer dann als Rentner den Akademiker im öD neidisch anschaut, muss sich die Frage gefallen lassen, wo denn das ganze Geld geblieben ist, wer er verdient hat, bevor der Student überhaupt seinen ersten Job hatte.

Schmitti

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Ich bevorzuge eine Kombination aus Argumentation und Gegenfragen. Gesetzliche Rente und Pension vereinheitlichen? Gute Idee: In manchen Bundesländern hat man die Versorgungsrücklage bis zu 45% in Aktien angelegt, selbst in Berlin sind es knapp 30%, andere Länder haben sie schlicht eingestampft und die Mittel anderweitig ausgegeben, auch wenn bei deren Aufbau auch ein kleiner Eigenanteil der Beamten einbehalten wurde. Also was davon machen wir nun am besten mit der Rentenkasse?
Oder Arbeitszeit: Die faulen Beamten haben 40 Wochenstunden, die ÖD-Angestellten 39, die IG Metall 35. Du willst da was vereinheitlichen? Gut, wo treffen wir uns?
Dann gibt es durchaus öfters die Erkenntnis, dass das Beamtenverhältnis nun auch nicht der heilige Gral ist, der zu Neiddebatten Anlass bieten würde. Themen wie die Übertragung höherwertige Tätigkeiten und die Auswirkungen aufs Gehalt bei Beamten und Beschäftigten etc. schließen sich an. Dann vereint man sich in Kopfschütteln über die Politik in diesem Land, die bei Ruhestandsregelungen o.ä. nochmal etwas anderes Beamtenrecht genießt und die Lager herzlich gerne gegeneinander aufspielt, trinkt einen zusammen und gut ists.