Autor Thema: Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten  (Read 46605 times)

NelsonMuntz

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #600 am: 10.11.2025 15:58 »
@beamtenjeff:

Ich beziehe keine einseitige Stellung, sondern betrachte unterschiedliche Ebenen. Ich entscheide als Person frei und selbstbestimmt, ob ich Kinder haben möchte, oder nicht.

Die Gesellschaft hingegen ist eine abstrakte Ebene, deren Willen sich aus den Einzelmeinungen ihrer Mitglieder akkumuliert. Jetzt kann man statistisch belegen, dass eine Gesellschaft ca. 2,1 Kinder pro Frau benötigt, um eine stabile Population zu bilden. In Deutschland sind es aktuell grob 1,3 Kinder. Das sind die Fakten. Wie die Gesellschaft das bewertet und welche Maßnahmen diesbezüglich ergriffen werden sollten, müssen die Mitglieder der Gesellschaft nun aushandeln.

Wenn Du mich persönlich fragst, sollten Kinder nicht nur eine KiGruSi erhalten, sondern eine Art Kinder-BGE in Höhe der zugehörigen Grundsicherung (inkl. KdU etc.). Für alle und völlig unabhängig vom Einkommen. Das wäre eine faire und gleichmäßige Förderung, die insbesondere am unteren Rand das Abgleiten in die Armut verhindert, und gleichzeitig leistungsgerechte Einkommenshöhen nicht übermäßig nivelliert.

Aber selbst dann entsteht daraus keine Verpflichtung, Kinder zu bekommen. Es ist nur ein Anreiz in Form einer Absicherung.

Wenn ich mich dann entscheide, Kinder zu bekommen, dann wäre ich aber auch ausreichend durch die Gesellschaft unterstützt und könnte diese Kinder nicht zur Verrechnung mit anderen Pflichten (wie der jetzt diskutierten allgemeinen Dienstpflicht) nutzen.

Anders: Ich kann gesetzlich ganz viel Zwang implementieren: Das beginnt bei den Steuern, geht über Tempolimits bis hin zu einer Wehr-/Dienstpflicht. Zwang funktioniert aber nicht bei Kindern.

Faunus

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #601 am: 10.11.2025 16:24 »
Ich bin seit den neuesten Nachrichten etwas im Zweifel über die Unterstützungsleistungen für Familien mit Kindern.

Auf der einen Seite heute Morgen frisch auf den Frühstückstisch:
jeder vierte Minderjährige ist auf staatliche Sozialleistungen angewiesen. Nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit lebten Mitte des Jahres mehr als 1,8 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren vom Bürgergeld. 854.000 von ihnen waren keine deutschen Staatsbürger.
Da vergeht mir das Frühstück und es stellt sich die Frage: wie ist das möglich?!

Denn auf der anderen Seite sind 3/4 der Kinder nicht darauf angewiesen und davon ist ein nicht gerader geringer Teil über die Annehmlichkeiten eines Robinson-Clubs im Bilde, macht jeden Winter die Skipisten mit Mama und Papa unsicher und erhält den Nachhilfeunterricht finanziert bis einschließlich Abi, um dann zu studieren. Der Weg dahin ist für den Unbegabtesten geebnet - sofern er nicht aus einer nichtdeutschen Bürgergeldfamilie stammte.

Irgendetwas packen wir hier völlig falsch an und ich denke, solange wir eine Ungleichbehandlung von Kindern bei der Bildung haben, ist es völlig irrelevant, wie irgendwelches Geld von wem auch immer umverteilt bzw. verbrannt wird.

Achtung, Sarkasmus:
In dem er kostenlose Bildung und sämtliche Sozialleistungen einstellt. Klappt in sehr armen Ländern gut, da sind die Geburtenraten hoch.

Da steckt mehr Wahrheit drin, als im 1. Augenblick ersichtlich.
Wir haben ein Gefälle schon in den Familien in unserem Land und ...
Achtung Sarkasmus:
...sorgen u.U. mit den Sozialleistungen für "einmal Bürgergeldempfänger, immer Bürgergeldempänger!"


BAT

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #602 am: 10.11.2025 17:11 »
Ausgestaltungen von Anliegen von Familien/ Kindern sind am ehesten durch das Wahlrecht für Alle durchzusetzen. Ein Vertrauen auf den Rest der (alternden) Wählerschaft ist die zweite Wahl.

beamtenjeff

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #603 am: 10.11.2025 19:45 »
Ausgestaltungen von Anliegen von Familien/ Kindern sind am ehesten durch das Wahlrecht für Alle durchzusetzen. Ein Vertrauen auf den Rest der (alternden) Wählerschaft ist die zweite Wahl.

Wie wahr. Ich finde, jede Kinderstimme sollte durch einen Elternteil auch bei Wahlen repräsentiert sein - immerhin hat die Wahl hier zeitlich gesehen den größten Einfluss und ein Mitspracherecht hier das größte Interesse. Dann würde das Kindergeld ganz schnell doppelt so hoch sein - daran hätte ich keinen Zweifel.

@Faunus

Auch dir kann ich nur zustimmen. Nachrichten dieser Art sind einfach ein schlechte Zeugnis - und leider die Realität, vor der viel zu viele die Augen verschließen.

beamtenjeff

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #604 am: 10.11.2025 19:51 »
Ganz einfach: Einwanderungs- und Familien- bzw. Reproduktionssubventionierungen sind steuergestützt. Diejenigen, die zur Finanzierung heran gezogen werden, erfahren dadurch zwangsläufig einen Einschnitt in ihrem Geldbeutel und damit ihrer individuellen Freiheit.
Somit wird jeder in seiner individuellen Freiheit beschnitten, der sich in einem Rechtsrahmen bewegt.
Fängt bei Tempolimit an und hört bei Geldentzug durch Steuern auf.
Also worum geht es dann, wenn über individuellen Freiheiten redet, die beschnitten werden?

Das ist korrekt. Ursprünglich ging es mir darum aufzuzeigen, dass auch eine Demokratie nicht frei von Zwängen und autokratischen Mitteln ist - das zeichnet sich durch Zwang und Macht aus, welche durch den Staat und indirekt durch die Wählermehrheit ausgeübt wird. Wir haben uns als Gesellschaft an diesen Umstand gewöhnt, so dass wir es per se als demokratisch empfinden unsere oder andere individuellen Freiheiten zu beschneiden. Rentenonkel hat zudem Beispiele genannt, wie das konkret in einer Demokratie aussehen kann. Umso paradoxer wirken die ausschweifenden Diskussion um eine Wehrpflicht oder einen Pflichtdienst - nicht das ich das schlecht heißen will, im Gegenteil. Aber, wenn das Volk immer so hinterfragend wäre, dann würde diese Diskussion nicht so scheinheilig wirken. Den gleichen Spirit wünsche ich mir beim Thema Netzneutralität und Überwachung (Stichwort Vorratsdatenspeicherung, Chatkontrolle und "Vershlüsselungs-Backdoor").

Merke: in einer Demokratie können durchaus autokratische Mittel zum Einsatz kommen, genau wie in Autokratien demokratische Mittel zu finden sind - beides schließt sich nicht zwangsläufig aus.

Du kannst das drehen wie du willst - es gibt in einer funktionierenden Demokratie NIE autokratische Mittel. Ein Pflichtdienst wie z.B. die Wehrpflicht ist sogar zutiefst demokratisch aufgebaut. Dass es eine Wehrpflicht auch zutiefst autokratisch sein kann zeigt Russland - da werden leute für einen völkerrechtswidrigen Krieg zwangsrekrutiert und das dann auch vornehmlich aus den Randrepubliken. Soldaten haben dort auch keine einklagbaren Rechte mehr (im Gegensatz zu uns).

Gleiches gilt für Überwachung - diese kann autokratisch organisiert sein - muss es aber nicht.

Ein Blick in die USA derzeit zeigt, wie ein Staat auf dem Weg in eine Autokratie ist - es gibt eine neue Artedoku über das Rechtssystem unter Trump, die ist sehr empfehlenswert.

Aber natürlich: wir sind immer die Guten, und machen im Rahmen der Demokratie einzig Gutes, die anderen, die sind böse und machen halt böse Dinge. Sofern du Staatsdiener bist, sind deine Integrität und dein Beistand sicherlich lobenswert - aber bitte mach dich ehrlich, wir sind hier unter uns. So einfach sieht die Welt nur auf den 1. Blick aus. Auch in der BRD und EU laufen viele Dinge innen- wie außenpolitisch falsch. Und bevor mir hier wieder jemand mit Putin kommt: nein, dafür stehe ich keinesfalls ein, aber es gibt nicht nur einen Krieg und Tyrann auf dieser Welt und überhaupt gibt es auch andere Themen außer Krieg. Wir sollten anfangen vor unserer eigenen Haustür zu kehren. Fangen wir doch am besten mit dem Reform-Stau an den wir haben oder beim Thema Kinderarmut. Und als Sahnehäubchen reden wir dann über individuelle Freiheit und Breifgeheimnis im Kontext eine EU-weiten Chatkontrolle - inklusive eines kleinen geschichtlichen Exkurses in die DDR und eines Basis-Vortrags zum Thema "Autokratische Staatsinstrumente". Lust Warnstreik?

Als Doku hatte ich kürzlich das Versagen unserer Justiz in Form von "jeder 2. Fall wird perspektivisch eingestellt". Davor habe ich einen Artikel zum Thema "Weisungsgebundenheit unserer Staatsanwälte" gelesen. Letzte Woche irgendwas mit "Rechtsradikalismus innerhalb der Polizeien". War auch alles sehr interessant!

Es gibt so viele Schieflagen, da ist wirklich für jeden was dabei.
« Last Edit: 10.11.2025 20:06 von beamtenjeff »

BAT

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #605 am: 11.11.2025 08:54 »

Wie wahr. Ich finde, jede Kinderstimme sollte durch einen Elternteil auch bei Wahlen repräsentiert sein -

Wir machen das schon ewig bei den Wahlen zum Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat. Aber dann natürlich mit einer halben Stimme pro Elternteil.

Organisator

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #606 am: 11.11.2025 09:21 »
Ich bin seit den neuesten Nachrichten etwas im Zweifel über die Unterstützungsleistungen für Familien mit Kindern.

Auf der einen Seite heute Morgen frisch auf den Frühstückstisch:
jeder vierte Minderjährige ist auf staatliche Sozialleistungen angewiesen. Nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit lebten Mitte des Jahres mehr als 1,8 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren vom Bürgergeld. 854.000 von ihnen waren keine deutschen Staatsbürger.
Da vergeht mir das Frühstück und es stellt sich die Frage: wie ist das möglich?!

Denn auf der anderen Seite sind 3/4 der Kinder nicht darauf angewiesen und davon ist ein nicht gerader geringer Teil über die Annehmlichkeiten eines Robinson-Clubs im Bilde, macht jeden Winter die Skipisten mit Mama und Papa unsicher und erhält den Nachhilfeunterricht finanziert bis einschließlich Abi, um dann zu studieren. Der Weg dahin ist für den Unbegabtesten geebnet - sofern er nicht aus einer nichtdeutschen Bürgergeldfamilie stammte.

Irgendetwas packen wir hier völlig falsch an und ich denke, solange wir eine Ungleichbehandlung von Kindern bei der Bildung haben, ist es völlig irrelevant, wie irgendwelches Geld von wem auch immer umverteilt bzw. verbrannt wird.

Achtung, Sarkasmus:
In dem er kostenlose Bildung und sämtliche Sozialleistungen einstellt. Klappt in sehr armen Ländern gut, da sind die Geburtenraten hoch.

Da steckt mehr Wahrheit drin, als im 1. Augenblick ersichtlich.
Wir haben ein Gefälle schon in den Familien in unserem Land und ...
Achtung Sarkasmus:
...sorgen u.U. mit den Sozialleistungen für "einmal Bürgergeldempfänger, immer Bürgergeldempänger!"

Es scheint ein sehr komplexes Problem zu sein und die einzige einfache Antwort die es da gibt, ist, dass man das Problem nicht lösen kann, indem man es mit Geld zuwirft:

Wir haben vergleichsweise ein teures Bildungssystem und sehr viele Sozialleistungen, insbesondere für Kinder. Trotzdem gibts vergleichsweise wenig Kinder, die vergleichsweise schlecht gebildet sind und deren gesellschaftliche Position wesentlich vom Eltenhaus abhängt.

MoinMoin

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #607 am: 11.11.2025 09:40 »
Ganz einfach: Einwanderungs- und Familien- bzw. Reproduktionssubventionierungen sind steuergestützt. Diejenigen, die zur Finanzierung heran gezogen werden, erfahren dadurch zwangsläufig einen Einschnitt in ihrem Geldbeutel und damit ihrer individuellen Freiheit.
Somit wird jeder in seiner individuellen Freiheit beschnitten, der sich in einem Rechtsrahmen bewegt.
Fängt bei Tempolimit an und hört bei Geldentzug durch Steuern auf.
Also worum geht es dann, wenn über individuellen Freiheiten redet, die beschnitten werden?


Das ist korrekt. Ursprünglich ging es mir darum aufzuzeigen, dass auch eine Demokratie nicht frei von Zwängen und autokratischen Mitteln ist - das zeichnet sich durch Zwang und Macht aus, welche durch den Staat und indirekt durch die Wählermehrheit ausgeübt wird. Wir haben uns als Gesellschaft an diesen Umstand gewöhnt, so dass wir es per se als demokratisch empfinden unsere oder andere individuellen Freiheiten zu beschneiden. Rentenonkel hat zudem Beispiele genannt, wie das konkret in einer Demokratie aussehen kann. Umso paradoxer wirken die ausschweifenden Diskussion um eine Wehrpflicht oder einen Pflichtdienst - nicht das ich das schlecht heißen will, im Gegenteil. Aber, wenn das Volk immer so hinterfragend wäre, dann würde diese Diskussion nicht so scheinheilig wirken. Den gleichen Spirit wünsche ich mir beim Thema Netzneutralität und Überwachung (Stichwort Vorratsdatenspeicherung, Chatkontrolle und "Vershlüsselungs-Backdoor").

Merke: in einer Demokratie können durchaus autokratische Mittel zum Einsatz kommen, genau wie in Autokratien demokratische Mittel zu finden sind - beides schließt sich nicht zwangsläufig aus.
Nein!
eine Demokratien bedient sich demokratischer Mittel und keine autokratische.
 
Da besteht für mich schein ein grosser Unterschied.
Da in einer Autokratie der Rechtsstaat nicht mehr existiert.
Das heißt in der Autokratie kann ich mich gegen die Entscheidung welche einschnitte der (Einzel)Herrscher mir aufdrückt nicht wehren.
In der Demokratie habe ich als Teil der Herrschende Klasse diese Entscheidung mitbestimmt.
Und muss nur akzeptieren was die Mehrheit will und das auch nur insofern es GG konform ist.

Was du evtl sagen willst, ist das es der gleich Zwang sein kann der auf mich wirkt.
Also das gleiche Tempolimit
die gleiche Wehrpflicht.
aber deswegen sind es keine autokratische Mittel.

Warnstreik

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #608 am: 11.11.2025 10:39 »
Ganz einfach: Einwanderungs- und Familien- bzw. Reproduktionssubventionierungen sind steuergestützt. Diejenigen, die zur Finanzierung heran gezogen werden, erfahren dadurch zwangsläufig einen Einschnitt in ihrem Geldbeutel und damit ihrer individuellen Freiheit.
Somit wird jeder in seiner individuellen Freiheit beschnitten, der sich in einem Rechtsrahmen bewegt.
Fängt bei Tempolimit an und hört bei Geldentzug durch Steuern auf.
Also worum geht es dann, wenn über individuellen Freiheiten redet, die beschnitten werden?

Das ist korrekt. Ursprünglich ging es mir darum aufzuzeigen, dass auch eine Demokratie nicht frei von Zwängen und autokratischen Mitteln ist - das zeichnet sich durch Zwang und Macht aus, welche durch den Staat und indirekt durch die Wählermehrheit ausgeübt wird. Wir haben uns als Gesellschaft an diesen Umstand gewöhnt, so dass wir es per se als demokratisch empfinden unsere oder andere individuellen Freiheiten zu beschneiden. Rentenonkel hat zudem Beispiele genannt, wie das konkret in einer Demokratie aussehen kann. Umso paradoxer wirken die ausschweifenden Diskussion um eine Wehrpflicht oder einen Pflichtdienst - nicht das ich das schlecht heißen will, im Gegenteil. Aber, wenn das Volk immer so hinterfragend wäre, dann würde diese Diskussion nicht so scheinheilig wirken. Den gleichen Spirit wünsche ich mir beim Thema Netzneutralität und Überwachung (Stichwort Vorratsdatenspeicherung, Chatkontrolle und "Vershlüsselungs-Backdoor").

Merke: in einer Demokratie können durchaus autokratische Mittel zum Einsatz kommen, genau wie in Autokratien demokratische Mittel zu finden sind - beides schließt sich nicht zwangsläufig aus.

Du kannst das drehen wie du willst - es gibt in einer funktionierenden Demokratie NIE autokratische Mittel. Ein Pflichtdienst wie z.B. die Wehrpflicht ist sogar zutiefst demokratisch aufgebaut. Dass es eine Wehrpflicht auch zutiefst autokratisch sein kann zeigt Russland - da werden leute für einen völkerrechtswidrigen Krieg zwangsrekrutiert und das dann auch vornehmlich aus den Randrepubliken. Soldaten haben dort auch keine einklagbaren Rechte mehr (im Gegensatz zu uns).

Gleiches gilt für Überwachung - diese kann autokratisch organisiert sein - muss es aber nicht.

Ein Blick in die USA derzeit zeigt, wie ein Staat auf dem Weg in eine Autokratie ist - es gibt eine neue Artedoku über das Rechtssystem unter Trump, die ist sehr empfehlenswert.

Aber natürlich: wir sind immer die Guten, und machen im Rahmen der Demokratie einzig Gutes, die anderen, die sind böse und machen halt böse Dinge. Sofern du Staatsdiener bist, sind deine Integrität und dein Beistand sicherlich lobenswert - aber bitte mach dich ehrlich, wir sind hier unter uns. So einfach sieht die Welt nur auf den 1. Blick aus. Auch in der BRD und EU laufen viele Dinge innen- wie außenpolitisch falsch. Und bevor mir hier wieder jemand mit Putin kommt: nein, dafür stehe ich keinesfalls ein, aber es gibt nicht nur einen Krieg und Tyrann auf dieser Welt und überhaupt gibt es auch andere Themen außer Krieg. Wir sollten anfangen vor unserer eigenen Haustür zu kehren. Fangen wir doch am besten mit dem Reform-Stau an den wir haben oder beim Thema Kinderarmut. Und als Sahnehäubchen reden wir dann über individuelle Freiheit und Breifgeheimnis im Kontext eine EU-weiten Chatkontrolle - inklusive eines kleinen geschichtlichen Exkurses in die DDR und eines Basis-Vortrags zum Thema "Autokratische Staatsinstrumente". Lust Warnstreik?

Als Doku hatte ich kürzlich das Versagen unserer Justiz in Form von "jeder 2. Fall wird perspektivisch eingestellt". Davor habe ich einen Artikel zum Thema "Weisungsgebundenheit unserer Staatsanwälte" gelesen. Letzte Woche irgendwas mit "Rechtsradikalismus innerhalb der Polizeien". War auch alles sehr interessant!

Es gibt so viele Schieflagen, da ist wirklich für jeden was dabei.

Erstes Missverständnis: Ich bin kein Staatsdiener.
Zweites Missverständnis: Ich bin bei allen Punkten total bei dir. Ich wollte nur die Begrifflichkeit klären, und da ist ein Wehrdienst nicht perse ein "Autokratisches Mittel" - genauso wie eine Datenspeicherung oder eine Quellen-TKÜ. Das können bzw. sind freiheitseinschränkende Regelungen - das hat aber nichts mit autokratisch zu tun solange sie im Rahmen der Verfassungsgemäßen Ordnung liegen und von den demokratisch legitimierten Gremien diskutiert und beschlossen und danach von der Gerichtsbarkeit kontrolliert werden. Nicht mehr und auch nicht weniger wollte ich sagen.

Alle deine Themen diskutiere ich total gerne und bin da deutlich kritischer als du vielleicht annehmen würdest. Gehört aber nicht hierher :-)

beamtenjeff

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #609 am: 11.11.2025 10:51 »

Wie wahr. Ich finde, jede Kinderstimme sollte durch einen Elternteil auch bei Wahlen repräsentiert sein -

Wir machen das schon ewig bei den Wahlen zum Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat. Aber dann natürlich mit einer halben Stimme pro Elternteil.

Das ist echt cool! Ein Lichtblick heute...

Aber wie Warnstreik schon meinte, wir schweifen zu sehr ab und die Moderation war schon gnädig mit uns. Zurück zum Thema also.

Warnstreik

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #610 am: 11.11.2025 11:07 »
Es scheint ein sehr komplexes Problem zu sein und die einzige einfache Antwort die es da gibt, ist, dass man das Problem nicht lösen kann, indem man es mit Geld zuwirft:

Wir haben vergleichsweise ein teures Bildungssystem und sehr viele Sozialleistungen, insbesondere für Kinder. Trotzdem gibts vergleichsweise wenig Kinder, die vergleichsweise schlecht gebildet sind und deren gesellschaftliche Position wesentlich vom Eltenhaus abhängt.

Mit Geld zuwerfen klappt defintiv nicht - aber viel Geld sinnvoll investieren klappt dann schon. Nehmen wir als Beispiel Hamburg. In meiner Schulzeit (nicht Hamburg) hieß es immer, wer hier seinen Realschulabschluss nicht schafft, der zieht nach HH und macht dort sein Abi.
Die Zeiten haben sich massiv geändert weil der Senat in den letzten Jahren mal wirklich an die Probleme gegangen ist. Zum einen (das ist aber schon länger so) gibt es hier für jedes Kind einen Krippen- und Kitaplatz. Als das Recht auf den Kitaplatz gesetzlich beschlossen wurde, hat man die letzten Lücken geschlossen und auch viele kleine, dezentrale Kitas (die alle mindestens bis 16 Uhr, meist aber von 6-18Uhr, Betreuung anbieten) eröffnet.
Dazu hat man gesehen, dass viele Schüler auf einem recht ungleichen Level eingeschult werden. Hier hat man das 4 1/2-jähren-Gespräch eingeführt. Jedes Kind muss im Alter von 4 Jahren in seiner Bezugsgrundschule vorstellig werden und wird von den Lehrern dort unter die Lupe genommen: sprachlich, logisch, sozial aber auch motorisch. Alle Kinder, die absehbar Probleme in der Schule bekommen könnten, werden zu einem Vorschuljahr in der Schule verpflichtet. (alle anderen können das auch machen, können aber auch in Kita oder zuhause bleiben)
Dann sind so ziemlich alle Grundschulen in Hamburg Ganztagsschulen. 90% der Kinder nutzt das Ganztagsangebot, welches vielfältige Förder- und Neigungsangebote umfasst. Hier werden in vielen Grundschulen auch die  Hausaufgaben erledigt (unter Betreuung von Pädagogen).
Last but not least gibt es neben dem Gymnasium nur eine Schulform (die Stadtteilschule) - an dieser können alle Schulabschlüsse gemacht werden. Somit ist eine große Durchlässigkeit gegeben.

Den Erfolg sieht man recht detailliert im Bildungsmonitor: 2011 war man noch auf Platz 14 (vorher pendelte man so im zweistelligen Bereich) und hat sich sukzessive und konstant bis auf Platz 3 hinter Sachsen und Bayern hochgearbeitet. Und das als Stadtstaat mit den Bekannten Herausvorderungen. Im Dynamikranking ist man ganz oben - es verbessert sich also permanent etwas.

Das soll jetzt keine Lobhudelei aufs eigene Bundesland sein (wir sind ja in HH und nicht in Bayern) - es kann aber einen Weg zeigen, wie man bestehende Probleme sehr effizient angehen kann, vor allem für Bundesländern mit Ballungszentren wie NRW, Bremen, Berlin - aber auch andere. Der Vorteil am Föderalismus ist ja, dass man mehrere Versuchsballons hat und dann ruhig das nutzen kann, was sich bewährt hat.

Was leider nicht funktioniert: Man hat wenig Einfluß auf das was zuhause geschieht. Kinder aus Haushalten, in denen schlicht nicht gelesen oder gar gesprochen wird, werden potentiell einen Nachteil haben. Hamburg hat eine tolle Bibliotekskultur - aber mehr als das günstig oder gar kostenfrei zur Verfügung stellen (und regelmäßig mit den Kids in der Schule da hingehen) kann man dann nicht.

NelsonMuntz

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #611 am: 11.11.2025 12:52 »
Es scheint ein sehr komplexes Problem zu sein und die einzige einfache Antwort die es da gibt, ist, dass man das Problem nicht lösen kann, indem man es mit Geld zuwirft:

Wir haben vergleichsweise ein teures Bildungssystem und sehr viele Sozialleistungen, insbesondere für Kinder. Trotzdem gibts vergleichsweise wenig Kinder, die vergleichsweise schlecht gebildet sind und deren gesellschaftliche Position wesentlich vom Eltenhaus abhängt.

Du vermischt hier zwei Themen (in meinen Augen unzulässigerweise) miteinander, denn das "Bewerfen mit Geld" hat primär gar nichts mit den Bildungschancen der Kinder zu tun, sondern es resultiert aus verschiedenen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Genannt sei hier primär Hartz4, Bürgergeld bzw. demnächst Grundsicherung, die zunächst erstmal für eine klare Manifestation des Existenzminimums gesorgt haben. Kommen Kinder in eine solche Bedarfsgemeinschaft dazu, dann wird der zugehörige Zahlbetrag für diese Bürgergeldfamilie um das vollständige Existenzminimum des Kindes erhöht Weitere Leistungen nach BuT kommen noch dazu.

Diese Form der Bezuschussung erhalten Menschen in Arbeit nicht, so dass die Differenz zwischen Bürgergeld und Einkommen aus Arbeit mit Anzahl der Kinder stetig sinkt. Dazu erleben wir in den letzten Jahren, dass sich das Existenzminimum stärker erhöht, als z.B. das Medianeinkommen. Man kann zwar zu recht anführen, dass Menschen in Arbeit immer mehr Geld haben, als diejenigen im Bürgergeld, aber gerade bei Familien wird auch das häufig nur über andere Sozialleistungen wie Kinderzuschlag und Wohngeld erreicht. Gerade im unteren Bereich nivellieren sich verfügbare Nettoeinkommen für Familien in eher ungüstiger Weise. Hier empfinde ich diese Entwicklung besonders kritisch, weil der Gedanke, dass Leistung sich auch lohnt, durch das Abschmelzen von Sozialleistungen ins Absurde führt. Das Streichen dieser Sozialleistungen führte dann wieder in das Aufstocken, weil eben das Existenzminimum das Existenzminimum ist und nicht unterschritten werden kann.

Machen wir es konkret: Lisa und Otto arbeiten beide Vollzeit in der E8 und überlegen, ein Kind zu bekommen. Sie erhalten dafür 255€ Kindergeld, haben im Monat aber 600€ Kosten für das Kind (hier anteilig auch die größere Wohnung). Das ist schon mal ein Minus. Dazu wird Otto oder Lisa auch einige Jahre nur halbtags arbeiten. Ein weiteres, großes Minus. Wären Otto und Lisa hingegen im Bürgergeld, würden die Mehrkosten für das Kind im Rahmen der Grundsicherung vollständig vom Steuerzahler getragen. Hmmm, was soll man Lisa und Otto jetzt für einen Tipp geben?

Eine Gesellschaft kann nun vor dem Hintergrund, dass wir immer weniger Kinder bekommen (was ja mittelbar auf des Thema Rente in diesem Faden wirkt), überlegen, wie sie mit der Situation umgehen möchte. Ein Ansatz wäre es, die finanziellen Einbußen geringer ausfallen zu lassen, damit mehr Menschen sich für Kinder entscheiden. Ein anderer wäre es, vermehrt auf Integration von Geflüchteten zu setzen. Ein weiterer könnte lauten: Dann sollen die RV-Beiträge eben auf 35% steigen oder die Renten kräftig sinken. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass man diese "interdisziplinär verschränkten" Themen auch mal gesamtheitlich beleuchtet, sondern es werden nur "Grabenkämpfe" um Partikularinteressen ausgefochten.

Mit der Qualität von Bildung und der Chancengleichheit von Kindern aus einkommensschwachen und/oder bildungsfernen Haushalten hat das aber alles gar nichts zu tun. Und der Schönheitschirurg mit der Privatklinik und seinen 4 Kindern lächelt so oder so oder so nur milde vor sich hin ;)

Rentenonkel

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Antw:Sicherheit Beamtenpensionen - Kollaps Renten
« Antwort #612 am: 11.11.2025 13:12 »
Ein Problem könnte auch sein, dass der Gesetzgeber für das steuerliche Existenzminimum und die Grundsicherung deutlich andere Berechnungsmethoden wählt und diese beiden Berechnungsmethoden sich in den letzten Jahren unterschiedlich entwickelt haben.

Dadurch, dass es unterschiedliche Berechnungsmethoden gibt, kommt man mittlerweile zu dem Ergebnis, dass selbst Familien mit zwei Kindern, die in einem Ort der Mietenstufe I leben, Einkommenssteuer bezahlen müssen und dann weniger haben als Grundsicherung. Selbst diese Familien müssen sich mittlerweile durch bedarfsorientierte Leistungen einen Teil davon wiederholen, um eben mindestens das Existenzminimum zu haben.

Und auch der Schönheitschirurg bekommt nur die 255 EUR Kindergeld und muss den Rest zur Finanzierung seiner Kinder aus seinem übrigen Einkommen finanzieren und hat so weniger Geld für seinen Lebensstil zu Verfügung. Daher fährt er keinen Porsche sondern nur einen Dacia, statt 3 Wochen Urlaub in Monte Carlo sind es nur zwei Wochen Urlaub an der Ostsee und statt der Goldkette zu Weihnachten bekommt die Ehefrau nur einen silbernen Ring.

Das mag aus unserer Perspektive nicht einschneidend sein, ist es aber dennoch. Denn wenn der Schönheitschirurg sieht, welchen Lebensstil sich seine Studienkollegen ohne Kinder leisten können, wird auch er sich überlegen, ob er Kinder in die Welt setzt oder eben nicht.

Und die 600 EUR, die du angeführt hast, sind ja nur für ein Leben am Existenzminimum. Wenn Lisa und Otto nicht nur bei der Tafel einkaufen möchten, sondern sich auch mal eine Pizza gönnen wollen, ist es sogar noch mehr. Und wenn es zwei oder drei Kinder sind, ist schon mal schnell eines der beiden Gehälter für die Kinder weg. Wenn das zweite Gehalt dann für die Wohnung drauf geht, bleibt am Ende des Geldes noch sehr viel Monat über.

Faunus

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« Antwort #613 am: 11.11.2025 14:05 »

Und auch der Schönheitschirurg bekommt nur die 255 EUR Kindergeld und muss den Rest zur Finanzierung seiner Kinder aus seinem übrigen Einkommen finanzieren und hat so weniger Geld für seinen Lebensstil zu Verfügung. Daher fährt er keinen Porsche sondern nur einen Dacia, statt 3 Wochen Urlaub in Monte Carlo sind es nur zwei Wochen Urlaub an der Ostsee und statt der Goldkette zu Weihnachten bekommt die Ehefrau nur einen silbernen Ring.

Das mag aus unserer Perspektive nicht einschneidend sein, ist es aber dennoch. Denn wenn der Schönheitschirurg sieht, welchen Lebensstil sich seine Studienkollegen ohne Kinder leisten können, wird auch er sich überlegen, ob er Kinder in die Welt setzt oder eben nicht.

Und die 600 EUR, die du angeführt hast, sind ja nur für ein Leben am Existenzminimum. Wenn Lisa und Otto nicht nur bei der Tafel einkaufen möchten, sondern sich auch mal eine Pizza gönnen wollen, ist es sogar noch mehr. Und wenn es zwei oder drei Kinder sind, ist schon mal schnell eines der beiden Gehälter für die Kinder weg. Wenn das zweite Gehalt dann für die Wohnung drauf geht, bleibt am Ende des Geldes noch sehr viel Monat über.

Ist das Dein voller Ernst oder "verzweifelte Ironie" (da wären der Grund interessant)?

« Last Edit: 11.11.2025 14:12 von Faunus »

Bastel

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« Antwort #614 am: 11.11.2025 14:07 »
Ein Problem könnte auch sein, dass der Gesetzgeber für das steuerliche Existenzminimum und die Grundsicherung deutlich andere Berechnungsmethoden wählt und diese beiden Berechnungsmethoden sich in den letzten Jahren unterschiedlich entwickelt haben.

Dadurch, dass es unterschiedliche Berechnungsmethoden gibt, kommt man mittlerweile zu dem Ergebnis, dass selbst Familien mit zwei Kindern, die in einem Ort der Mietenstufe I leben, Einkommenssteuer bezahlen müssen und dann weniger haben als Grundsicherung. Selbst diese Familien müssen sich mittlerweile durch bedarfsorientierte Leistungen einen Teil davon wiederholen, um eben mindestens das Existenzminimum zu haben.


Was für eine Frechheit.