Es scheint ein sehr komplexes Problem zu sein und die einzige einfache Antwort die es da gibt, ist, dass man das Problem nicht lösen kann, indem man es mit Geld zuwirft:
Wir haben vergleichsweise ein teures Bildungssystem und sehr viele Sozialleistungen, insbesondere für Kinder. Trotzdem gibts vergleichsweise wenig Kinder, die vergleichsweise schlecht gebildet sind und deren gesellschaftliche Position wesentlich vom Eltenhaus abhängt.
Mit Geld zuwerfen klappt defintiv nicht - aber viel Geld sinnvoll investieren klappt dann schon. Nehmen wir als Beispiel Hamburg. In meiner Schulzeit (nicht Hamburg) hieß es immer, wer hier seinen Realschulabschluss nicht schafft, der zieht nach HH und macht dort sein Abi.
Die Zeiten haben sich massiv geändert weil der Senat in den letzten Jahren mal wirklich an die Probleme gegangen ist. Zum einen (das ist aber schon länger so) gibt es hier für jedes Kind einen Krippen- und Kitaplatz. Als das Recht auf den Kitaplatz gesetzlich beschlossen wurde, hat man die letzten Lücken geschlossen und auch viele kleine, dezentrale Kitas (die alle mindestens bis 16 Uhr, meist aber von 6-18Uhr, Betreuung anbieten) eröffnet.
Dazu hat man gesehen, dass viele Schüler auf einem recht ungleichen Level eingeschult werden. Hier hat man das 4 1/2-jähren-Gespräch eingeführt. Jedes Kind muss im Alter von 4 Jahren in seiner Bezugsgrundschule vorstellig werden und wird von den Lehrern dort unter die Lupe genommen: sprachlich, logisch, sozial aber auch motorisch. Alle Kinder, die absehbar Probleme in der Schule bekommen könnten, werden zu einem Vorschuljahr in der Schule verpflichtet. (alle anderen können das auch machen, können aber auch in Kita oder zuhause bleiben)
Dann sind so ziemlich alle Grundschulen in Hamburg Ganztagsschulen. 90% der Kinder nutzt das Ganztagsangebot, welches vielfältige Förder- und Neigungsangebote umfasst. Hier werden in vielen Grundschulen auch die Hausaufgaben erledigt (unter Betreuung von Pädagogen).
Last but not least gibt es neben dem Gymnasium nur eine Schulform (die Stadtteilschule) - an dieser können alle Schulabschlüsse gemacht werden. Somit ist eine große Durchlässigkeit gegeben.
Den Erfolg sieht man recht detailliert im Bildungsmonitor: 2011 war man noch auf Platz 14 (vorher pendelte man so im zweistelligen Bereich) und hat sich sukzessive und konstant bis auf Platz 3 hinter Sachsen und Bayern hochgearbeitet. Und das als Stadtstaat mit den Bekannten Herausvorderungen. Im Dynamikranking ist man ganz oben - es verbessert sich also permanent etwas.
Das soll jetzt keine Lobhudelei aufs eigene Bundesland sein (wir sind ja in HH und nicht in Bayern) - es kann aber einen Weg zeigen, wie man bestehende Probleme sehr effizient angehen kann, vor allem für Bundesländern mit Ballungszentren wie NRW, Bremen, Berlin - aber auch andere. Der Vorteil am Föderalismus ist ja, dass man mehrere Versuchsballons hat und dann ruhig das nutzen kann, was sich bewährt hat.
Was leider nicht funktioniert: Man hat wenig Einfluß auf das was zuhause geschieht. Kinder aus Haushalten, in denen schlicht nicht gelesen oder gar gesprochen wird, werden potentiell einen Nachteil haben. Hamburg hat eine tolle Bibliotekskultur - aber mehr als das günstig oder gar kostenfrei zur Verfügung stellen (und regelmäßig mit den Kids in der Schule da hingehen) kann man dann nicht.