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Beschäftigte nach TVöD / TV-L / TV-H => TV-L => Thema gestartet von: MangoElisa am 06.05.2021 15:10
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Liebe Forumsmitglieder,
ich bin branchenfremd nach einer kaufmännischen Ausbildung und 18 Jahren Berufserfahrung bei einer Universität als Aushilfskraft in E3 gelandet. Aufgrund meiner EDV-Affinität wurde ich in einer recht anspruchsvollen Tätigkeit mit EDV Bezug eingesetzt und war bereits 1 Jahr später in E9. Durch einen Wechsel der Hochschule von BW nach Bayern bin ich nach 5 Jahren in E8 gelandet, mit Höherstufung kam ich unterm Strich auf den gleichen Netto-Betrag, daher war das in Ordnung für mich. Nachdem ich meine Erfahrungen die ich beim vorherigen Arbeitgeber gesammelt hatte in der neuen Stelle sehr gut einbringen konnte und der eigentlich dafür zuständige Mitarbeiter (dem ich schon viele Aufgaben abgenommen hatte) in den Ruhestand ging, habe ich mal gewagt nach einer Höhergruppierung zu fragen. Das wurde abgelehnt, auch weil eine andere Kollegin (IT-Studium im Ausland) die Aufgaben übernehmen sollte. Nun habe ich schon über ein Jahr versucht diese Kollegin (die natürlich mehr verdient als ich) in dem Bereich einzulernen. Meine Kollegen, meine Chefin und ich sind übereingekommen, dass diese Kollegin diese Tätigkeiten nie ausführen werden kann. Es ist eben nicht nur eine reine IT-Tätigkeit, sondern man muss auch viele andere Gegebenheiten erstmal kapieren und in Zusammenhang bringen.
Nun zu meiner Frage, auch aufgrund der neuen Bestimmungen im IT-Bereich: Ist es möglich auch ohne Studium bei entsprechender Erfahrung (10 Jahre) in dem Bereich in z.B. E10 eingestuft zu werden und was sind die Voraussetzungen dafür? Unser Personal kommt immer mit der Begründung, dass mir die entsprechende Ausbildung fehlen würde.
Vielen Dank für eure Hilfe
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Ja. Eine entsprechende auszuübende Tätigkeit.
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Ist es möglich auch ohne Studium bei entsprechender Erfahrung (10 Jahre) in dem Bereich in z.B. E10 eingestuft zu werden und was sind die Voraussetzungen dafür? Unser Personal kommt immer mit der Begründung, dass mir die entsprechende Ausbildung fehlen würde.
Tariflich ist es wie von Spid beschrieben möglich. Ob dein Arbeitgeber auch von der Möglichkeit Gebrauch machen will steht ihm frei. Er kann genausogut ein Studium voraussetzen und damit dir die Möglichkeit der Übernahme höherwertiger Tätigkeiten verwehren.
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Aber eben nur und ausschließlich für die Übertragung einer auszuübenden Tätigkeit. Ist die Tätigkeit einmal wirksam übertragen, sind Befindlichkeiten des AG bedeutungslos.
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Es ist eben so, dass mein AG eine neue Stelle besetzen muss, die in 10 eingestuft werden müsste. Es handelt sich genau um die Tätigkeiten die ich bereits nebenbei mache und auch alle ausüben kann. Jetzt soll ich ohne Ausschreibung von 8 in 9a gestuft werden und diese Stelle übernehmen. Das macht bei mir bei 75% in Steuerklasse V netto 30 Euro aus. Dann lasse ich doch lieber ausschreiben und wenn niemand mit einer besseren Qualifikation gefunden wird muss ich in 10 übernommen werden, oder sehe ich das falsch? Ich muss dazu sagen, es dauert Minimum 2 Jahre um in dem Bereich nur annähernd eingelernt zu werden. Es haben sich auch schon zwei "Studierte" daran versucht und sind gescheitert. Kann ich außerdem ablehnen eine neue Kraft in dem Bereich einzuweisen, weil es defacto gar nicht in meinen Zuständigkeitsbereich gehört? Es handelt sich tatsächlich um Vorgänge die außer mir gar niemand kennt.
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Sind es denn Aufgaben die dann insgesamt nach E10 zu bewerten sind? Dann lass sie dir übertragen und gehe danach die korrekte Eingruppierung an.
Ich sehe nicht das die Anweisung zur Einarbeitung nicht vom Direktionsrecht gedeckt wäre. Eine Weigerung könnte letztlich zur Kündigung führen.
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Dann lasse ich doch lieber ausschreiben und wenn niemand mit einer besseren Qualifikation gefunden wird muss ich in 10 übernommen werden, oder sehe ich das falsch?
ja, das siehst du falsch. Die Eingruppierung richtet sich nach den übertragenen Tätigkeiten. Wenn dir keine entsprechenden Tätigkeiten übertragen werden, dann wirst du auch nicht anders eingruppiert.
Kann ich außerdem ablehnen eine neue Kraft in dem Bereich einzuweisen, weil es defacto gar nicht in meinen Zuständigkeitsbereich gehört? Es handelt sich tatsächlich um Vorgänge die außer mir gar niemand kennt.
Selbstverständlich kannst du das ablehnen. Es kann nur sein, dass dann dein Arbeitgeber ablehnt, dich weiter zu beschäftigen.
Konkret kann dein Arbeitgeber deine Tätigkeiten und somit auch deinen Zuständigkeitsbereich anpassen, soweit dies nicht eingruppierungsrelevant ist.
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Die Aufgaben sind mir eben nicht offiziell übertragen. Eigentlich fallen sie in den Zuständigkeitsbereich einer studierten Kollegin. Die bekommt es aber nicht hin. Als ich vor ca. einem Jahr um eine Höhergruppierung gebeten habe eben weil ich diese Tägigkeiten ausführe und auch die Kollegin einlerne wurde mir vom Personaler gesagt, dass das nicht zu meinen Aufgaben gehört. Ich mache es trotzdem weiter, meinen Kollegen zuliebe und weil durch die Fehler die die Kollegin im backoffice macht bei uns nichts läuft. Wenn der Personaler also schon gesagt hat, dass das nicht zu meinen Aufgaben gehört kann ich das doch einstellen ohne das es Konsequenzen für mich hat, oder? Dann muss der Laden halt zusammenbrechen.
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Du bist - trotz deutlichen Hinweises - also von Deiner auszuübenden Tätigkeit abgewichen? Das ist ein mindestens abmahnwürdiger Tatbestand.
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Ohne die konkreten Umstände zu kennen kann man es nie einschätzen.
Du könntest deinem Vorgesetzten mitteilen, dass du laut Auskunft des Personalers diese Aufgaben nicht machen sollst und du dieser Aufforderung nun nachkommst. Daneben solltest du auch beschreiben welche Auswirkungen dies aus deiner Sicht haben dürfte.
Wenn kein Widerspruch kommt und du die Kenntnisnahme des Vorgesetzten belegen kannst dürfte kein arbeitsrechtliches Risiko für dich bestehen. (Außer die unwahrscheinliche Konsequenzen, weil du ein Jahr lang diese Ansage ignoriert hast.)
Nach ein Hinwies. Von außen drängt sich der Eindruck auf, dass du bei der Einarbeitung nicht wirklich das Zeil hast, dass andere die Aufgabe übernehmen können. Daraus würde ich eine klare Konsequenz ziehen. Wenn sich jemand versucht unersetzlich zu machen ersetze ihn so schnell wie möglich. Aus organisatorischer Sicht ist Unersetzlichkeit extrem kritisch. (Was wäre z.B. wenn du morgen krank bist oder länger Urlaub hast.) Man sollte also aufpassen wie man seine Unersetzlichkeit gegenüber Vorgesetzten darstellt.
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Vielleicht muss ich ein paar Dinge noch klarer stellen:
Es ist absolut nicht mein Plan mich unersetzlich zu machen. Es sind Aufgaben die in unserem Team keiner machen will, bzw. auch gar nicht kann. Ich habe im letzten Jahr sehr viel Zeit investiert die Kollegin einzulernen. Ebenso der Kollege in der EDV, der eben dringend Unterstützung benötigt. Wir kapitulieren beide. Der Kollege schätzt meine Unterstützung sehr und möchte mich schon lange in seinem Team wissen. Wir zwei haben schon Stunden damit verbracht die Fehler der Kollegin wieder auszubügeln. Auch meine Vorgesetzte steht voll hinter mir. Das Problem ist einzig und alleine ein Personaler für den ein Mitarbeiter ohne Studium nicht viel zählt.
Ich mache die Arbeit auch wirklich gerne. Nur muss ich es deshalb akzeptieren, dass ich dafür nicht gebührend bezahlt werde?
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Die Abweichung von der auszuübenden Tätigkeit wird nicht dadurch geheilt, daß man sich mit anderen zu dieser Unbotmäßigkeit verabredet.
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Nur muss ich es deshalb akzeptieren, dass ich dafür nicht gebührend bezahlt werde?
Nein, musst du nicht. Wie du geschildert hast, wurden dir die Aufgaben gar nicht übertragen. Von daher darfst du sie gar nicht ausführen.
Konkret: gehe mit den Infos zu deinen übertragenen Aufgaben zu deiner Führungskraft und zeige ihr, was du machen darfst und ab sofort tun wirst. Wenn es deiner Führungskraft nicht ausreicht, müsste sie sich um die Übertragung weiterer Aufgaben kümmern.
Wenn du entgegen der dir offiziell übertragenen Aufgaben andere Aufgaben wahrnimmst ists (bestenfalls) dein Privatvergnügen.
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Nur muss ich es deshalb akzeptieren, dass ich dafür nicht gebührend bezahlt werde?
Du musst akzeptieren, dass der AG dir diese Tätigkeiten nicht übertragen hat.
Und deine Führungskraft muss akzeptieren, dass der Laden zusammenbricht, weil er versagt hat, da er nicht dafür gesorgt hat, das die Tätigkeiten jemanden übertragen werden, der sie auch ausüben kann.
Und dein Personaler muss akzeptieren, dass er nicht lesen kann oder nicht auf der Höhe der Zeit ist, denn in der neuen Entgeltordnung gibt es für IT Kräfte bis EG13 keine Ausbildungsvoraussetzung.
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Viele Personaler stecken noch in alten Strukturen fest und sind stellnweise der festen Überzeugung, dass man gewisse EGs ohne Studium nicht haben "darf".
Selbst Leute im PR, die eigentlich auf einem aktuellen Stand sein sollten, glauben, dass alles ab EG10 ohne Studium nahezu undenkbar ist.
Das ist zumindest meine Erfahrung nach gerade mal 1 1/2 Jahren ÖD.
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Vielen Dank für die vielen hilfreichen Hinweise, ich war noch zu wenig in der Gehaltstruktur des ÖD drin.
Bei meinen weiteren Recherchen sind mir nochmal weitere Erkenntinisse gekommen.
Wenn ich das alles richtig verstanden habe würde eine Hochgruppierung von bisher E8 Stufe 4(seit 1.7.2019) in E9a eine Runterstufung in Stufe 3 mit sich bringen. Sollte ich eine Eingruppierung in E10 erreichen sogar in Stufe 2!?
Außerdem habe ich gelesen, dass mit dem neuen Tarifvertrag im Herbst 2021 eine Abschaffung eben dieser Runterstufung erreicht werden soll.
Daher habe ich jetzt einen Plan entwickelt und ich möchte euch bitten mir zu sagen ob ich da richtig liege oder meine Rechnung nicht ganz aufgeht.
Ich kann mir ja jetzt die Aufgaben in E8 Stufe 4 übertragen lassen. Nach dem Abschluss des neuen Tarifvertrages lass ich meine übertragenen Tätigkeiten neu beschreiben. Da in absehbarer Zeit sogar zwei neue IT-Projekte geplant sind (Einführung DMS und neues System für Prüfungsverwaltung) und ich in diesen involviert sein werde, werden sich die Aufgaben eher noch in Richtung IT spezialisieren.
Ich danke euch für eure Einschätzung.
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Es erfolgt keine "Runterstufung". Die Stufen der Entgelttabelle in E10 sind andere Stufen der Entgelttabelle als die in E9b, E9a, E8 usw. Die stufengleiche Höhergruppierung wird schon seit Jahren von den Gewerkschaften erfolglos forciert. Es besteht kein Grund zur Annahme, daß sie in der diesjährigen Tarifrunde erfolgreicher sein würden.
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Ich kann mir ja [...]
Das wird ja immer komplexer mit den Plänen. Ob es auch zielführend ist?^^
Ganz ehrlich, an deiner Stelle hätte ich schon längst die Daumenschrauben angezogen und mich woanders beworben. Mit entsprechendem Angebot in der Tasche dann noch ein letztes Mal freundlich aber bestimmt das gewünschte Ergebnis einfordern. Auch im TVöD gilt in 9/10 Fällen Wille=>Weg.
Wenn du dir weiterhin Ermessenspielräume nach Gutdünken aufzwingen lassen willst, studier halt nebenher. Aber statt dieser Ochsentour mit zweifelhaftem Erfolg könntest du eben auch deine Fähigkeiten einem anderen Arbeitgeber gewinnbringend vermitteln.
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gut gemeinter Vorschlag, aber im Alter von 50 nach 35 Berufsjahren das Abitur und ein Studium nachzuholen ist keine Option. Dann kann ich direkt mit meiner Bachelorurkunde die Rente beantragen. Auch ein Wechsel ist in dem Alter nicht mehr so einfach, zumal ich ohne entsprechende Ausbildung beim neuen Arbeitgeber auch erstmal mein Können unter Beweis stellen muss, was mein jetziger Arbeitgeber ja bereits zu schätzen weiß - zumindest der direkte Vorgesetzte.
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Nur muss ich es deshalb akzeptieren, dass ich dafür nicht gebührend bezahlt werde?
Du musst akzeptieren, dass der AG dir diese Tätigkeiten nicht übertragen hat.
Und deine Führungskraft muss akzeptieren, dass der Laden zusammenbricht, weil er versagt hat, da er nicht dafür gesorgt hat, das die Tätigkeiten jemanden übertragen werden, der sie auch ausüben kann.
Und dein Personaler muss akzeptieren, dass er nicht lesen kann oder nicht auf der Höhe der Zeit ist, denn in der neuen Entgeltordnung gibt es für IT Kräfte bis EG13 keine Ausbildungsvoraussetzung.
Ich kann mir ja jetzt die Aufgaben in E8 Stufe 4 übertragen lassen. Nach dem Abschluss des neuen Tarifvertrages lass ich meine übertragenen Tätigkeiten neu beschreiben.
Wenn du sie übertragen bekommst und du es akzeptierst, dann bist du zu dem Zeitpunkt der Übertragung auch entsprechend eingruppiert.
Der Personaler wird dir das Entgelt der 9a oder so bezahlen wollen, dass kannst du aber getrost ignorieren. Denn du bist ja dann EG10 S 2 (da von 8s4 kommend), der Personaler kann dagegen nichts machen, weil ist ja nun einmal Tarifrecht und sein mangelhaftes Wissen darüber kannst du ja ausnutzen.
Du kannst aber auch deinem AG sage:
Gerne übernehme ich diese Tätigkeiten, allerdings nur, wenn ich eine Zulage in Höhe von 2 Stufen erhalte.
Ansonsten legt euch gehackt und seht zu wie der Laden weiterlaufen soll.
Da auf zukünftige stufengleiche HG zu warten, kannst du knicken.