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Beamte und Soldaten => Beamte der Länder und Kommunen => Thema gestartet von: Freddy24 am 08.04.2024 23:33

Titel: Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Freddy24 am 08.04.2024 23:33
Antwort vorweg: Nein!
Der Europäische Rat fürchtet um den Rechtsstaat in Deutschland, da die Besoldung in Deutschland gemessen an Durchschnittseinkommen fast die  geringste in Europa ist. Das Bundesverfassungsgericht urteilt regelmäßig, dass die Besoldung verfassungswidrig zu gering ist. Ein Flugzeug-Einwinker (Ausbildungszeit 1 Jahr) verdient durchschnittlich mehr, als ein Richter nach zehn Jahren Dienstzeit. Der renommierte Beamtenrechtler Prof. Dr. Batties konstatiert einen konzertierten Verfassungsbruch der Bundesländer wegen der zu niedrigen Besoldung der Richter und Versorgungsempfänger. Die kosmetischen marginalen Anpassungen der Besoldung auf Landesebene führen dazu, dass die Zahl der Kinder für die Höhe der Besoldung entscheidend ist. Ein Beamter in einer unteren Besoldungsgruppe mit viele Kinder verdient mehr als ein lediger Beamter in einer viel höheren Besoldungsgruppe. Entsprechendes gilt für die Richterbesoldung. Diese ist nicht mehr entscheidend abhängig vom Amt und der Leistung. Hände weg vom Richterberuf!
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: clarion am 08.04.2024 23:50
Ein total  destruktiven Posting.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Freddy24 am 09.04.2024 00:16
Keineswegs. Ich sehe es als äusserst konstruktiv an, qualifizierte Absolventen der Rechtswissenschaft von einem fatalen Fehler, den ich leider begangen habe, zu bewahren.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Freddy24 am 09.04.2024 00:19
Ich entschuldige mich für die zahlreichen Rechtschreibfehler. Es ist schon spät.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: clarion am 09.04.2024 06:25
Dann verlasse doch bitte den ÖD und heuere in der Privatwirtschaft an.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Studienrat am 09.04.2024 07:22
Das Niveau von Amtsrichtern ist mittlerweile unterirdisch.
Es erforderte einst eine Eins vor dem Komma, um Richter (egal auf welcher Ebene) zu werden.
Heute ist der Dienstherr bei der miserablen Bezahlung froh, wenn eine Drei vor dem Komma steht.
Das lustige ist, dass sich gewiefte Rechtsanwälte die Dummheit dieser Entscheidungsträger zu Nutze machen;)
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Bruce Springsteen am 09.04.2024 07:36
Dann verlasse doch bitte den ÖD und heuere in der Privatwirtschaft an.

Was hat das eine mit dem Anderen zu tun? Richtig, NICHTS! Auch als Beamter/Lehrer/Jurist etc pp. darf man kritisch seinen Berufszweig hinterfragen.
Wenn du eher alles absegnest, was auch dich unmittelbar betrifft, so biste für mich kein besserer Beamter/Angestellter etc. - im Gegenteil.

Ich finde es gut, wenn einer wie Freddy auf die Lage hinweist! Die ist mehr "Werbung" für den Berufszweig als das dumme Schöngerede an jeder Ausbildungsmesse.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: 2strong am 09.04.2024 07:42

Es erforderte einst eine Eins vor dem Komma, um Richter (egal auf welcher Ebene) zu werden.
Wann und wo soll das denn so gewesen sein?
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Organisator am 09.04.2024 08:18
Ein Flugzeug-Einwinker (Ausbildungszeit 1 Jahr) verdient durchschnittlich mehr, als ein Richter nach zehn Jahren Dienstzeit.

Wie kommst Du darauf?

Eine Fachkraft für den Bodenverkehrsdienst erhält ein durchschnittliches Bruttoeinkommen von 4.000 € Euro. Der Richter liegt nach 10 Jahren Berufserfährung um mindestens 50 % darüber.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: NoRhWe am 09.04.2024 08:57

Es erforderte einst eine Eins vor dem Komma, um Richter (egal auf welcher Ebene) zu werden.
Wann und wo soll das denn so gewesen sein?

Berechtigte Frage. Meines Wissens nach werden die Noten juristischer Abschlüsse (1. jur. Prüfung/2. Staatsexamen) in Punkten ausgewiesen, wobei gilt, je mehr, desto besser. Ab 9,0 spricht man vom Prädikatsexamen. Unterhalb der 4,0 ist man durchgefallen. Also, wer soll denn eine "Eins vor dem Komma" gefordert haben? . :o
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Floki am 09.04.2024 09:07

Es erforderte einst eine Eins vor dem Komma, um Richter (egal auf welcher Ebene) zu werden.
Wann und wo soll das denn so gewesen sein?

Berechtigte Frage. Meines Wissens nach werden die Noten juristischer Abschlüsse (1. jur. Prüfung/2. Staatsexamen) in Punkten ausgewiesen, wobei gilt, je mehr, desto besser. Ab 9,0 spricht man vom Prädikatsexamen. Unterhalb der 4,0 ist man durchgefallen. Also, wer soll denn eine "Eins vor dem Komma" gefordert haben? . :o

Wie jedes Wort jetzt auf die Goldwaage gelegt wird. Es ändert aber nunmal nichts daran, dass vor nicht allzu langer Zeit bspwl. eine Gesamtpunktzahl von 17 Punkten bzw. 8 Punkte je Examen (Hessen) erreicht werden musste. Sprich: Die "Eins vor dem Komma". Die Punktzahl wird seit Jahren nach unten korrigiert, damit der Bewerberpool erweitert wird.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: lotsch am 09.04.2024 10:08
Man kann jungen Leuten heute leider nicht mehr den Beruf des Richters, des Soldaten und des Beamten empfehlen. Die Arbeit wird entwertet, angesichts der niedrigen Besoldung und der Hürden um eine angemessenen Besoldung zu erreichen. Wer hat schon Lust andauernd gegen seinen Arbeitgeber Rechtsmittel einzulegen und dann Jahrzehnte für seine verfassungsgemäße Besoldung mit allen möglichen juristischen Fallstricken zu kämpfen. Die Leute sind jung und gut ausgebildet und das Leben findet jetzt statt. Schaut man sich den neuen vom Finanzministerium erstellten Tragfähigkeitsbericht bis 2070 an, wird die fiskalische Lage nicht besser, sondern dramatisch. Wir werden so harte Verteilungskämpfe bekommen, wie wir sie uns gar nicht vorstellen können und natürlich spart man da zuerst bei den Personalkosten. Es herrscht überall Personalmangel, die Firmen reißen sich um gut ausgebildete junge Leute und blasen ihnen Zucker in den Hintern. Durch den fortschreitenden Personalmangel und die dadurch fast unbegrenzten Karrieremöglichkeiten zieht auch das Argument Arbeitsplatzsicherheit nicht mehr. Finger weg vom öffentlichen Dienst.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Thomber am 09.04.2024 10:15
 Das ist die alte *gähn* Geschichte.   Augen auf bei der Berufswahl!     Sicherheit oder Geld? 

Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Studienrat am 09.04.2024 11:23
Das ist die alte *gähn* Geschichte.   Augen auf bei der Berufswahl!     Sicherheit oder Geld?

Die Sicherheit vs. Geld Geschichte ist keine *gähn* Geschichte?
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Freddy24 am 09.04.2024 19:31
@Organisator: Die Angabe stammt aus gehaltsreport.de. Fachkraft für den Bodenverkehr sind viele, wohl auch der Gepäckbeförderer. Flugzeugeinwinker verdienen deutlich mehr als sonstiges Bodenverkehrspersonal. Nach 10 Jahren Berufszeit verdient er durchschnittlich 5400 € brutto.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: clarion am 09.04.2024 21:17
Dann schule bitte als Flugzeugeinwinker*in um.

Nach 10 Jahren Berufserfahren ist man als Richter*in auch in in einer höheren Stufe und evtl. auch nach R2 befördert.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Freddy24 am 09.04.2024 22:15
Habe nochmal nachgeschaut: Der Flugzeug-Einwinker (1 Jahr Ausbildung) verdient nach 9 Berufsjahren durchschnittlich (!) 5400 € gemäß www.gehalt.de. Das ist absolut auf Augenhöhe mit Richtern (Abi, 5 Jahre Studium, 2 Jahre Referendariat). Im Zeitpunkt meiner Berufswahl war nicht erkennbar, dass die Besoldung sich verfassungswidrig niedrig  entwickeln würde. Nach 10 Jahren Berufstätigkeit folgten Nullrunden und Minusrunden. Für einen Berufswechsel war es da zu spät, da er mit dem Verlust von erheblichen Versorgungsanwartschaften verbunden gewesen wäre .Mit dem Ratschlag Berufswechsel ist vielen also nicht geholfen. Mit dem Ratschlag Augen auf bei der Berufswahl kann man die Kritik sämtlicher Missstände in jedweden Berufen diskreditieren.
Schließlich geht es doch auch um das öffentliche Interesse an einem funktionierenden Rechtsstaat. Bisher bestand der Anspruch, die Besten eines Examensjahrganges für die Justiz zu gewinnen. Zwei Prädikatsexamen waren Einstellungsvoraussetzung. Davon ist man mittlerweile weit entfernt, Obwohl die Zahl der Prädikatsexamina zugenommen hat. In Einzelfällen wurden schon Absolventen mit einem ausreichend im 2.Staatsexamen eingestellt. In der Justiz geht es mittlerweile nicht mehr um Qualität, sondern um Wegschaufeln der Massen von Verfahren. Bei Beförderungen spielen Erledigungszahlen eine entscheidende Rolle. Die Qualität der Rechtsprechung bleibt auf der Strecke.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: BerndStromberg am 09.04.2024 22:27
Zitat
Bei Beförderungen spielen Erledigungszahlen eine entscheidende Rolle. Die Qualität der Rechtsprechung bleibt auf der Strecke.
Leider ist das wahr und das war es auch schon immer. Nur dass die Beförderung bei stetig sinkender Besoldung im Eingangsamt R1 immer mehr ins Gewicht fällt. Auch deshalb ist eine amtsangemessene Besoldung von Richtern so wichtig, da dieser eigentlich kein Karriereberuf sein soll, sondern seinem Amtsträger eine auch von Beförderungsdruck unabhängige Rechtsprechung garantieren soll. Diese sog. innere Unabhängigkeit gerät bei der Besoldungsmisere immer mehr unter die Räder.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: MrBeam am 09.04.2024 22:41
Also die Besoldung von Richtern ist ja jetzt nicht so schlecht, wenn man mal die Tabelle für 2024 und 25 anschaut, und vor allem, wie stark die Stufen in R1/R2 so steigen. Und wenn man die Qualifikationszeit im Verhältnis zum (Grund)Gehalt mal mit Professoren vergleicht, sieht das auch nicht so schlecht aus...

Zudem sollte man den Brutto/Netto-Unterschied, Pension etc. bei den Beamten nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Aber das sind ja alles alte Kamellen.

Dazu kommt die Zufriedenheit, die der Einzelne persönlich bei der Tätigkeit finden kann...

Ich finde, ist ein bisschen so ne 'Glas halb leer oder voll?'-Betrachtung. Aber es tut mir auf jeden Fall leid, dass Du das Gefühl hast, Deine Berufswahl zu bereuen. Kann man sich als Richter denn nicht nochmal umorientieren? Immerhin hat man viel juristische Expertise, würde ich als Laie mal denken...
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Candide die Optimistische am 10.04.2024 07:52
Habe nochmal nachgeschaut: Der Flugzeug-Einwinker (1 Jahr Ausbildung) verdient nach 9 Berufsjahren durchschnittlich (!) 5400 € gemäß www.gehalt.de.

bei allem verständnis für den funktionierenden rechtsstaat und die unabhängigkeit der richter: nach welchem beruf hast du denn da geguckt? das sind doch sicher bezüge inklusive nacht-/wochenend-/schichtzuschlägen? und deshalb eher wenig für einen vergleich geeignet, weil DUZ bei gericht nicht vorkommen wird.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: SwenTanortsch am 10.04.2024 07:57
Die Frage ist immer der Vergleichsgegenstand, entsprechend hat Freddy mit mindestens drei Aussagen Recht und trifft mit einer vierten den Nagel auf den Kopf.

Die EU-Kommission fordert die Bundesrepublik seit 2022 regelmäßig auf, seine Richter besser zu besolden: https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/eu-kommission-geld-gehalt-richter-richterbesoldung-besoldung-richtermangel-justiz-rechtsstaat/ https://www.lto.de/recht/justiz/j/eu-kommission-mehr-geld-fuer-deutsche-richter-richtermangel/ Die deutsche Justiz verliert dabei in den letzten Jahren zunehmend gegenüber der Privatwirtschaft und in den Kanzleien: https://www.drb.de/newsroom/presse-mediencenter/nachrichten-auf-einen-blick/nachricht/news/justiz-wird-beim-einkommen-abgehaengt Als Folge sehen sich die Dienstherrn veranlasst, die Einstellungsanforderungen seit Jahr und Tag abzusenken: https://www.lto.de/karriere/jura-studium/stories/detail/note-staatsexamen-jura-einstellungsvoraussetzung-richter-staatsanwaelte-uebersicht-aller-bundeslaender, was dazu führt, dass das Bundesverfassungsgericht den Qualitätserhalt in der Justiz anmahnt, vgl. nur BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 05. Mai 2015 - 2 BvL 17/09 -, Rn. 152;
https://www.bverfg.de/e/ls20150505_2bvl001709.html oder in der aktuellen Entscheidung die Rn. 168 ff (https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2020/05/ls20200504_2bvl000418.html). Entsprechend hebt es auch hier hervor, dass die

"Absenkung der Einstellungsanforderungen zeigt, dass die Alimentation ihre qualitätssichernde Funktion, durchgehend überdurchschnittliche Kräfte zum Eintritt in den höheren Justizdienst in Berlin zu bewegen, nicht (mehr) erfüllt hat. Wurde zunächst als Eingangsvoraussetzung noch die Note 'vollbefriedigend' in beiden Examina benannt, wurde dies seit 2007 nur noch 'in der Regel' erwartet. Von 2011 an wurde in das Auswahlverfahren einbezogen, wer 7,5 Punkte in der Ersten Prüfung und 8,5 Punkte in der Zweiten Staatsprüfung erzielt hatte. Wenn das Land Berlin in seiner Stellungnahme vorbringt, auch zuvor seien Bewerber 'nach Angebot und Nachfrage' ohne die geforderte Qualifikation zum Zuge gekommen, ändert dies nichts daran, dass ein vormals jedenfalls im Ausgangspunkt nicht für geeignet erachteter Bewerberkreis angesprochen werden musste".

Und letztlich trifft Freddy mit der Aussage, dass wir zurzeit im oberen Notenbereich eher zulegen, ebenfalls den Nagel auf den Kopf, wobei zugleich ebenfalls eine offensichtlich zunehmende Durchfallquote zu beobachten ist: https://www.lto.de/karriere/jura-studium/stories/detail/statistik-noten-erstes-staatsexamen-bundeslaender-2019-2020 oder https://www.bundesjustizamt.de/DE/ServiceGSB/Presse/Pressemitteilungen/2023/20230728.html Die Schere in der Leistungsfähigkeit der Absolventen klafft also augenscheinlich derzeit eher auseinander, was ggf. auch für den von den Noten her unteren Bereich der Absolventen nicht unbedingt für eine höhere Qualifikation als noch vor fünf oder zehn Jahren sprechen könnte.

Im Ergebnis müsste es den Dienstherrn also in Anbetracht der skizzierten Entwicklungen nicht unendlich schwer fallen, ausreichend mit zwei Prädikatsexamina ausgestattetes Personal zu rekrutieren - das ist allerdings eben nicht der Fall, denn auch der Fachkräftemangel in der Justiz setzt sich zurzeit ungebrochen fort, was grundlegend mit dafür verantwortlich ist, dass die hohe Verfahrensdauer in Deutschland nicht geringer wird: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/rekord-offene-verfahren-100.html

Nun kann man in Zeiten der Wirtschatfskrise auf einen Umschwung hoffen - https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldung/detail/interesse-an-justiz-stellen-weiterhin-gro%C3%9F -, allerdings dürfte das eher kurzfristig gedacht sein. Denn auch, wenn die deutsche Politik zurzeit offensichtlich alles in ihrer Macht stehende tut, um durch Aufrechterhaltung der Wirtschaftskrise zur Heilung der Justiz beizutragen, wird sie es ggf. doch nicht verhindern können, dass am Ende auch diese Wirtschaftskrise überwunden wird, wonach dann der Fachkräftemangel in der Justiz sicherlich erst recht eher nicht geringer werden dürfte, da sich die Nachwuchskräfte dann damit konfrontiert sehen, ggf. doch besser als frisch vereidigter Richter eine Umschulung zum Flugzeug-Einwinkler zu machen, da können die Dienstherrn noch so viel Werbekampagnen machen frei nach dem Motto: "Bei uns verleihen wir Ihrer Karriere Flügel"...

PS. Wie dünn dabei die Luft ganz oben seit jeher ist, zeigt sich hier:https://www.beck-stellenmarkt.de/ratgeber/legal-career/zahlen-daten-fakten/die-verteilung-der-bestnoten-im-ersten-juristischem
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Floki am 10.04.2024 08:02
Also die Besoldung von Richtern ist ja jetzt nicht so schlecht, wenn man mal die Tabelle für 2024 und 25 anschaut, und vor allem, wie stark die Stufen in R1/R2 so steigen. Und wenn man die Qualifikationszeit im Verhältnis zum (Grund)Gehalt mal mit Professoren vergleicht, sieht das auch nicht so schlecht aus...

Zudem sollte man den Brutto/Netto-Unterschied, Pension etc. bei den Beamten nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Aber das sind ja alles alte Kamellen.

Dazu kommt die Zufriedenheit, die der Einzelne persönlich bei der Tätigkeit finden kann...

Ich finde, ist ein bisschen so ne 'Glas halb leer oder voll?'-Betrachtung. Aber es tut mir auf jeden Fall leid, dass Du das Gefühl hast, Deine Berufswahl zu bereuen. Kann man sich als Richter denn nicht nochmal umorientieren? Immerhin hat man viel juristische Expertise, würde ich als Laie mal denken...
Die Besoldung von Richtern ist dermaßen gering, dass sogar auf europäischer Ebene darauf hingewiesen worden ist und die Rechtsstaatlichkeit in Gefahr gesehen wird, insbesondere im Hinblick darauf, wie viel Richter in anderen EU-Ländern verdienen. Das zeigt sich auch in den Bewerberzahlen und den Maßnahmen der Länder: Es werden einfach die Einstellungsvoraussetzungen immer weiter herabgesetzt, aber selbst das hilft nicht wirklich.
Und wir sollten wohl wirklich alle ein Interesse daran haben, dass das Richteramt durch die absolute juristische Elite ausgeübt wird. Berufsbedingt bin ich häufig vor Amts- und Landgerichten. Was da mittlerweile abläuft, kann man eigentlich keinem mehr erzählen. Mit einem Rechtsstaat hat das schon jetzt immer weniger zu tun. Des Wegen sind so plumpe und wenig hilfreiche Sätze, wie von clarion "dann schul halt um" einfach nur....
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: MisterS am 10.04.2024 09:06
ja, einfach mal schauen was man mit dem entsprechenden Abschluss (wir reden hier eigentlich von den besten Juristen eines Jahrgangs!) in Großkanzleien oder auch in der Industrie verdient.
Oder um nen Bekannten zu zitieren "warum soll ich als Richter oder Staatsanwalt ne 60 - 70 Stunden Woche machen, wenn ich hier beim Automobilhersteller das doppelte bekomme, weniger Stress habe und pünktlich heimgehen kann."
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: BerndStromberg am 10.04.2024 10:13
Ja, so ist es leider. Am Ende werden sich vorwiegend Absolventen auf Richter-/StA-Stellen bewerben, die über die im Vergleich mit der Privatwirtschaft immer geringeren Gehälter aus Idealismus hinwegsehen. Das mag erst mal gut klingen und die Dienstherren haben diese Motivation bei ihren Werbekampagnen auch ganz offen eingepreist. Nur ein solcher anfänglicher Idealismus kann sich über die Jahre schnell abnutzen und am Ende sogar ins Gegenteil umschlagen. Denn nicht nur die Besoldung bleibt ja hinter der freien Wirtschaft immer deutlicher zurück. Da wären Aspekte wie Personalausstattung, Arbeitsumfeld, moderne und v.a. funktionierende IT, Fortbildungen und allgemein als Überbegriff von allem Wertschätzung zu nennen.

Aus eigener Erfahrung kann ich da leider nur sagen, dass es auch an dieser Stelle erhebliche Defizite gibt. Gleichzeitig denkt sich die Politik gefühlt jeden Tag neue Aufgaben für die Justiz aus und ruft nach kürzeren Verfahrensdauern und „Härte des Rechtsstaats“.

Diese Gesamtsituation kann schon dazu führen, dass auch der glühendste Idealismus irgendwann erlischt.

Mein Fazit nach fast 10 jähriger Berufserfahrung ist leider, dass unser Staat auch im dieser Hinsicht immer stärker von der Substanz lebt…
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: lotsch am 10.04.2024 10:13
Durch die Äußerungen von Freddy24 sieht man auf welche Probleme sich die Dienstherrn zubewegen. Freddy24 wird seine Meinung der zu niedrigen Besoldung in seinem Umfeld, in dem erfahrungsgemäß viele Juristen sein werden, weiterverbreiten. In Juristenfamilien gibt es wiederum viele Kinder, die auch wieder Jura studieren. Somit wird ein Narrativ der schlechten Besoldung im Staatsdienst verbreitet, das sich ähnlich einer Lawine ausbreitet und irgendwann nicht mehr einzufangen ist. Das gleiche gilt für Lehrerfamilien, Polizistenfamilien, Soldatenfamilien und Beamtenfamilien. Solche Narrative sind dann sehr langlebig. Ich kann mich an die 70er Jahre erinnern, als man überall, z.B. auch in Kinos Werbung für den Staatsdienst machte und trotzdem hatte keiner Lust auf den Staat. Der Unterschied zwischen den 70er Jahren und heute besteht allerdings darin, dass damals die Wirtschaft florierte, Schul- und Studiumabgänger schlecht Anstellungen fanden und es dem Staat finanziell wesentlich besser ging als heute.
Die Taktik der Dienstherrn wird sein, sich irgendwie durchzuwursteln, auf KI zu hoffen, oder wie der bayer. Finanzminister Füracker sinngemäß sagte, er hofft darauf, dass es irgendwann wieder schlechtere Zeiten mit hoher Arbeitslosigkeit geben wird, dann gibt es auch wieder mehr Zulauf zum Staatsdienst. Seine Personalpolitik auf das Prinzip Hoffnung aufzubauen ist schon sehr schwach.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Finanzer am 10.04.2024 10:30
@lotsch: Volle Zustimmung. Viele Staatsbedienstete rekrutieren sich nunmal aus "Beamtenfamilien" (so zumindest meine Erfahrung, eventuell gibt es hierzu Studien?). Dieser Bereich fällt aber immer mehr weg; hier mag das Verhalten unserer Dienstherren eine nicht geringe Rolle spielen.

Beispielhaft sei hier hier die "Kopfgeldaktion" in der hessischen Finanzverwaltung zu nennen. Hier wurde eine Prämie von 400 € ausgelobt, wenn man neue Bewerber rekrutiert. Gab einen ordentlichen Shitstorm, da viele Finanzbeamten lautstark mittteilten, das sie einen Teufel tun werden und diesen Dienstherren im Familien oder Bekanntkreis zu empfehlen.

Zum Thema: Nicht unterschätzen sollte man auch die Arbeitsbelastung der Jungrichter. Die werden an den AG`s regelrecht verheitzt. 
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Organisator am 10.04.2024 11:06
Unabhängig davon, ob ein Flugzeugeinwinker außergewöhnlich viel verdient oder eine Pflegehilfskraft eher mäßig startet das Einkommen eines Richters bei ca. 3.500 € netto und erhöht sich durch Zeitablauf auf ca. 4.800 € netto (Steuerklasse 1, unverheiratet, keine Kinder).

Das finde ich gemessen an einem wissenschaftliche Hochschulstudium nicht ungewöhnlich niedrig.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Floki am 10.04.2024 11:25
Unabhängig davon, ob ein Flugzeugeinwinker außergewöhnlich viel verdient oder eine Pflegehilfskraft eher mäßig startet das Einkommen eines Richters bei ca. 3.500 € netto und erhöht sich durch Zeitablauf auf ca. 4.800 € netto (Steuerklasse 1, unverheiratet, keine Kinder).

Das finde ich gemessen an einem wissenschaftliche Hochschulstudium nicht ungewöhnlich niedrig.

Ich finde das gemessen an dem zu erbringenden Abschluss und der anschließenden Aufgabe und Verantwortung ungewöhnlich niedrig, wie auch das Bundesverfassungsgericht und die EU.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: MisterS am 10.04.2024 11:30
Unabhängig davon, ob ein Flugzeugeinwinker außergewöhnlich viel verdient oder eine Pflegehilfskraft eher mäßig startet das Einkommen eines Richters bei ca. 3.500 € netto und erhöht sich durch Zeitablauf auf ca. 4.800 € netto (Steuerklasse 1, unverheiratet, keine Kinder).

Das finde ich gemessen an einem wissenschaftliche Hochschulstudium nicht ungewöhnlich niedrig.

noch mal, du musst das Gehalt von Richtern mit Juristen mit gleichwertigem Abschluss vergleichen, und sonst niemanden.
Und da reden wir nun mal von ganz klar > 100.000 € Brutto im Jahr, bei oft deutlich besseren Arbeitsbedingungen.

Und genau das Thema schlägt z.B. auch immer mehr bei Ingenieuren durch.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Organisator am 10.04.2024 11:42
Unabhängig davon, ob ein Flugzeugeinwinker außergewöhnlich viel verdient oder eine Pflegehilfskraft eher mäßig startet das Einkommen eines Richters bei ca. 3.500 € netto und erhöht sich durch Zeitablauf auf ca. 4.800 € netto (Steuerklasse 1, unverheiratet, keine Kinder).

Das finde ich gemessen an einem wissenschaftliche Hochschulstudium nicht ungewöhnlich niedrig.

noch mal, du musst das Gehalt von Richtern mit Juristen mit gleichwertigem Abschluss vergleichen, und sonst niemanden.
Und da reden wir nun mal von ganz klar > 100.000 € Brutto im Jahr, bei oft deutlich besseren Arbeitsbedingungen.

Und genau das Thema schlägt z.B. auch immer mehr bei Ingenieuren durch.

Hinsichtlich des Vergleichs gebe ich dir recht. Über 100k Einstiegsgehalt funktioniert nur für die besten und auch nicht mit 40 Stunden pro Woche. Einstieg als Richter ist da (vergleichbar) bei 75k im Jahr. Durchaus wettbewerbsfähig.

Ingenieure werden nicht besoldet und von daher gibts da - zumindest beim Bund - easy übertarifliche Möglichkeiten.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: MisterS am 10.04.2024 11:53
Über 100k Einstiegsgehalt funktioniert nur für die besten und auch nicht mit 40 Stunden pro Woche.

Und wer nochmal soll Richter werden? Ja genau, die Besten, und ne 40 Stundenwoche hast du beim Staat auch nicht.
Die ominösen Großkanzleien sind inzwischen btw. eher bei 140k.

Zitat
Ingenieure werden nicht besoldet und von daher gibts da - zumindest beim Bund - easy übertarifliche Möglichkeiten.

Interessant, dann gibts mich als verbeamteten Ingenieur also gar nicht.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Bastel am 10.04.2024 13:15

Zitat
Ingenieure werden nicht besoldet und von daher gibts da - zumindest beim Bund - easy übertarifliche Möglichkeiten.

Interessant, dann gibts mich als verbeamteten Ingenieur also gar nicht.

Wir leben bestimmt in einer Matrix.

By the way: Ich würde auch niemanden empfehlen zum Staat zu gehen. Höchstens man will Lehrer werden… Oder eD mit 3+X Kindern.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Studienrat am 10.04.2024 13:51

Zitat
Ingenieure werden nicht besoldet und von daher gibts da - zumindest beim Bund - easy übertarifliche Möglichkeiten.

Interessant, dann gibts mich als verbeamteten Ingenieur also gar nicht.

Wir leben bestimmt in einer Matrix.

By the way: Ich würde auch niemanden empfehlen zum Staat zu gehen. Höchstens man will Lehrer werden… Oder eD mit 3+X Kindern.

Vormittag recht, nachmittags frei;)
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Organisator am 10.04.2024 14:56
Über 100k Einstiegsgehalt funktioniert nur für die besten und auch nicht mit 40 Stunden pro Woche.

Und wer nochmal soll Richter werden? Ja genau, die Besten, und ne 40 Stundenwoche hast du beim Staat auch nicht.
Die ominösen Großkanzleien sind inzwischen btw. eher bei 140k.

Zitat
Ingenieure werden nicht besoldet und von daher gibts da - zumindest beim Bund - easy übertarifliche Möglichkeiten.

Interessant, dann gibts mich als verbeamteten Ingenieur also gar nicht.

Also der Tarifvertrag bzw. die Arbeitszeitverordnung sieht nunmal sowas um die 40 Stunden vor. Warum sollte man sich nicht daran halten? Wenn man irgendwo in der Privatwirtschaft 50% mehr verdient und dafür auch 50% mehr Arbeitszeit hat, machts auch keinen Unterschied.
#
Ingenieurtätigkeiten sind selten hoheitlich, daher dürften Ingenieure typischerweise Angestellte sein. Und für die gibts dann halt die passenden Zulagen.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Finanzer am 10.04.2024 15:00

Also der Tarifvertrag bzw. die Arbeitszeitverordnung sieht nunmal sowas um die 40 Stunden vor. Warum sollte man sich nicht daran halten? Wenn man irgendwo in der Privatwirtschaft 50% mehr verdient und dafür auch 50% mehr Arbeitszeit hat, machts auch keinen Unterschied.


Richterliche Freiheit. Gerade die Jungrichter kriegen ordentlich einen reingewürgt für das Privileg Richter sein zu dürfen. Wenn die nicht genügend Fälle erledigen wars das mit der guten Bewertung und der Chance jemals ans LG oder höher zu kommen.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Bastel am 10.04.2024 15:23
Über 100k Einstiegsgehalt funktioniert nur für die besten und auch nicht mit 40 Stunden pro Woche.

Und wer nochmal soll Richter werden? Ja genau, die Besten, und ne 40 Stundenwoche hast du beim Staat auch nicht.
Die ominösen Großkanzleien sind inzwischen btw. eher bei 140k.

Zitat
Ingenieure werden nicht besoldet und von daher gibts da - zumindest beim Bund - easy übertarifliche Möglichkeiten.

Interessant, dann gibts mich als verbeamteten Ingenieur also gar nicht.

Also der Tarifvertrag bzw. die Arbeitszeitverordnung sieht nunmal sowas um die 40 Stunden vor. Warum sollte man sich nicht daran halten? Wenn man irgendwo in der Privatwirtschaft 50% mehr verdient und dafür auch 50% mehr Arbeitszeit hat, machts auch keinen Unterschied.
#
Ingenieurtätigkeiten sind selten hoheitlich, daher dürften Ingenieure typischerweise Angestellte sein. Und für die gibts dann halt die passenden Zulagen.

Und den gehobenen technischen Dienst gibt es zum Spaß?
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Organisator am 10.04.2024 15:40

Also der Tarifvertrag bzw. die Arbeitszeitverordnung sieht nunmal sowas um die 40 Stunden vor. Warum sollte man sich nicht daran halten? Wenn man irgendwo in der Privatwirtschaft 50% mehr verdient und dafür auch 50% mehr Arbeitszeit hat, machts auch keinen Unterschied.


Richterliche Freiheit. Gerade die Jungrichter kriegen ordentlich einen reingewürgt für das Privileg Richter sein zu dürfen. Wenn die nicht genügend Fälle erledigen wars das mit der guten Bewertung und der Chance jemals ans LG oder höher zu kommen.

Wenn man sich ausbeuten lässt - Schuld eigen.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Organisator am 10.04.2024 15:41
Über 100k Einstiegsgehalt funktioniert nur für die besten und auch nicht mit 40 Stunden pro Woche.

Und wer nochmal soll Richter werden? Ja genau, die Besten, und ne 40 Stundenwoche hast du beim Staat auch nicht.
Die ominösen Großkanzleien sind inzwischen btw. eher bei 140k.

Zitat
Ingenieure werden nicht besoldet und von daher gibts da - zumindest beim Bund - easy übertarifliche Möglichkeiten.

Interessant, dann gibts mich als verbeamteten Ingenieur also gar nicht.

Also der Tarifvertrag bzw. die Arbeitszeitverordnung sieht nunmal sowas um die 40 Stunden vor. Warum sollte man sich nicht daran halten? Wenn man irgendwo in der Privatwirtschaft 50% mehr verdient und dafür auch 50% mehr Arbeitszeit hat, machts auch keinen Unterschied.
#
Ingenieurtätigkeiten sind selten hoheitlich, daher dürften Ingenieure typischerweise Angestellte sein. Und für die gibts dann halt die passenden Zulagen.

Und den gehobenen technischen Dienst gibt es zum Spaß?

Ich lese aus deiner Frage heraus, dass du die Antwort schon kennst.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Casa am 11.04.2024 15:13
Die Verdienstangaben für eine Fachkraft Bodenverkehrsdienst im Luftverkehr konnte ich nicht verifizieren.
Nach gehalt.de verdient das obere Quantil ab 3515 € brutto. Nach Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit ab 4.109 € brutto.
Der Medien liegt nach Entgeltatlas bei den 25-54-jährigen bei 3.407 € und bei den über 55-jährigen bei 3.668 €.
Dazu kommen wegen der ungünstigen Arbeitsbedingungen Feiertags-, Sonntags- und Nachtzuschläge als Nettozahlung.
Ich wüsste nun nicht, wie der Richter ohne Schichten oder bei vergleichbaren Arbeitsbedingungen schlechter abschneiden würde.


Voraussetzung ist eine Berufsausbildung, eine mind. 4-jährige Tätigkeit oder
wenn eine Person auf andere Weise glaubhaft macht, Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten erworben zu haben, die der beruflichen Handlungsfähigkeit vergleichbar sind und die Zulassung zur Umschulungsprüfung rechtfertigen
und eine 10-monatige Umschulung / Weiterbildung, § 2 BodVerkFKrv.


Berücksichtigen muss man hier auch, dass die Personen oft Führungsverantwortung haben und Flughäfen zu den besser zahlenden Unternehmen gehören. Weiterhin haben Richter Aufstiegsmöglichkeiten, die der Fachkraft nur mit weiterem Bildungsaufwand möglich sind.

Nicht zu vergessen ist die Pension, die ein Richter erhält. Zudem lebt ein Richter durchschittlich länger, als eine Person mit Berufsausbildung.
Über die Familienzuschläge und dass eine Fachkraft die Kinder von dem Verdienst ohne Zuschlag ernähren muss, reden wir lieber nicht.

Die Betrachtung ändert natürlich nichts daran, dass Richter amtsangemessen zu besolden sind.

Meine Idee ist immer noch, Reduzierung der Dienstaltersstufen unter Beibehaltung des durchschnittlichen Lebensarbeitszeitverdienstes und der Pensionshöhe. Damit steigt die Anfangsbesoldung und die Attraktivität des Berufs. Kostenfaktor: 0 €.


Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Freddy24 am 11.04.2024 17:36
@casa: Zunächst muss ich erneut darauf hinweisen, dass der Einwinker (Marshaller) ein besondere Bodenverkehrsfachkraft ist. Dementsprechend können nur die verfügbaren Gehaltsdaten für Marshaller herangezogen werden. Bitte gehe auf www.gehalt.de und dort in die alphabetische Liste der Berufe. Unter M findet sich der Marshaller. Für diesen werden folgende Angaben gemacht: 25 % verdienen bis 4630 €, 50 % durchschnittlich 5274 € und 25 % über 6008 €. Es ist also tatsächlich so, dass die meisten Einwinker soviel verdienen wie (einfache R1-) Richter. Das von mir gewählte Beispiel ist plakativ gewählt, um die fehlende Angemessenheit der Höhe der Richterbesoldung zu illustrieren.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Organisator am 12.04.2024 09:57
Es ist also tatsächlich so, dass die meisten Einwinker soviel verdienen wie (einfache R1-) Richter. Das von mir gewählte Beispiel ist plakativ gewählt, um die fehlende Angemessenheit der Höhe der Richterbesoldung zu illustrieren.

Wieso sollte dieses Beispiel für die fehlende Angemessenheit der Höhe der Richterbesoldung dienen können?
Falls der Marschall mit seiner vermeintlich kurzen Ausbildung zu viel verdienen sollte - dann wähle doch einfach eine angelernte Pflegefachkraft. Dann stimmt auch die Einkommensdifferenz. (Äpfel und Birnen...)
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: IndependentJoke am 14.04.2024 22:21
Vielleicht ist Folgendes für jemanden von Interesse:

Meine bessere Hälfte (im weiteren Verlauf als „bH“ abgekürzt) hat Jura studiert und sich beim zweiten Juristischen Staatsexamen unter den besten 1 % platziert. Seit Beginn des Jura-Studiums wollte meine bH Richter werden - eigentlich bestand das Ziel bereits seit dem Abitur. Mit oben genanntem Abschluss war dies ohne größere Probleme möglich.

Wir empfinden die Umstände wie folgt:

1.   Um Richter zu sein, muss auch die Station der Staatsanwaltschaft durchlaufen werden (zumindest ist dies in unserem Bundesland so). Meine bH war zunächst ein paar Jahre Richter und dann Staatsanwalt (im Anschluss seitdem wieder Richter). Im weiteren Verlauf kommt man teilweise ebenfalls wieder zur Staatsanwaltschaft (so funktioniert das Beförderungssystem der Justiz). Insbesondere die zwingende Station der Staatsanwaltschaft ist der ABSOLUTE HORROR. Jeder, der diesen Beruf nicht einschätzen kann, weil er ihn nur durch Hörensagen kennt, dem möchte ich versichern, dass die Arbeitsbedingungen (zumindest die meiner bH in deren Behörde) katastrophal sind. Meine Aufgabe als Partner war regelmäßige Seelsorge, weil meine bH (und meine bH ist ein effizienter und belastbarer Mensch - im Volksmund würde man „Macher“ sagen) immer wieder an die körperliche und geistige Belastungsgrenze geraten ist. Jetzt war das nicht nur bei meiner bH so - ungelogen jeder in dieser Behörde war regelmäßig dermaßen überlastet, dass auf der Arbeit tatsächlich Tränen geflossen sind (bei erwachsenen Menschen). Jedem, dem das nicht klar ist, sei zudem gesagt: Wenn alle (!) Arbeitskollegen am absoluten Limit arbeiten, dann zeigt auch niemand mehr nur noch seine guten Seiten, weil er das schlichtweg nicht mehr kann (hier sei niemandem ein Vorwurf gemacht). Die Leute brennen sehenden Auges aus. Ich selbst (und auch andere Lebenspartner, die versuchen, den Partner davon zu überzeugen, auf die Bremse zu treten) sind hier machtlos, weil von Seiten der Arbeit hoher psychischer Druck aufgebaut wird (mit Namen offen gelegte Statistiken in oft stattfindenden Teamrunden, in denen man - direkt oder indirekt - an den Pranger gestellt wird, wenn man nicht ausreichend liefert; in der Behörde bekannte und mit Zahlen belegbare Arbeitsbelastung von deutlich (!) über 100 % - eine Person muss für ca. 1,4 bis 2 Personen arbeiten angesichts der Auslastung und Unterbesetzung; zahlreiche andere Faktoren). Da die Staatsanwälte keine Zeiterfassung haben (weil man die zeitliche Regelung wie bei den Richtern - also zeitlich unabhängig - wertet), wird hier Montag bis Freitag 10 bis 15 Stunden am Tag gearbeitet (und auch regelmäßig an Wochenenden). Ich selbst war erschüttert, dass derartige Bedingungen in Deutschland rechtlich möglich sind (und gerade die Justiz müsste doch mit gutem Beispiel voran gehen – aber die Realität ist anders). Natürlich könnte man sich theoretisch etwas zurücknehmen - aber das geht dann auf die Schultern der anderen Kollegen in den klein gehaltenen Abteilungen, wo jeder jeden kennt (denn erledigt müssen dringliche Haftsachen etc. natürlich schon - sonst bricht das Rechtssystem tatsächlich dahingehend zusammen, dass die „bösen Jungs“ halt weiterhin frei rumlaufen oder wieder freigelassen werden müssen – wer das mit seinem Gewissen ohne Probleme vereinbaren kann, ist für die Justiz nicht so gut geeignet). Jeder, der hier glaubt, er könne sich diesem Arbeitswahn entziehen, den möge ich zumindest bitten, sich mal wirklich in diese Situation hineinzudenken und den Folgen, mit denen er sich konfrontiert sieht, wenn die Karriere in Frage gestellt wird, die Kollegen darunter leiden würden (zum Teil auch stark verstimmt sind), Kriminalität zunimmt (die Fälle meiner bH waren im größten Radiosender unseres Bundeslandes regelmäßig zu hören) und zahlreiche weitere Drucksituationen seitens der Führung aufgebaut werden. Ich selbst war, bin und werde immer geschockt sein, wie Juristen (Menschen) hier so verheizt werden. Ironischerweise (und angesichts des aufgebauten Drucks auch irgendwie verständlicherweise) traut sich kein Jurist innerhalb der Justiz, dagegen zu klagen. Und ich nenne hier absichtlich nur die Spitze des Eisbergs. Jeder Journalist, der das hier liest, darf sich herzlich gerne bei mir melden.

2.   Der Beruf des Richters selbst ist abwechslungsreich. Es wird von Richtern erwartet, dass diese (zumindest in den „ersten“ 25 bis 30 Jahren) stetig ihr Rechtsgebiet wechseln und ca. alle 3 bis 5 Jahre verschiedene Stationen durchlaufen. Im Hinblick auf eine gewisse Routine, die man bei der Arbeit ja auch mal schätzen kann, ist dies eher mäßig gut. Wer das gut findet, der hat hier natürlich immer mal wieder neue Herausforderungen. Je nach Station warten wirkliche Aktenberge (Zimmer, die mit mannshohen Aktenstapeln überfüllt sind, weil man dank Unterbesetzung nicht mehr hinterherkommt), die mal schneller oder langsamer abarbeitbar sind oder auch Gebiete, in denen „es läuft“. Wenn man sich gut angestellt UND (bitte nicht überlesen) Glück hatte, schafft man es im Laufe der Zeit (nach ca. 15 bis 20 Jahren) als Richter ans OLG oder als Vorsitzender ans LG (diese beiden Stellen wären dann R2 – für den absoluten Löwenanteil der Juristen ist hier dann Schluss). Hier sind es teilweise zwar weniger Aktenberge, allerdings können recht komplexe Fälle auftreten, die auch bei effizienter Verhandlungsführung sehr lange andauern können. Ich höre jetzt vor meinem inneren Ohr ein paar Personen, die sagen, dass dies bestimmt auch an der Faulheit der Richter liegt. Natürlich gibt es auch in der Justiz - wie überall - schwarze Schafe. Ich selbst kann allerdings berichten, dass die absolute Mehrheit wirklich sehr gute Arbeit leisten und sich bemühen (aber oftmals frustriert sind). Zudem hat man als Richter die Möglichkeit (wenn man alteingesessen ist und ein dickes Fell hat), sich seine Zeit frei einzuteilen (aber dies ist beim Großteil nicht die gelebte Praxis).

3.   Die Bezahlung muss bitte - damit das auch fair ist - im Kontext des Juristen-Kreises (mit gutem Abschluss) betrachtet werden. Und hier ist die Bezahlung als eher gering bis mäßig einzuordnen - so fair muss man sein. Diese Aussage kann man mir dahingehend glauben, weil wir in unserem Bekanntenkreis zahlreiche Juristen haben. Die Mehrheit der Großkanzleien zahlen aktuell Einstiegsgehälter (!) von ca. 150k (ich kenne keine einzige seriöse, wirklich als solche bezeichnete Großkanzlei, welche aktuell unter 120k Einstiegsgehalt für Juristen mit gutem Abschluss zahlt). Jetzt wollen Großkanzleien eben genau jene Juristen, wie sie auch die Justiz möchte - nämlich die guten Absolventen. Schaut man sich den Nettogehalts-Unterschied an, dann liegen hier Welten dazwischen. Wenn gleichzeitig die Arbeitsbelastung bei der Staatsanwaltschaft betrachtet wird, dann reden wir über vergleichbare Arbeitsbedingungen bei teilweise weniger als halbem Nettogehalt. Als Richter ist man bemessen an der Arbeitszeit eher bessergestellt als der Staatsanwalt (weil die Arbeitszeit bei diesen ca. 40 bis 50 Stunden in der Woche beträgt - bei manchen Altrichtern eher 35 bis 45 Stunden). Aber da der Richter wie der Staatsanwalt beide R1 (und somit das Gleiche) verdienen, ist das Gehalt immer noch weniger als die Hälfte im Vergleich zur Großkanzlei. Was man selbstverständlich nicht unterschlagen darf, ist die Tatsache, dass Großkanzleien überproportional gut bezahlen. Aber in der Industrie (bspw. einem größeren Unternehmen) gibt es oftmals sehr gute Arbeitszeiten (35 Stunden sind keine Seltenheit) für die guten Juristen bei 6-stelligen Gehältern. Natürlich ist in der Industrie auch nicht alles Gold, was glänzt. Aber oftmals hat man mehr Zeit zum Leben und deutlich mehr Geld für eben jenes. Bemessen am Durchschnittseinkommen der jeweiligen Bevölkerung liegt Deutschland im EU-Vergleich auf dem letzten Platz bei der Bezahlung seiner Richter – das sagt doch eigentlich alles (Quelle siehe Seite 80 des nachfolgenden EU-Berichts: https://rm.coe.int/cepej-report-2020-22-e-web/1680a86279).

4.   Wenn ich die Arbeitsbedingungen meiner bH mit meinen vergleiche (verbeamteter Ingenieur als RD), dann liegen hier ebenfalls Welten dazwischen. Ich fühle mich von meinem Arbeitgeber wertgeschätzt und habe eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Leben - auch wenn ich ebenfalls fleißig bin und versuche, dem System einen guten Teil beizutragen. Zwar verdienen einige Ingenieurs-Kollegen (mit vergleichbarem Abschluss) in der Wirtschaft spürbar besser als ich (bei vergleichbarer Altersabsicherung), aber ich hoffe, dass diese Kluft in der Zukunft aus prozentualer Sicht nicht weiter auseinander geht (denn dies ist demotivierend) – in den letzten Jahren ist man zunehmend ins Hintertreffen geraten. Dieser Trend ist frustrierend, insbesondere weil man nicht weiß, wie sich dies weiterentwickelt.


Abschließend kann ich sagen: Meine bH ist Überzeugungstäter und deshalb wurde die Entscheidung, Richter zu sein, nicht bereut und meine bH brennt für den Richterberuf. Die Bezahlung muss unbedingt besser werden, denn dies ist für meine bH spürbar frustrierend (viele Freunde mit schlechterem Abschluss verdienen ca. 1,3 bis 2,5 mal so viel netto und haben weniger Stress). Da hilft es auch nicht, dass sie den Job gerne macht. Ich halte es für ein sogenanntes „Vorzeigeland“ auch für okay, wenn wir bei der Bezahlung (bemessen am jeweiligen Durchschnittseinkommen) im EU-Vergleich nicht mehr auf dem letzten (!) Platz liegen, sondern mindestens im Mittelfeld. Gleichzeitig muss die Arbeitsbelastung deutlich niedriger werden, damit ein Viertel der Belegschaft nicht sehenden Auges in die Berufsunfähigkeit aufgrund gesundheitlicher Beschwerden zusteuert.

Ich selbst (da kein Überzeugungstäter) kann nur absolut davon abraten, in die Justiz als Staatsanwalt oder Richter zu gehen! ! ! Jedem Juristen, der hier wirklich unentschlossen und kein Überzeugungstäter ist, rate ich dazu, ganz genau die Möglichkeiten in der Wirtschaft zu betrachten und sich für das Leben (bei gleichzeitig oftmals besserem Gehalt) zu entscheiden. Jedem, der denkt, dass sich bei der Bezahlung der Richter bestimmt mal was ändern wird, sei gesagt, dass der Richterbund seit über einem Jahrzehnt auf die schlechten Umstände hinweist und selbst das Bundesverfassungsgericht die Versäumnisse sieht. Selbst die EU hat Deutschland für die deutlich zu niedrige Bezahlung der Richter bereits zweimal (2022 und 2023) ermahnt. Nur passiert ist nichts und der Hoffnung weicht in vielen Fällen verständlicherweise immer mehr der Frust mit all den damit verbundenen unerwünschten Folgen (Demotivation, Krankheit, Unzufriedenheit, etc.).
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: 2strong am 14.04.2024 22:38
Wer mit den Gehältern und der Berufsperspektive nicht zufrieden ist, darf diese natürlich kritisieren. Hätte sich aber - zumal als Spitzenjurist - auch vorher informieren und anders entscheiden können. Außerdem steht der Weg nach draußen immer offen.

Ungeachtet dessen hat eine Kollegin, die vor wenigen Jahren  aus der Staatsanwaltschaft als Referentin zu uns gewechselt, die Arbeitsbedingungen als ähnliches desolat skizziert, wie hier dargestellt.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Freddy24 am 14.04.2024 23:47
@IndependentJoke: Vielen Dank für die absolut authentischen Schilderungen. Den Staatsdienst sollte man den Unqualifizierten überlassen, bis die Finanzminister zur Besinnung kommen.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Studienrat am 15.04.2024 06:31
Wer mit den Gehältern und der Berufsperspektive nicht zufrieden ist, darf diese natürlich kritisieren. Hätte sich aber - zumal als Spitzenjurist - auch vorher informieren und anders entscheiden können. Außerdem steht der Weg nach draußen immer offen.

Ungeachtet dessen hat eine Kollegin, die vor wenigen Jahren  aus der Staatsanwaltschaft als Referentin zu uns gewechselt, die Arbeitsbedingungen als ähnliches desolat skizziert, wie hier dargestellt.

Danke für deine schon millionen Male gelesenen Standardsätze.
Eine absolute Bereicherung!
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Studienrat am 15.04.2024 06:35
Danke
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Studienrat am 15.04.2024 06:45
Danke auch für dein Mitgefühl.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Organisator am 15.04.2024 08:25
Vielleicht ist Folgendes für jemanden von Interesse:
(...)

Vielen Dank für den Einblick. Es erscheint erschreckend, wie da mit hochmotivierten Leuten umgegangen wird. Irgendwie seltsam, dass diese erwachsenen Menschen das mit sich machen lassen.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: 2strong am 15.04.2024 08:50
Danke auch für dein Mitgefühl.
Keine Ursache. Dein Frust, es nie über das Eingangsamt hinaus geschafft zu haben, muss zermürbend sein.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Studienrat am 15.04.2024 15:11
Danke auch für dein Mitgefühl.
Keine Ursache. Dein Frust, es nie über das Eingangsamt hinaus geschafft zu haben, muss zermürbend sein.

Das Peter-Prinzip scheint es auch bei dir geschafft zu haben.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: 2strong am 15.04.2024 16:15
Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Studienrat am 15.04.2024 21:01
Diese Sprüche kenne ich nur von der Schulaufsichtsbehörde.
Der Verein, in dem durch Hochbücken und Klinken putzen Karriere (von A13 zu A14) möglich ist.
Alle meine Kollegen lieben dich!
Dort scheinst du gemäß der Anzahl deiner Beiträge auf jeden Fall viel Zeit zu haben.
Naja, lieber hier den Größenwahn deiner Inhalte und deines dir selbst gewählten Namens absondern, als meiner  sowieso schon gebeutelten Berufsgruppe noch zusätzlich an den Nerven zu sägen. Vielleicht steckt hinter dem Wahn aber auch nur der Schrei nach, na du weißt schon, Aufmerksamkeit usw.
Mir gefallen deine Beiträge auch vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass ich nicht der letzte bin, der in der Schlange steht.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Freddy24 am 15.04.2024 21:32
Ich möchte hier Studienrat zur Seite springen. Ich halte es nicht für anständig, jemandem, der aufgrund vielfältiger Umstände im höheren Dienst in der Eingangsbesoldung verblieben ist, mit Hohn und Spott zu begegnen. Ich weiß aus dem Freundeskreis, dass es anders als früher,  auch am Gymnasium nicht mehr selbstverständlich ist, auch bei sehr guten Leistungen Oberstudienrat zu werden. Um auf das Ausgangsthema zurückzukommen: Im richterlichen Dienst gehen ca. 35 % mit der Eingangsbesoldung R1 in den Ruhestand. 50 % schaffen es in R2. Dann verdienen sie 600 € brutto mehr, davon optimalerweise ca. 70 % mehr im Ruhestand, abzüglich der Steuern.
Ich könnte zu jedem Kriterium für eine Beförderung von Richtern einen eigenen Thread aufmachen. Manipulation von Beurteilungen, um politisch erwünschte Personen zu pushen. Pushfaktoren: Geschlecht. Parteizugehörigkeit. Migrationshintergrund. Persönliche Beziehungen. Wohlverhalten als Richterrat oder im Richterverband. Übernahme nicht vergüteter Aufgaben (Stöckchenspringen).
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Bastel am 15.04.2024 21:45
. Pushfaktoren: Geschlecht. Parteizugehörigkeit. Migrationshintergrund. Persönliche Beziehungen. Wohlverhalten als Richterrat oder im Richterverband. Übernahme nicht vergüteter Aufgaben (Stöckchenspringen).

Ist nix neues :D
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Freddy24 am 15.04.2024 22:19
Danke für die Bestätigung. Auch die politisch erwünschte Rechtsprechung ist ein Pushfaktor. Den über die Richterbeförderung entscheidenden Personen (überwiegend Politikern/Parteisoldaten) im Richterwahlausschuss ist es am wichtigsten, Brüder und Schwestern im Geiste (Gesinnungsgenossen) in gehobene Richterpositionen zu bringen, um die eigene Agenda durchzubringen. Auch das weiß jeder, muss der Vollständigkeit halber aber erwähnt werden.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Besoldungsrechner am 16.04.2024 00:25
Danke für die Bestätigung. Auch die politisch erwünschte Rechtsprechung ist ein Pushfaktor. Den über die Richterbeförderung entscheidenden Personen (überwiegend Politikern/Parteisoldaten) im Richterwahlausschuss ist es am wichtigsten, Brüder und Schwestern im Geiste (Gesinnungsgenossen) in gehobene Richterpositionen zu bringen, um die eigene Agenda durchzubringen. Auch das weiß jeder, muss der Vollständigkeit halber aber erwähnt werden.

Ich bitte dich solche unqualifizierten Äusserungen zu unterlassen! Wo kommen wir den hin wenn wir im "Vorzeigerechtsstaat Deutschland" Beförderungen aufgrund von Geschlecht oder Migrationshintergrund verteilen. Gibt es hier nicht! Nein! *ironie off*

Im abkassieren und drangsalieren der Bevölkerung sind "unsere" Politiker aber tatsächlich Weltspitze.

Wäre ich jetzt ein transsexualer Briefkasten mit Migrationshintergrund wäre ich auch sicher schon A13  :).
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: 2strong am 16.04.2024 01:53
Diese Sprüche kenne ich nur von der Schulaufsichtsbehörde.
Der Verein, in dem durch Hochbücken und Klinken putzen Karriere (von A13 zu A14) möglich ist.
Ist ja süß, was in Euren Kreisen bereits als solche bezeichnet wird.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: 2strong am 16.04.2024 02:27
Ich möchte hier Studienrat zur Seite springen. Ich halte es nicht für anständig, jemandem, der aufgrund vielfältiger Umstände im höheren Dienst in der Eingangsbesoldung verblieben ist, mit Hohn und Spott zu begegnen. Ich weiß aus dem Freundeskreis, dass es anders als früher,  auch am Gymnasium nicht mehr selbstverständlich ist, auch bei sehr guten Leistungen Oberstudienrat zu werden. Um auf das Ausgangsthema zurückzukommen: Im richterlichen Dienst gehen ca. 35 % mit der Eingangsbesoldung R1 in den Ruhestand. 50 % schaffen es in R2. Dann verdienen sie 600 € brutto mehr, davon optimalerweise ca. 70 % mehr im Ruhestand, abzüglich der Steuern.
Ich könnte zu jedem Kriterium für eine Beförderung von Richtern einen eigenen Thread aufmachen. Manipulation von Beurteilungen, um politisch erwünschte Personen zu pushen. Pushfaktoren: Geschlecht. Parteizugehörigkeit. Migrationshintergrund. Persönliche Beziehungen. Wohlverhalten als Richterrat oder im Richterverband. Übernahme nicht vergüteter Aufgaben (Stöckchenspringen).
Mal ganz im Ernst und ohne jeglichen Spott:
Wenn man unzufrieden mit seiner Situation ist, dann muss man sich halt mal bewegen. Das müssen der Obersekretär und der Amtmann, das müssen der Hauptfeldwebel und der Oberkommissar, und das müssen auch der Oberregierungsrat und der Amtsrichter tun, wenn es vor Ort nicht weiter geht. Ich verstehe jeden, der beruflich weiterkommen möchte. Aber zu meinen, dass man, weil man mal Germanistik und Geographie studiert hat, vor Ort und im Eilschritt bis zum Oberstudiendirektor durchbefördert werden zu müssen, ist wohlfeil.

Und zu Deinem Urteil den Richterberuf betreffend:
Die Grundbesildung ist bereits so ausgelegt, dass sie im Eingangsamt - nach entsprechender Erfahrung - dem zweiten Beförderungdamt des Verwaltungsdienstes entspricht. Da ist man mit R 2 bereits gut bedient. Schließlich kann man auch sonst nicht ernsthaft erwarten, dass man unbedingt die B 3 oder B 6 erlangt.

Wenn dazu noch beklagt wird, dass Beurteilungen nicht allein nach Leistungsgesichtspunkten vergeben werden, kann ich nur sagen: Guten Morgen! Ein hochrangiger Posten wird nach Parteipräferenz vergeben? Was Du nicht sagst! Bei Personalentscheidungen wird mit Gleichstellung argumentiert? Das muss ein Unikum der Justiz sein...

Und wenn der Kollege hier gestern kritisiert, dass seine bessere Hälfte mit Top-1%-Examen zu viel arbeitet und zu wenig verdient, bleibt mir nur zu sagen: Viel Erfolg in der Großkanzlei. Denn besonders belastbar scheint die eigene Entschlusskraft ja kaum sein zu können. Solche Leute braucht die Justiz in der Tat nicht. Da hapert es nämlich nicht an 10% Besoldungserhöhung rauf oder runter.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Organisator am 16.04.2024 07:54
Jede Beförderung hat auch etwas mit der Bereitschaft und dem Vermögen zu tun, höherwertige Aufgaben zu übernehmen. Ist auch nicht jedem gegeben bzw. von jedem gewollt.

Dabei kommt es auch hauptsächlich auf die dienstlichen Leistungen an - keine Führungskräft wird sich einen schlechten Mitarbeiter aussuchen, nur weil er einer bestimmten, gerade besonders zu fördernden Personengruppe zugehörig ist.

Und ansonsten wie 2strong sagt - wenns nicht weitergeht, muss man sich bewegen. Wenns dann immernoch nicht weitergeht, kanns auch an einem selbst liegen.

und zum letzten: Warum soll ein Studienrat undbeding befördert werden (müssen). Wenn man eben nicht Fachleiter werden möchte dann ists völlig legitim, die eigentliche Tätigkeit weiterzumachen. Genauso wie z.B. ein Oberinspektor, wenn die A11 mit einer Leitungsfunktion verbunden wäre, er das aber nicht möchte. Es spricht für die Person, wenn sie selbst erkennt, wo sie mit einer Beförderung zum Peter werdern würde.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Dogmatikus am 16.04.2024 08:26
Und wenn der Kollege hier gestern kritisiert, dass seine bessere Hälfte mit Top-1%-Examen zu viel arbeitet und zu wenig verdient, bleibt mir nur zu sagen: Viel Erfolg in der Großkanzlei. Denn besonders belastbar scheint die eigene Entschlusskraft ja kaum sein zu können. Solche Leute braucht die Justiz in der Tat nicht. Da hapert es nämlich nicht an 10% Besoldungserhöhung rauf oder runter.

Ich wollte mich eigentlich - obwohl ich selbst Staatsanwalt bin und genau die gleichen Erfahrungen gerade selbst mache und sehe, dass alle meine Kollegen sie auch machen - hierzu gar nicht äußern, weil es letztlich eh alles nur frustriert.
Aber in diesem Punkt muss ich dir als ebenfalls Überzeugungstäter aufs Schärfste widersprechen: Wir brauchen gerade die Leute, die aus Überzeugung den Job machen, obwohl wir im Vergleich mit ehemaligen Kommilitonen schlecht bezahlt werden UND selbst nach offiziellen Zahlen deutlich überlastet sind. Die Entschlusskraft liegt darin, WEITERZUMACHEN, trotz der Umstände. Nicht den Schwanz einzuziehen und den Rechtsstaat sich selbst zu überlassen.

Wie glaubst du, sähe denn die Justiz aus, wenn alle Überzeugungstäter das Boot verlassen und nur noch 6-Punkte-Kandidaten mit mangelnder Motivation und Unlust entscheiden?

Ich arbeite in einer StA, in der die Belastung nach offiziellen Zahlen des Ministeriums bei 170% liegt. Unsere Behörde pfeift aus dem letzten Loch. Wer da mit Plattitüden a la "Augen auf bei der Berufswahl" und "dann geh doch einfach" um sich wirft, hat die Situation nicht ansatzweise zu Ende gedacht. Wenn jeder gute Jurist trotz Überzeugung, dass er immer in die Justiz wollte, vorher gar nicht in den Beruf reingeht bzw. nach 3 Jahren das Weite sucht, wie sieht dann die Zukunft der Justiz aus?

Ich persönlich bleibe, weil auch ich seit der Oberstufenzeit immer in die Justiz wollte, aus Überzeugung, um meinen Teil zur Gesellschaft beizutragen. Ist es wirklich zu viel verlangt, im Durchschnitt "nur" 100% statt 200% arbeiten zu müssen? Ist es wirklich zu viel verlangt, im europäischen Vergleich der Bezahlung nicht auf dem letzten Platz zu stehen? Ist es wirklich zu viel verlangt, die Einhaltung der vom BVerfG aufgestellten Parameter zur angemessenen Alimentation zu fordern?

Ich meine nicht. Ich meine sogar, als Überzeugungstäter ist es unsere Pflicht, den Dienstherren darauf hinzuweisen, dass der Fortbestand einer funktionierenden Justiz hiervon abhängt.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: jeto am 16.04.2024 08:46
Danke für deine Worte, Dogmatikus.
Das Totschlagargument "Geh doch in die Wirtschaft", welches schon Alleinstellungsmerkmal in diversen Foren und Gesprächen besitzt, sobald eine Anzahl Personen über schlechte Zustände klagt, ist so unpassend in solchen Diskussionen - gerade wenn es um "Überzeugungsberufe" geht, die nicht primär des Geldes wegen ausgewählt wurden, sondern vielmehr gesellschaftlichen Reiz in der Form haben, etwas 'Gutes' tun zu können, möge es auch nicht bei jedem Personenkreis in der Form gewürdigt werden.
Dennoch ist es auch das gute Recht derjenigen, die diese Berufe ausüben, auf Missstände aufmerksam zu machen, die sich auf Arbeitsbedingungen, Bezahlung usw. beziehen. Nur weil hier Unmut herrscht und man Verbesserungen umgesetzt haben möchte, heißt das noch lange nicht, dass man mit der Kernarbeit des Berufes abgeschlossen hat.
Ich für meinen Teil liebe den Beruf, den ich ausübe, bin aber dennoch weder mit den geforderten Arbeitsstunden zufrieden noch mit den erzielten Ergebnissen aus meiner Arbeit - welches nicht zuletzt auch am krankenden Rechtssystem liegt. Und das kann und möchte ich auch weiterhin kundtun dürfen, ohne mich in die freie Wirtschaft wegbewegen zu müssen oder dazu aufgefordert zu werden ;-)
Letztendlich wird man nicht umhin kommen, Talente über bessere Arbeitsbedingungen und bessere monetäre Aussichten anzuwerben. Sonst gibt es bald keine "guten" Beamten mehr. Dafür muss die Alimentation der Staatsdiener endlich wieder _amts_angemessen sein (und nicht kinder_angemessen).
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Organisator am 16.04.2024 09:14
Inhaltlich bin ich voll bei Dogmatikus und bei Jeto.
Man muss nicht flüchten, wenn man Spaß und Sinnhaftigkeit bei einem Job hat und lediglich die Rahmenbedingungen nicht passen. Allerdings macht man sich auf Dauer auch kaputt bei ständiger Überlastung.

Und der Arbeitgeber / Dienstherr hat auch keinen Änderungsdruck, wenn sich die Beschäftigten selbst ausbeuten. Kurzum - eine Art von Zeichen muss man setzen. Wenns nicht die Abstimmung mit den Füßen ist, dann sollte man doch zumindest seine Arbeitszeit den (tarif-)rechtlichen Vorgaben anpassen. Nur so kann man einerseits seiner Gesundheit etwas gutes tun und andererseits den Druck in Richtung oben abgeben.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: lotsch am 16.04.2024 09:38
Das Wichtigste für alle Überlasteten, ihr seid nicht daran Schuld, die Organisation trägt die Schuld, und die setzt sehr weit oben an. Es klingt vielleicht naiv, aber wie wäre es mit Überlastungsanzeigen, oder sind diese auch karrierehemmend, und seid ihr so erpressbar?
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: BerndStromberg am 16.04.2024 10:46
Und wenn der Kollege hier gestern kritisiert, dass seine bessere Hälfte mit Top-1%-Examen zu viel arbeitet und zu wenig verdient, bleibt mir nur zu sagen: Viel Erfolg in der Großkanzlei. Denn besonders belastbar scheint die eigene Entschlusskraft ja kaum sein zu können. Solche Leute braucht die Justiz in der Tat nicht. Da hapert es nämlich nicht an 10% Besoldungserhöhung rauf oder runter.
Ich persönlich bleibe, weil auch ich seit der Oberstufenzeit immer in die Justiz wollte, aus Überzeugung, um meinen Teil zur Gesellschaft beizutragen. Ist es wirklich zu viel verlangt, im Durchschnitt "nur" 100% statt 200% arbeiten zu müssen? Ist es wirklich zu viel verlangt, im europäischen Vergleich der Bezahlung nicht auf dem letzten Platz zu stehen? Ist es wirklich zu viel verlangt, die Einhaltung der vom BVerfG aufgestellten Parameter zur angemessenen Alimentation zu fordern?

Ich meine nicht. Ich meine sogar, als Überzeugungstäter ist es unsere Pflicht, den Dienstherren darauf hinzuweisen, dass der Fortbestand einer funktionierenden Justiz hiervon abhängt.
Du lebst den „Mythos des Sisyphos“, den man sich nach Camus als glücklichen Menschen vorstellen muss. Das meine ich ohne Spott oder Ironie, denn ich glaube, nur so kann man mit einer ausweglosen Situation im Beruf und überhaupt im Leben umgehen, nämlich indem man sie annimmt.

Allerdings gerät auch diese philosophische Einstellung im Berufsleben irgendwann an ihre Grenzen und wird von Justizverwaltung und dem Haushaltsgesetzgeber in völlig zynischer Weise ausgenutzt. Daher empfinde ich deine Forderung nach einer zumindest halbwegs auskömmlichen Stellenausstattung und zumindest nicht evident verfassungswidrigen Besoldung als absolut legitim. Und Kollegen im Burnout oder der inneren Kündigung sind am Ende auch für die Justiz die teurere Variante. Auf einer Fortbildung zum Thema „Umgang mit Stress“ konnte ich mir kürzlich ein Bild davon machen, wie die Teilnehmer, die erst am Anfang ihres Berufslebens als Staatsanwälte standen, schon bedenkliche Vorzeichen von Burnout aufwiesen…

Bei der Bezahlung hilft hoffentlich irgendwann Karlsruhe, bei der Stellenausstattung nur politischer Druck. Und den sehe ich noch viel zu selten, auch weil bis auf die Berufsverbände alle damit beschäftigt sind, den Felsen weiter den Berg raufzurollen und den Rechtsstaat am Laufen zu halten… ich wollte nicht dieses Schicksal teilen, bewundere und bedaure zugleich aber jeden, der es aus Überzeugung tut.

Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: 2strong am 17.04.2024 22:15
Ich arbeite in einer StA, in der die Belastung nach offiziellen Zahlen des Ministeriums bei 170% liegt. Unsere Behörde pfeift aus dem letzten Loch. Wer da mit Plattitüden a la "Augen auf bei der Berufswahl" und "dann geh doch einfach" um sich wirft, hat die Situation nicht ansatzweise zu Ende gedacht. Wenn jeder gute Jurist trotz Überzeugung, dass er immer in die Justiz wollte, vorher gar nicht in den Beruf reingeht bzw. nach 3 Jahren das Weite sucht, wie sieht dann die Zukunft der Justiz aus?

Ich persönlich bleibe, weil auch ich seit der Oberstufenzeit immer in die Justiz wollte, aus Überzeugung, um meinen Teil zur Gesellschaft beizutragen. Ist es wirklich zu viel verlangt, im Durchschnitt "nur" 100% statt 200% arbeiten zu müssen? Ist es wirklich zu viel verlangt, im europäischen Vergleich der Bezahlung nicht auf dem letzten Platz zu stehen? Ist es wirklich zu viel verlangt, die Einhaltung der vom BVerfG aufgestellten Parameter zur angemessenen Alimentation zu fordern?
Ich meine das nicht zynisch. Nur könnte ich Dir hier im Forum dutzende Threats aufzeigen, in denen Leuten mit ähnlichen Sorgen empfohlen wurde: Mache Probleme des Arbeitgebers nicht zu Deinen eigenen.

Ungeachtet dessen sehe ich die Kritik an den allgemeinen Arbeitsbedingungen in der Justiz durchaus auch ein. Was Arbeitszeiterfassung und Ausgleich - nicht nur in der Justiz - betrifft, steht manche Dienststelle einem Lidl oder Burger King-Franchisenehmer in nichts nach.

Meine Kritik richtete sich primär gegen das Genöle wegen angeblich unzureichender Vergütung in Relation zur GK.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Freddy24 am 17.04.2024 22:53
Die letzten Beiträge finde ich sehr erfreulich. Ich glaube zu erkennen, dass einige Teilnehmer, die ich bisher für unerreichbar gehalten haben, selbstkritisch erkannt haben, dass Ratschläge wie "dann schul doch um" oder "Augen auf bei der Berufswahl" oder Urteile wie "Schuld selber" etc. nicht angemessen sind. Je nach persönlicher Situation kann man natürlich unterschiedlicher Meinung sein, wie hoch ein angemessenes Gehalt für Prädikatsjuristen im Justizdienst sein sollte. Einige scheinen nicht von der Tatsache beeindruckt zu sein, dass die EU den Rechtsstaat in Gefahr sieht, weil das Richtereinkommen in Deutschland das niedrigste in Europa ist. Auch die Urteile des BVG über die verfassungswidrig geringen Richtereinkommen in Deutschland beeindrucken diese Leute nicht. Da kann man wohl nichts machen. Da kann nur das Bundesverfassungsgericht eine Antwort geben.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: 2strong am 17.04.2024 23:25
Freddy, ich bin der Erste, der abkotzt, weil die letzte Besoldungserhöhung nur 9% gebracht hat - bei doppelt so hoher Inflation im Vergleichszeitraum. Und dennoch gehört man als Richter (wenn ich mal vom größten Bundesland ausgehe) zu Berufsbeginn zu den oberen 10% der Einkommensbezieher und ist am Ende seiner Laufbahn unter den top 3%, ohne jemals befördert worden zu sein. Sehr viel mehr kann man vom öffentlichen Dienst nicht erwarten, denke ich. EU-Vergleich hin, GK-Option her. Außerdem muss man nicht ans Amtsgericht Köln gehen. Beim Amtsgericht in Monschau zahlen die das Gleiche.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: clarion am 18.04.2024 06:27
Hallo  Freddy,

Die Besoldung finde ich auch skandalös. Auch wenn die Besoldung verfassungsgemäß wäre, wäre der Sold aller Beamte vielleicht 20% höher. Wäre das Dasein als Richter oder Staatsanwalt denn wesentlich besser? Im Privaten würde man sich vielleicht hier und da mehr Luxus leisten, aber sonst?

Ich selbst bin dennoch der Meinung,  dass jeder selbst des Glückes Schmied ist: Love it, leave it, change it. Gejammer ist unproduktiv.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Studienrat am 18.04.2024 06:38
„Außerdem muss man nicht ans Amtsgericht Köln gehen. Beim Amtsgericht in Monschau zahlen die das Gleiche.“
„Love it, leave it, change it. Gejammer ist unproduktiv.“

Bitte noch mehr davon für meine Klowand.

Hey, einen habe ich noch für euch: „Träume nicht dein Leben, lebe deine Träume.“
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Bastel am 18.04.2024 07:02
Die Sprüche kann man ja auf Etsy vekaufen :D Bessert das Einkommen auf ;)
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Dogmatikus am 18.04.2024 08:14
Und schon sind wir wieder bei Plattitüden. Schade.

„Außerdem muss man nicht ans Amtsgericht Köln gehen. Beim Amtsgericht in Monschau zahlen die das Gleiche.“

Wie viele Richter können denn ans Amtsgericht Monschau wechseln? 1? 2? 50? 100? Sinnloser Vorschlag. Kleinere Amtsgerichte werden mittlerweile eher mit anderen zusammen gelegt, als dass es eine sinnvolle Perspektive gibt, sich dorthin versetzen lassen zu können, wann immer man das wollte.

„Love it, leave it, change it. Gejammer ist unproduktiv.“

Den Satz habe ich hier schon zig mal gelesen und habe jedes Mal das Gefühl, der Schreibende versteht ihn ganz offensichtlich selbst nicht.

Love it? Offensichtlich nicht.
Leave it? Siehe meinen vorherigen Post. Ein arroganter, nicht zu Ende gedachter Vorschlag.

Change it? Das versuchen wir doch gerade, unter anderem deswegen sind wir auch hier im Forum aktiv!
Was offensichtlich einige lediglich als Gejammer abtun wollen (gut, einige Kollegen jammern tatsächlich nur, ohne dass da was hintersteht), das ist doch gerade die Kritik am Status Quo mit dem Versuch aufzuzeigen, etwas zu ändern. Nur wie soll man Veränderung anstoßen, wenn nicht mit Kritik (verstanden als Gejammer), dass es so nicht weitergeht? Am Ende entscheiden die Ministerien, nicht der einzelne Dezernent. Der kann nur immer wieder darauf hinweisen, dass es so nicht weitergeht. Dass man diese Kritik auch in einem Forum bespricht, ist doch nur ein kleiner Teil dessen, was im realen Leben vor sich geht. Herrgott noch eins. Glaubt ihr echt, wir überlasteten Dezernenten jammern nur in einem Forum rum und im Büro halten wir die Klappe, machen alles was man uns sagt und heulen nur in der Kaffeerunde rum, wie schlecht es uns geht?

Was für eine naive Sichtweise auf das Gesamtproblem. Aber gut, in Zeiten, wo viele Leute Wandtattoos als "Kunst" an ihre Wände kleben, muss man wohl damit rechnen, dass man solche Kalendersprüche als alles erklärenden Ratschlag erhält.

Kann ja demnächst auch statt anzuklagen dem Beschuldigten einen Brief schicken: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu!"

Damit sollte es ja dann erledigt sein mit dem Verfolgungsinteresse, denke das wird jeder Täter verstehen.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: 2strong am 18.04.2024 08:54
Bitte noch mehr davon für meine Klowand.
Du könntest Dich ja von den Klowänden auf Deiner Arbeit inspirieren lassen - wenn Du häufiger hingehen oder mal länger dortbleiben würdest  ;)
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Bruce Springsteen am 18.04.2024 10:02
Danke Dogmatikus! Jeden deiner Sätze könnte ich unterschreiben.

Für den Rest hier: Das Runde muss ins Eckige..
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Organisator am 18.04.2024 10:08
Und schon sind wir wieder bei Plattitüden. Schade.

„Außerdem muss man nicht ans Amtsgericht Köln gehen. Beim Amtsgericht in Monschau zahlen die das Gleiche.“

Wie viele Richter können denn ans Amtsgericht Monschau wechseln? 1? 2? 50? 100? Sinnloser Vorschlag. Kleinere Amtsgerichte werden mittlerweile eher mit anderen zusammen gelegt, als dass es eine sinnvolle Perspektive gibt, sich dorthin versetzen lassen zu können, wann immer man das wollte.

„Love it, leave it, change it. Gejammer ist unproduktiv.“

Den Satz habe ich hier schon zig mal gelesen und habe jedes Mal das Gefühl, der Schreibende versteht ihn ganz offensichtlich selbst nicht.

Love it? Offensichtlich nicht.
Leave it? Siehe meinen vorherigen Post. Ein arroganter, nicht zu Ende gedachter Vorschlag.

Change it? Das versuchen wir doch gerade, unter anderem deswegen sind wir auch hier im Forum aktiv!
Was offensichtlich einige lediglich als Gejammer abtun wollen (gut, einige Kollegen jammern tatsächlich nur, ohne dass da was hintersteht), das ist doch gerade die Kritik am Status Quo mit dem Versuch aufzuzeigen, etwas zu ändern. Nur wie soll man Veränderung anstoßen, wenn nicht mit Kritik (verstanden als Gejammer), dass es so nicht weitergeht? Am Ende entscheiden die Ministerien, nicht der einzelne Dezernent. Der kann nur immer wieder darauf hinweisen, dass es so nicht weitergeht. Dass man diese Kritik auch in einem Forum bespricht, ist doch nur ein kleiner Teil dessen, was im realen Leben vor sich geht. Herrgott noch eins. Glaubt ihr echt, wir überlasteten Dezernenten jammern nur in einem Forum rum und im Büro halten wir die Klappe, machen alles was man uns sagt und heulen nur in der Kaffeerunde rum, wie schlecht es uns geht?

Was für eine naive Sichtweise auf das Gesamtproblem. Aber gut, in Zeiten, wo viele Leute Wandtattoos als "Kunst" an ihre Wände kleben, muss man wohl damit rechnen, dass man solche Kalendersprüche als alles erklärenden Ratschlag erhält.

Kann ja demnächst auch statt anzuklagen dem Beschuldigten einen Brief schicken: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu!"

Damit sollte es ja dann erledigt sein mit dem Verfolgungsinteresse, denke das wird jeder Täter verstehen.

Wenn jedoch die Arbeitsbelastung das Hauptproblem ist und die Bezahlung gemäß 2strong schon ordentlich ist, was sollte da noch ein paar hundert Euro mehr bringen?
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Floki am 18.04.2024 10:14
1. Die Bezahlung ist nicht schon ordentlich.
2. Etliche hundert Euro mehr, können einem die Arbeit dann doch etwas versüßen und die Motivation steigern.
3. Am wichtigsten: Es geht darum, mehr geeignetes Personal zu gewinnen und dadurch die Arbeitsbelastung zu entschärfen.

Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: clarion am 18.04.2024 18:05
Da sich so viele über sogenannte Plattitüden aufregen,  muss ich noch mal darauf eingehen.
Warum gibt es wohl  Sprüche,  die immer wieder und in mehrere Lebenslagen wieder kehren?  Weil diese Sprüche auf viele Situationen passen.

Ich verstehe Love it, leave it, change it auch eher so, dass man eine immmer unerträglichere Situationen verlassen sollte, wenn man sie nicht ändern kann. Das ist gesünder für die eigenen Seele und auch für Mitmenschen um einen herum.

Weiter oben berichtete jemand von seiner besseren Hälfte. Die Situation, die da beschrieben ist, ist mit mehr Geld nicht zu verbessern. Man hat ja keine Zeit selbiges die auszugeben. Sondern man  bräuchte deutlich mehr Personal. Gibt es überhaupt genügend Arbeit suchende Voll - Juristen, um das Personal nennenswert aufzubauen?

Solange Juristen ähnlich Mangelware wie Ingenieure,  Ärzte, Lehrer,..... sind, werden die großen Kanzleien noch mehr Geld aufbieten, um genügend gute Leute zu bekommen. Dass
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Thomber am 22.04.2024 08:25
Zitat
Solange Juristen ähnlich Mangelware wie Ingenieure,  Ärzte, Lehrer,..... sind, werden die großen Kanzleien noch mehr Geld aufbieten, um genügend gute Leute zu bekommen.

Eine Kanzlei - das natürlich Habitat der Juristen, korrekt.
Als Leiter von Gruppen, Referaten oder gar ganzen Ämtern und Behörden, zwar historisch so vorgegeben, aber unnötig. (So, wie ein Arzt in einen medizinischen Bereich gehört, sollte ein Jurist im Rechtsbereich eingesetzt werden.)
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Taigawolf am 22.04.2024 16:41
Soviel dazu:

https://www.t-online.de/finanzen/aktuelles/wirtschaft/id_100391186/cum-ex-skandal-ex-chefermittlerin-geht-hart-mit-der-politik-ins-gericht.html

Hier einige prägnante Zitate aus dem Artikel:

- "Brorhilker habe um ihre Entlassung aus dem Beamtenverhältnis gebeten[...]"
- Dem WDR sagte Brorhilker: "Ich war immer mit Leib und Seele Staatsanwältin, gerade im Bereich von Wirtschaftskriminalität, aber ich bin überhaupt nicht zufrieden damit, wie in Deutschland Finanzkriminalität verfolgt wird." Dies lasse sich in einem Satz zusammenfassen: "Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen."
- "Brorhilker sprach sich für mehr Personal in der Strafverfolgung [...] aus."
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Alter Richter am 25.04.2024 17:26
Sollte man heutzutage in Deutschland Richter werden.

Wenn man was kann: Klares Nein, denn

-du musst dann die Drecksjobs machen, weil mittlerweile zu viele da sind, die wenig bis gar nichts können,

- die Justizverwaltungen reden alles schön (auf deutsch: lügen, wenn sie den Mund aufmachen),

- über die Besoldung muss man gar nicht reden,

- du wirst mittlerweile ob deiner Berufswahl nicht mehr nur verschämt, sondern offen belächelt.

PS: Bei uns im Bezirk können sie zuletzt gar nicht so viele Assessoren einstellen, wie sie wieder gehen. Natürlich nur eine „unglückliche Momentaufnahme“, so die (s.o.) Justizverwaltung.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: 2strong am 25.04.2024 23:19
Ärgere Dich nicht. Frustrierte Frauen über 50 gibt es häufiger und die paar Mark bei Cum-Ex machen die Bock auch nicht fett.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Taigawolf am 26.04.2024 07:38
Ärgere Dich nicht. Frustrierte Frauen über 50 gibt es häufiger und die paar Mark bei Cum-Ex machen die Bock auch nicht fett.

Man kann geteilter Ansicht sein, wann es sich um ein paar Mark handelt. Dennoch geht es hier schlicht und ergreifend ums Prinzip. Wenn unsereins das Finanzamt reinlegen würde, dann wäre was los. Deshalb finde ich das Zitat "die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen" nicht nur wahr, sondern zugleich äußerst bedenklich für einen Rechtsstaat.

Weiterhin ist es der Demokratie nicht förderlich, wenn man medienwirksam einen heutigen Kanzler nach internen Spielchen kaum mehr belästigt und zugleich kann man in selbigen beobachten, wie sich scheinbar an nichts mehr erinnert wird. Solche Dinge tragen massiv zum Frust bei der Bevölkerung über die Politik bei. Was das auf Dauer bewirkt ist denke ich jedem klar.

Es ist daher meiner Meinung nach keineswegs nur "eine frustrierte Dame". Hier geht es hinter den Kulissen um so viel mehr, was eigentlich das Herz unseres Rechtsstaates sein sollte. Das ist in Wahrheit ein Paukenschlag für ebendiesen.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Thomber am 26.04.2024 07:57
Die Finanzämter behandeln alle Menschen in vergleichbaren Fällen gleich, so wie die Richtenden auch alle vergleichbaren Kriminellen gleich behandeln. Sieht man doch aktuell sehr gut - alle schuldunfähig. 
Diese "Täter" sind die Opfer der Gesellschaft - Ihnen muss geholfen werden. Ein Trauma erlitten zu haben, darf kein negatives Stigmata sein.   


Zitat
Weiterhin ist es der Demokratie nicht förderlich, wenn man medienwirksam einen heutigen Kanzler nach internen Spielchen kaum mehr belästigt und zugleich kann man in selbigen beobachten, wie sich scheinbar an nichts mehr erinnert wird.
  Bitte zu beachten, dass Regierungskritik als demokratiefeindlich eingestuft ist. Nur pöse rechte und damit automatisch anti-demokratische Kräfte sehen Anlass zur Kritik an Scholz & Co..

Ich werde gleich mal in Chorweiler anrufen ...


 :P
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Taigawolf am 26.04.2024 08:14
Die Finanzämter behandeln alle Menschen in vergleichbaren Fällen gleich, so wie die Richtenden auch alle vergleichbaren Kriminellen gleich behandeln. Sieht man doch aktuell sehr gut - alle schuldunfähig. 
Diese "Täter" sind die Opfer der Gesellschaft - Ihnen muss geholfen werden. Ein Trauma erlitten zu haben, darf kein negatives Stigmata sein.   


Zitat
Weiterhin ist es der Demokratie nicht förderlich, wenn man medienwirksam einen heutigen Kanzler nach internen Spielchen kaum mehr belästigt und zugleich kann man in selbigen beobachten, wie sich scheinbar an nichts mehr erinnert wird.
  Bitte zu beachten, dass Regierungskritik als demokratiefeindlich eingestuft ist. Nur pöse rechte und damit automatisch anti-demokratische Kräfte sehen Anlass zur Kritik an Scholz & Co..

Ich werde gleich mal in Chorweiler anrufen ...


 :P

Ich stelle gerade fest, dass ich früher über sowas unbeschwert lachen konnte. Heute schwingen da plötzlich tatsächlich auch noch ernstere Gefühle und Gedanken mit, da das inzwischen leider immer mehr aus dem satirischen Eck rückt und zur Realität wird. Wie hat es Dieter Nuhr vor einer Weile mal formuliert: "Die Politik wird für uns Komiker immer mehr zur echten Konkurrenz".
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Studienrat am 28.04.2024 10:00
Richter dürften heutzutage leichtes Spiel haben, da unter den Anwälten noch viel mehr Dilettanten unterwegs sind, als in ihrer eigenen Berufsgruppe. Die Zahl der durch Anwälte verursachten Verfahrens- und Einschätzungsfehler hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten vervielfacht. Viele reißen auch Mandate an sich, weil die Versicherung de facto zahlt, obgleich in vielen Fällen keinerlei Chance auf Erfolg besteht. Das Problem ist, dass man als Mandant immer die Katze im Sack kauft und die große Enttäuschung meist erst vor Gericht, also wenn es schon zu spät ist, kommt. Dann hilft dem unvorbereiteten Laien mit anmutenden Erbsenhirn auch kein Anzug und Kanzlei in Bestlage mehr.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: 2strong am 28.04.2024 14:00
Diese Erkenntnisse hast Du von der 7b in der letzten Projektwoche erarbeiten lassen, nehme ich an.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Studienrat am 29.04.2024 20:36
Diese Erkenntnisse hast Du von der 7b in der letzten Projektwoche erarbeiten lassen, nehme ich an.

Diese Sprüche kenne ich nur von der Schulaufsichtsbehörde.
Der Verein, in dem durch Hochbücken und Klinken putzen Karriere (von A13 zu A14) möglich ist.
Alle meine Kollegen lieben dich!
Dort scheinst du gemäß der Anzahl deiner Beiträge auf jeden Fall viel Zeit zu haben.
Naja, lieber hier den Größenwahn deiner Inhalte und deines dir selbst gewählten Namens absondern, als meiner  sowieso schon gebeutelten Berufsgruppe noch zusätzlich an den Nerven zu sägen. Vielleicht steckt hinter dem Wahn aber auch nur der Schrei nach, na du weißt schon, Aufmerksamkeit usw.
Mir gefallen deine Beiträge auch vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass ich nicht der letzte bin, der in der Schlange steht.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: 2strong am 29.04.2024 21:49
Genau so denke ich mir das: Einmal etwas vorbereitet (hier: einen Text), kann man ihn den Rest des Berufslebens recyceln, ob er passt oder nicht. Du machst Deinem Stand alle Ehre.

Habe gestern aber auch noch was zum Thema gelesen, was u. a. den Threatersteller interessieren dürfte (bezieht sich allerdings allein auf NRW):
https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/staatsanwaltschaft-nrw-nordrheinwestfalen-unerledigte-faelle-justiz-ermittlungsverfahren/
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Freddy24 am 29.04.2024 23:15
Vielen Dank. Früher waren  für den Justizdienst zwei Prädikatsexamen (früher 10Punkte, heute 9 Punkte) Einstellungsvoraussetzung. Heute reichen vielfach 7 Punkte (unteres befriedigend) im zweiten Staatsexamen. Das dürfte auch am Einkommen liegen. Der Vorsitzende eines Richterbundes führte in einem Interview vor wenigen Tagen aus, dass der Mangel an Nachwuchs auch daran liege , daß das Einstiegsgehalt in der Justiz 60000 € beträgt, in Großkanzleien dagegen über 130000 €. Er meinte dann, das würde ausgeglichen durch die Familienfreundlichkeit der Arbeitsbedingungen in der Justiz. Vielleicht sind seine Arbeitsbedingungen bei einem Bundesgericht familienfreundlich, die an einem Amtsgericht sind es jedenfalls nicht. Auch in Sachen Work-Life-Balance haben die Grosskanzleien übrigens die Justiz überholt.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Studienrat am 30.04.2024 07:40
Genau so denke ich mir das: Einmal etwas vorbereitet (hier: einen Text), kann man ihn den Rest des Berufslebens recyceln, ob er passt oder nicht. Du machst Deinem Stand alle Ehre.

Habe gestern aber auch noch was zum Thema gelesen, was u. a. den Threatersteller interessieren dürfte (bezieht sich allerdings allein auf NRW):
https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/staatsanwaltschaft-nrw-nordrheinwestfalen-unerledigte-faelle-justiz-ermittlungsverfahren/

Bei manchen Leuten erlaube ich mir Redundanz.
Titel: Antw:Sollte man in Deutschland Richter werden?
Beitrag von: Studienrat am 30.04.2024 07:41
Vielen Dank. Früher waren  für den Justizdienst zwei Prädikatsexamen (früher 10Punkte, heute 9 Punkte) Einstellungsvoraussetzung. Heute reichen vielfach 7 Punkte (unteres befriedigend) im zweiten Staatsexamen. Das dürfte auch am Einkommen liegen. Der Vorsitzende eines Richterbundes führte in einem Interview vor wenigen Tagen aus, dass der Mangel an Nachwuchs auch daran liege , daß das Einstiegsgehalt in der Justiz 60000 € beträgt, in Großkanzleien dagegen über 130000 €. Er meinte dann, das würde ausgeglichen durch die Familienfreundlichkeit der Arbeitsbedingungen in der Justiz. Vielleicht sind seine Arbeitsbedingungen bei einem Bundesgericht familienfreundlich, die an einem Amtsgericht sind es jedenfalls nicht. Auch in Sachen Work-Life-Balance haben die Grosskanzleien übrigens die Justiz überholt.

Ich habe noch unseren Bundespräsidenten Steinmeier im Ohr, der einst im Ausland vorlautbarte, dass unser Justizsystem das Maß aller Dinge sei.