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Beschäftigte nach TVöD / TV-L / TV-H => TV-L => Thema gestartet von: Pistazie am 13.02.2019 07:47

Titel: Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Pistazie am 13.02.2019 07:47
Hallo,

ich habe mich auf eine Stelle beworben, die FH-Diplom oder Bachelor voraussetzt und nach TvL bezahlt wird. Die Entgeldgruppe ist nicht ersichtlich. (Ich werde nicht anrufen, um nach dem Gehalt zu fragen, weil ich der Meinung bin, dass es nicht gut ankommt.) Ich habe einen Master.

Meine Fragen:
1. Wie viele Wochenstunden arbeitet man im TvL in Vollzeit?
2. Wenn man zum Beispiel bei E11 1 eingestuft wird, steigt das Gehalt jährlich bis man bei E11 6 angekommen ist (so kenne ich es aus der Industrie) oder ist die Einstufung "fest" und es erfolgen nur noch die tariflichen Erhöhungen?
3. Inwieweit kann ich noch verhandeln? Ich sehe mich als Quereinsteiger, wobei die Stelle fachunabhängig ist, hauptsache man hat studiert...Ich hätte die Stelle sehr gerne, möchte mich gleichzeitig nicht unter Wert verkaufen.

Vielen Dank im Voraus!
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: MoinMoin am 13.02.2019 07:51
1.) kommt auf das Bundesland an
2.) Verweildauer in Stufe 1 ein Jahr, Stufe zwei 2 Jahre .... Ab Stufe 3 kann ein Verkürzung (theoretisch) erfolgen, machen die Ags aber idR nicht.
3.) Übertarifliche Bezahlung gibt es idR nicht. Also nichts z uverhandeln.
Ausser in welche Stufe man anfängt, da förderliche Zeiten und vorherige nicht einschlägige berufserfahrung anerkannt werden kann
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Lars73 am 13.02.2019 08:00
Es spricht nichts dagegen anzurufen und nach der vorgesehenen Eingruppierung zu fragen.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Pistazie am 13.02.2019 08:06
WOW! Vielen Dank für die schnellen Antworten!
Es ist Bayern.

Jetzt haben sich noch zwei Fragen ergeben:

4. Ich habe im Forum gelesen Bachelor bzw. FH-Diplom wird bei EG 10 bis EG 13 eingestuft. Wovon hängt die Einstufung ab? Und wird dies sofort im Bewerbungsgespräch verhandelt oder ist es ein hin und her (wie ich es aus der Industrie kenne)?
5. In der Industrie hatte ich bisher 13 Gehälter. Wie ist das im ÖD bzw. TvL?

Vielen Dank für den Hinweis Lars. Aber ich ändere meine Meinung hinsichtlich dieses Themas nicht (deshalb hatte ich es dazugeschrieben). Wäre ich ein Personaler und ein Bewerber ruft an und fragt nur nach der Gehaltseinstufung und eventuell (um es zu verschleiern) andere unnötige Fragen, würde ich diesen Bewerber eher kritisch betrachten.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: D-x am 13.02.2019 08:22
4. Ich habe im Forum gelesen Bachelor bzw. FH-Diplom wird bei EG 10 bis EG 13 eingestuft. Wovon hängt die Einstufung ab? Und wird dies sofort im Bewerbungsgespräch verhandelt oder ist es ein hin und her (wie ich es aus der Industrie kenne)?
Das ist maximal die halbe Wahrheit. Die Eingruppierung hängt einzig und allein von den auszuübenden Tätigkeiten ab und sollte spätestens im persönlichen Gespräch vom Arbeitgeber genannt werden. Verhandlung zwecklos. Die Einstufung wiederum von der einschlägigen bzw. förderlichen Berufserfahrung (Dies ist ggf. verhandelbar und auch davon abhängig, wie sehr man Dich haben möchte).

5. In der Industrie hatte ich bisher 13 Gehälter. Wie ist das im ÖD bzw. TvL?
Es ist eine Jahressonderzahlung (https://oeffentlicher-dienst.info/tv-l/west/jahressonderzahlung.html) vorgesehen. Ein volles 13. Gehalt wird es wohl nicht.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: MoinMoin am 13.02.2019 11:09
WOW! Vielen Dank für die schnellen Antworten!
Es ist Bayern.
https://oeffentlicher-dienst.info/tv-l/west/arbeitszeit.html
Zitat
Jetzt haben sich noch zwei Fragen ergeben:

4. Ich habe im Forum gelesen Bachelor bzw. FH-Diplom wird bei EG 10 bis EG 13 eingestuft. Wovon hängt die Einstufung ab? Und wird dies sofort im Bewerbungsgespräch verhandelt oder ist es ein hin und her (wie ich es aus der Industrie kenne)?
5. In der Industrie hatte ich bisher 13 Gehälter. Wie ist das im ÖD bzw. TvL?
zu 4.) Eingruppierung nach Tätigkeiten, Ausbildung maximal notwendig wg. persönliche Voraussetzung, bei nichterfüllung eine EG weniger Kohle: aber ansonsten irrelevant für die Eingruppierung.
Dr. Dipl. Ing als mit EG3 Pförtner Tätigkeiten wird als Pförtner EG3 bezahlt.
Hauptschüler mit EG15 Leitungstätigkeiten wird mit EG14 bezahlt.
zu 5) siehe Link von D-X
Zitat
Vielen Dank für den Hinweis Lars. Aber ich ändere meine Meinung hinsichtlich dieses Themas nicht (deshalb hatte ich es dazugeschrieben). Wäre ich ein Personaler und ein Bewerber ruft an und fragt nur nach der Gehaltseinstufung und eventuell (um es zu verschleiern) andere unnötige Fragen, würde ich diesen Bewerber eher kritisch betrachten.
Falsch, ist im öD komplett anderes, da Gehalt öffentlich und Transparent ist!
Vergiss deine Industrieerfahrung, willkommen in der verrückten Welt des öDs

Und lerne zu differenzieren: Eingruppierung , Einstufung und Entgelt
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: JC83 am 13.02.2019 14:05
Wäre ich ein Personaler und ein Bewerber ruft an und fragt nur nach der Gehaltseinstufung und eventuell (um es zu verschleiern) andere unnötige Fragen, würde ich diesen Bewerber eher kritisch betrachten.

Wäre ich Bewerber und du Personaler, würde ich dich maximal kritisch betrachten. So schließt sich der Kreis.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Pistazie am 13.02.2019 14:39
Vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten! Ihr habt mir sehr viel weiter geholfen. Entgelt nicht Entgeld :-[ Weiß ich das auch jetzt...

An JC83: Scheinbar hast du genug Zeit für unnötige Kommentare, die weder dich noch sonst jemand anderen weiter bringen. Ich frage mich immer wieder was die Beweggründe von Mensch wie dir sind...
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: TheITGuy am 13.02.2019 15:34
Ich kann nur noch mal bestätigen, dass es aufgrund der Art, wie im ÖD die Stellen bewerten werden, absolut wichtig ist, vorher die Eingruppierung zu kennen (und auch das Geld dahinter!).

Das schlimmste, was mir im Bewerbungsgespräch immer wieder passiert ist die Frage vom Bewerber, wieviel Geld die Gruppe Ex hat. Meistens springen die Kandidaten nach der Nennung der Zahl wieder ab und man hat seine Zeit verschenkt.

Eben WEIl es wenig bis nichts zu verhandeln gibt, nimmt die Frage auch niemand übel.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Pistazie am 13.02.2019 16:46
Das klingt für mich schlüssig. Morgen ist auch noch ein Tag ;)
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: JC83 am 14.02.2019 07:23
An JC83: Scheinbar hast du genug Zeit für unnötige Kommentare, die weder dich noch sonst jemand anderen weiter bringen. Ich frage mich immer wieder was die Beweggründe von Mensch wie dir sind...

Die Anmerkung war als inhaltliche Kritik zu verstehen; ich sehe keinen Grund, bei einem Personaler nicht die Entgeltgruppe nachzufragen; die Verfehlung ist bereits bei der Dienststelle zu suchen, die diese Angabe nicht veröffentlicht und so "lästige" Nachfragen letztendlich provoziert, oder?!

P.S.: http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-abc-scheinbar-anscheinend-a-315125.html
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Landsknecht am 14.02.2019 08:59
Das Erfragen der Entgeltgruppe durch Bewerber von außerhalb ist absolut üblich und notwendig im ÖD, sonst gibt es im Bewerbungsgespräch vielleicht nur eine Enttäuschung. Der ÖD punktet meist nur mit seinen geregelten Arbeitszeiten, Teilzeitmöglichkeiten, gesicherter Arbeitsplatz etc.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Lars73 am 14.02.2019 09:15
Daneben wenn man wirklich Angst hat, dass die Nachfrage nachteilig ist. Man kann auch eine andere Person bitten nachzufragen.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: TheITGuy am 14.02.2019 12:22
Daneben wenn man wirklich Angst hat, dass die Nachfrage nachteilig ist. Man kann auch eine andere Person bitten nachzufragen.

In unseren Ausschreibungen steht als Ansprechpartner eh immer der Fachverantwortliche drin. Und ich persönlich freue mich über jeden Anruf nach einer Ausschreibung, weil ich dann von mir aus mit den Kandidaten in ein Gespräch kommen kann. OK, bei uns ist die Bewerberlage meist eher mau, so dass eigentlich eher ich einen guten Eindruck hinterlassen will, als der Kandidat.  ;D
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Lars73 am 14.02.2019 12:49
@TheITGuy
Bei uns ist auch die Fachseite angegeben. Finde es spannend wie wenig Bewerber die Chance nutzen. Selbst interne oft nicht...
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Pham Nuwen am 14.02.2019 13:58
Daneben wenn man wirklich Angst hat, dass die Nachfrage nachteilig ist. Man kann auch eine andere Person bitten nachzufragen.

Mir erschließt sich die Logik hinter dieser Angst nicht. Ohne Frage steht dem Arbeitnehmer für seine Tätigkeit eine Entlohnung zu und ohne Frage hat der Arbeitgeber die Stelle haushalterisch längst hinterlegt, d.h. das mögliche Gehalt ist bereits sehr präzise eingezirkelt.

Selbst wenn dem Personaler aus irgendeinem Grund die Nachfrage stinkt (z.B. gestörte Kaffeepause) ist das unerheblich. Er ist Dienstleister der Fachabteilung und vor allem für formale Aspekte des Verfahrens zuständig (Stelle ausschreiben, grobe Auswahl treffen, Bewerber einladen ...).
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Arno-Nühm am 14.02.2019 15:11
Ich verstehe bis heute nicht, weshalb in vielen Stellenanzeigen keine E-Gruppe angegeben wird? Hat man während der Ausschreibung schon Angst, dass sich geeignete Kandidaten erst gar nicht bewerben werden?
Was bringt es im Bewerbungsgespräch zu sitzen, die Frage nach der Eingruppierung aufkommt, diese genannt wird aber dem Kandidaten die Kinnlade dann nach unten klappt und dieser absagt!?   
Im Endeffekt für beide Seiten pure Zeitverschwendung!
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Tagelöhner am 14.02.2019 15:39
Das passiert bei Ausschreibungen meiner Behörde regelmäßig, da springen dann gut und gerne nochmal 1-2 Bewerber nach dem Vorstellungsgespräch mit der Aussage ab (sie hätten davor gut 1.000-1.500 EUR Brutto mehr verdient).

Schwupps sind nur noch 1-2 Bewerber übrig, mit denen auch keine Einigung gefunden werden kann oder die parallel noch weitere Bewerbungen laufen hatten und daher anderweitig unterkommen.

Dann schreibt man halt neu aus getreu dem Motto "Es steht jeden Tag ein Dummer auf...", und es stimmt ja auch, es findet sich immer irgendeiner.

Lustig an der Sache ist dann auch immer, welcher Aufwand für die Vorstellungsgespräche betrieben wird, ein Personalratsvertreter, Gleichstellungsbeauftragte, Personaler, direkter Chef, Chef-Chef sind alle anwesend und müssen z. T. noch von weit her anreisen. Ein ganzer Tag wurde in den Sand gesetzt und alle gehen wieder munter nach Hause, bis das gleiche Trauerspiel wieder von vorne losgeht.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: MoinMoin am 14.02.2019 15:54
Das passiert bei Ausschreibungen meiner Behörde regelmäßig, da springen dann gut und gerne nochmal 1-2 Bewerber nach dem Vorstellungsgespräch mit der Aussage ab (sie hätten davor gut 1.000-1.500 EUR Brutto mehr verdient).
Wird das dokumentiert und diese auch als Nummer 1 und 2 auf die Liste gesetzt und ein entsprechender Bericht geschrieben?
Zitat
Schwupps sind nur noch 1-2 Bewerber übrig, mit denen auch keine Einigung gefunden werden kann oder die parallel noch weitere Bewerbungen laufen hatten und daher anderweitig unterkommen.
s.o.
Zitat
Dann schreibt man halt neu aus getreu dem Motto "Es steht jeden Tag ein Dummer auf...", und es stimmt ja auch, es findet sich immer irgendeiner.
Jipp, wundert mich auch immer wieder.
Zitat
Lustig an der Sache ist dann auch immer, welcher Aufwand für die Vorstellungsgespräche betrieben wird, ein Personalratsvertreter, Gleichstellungsbeauftragte, Personaler, direkter Chef, Chef-Chef sind alle anwesend und müssen z. T. noch von weit her anreisen. Ein ganzer Tag wurde in den Tag Sand gesetzt und alle gehen wieder munter nach Hause, bis das gleiche Trauerspiel wieder von vorne losgeht.
Das wird letztendlich der Grund sein: Die wollen schön Kaffee trinken und rumreisen.

Also bei uns werden die Kandidaten vorab darüber informiert, was der monetäre Korridor ist.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: MoinMoin am 14.02.2019 15:55
Ich verstehe bis heute nicht, weshalb in vielen Stellenanzeigen keine E-Gruppe angegeben wird?
Es gibt Stellen, da wird die EG nach dem Einzustellenden zugeschnitten und da scheuut man sich zu schreiben: EG8-EG12  ???
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Tagelöhner am 14.02.2019 16:38
@MoinMoin

Was danach noch schriftlich dokumentiert wird, ist mir nicht bekannt. Falls ein Bewerber übrig bleibt, und das Arbeitsverhältnis zustande kommt, kommen bei den Stufenfestsetzungen jedenfalls alle Extreme vor.

Ist es ein wirklich überzeugender älterer Bewerber mit ordentlich Berufserfahrung (auch wenn  nur maximal förderlich und nicht einschlägig), den man sehr gerne gewinnen möchte, dann springt gerne Stufe 3-5 raus.

Jüngere Bewerber werden aber meistens total über den Tisch gezogen, da sie in der Regel viel zu zurückhaltend sind und eine bittere Pille, die man ihnen hinwirft oftmals schlucken. Das wird von den Entscheidern gnadenlos ausgenutzt...
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: MoinMoin am 14.02.2019 17:03
Ist es ein wirklich überzeugender älterer Bewerber mit ordentlich Berufserfahrung (auch wenn  nur maximal förderlich und nicht einschlägig), den man sehr gerne gewinnen möchte, dann springt gerne Stufe 3-5 raus.
Selsbt das wird oftmals nicht gemacht.
Zitat
Jüngere Bewerber werden aber meistens total über den Tisch gezogen, da sie in der Regel viel zu zurückhaltend sind und eine bittere Pille, die man ihnen hinwirft oftmals schlucken. Das wird von den Entscheidern gnadenlos ausgenutzt...
Was zunächst in Ordnugn ist, aber dann wenn diese merken, dass sie über den Tisch gezogen wurden und nachfordern, dann bewegen sich die oberen leider nicht und dafür hat man dann wieder jemanden der abhaut.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: MoinMoin am 15.02.2019 08:08
Jüngere Bewerber werden aber meistens total über den Tisch gezogen, da sie in der Regel viel zu zurückhaltend sind und eine bittere Pille, die man ihnen hinwirft oftmals schlucken. Das wird von den Entscheidern gnadenlos ausgenutzt...
Dafür wäre der Personalrat da, dass er genau das den Leuten vor/während oder nach dem Vorstellungnsgespräch erläutert und mitteilt.
Ich würde den Bewerber mitteilten, dass er nur zur Einstellung eine Chance hat mehr als Stufe 1 zu bekommen (da bei uns darüb die Dienststelle alleine befidnen kann), und dass es hinterher kaum eine Chance hat eine Zulage zu bekommen (Dies liegt unter vorbehalt der übergeordneten Behörde und die lehnt pauschal ab, ausser wenn einer mit nem neuen AV wedelt und Stufenverkürzung gleich gar nicht, da keine Bewertungen bei uns vorgenommen werden.
Fazit: Der bekommt die Tarifliste mit Laufzeiten und den Hinweis, dass er es sich vorher überlegen und nicht hinterher jammern soll.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Kaffeetassensucher am 20.02.2019 13:35
Mir erschließt sich die Logik hinter dieser Angst nicht. Ohne Frage steht dem Arbeitnehmer für seine Tätigkeit eine Entlohnung zu und ohne Frage hat der Arbeitgeber die Stelle haushalterisch längst hinterlegt, d.h. das mögliche Gehalt ist bereits sehr präzise eingezirkelt.

Ich kann die Logik hinter dieser Angst durchaus nachvollziehen. Man will beim möglichen zukünftigen Arbeitgeber nicht das Geschmäckle aufkommen lassen, man sei nur auf die Kohle scharf und alles andere interessiere einen nicht (ihr wisst ja: Ein Arbeitgeber will nur hochmotivierte, leistungsorientierte Arbeitnehmer, die sich zu 150% mit dem Unternehmen identifizieren und wenn sie dürften sogar kostenlos arbeiten würden, weil das ja eine Ehre ist, für ausgerechnet diesen Arbeitgeber zu arbeiten etc. pp.).

Was aber, wie ebenso schon gesagt wurde, im öffentlichen Dienst Kokolores ist, weil das eben alles schon längst feststeht, weil das alles sehr transparent ist, weil sich eben keiner verstecken muss oder kann. Im schlimmsten Fall stelle ich es mir sogar sehr kontraproduktiv vor, diese Frage nicht im Vorfeld bereits geklärt zu haben.
Selbst wenn man dann im Vorstellungsgespräch nachfragt, kann es ziemlich peinlich werden, wenn die EG genannt wird. Denn wer weiß schon auswendig, welches Entgelt es in welcher EG welcher Stufe gibt?
Dann sitzt man da, erfährt die EG und guckt trotzdem noch wie Kuh Elsa und wenn man weiter nachfragt zeigt das, dass man sich nicht ausreichend vorbereitet hat.

Deshalb würde ich ebenfalls raten: Keine falsche Scheu, du fragst nach einer Info, nicht um über das Entgelt zu verhandeln.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Organisator am 20.02.2019 14:28
Deshalb würde ich ebenfalls raten: Keine falsche Scheu, du fragst nach einer Info, nicht um über das Entgelt zu verhandeln.

Habe ich auch immer so gemacht. Und wenn der potentielle neue Arbeitgeber diese legitime Frage negativ auslegt, wäre es eh nicht der richtige für mich...
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: marco.berlin am 20.02.2019 16:55
Also ich hab hier gerade einen Fall wahrgenommen, wo in einer Beratung nach einem Vorstellungsgespräch es als negativ ausgelegt wurde, weil vom Bewerber die Bezahlung nicht thematisiert wurde. Also so oder so kann man es falsch machen.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Kaffeetassensucher am 21.02.2019 10:46
In der Schule wurde uns damals einmal gesagt "Überhaupt nicht nach der Bezahlung fragen ist auch schlecht, denn dann denken die sich 'Hu? Was ist das denn für einer? Will überhaupt nichts über sein Gehalt wissen? Der ist mir suspekt!". Man solle halt nur nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen, sondern diese Frage eher zum Ende des Vorstellungsgespräches hin verlegen.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: TheITGuy am 21.02.2019 11:22
Also ich hab hier gerade einen Fall wahrgenommen, wo in einer Beratung nach einem Vorstellungsgespräch es als negativ ausgelegt wurde, weil vom Bewerber die Bezahlung nicht thematisiert wurde. Also so oder so kann man es falsch machen.

Wobei ich das vollkommenen Unsinn finde. Wer bereits im öd arbeitet kennt das System und muss die Frage nicht stellen. Wer nicht im öD arbeitet zeigt mit der Frage, dass er sich mit dem Theme nicht beschäftigt hat.

Bei uns wird das je nach Fall sogar manchmal umgedreht: Wenn wir einen Bewerber aus der pW haben, von dem annehmen müssen, dass er finanziell deutlich besser steht, wird diese von uns gefragt, ob er die Besonderheiten der Bezahlungen im öD kennt.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Schmitti am 21.02.2019 11:54
Wobei ich das vollkommenen Unsinn finde. Wer bereits im öd arbeitet kennt das System...
Wie diverse Beispiele in diesem Forum hier belegen ;-)
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Bastel am 21.02.2019 12:06
Also ich hab hier gerade einen Fall wahrgenommen, wo in einer Beratung nach einem Vorstellungsgespräch es als negativ ausgelegt wurde, weil vom Bewerber die Bezahlung nicht thematisiert wurde. Also so oder so kann man es falsch machen.

Bei uns wird das je nach Fall sogar manchmal umgedreht: Wenn wir einen Bewerber aus der pW haben, von dem annehmen müssen, dass er finanziell deutlich besser steht, wird diese von uns gefragt, ob er die Besonderheiten der Bezahlungen im öD kennt.

Hatten auch mal eine Ing. aus der PW, war IG Metall oder so. Die dachte ernsthaft man könnte die EGs von der Bezahlung zueinander vergleichen. Die hat vielleicht dumm geschaut als man ihr die Beträge genannt hat...
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Kaffeetassensucher am 21.02.2019 12:16
Wobei ich das vollkommenen Unsinn finde. Wer bereits im öd arbeitet kennt das System...
Wie diverse Beispiele in diesem Forum hier belegen ;-)

Im Idealfall, im Idealfall ...  ;D
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Spid am 21.02.2019 12:19
Also ich hab hier gerade einen Fall wahrgenommen, wo in einer Beratung nach einem Vorstellungsgespräch es als negativ ausgelegt wurde, weil vom Bewerber die Bezahlung nicht thematisiert wurde. Also so oder so kann man es falsch machen.

Bei uns wird das je nach Fall sogar manchmal umgedreht: Wenn wir einen Bewerber aus der pW haben, von dem annehmen müssen, dass er finanziell deutlich besser steht, wird diese von uns gefragt, ob er die Besonderheiten der Bezahlungen im öD kennt.

Hatten auch mal eine Ing. aus der PW, war IG Metall oder so. Die dachte ernsthaft man könnte die EGs von der Bezahlung zueinander vergleichen. Die hat vielleicht dumm geschaut als man ihr die Beträge genannt hat...

Wenn ich die ERA NRW-Tabelle mit der TV-L-Tabelle vergleiche, komme ich in den infragekommenden Gruppen nach TV-L (E10-E12) auf keine derartigen Unterschiede zuungunsten des TV-L, als daß eine solche Reaktion erwartbar wäre. E10 ERA liegt bei 3425€, TV-L von 3089€-4025€ (Stufe 3653€); E11 ERA 3840€, TV-L 3202€-4863€ (Stufe 3778€); E12 ERA 3958€-4396€, TV-L 3309€-5343€ (Stufe 3 4163€).
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: Bastel am 22.02.2019 10:51
Also ich hab hier gerade einen Fall wahrgenommen, wo in einer Beratung nach einem Vorstellungsgespräch es als negativ ausgelegt wurde, weil vom Bewerber die Bezahlung nicht thematisiert wurde. Also so oder so kann man es falsch machen.

Bei uns wird das je nach Fall sogar manchmal umgedreht: Wenn wir einen Bewerber aus der pW haben, von dem annehmen müssen, dass er finanziell deutlich besser steht, wird diese von uns gefragt, ob er die Besonderheiten der Bezahlungen im öD kennt.

Hatten auch mal eine Ing. aus der PW, war IG Metall oder so. Die dachte ernsthaft man könnte die EGs von der Bezahlung zueinander vergleichen. Die hat vielleicht dumm geschaut als man ihr die Beträge genannt hat...

Wenn ich die ERA NRW-Tabelle mit der TV-L-Tabelle vergleiche, komme ich in den infragekommenden Gruppen nach TV-L (E10-E12) auf keine derartigen Unterschiede zuungunsten des TV-L, als daß eine solche Reaktion erwartbar wäre. E10 ERA liegt bei 3425€, TV-L von 3089€-4025€ (Stufe 3653€); E11 ERA 3840€, TV-L 3202€-4863€ (Stufe 3778€); E12 ERA 3958€-4396€, TV-L 3309€-5343€ (Stufe 3 4163€).

Es ging um Hessen oder Bayern.  In wie fern es da Unterschiede, gibt weis ich allerdings nicht.
Hier mal ein Beispiel aus Bayern für die EG 11/12.

https://www.igmetall.de/docs_20181008_bayern_7037e22942b8eee48b425904dff39ae90d825ea1.pdf

Ich vermute bei den von dir genannten Beiträgen fehlen Leistungszulagen (welche im Gegensatz zum Öff. so gut wie immer im gewissen Umfang gezahlt werden), Urlaubsgeld und jegliche andere Sonderzahlungen.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: TheITGuy am 22.02.2019 11:04
Ich vermute bei den von dir genannten Beiträgen fehlen Leistungszulagen (welche im Gegensatz zum Öff. so gut wie immer im gewissen Umfang gezahlt werden), Urlaubsgeld und jegliche andere Sonderzahlungen.

OT:
Korrekt. Ich habe vor knapp 20 Jahren als "einfacher" Angestellter nach IGM Vertrag + Erfolgsbeteiligungen + Aktienoptionen + anderen im öD undenkbaren Vergünstigungen mehr bekommen, als heute in einer E12. Damals war ich problemlos über der Beitragsbemessungsgrenze für ein PKV, heute habe ich das in diesem Jahr mit der nächsten Stufe erreicht.

Gerade IGM fand ich damals schon fast unverschämt hoch.

Und bevor nun jemand sagt, dann geh doch in die Industrie zurück: Es gibt da eben auch Nachteile. In dem Unternehmen bin ich gegangen, weil ich am Ende im Sozialplan mit unter 30, keine Ehe, keine Kinder nahezu keine Chancen hatte - egal wieviel ich gearbeitet habe, egal wie gut und wichtig ich war.

Irgendwann habe für mich mal entschieden, dass ich Arbeite um zu leben und nicht umgekehrt. Durch den Fachkräftemangel in der IT gerade im öD kippt das Bild aber im Augenblick wieder.
Titel: Antw:Gehaltsverhandlung
Beitrag von: steffterra am 08.03.2019 13:28
Hallo,

Unabhängig von den Möglichkeiten der TV-L ist das Ergebnis einer Lohnverhandlung von der richtigen Einschätzung der eigenen Verhandlungsposition (wie bei jeder Verhandlung - egal, um was es geht) abhängig. Darauf will ich aber hier nicht eingehen.

Auch im ÖD (zumindest TV-L)  gibt es die Möglichkeit zu verhandeln. Nur muss man wissen, was der TV jeweils zulässt. Es gibt z.B. grundsätzlich die Möglichkeit der "Vorweg-Gewährung einer höheren Stufe der neuen Entgeltgruppe".
Die Gewährung bewirkt aber nicht automatisch, dass bei regulärem Erreichen der vorweg gewährten Stufe wieder die nächsthöhere vorweg gewährt wird, oder dass die Vorweg-Gewährung dauerhaft gezahlt wird. Das muss jeweils mitverhandelt werden.

Des weiteren besteht die Möglichkeit für den Arbeitgeber eine Zulage nach §16 TV-L zu zahlen. Diese ist ebensowenig sicher und kann jederzeit gekürzt oder erhöht werden, z.B. bei tariflicher Erhöhung des Entgelts innerhalb der Stufe oder Höhergruppierung aufgrund höherer Tätigkeit.

Eines von beidem (oder in Kombination) kann auch verhandelt werden, wenn eine Höhergruppierung aufgrund einer verantwortungsvolleren Tätigkeit nach Entgeltordnung TV-L ansteht. Da nicht stufengleich höhergruppiert wird (war erfolglose Verhandlungsmasse bei der Tarifrunde 2019 des TV-L), kommt man z.B. von KR 9a Stufe 6 in KR 9b Stufe 4 (bis 2018), konnte daraus resultieren, dass man netto nur mit +50 € wegkommt, was der neuen Tätigkeit aber nicht gerecht wird. Das kann ein Beispiel sein, warum ein AG eine weitere Stufe vorweg gewähren, oder einen Zuschlag nach §16 zahlen könnte, dass es sich für den Arbeitnehmer auch netto lohnt.
Das ist ein Beispiel für die Verhandlung zur Übernahme einer höheren Position, die vielleicht nicht leicht besetzt werden konnte.

Kennt Ihr noch weitere Handlungsspielräume des Arbeitgebers, um einen Mitarbeiter zu binden oder zu"be"lohnen, die der TV-L zulässt?