Forum Öffentlicher Dienst

Beamte und Soldaten => Beamte des Bundes und Soldaten => Thema gestartet von: Laemat am 27.02.2019 09:49

Titel: Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: Laemat am 27.02.2019 09:49
Hallo Miteinander,
im alten Forum gab es dazu schon einen Beitrag, ich möchte das Thema einfach mal wieder aufgreifen.

Ich gD E10, Aufgabenübertragung E11 unsicher, habe seit Jahren ein Antrag auf Verbeamtung gehobener technischer Dienst laufen.

Inzwischen sind aber so viele Jahre ohne Entscheidung ins Land gezogen dass in Anbetracht der steigenden PKV Beiträge die Verbeamtung maximal ein Nullsummenspiel wird.

Was spricht für eine Verbeamtung?
- Pension
- Ortszuschlag 2 (verh. 1 Kind)

Was spricht gegen die Verbeamtung?
- 40 bzw 41 Wochenstunden
- keine Jahressonderzahlung
- hohe PKV Beiträge durch späten Einstieg
- besonderes Dienst- und Treueverhältnis (wird bei uns sehr einseitig gelebt)
- Aufstiegschancen A11, A12 sehr schlecht frühestens mit 50+

Ich bin hin und her gerissen, ob ich eine Ernennungsurkunde annehmen würde. Hätte ich die E11 wäre die Entscheidung schon längst gegen die Verbeamtung ausgefallen.
Wie ist denn eure Meinung zu dem Thema?
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: MoinMoin am 27.02.2019 10:31
Ich habe so etwas abgelehnt. (A13 vs. E13)
Aber ich wollte halt auch flexibel bei meiner AG Wahl bleiben und mich noch unabhängiger weiterentwickeln.
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: TheITGuy am 27.02.2019 11:03
Mal davon abgesehen, dass ich persönlich zu alt bin (PKV-Problem der zu hohen Beiträge), sagen in meinem Umfeld der IT eigentlich alle Beamte, dass sich das damals gelohnt hat, aber Abstand zu den TB aber mittlerweile so groß geworden ist, dass eine Verbeamtung nicht mehr attraktiv ist.

Im Prinzip muss das aber jeder in seinem persönlichen und beruflichen Umfeld individuelle betrachten.
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: ds78 am 27.02.2019 20:38
Mit einer EG10 lohnt sich eine Verbeamtung in den technischen Dienst, vorausgesetzt man gedenkt "länger" beim AG / Dienstherr zu bleiben, schon aus folgenden Gründen:


pro:
1. Pension > Rente (angenommen Endamt mind. A12)
2. A10 (TOI) > EG 10 (selbst mit PKV wahrscheinlich, kommt auf den Gesundheitszustand an)
3. volle Bezüge bei Kind krank (ohne Kind irrelevant)
4. volle Bezüge nach 6 Wochen Krankheit (mit 25 noch nicht so wichtig, mit 50+ wohl schon eher)
5. Familienzuschläge (Tendenz steigend, s. BesStMG)

dagegen spricht:
1. PKV <-> GKV muss sehr stark gegeneinander abgewogen werden <- kritischster Punkt für mich. Wenn man in die Öffnungsklausel muss, ist das kein Vergnügen finanziell betrachtet
2. Treuepflicht, muss man mit sich selbst abmachen. Aber auch im Beamtenverhältnis ist man nicht an DEN einen Dienstherren dauerhaft gebunden

neutral:
1. Jahressonderzahlung, zu verschmerzen mit mind. einer Beförderung auf A11 wenn vorher EG12, sonst eh irrelevant
2. auch als Beamter kann man um Entlassung bitten, wenn man es garnicht mehr aushält
3. Wochenarbeitszeit mit Kind sind genau 12 Minuten täglich mehr, nicht so gravierend

Kurzum, ich habe mich aus EG12/4 in A10 vor Kurzem verbeamten lassen. In der Erfahrungsstufe bin ich kurzfristig leider "gefallen", aber für mich wichten die langfristigen Effekte stärker.

Grüße
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: Tagelöhner am 27.02.2019 21:36
Was man meiner Ansicht nach auch nicht vergessen darf ist die Tatsache, dass das Beamtenverhältnis zumindest so lange, wie man auf Beförderungen und damit das Wohlwollen seines Vorgesetzten noch angewiesen ist, ein ziemliches Unterordnungsverhältnis ist. Damit muss man charakterlich auch erstmal über Jahre klar kommen.

Die größten Speichellecker und Duckmäuser in meiner Dienststelle sind allesamt Beamte, die sich davon bei der nächsten Beurteilung und anstehenden Beförderungsrunden einen Vorteil versprechen. Der tatsächliche Unmut und Kritik wird wenn überhaupt nur hinter vorgehaltener geäußert.

Tarifbeschäftigte leben die freie Meinungsäußerung da wesentlich offensiver.

Ich hatte mittlerweile genug verbeamtete Vorgesetzte, die allesamt überhaupt nicht kritikfähig waren, weil sie es schlichtweg im Berufsleben nie gelernt haben.
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: MoinMoin am 28.02.2019 08:32
Was man meiner Ansicht nach auch nicht vergessen darf ist die Tatsache, dass das Beamtenverhältnis zumindest so lange, wie man auf Beförderungen und damit das Wohlwollen seines Vorgesetzten noch angewiesen ist, ein ziemliches Unterordnungsverhältnis ist. Damit muss man charakterlich auch erstmal über Jahre klar kommen.

Die größten Speichellecker und Duckmäuser in meiner Dienststelle sind allesamt Beamte, die sich davon bei der nächsten Beurteilung und anstehenden Beförderungsrunden einen Vorteil versprechen. Der tatsächliche Unmut und Kritik wird wenn überhaupt nur hinter vorgehaltener geäußert.

Tarifbeschäftigte leben die freie Meinungsäußerung da wesentlich offensiver.

Ich hatte mittlerweile genug verbeamtete Vorgesetzte, die allesamt überhaupt nicht kritikfähig waren, weil sie es schlichtweg im Berufsleben nie gelernt haben.
Sehr schön auf den Punkt gebracht.
Darum bin ich als ITler eben nicht ins Beamtenverhältnis gewechselt und habe die Freiheiten und Flexibilitäten genossen.
Wenn ich da andererseits Bekannte sehe, die im gD durch das Bundesland tingeln müssen, damit sie die beförderungsfähigen Stellen abgrasen können......
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: Fingernagel am 28.02.2019 08:46
ich weiß jetzt nicht genau wie es sich beim bund verhält.
die länder sind aber bereits dabei, alternativen für die pkv zu schaffen. das kann gerade dann lohnenswert sein, wenn man im höheren alter oder mit dem ein oder anderen wehwehchen verbeamtet wird.

nennt sich pauschale beihilfe und man erhält 50% monatlich pauschal der kosten der gkv als beamter.
in hamburg läufts schon, brandenburg zieht ab 2020 nach und einige weitere länder sind in der planung.

dadurch wurde die verbeamtung im landesdienst für mich interessant
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: Laemat am 28.02.2019 14:32
Was Tagelöhner schreibt ist nicht zu vernachlässigen und bei mir auch ein Thema
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: Fingernagel am 01.03.2019 08:01
und was ist daran jetzt so besonders? so verhält es sich als TB auch, wenn ich eine Höhergruppierung anstrebe. Da hängen neben dem Wohlwollen des Vorgesetzten sogar noch neue Tätigkeiten samt veranlasster Leistungsbeschreibung mit dran. Da brauche ich also viel mehr Pluspunkte und Wille der Anderen als nur die reine "Symphatie" der Vorgesetzten und ne entsprechende Arbeitsbewertung.

Unterordnung hast du so oder so, auch als TB. Die Hierarchie ist halt sehr stark ausgeprägt. Ober sticht Unter hört man hier immer. Und wenn ich dann etwas vom Oberen will, muss ich a) gute Leistungen bringen und b) besonders freundlich / kompatibel sein. Das ist aber unabhängig davon, ob ich Beamter bin, der auf seine Beförderung schielt oder als TB neue Aufgabenbereiche samt Neubwertung und Höhergruppierung möchte.
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: MoinMoin am 01.03.2019 08:09
und was ist daran jetzt so besonders? so verhält es sich als TB auch, wenn ich eine Höhergruppierung anstrebe.
Dem TB steht die pW offen, dem Beamten nicht.
Der TB kann auch ohne guter Bewertung seines Vorgesetzten eine höhere Bezahlung (AG wechsel) ergattern, der Beamte nicht wirklich.
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: was_guckst_du am 01.03.2019 08:12
...Alternative PW...das mag für den IT-ler gelten, aber nicht für den "normalen" Tarifbeschäftigten mit Verwaltungsausbildung...
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: MoinMoin am 01.03.2019 08:16
...Alternative PW...das mag für den IT-ler gelten, aber nicht für den "normalen" Tarifbeschäftigten mit Verwaltungsausbildung...
Ist das nicht die Minderheit ?
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: was_guckst_du am 01.03.2019 08:22
...im IT-Bereich, ja ;D
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: MoinMoin am 01.03.2019 12:07
...im IT-Bereich, ja ;D
Wir haben hier in einer Mittelbehörde nicht einen TBler der (notwendigerwesie) eine Verwaltungsausbildung hat.
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: Laemat am 01.03.2019 14:19
und was ist daran jetzt so besonders?

ganz einfach,
Tarifbeschäftigter:
Werden mir Aufgaben übertragen die eine höhere Wertigkeit haben (ob bewusst oder unbewusst) gehe ich im Idealfall zu meinem Personaler und lass mich neu eingruppieren (Stelle bewerten) im nicht ganz so idealen Fall gehe ich zum Anwalt und klage mir die Entgeltstufe ein.
Dafür muss ich nirgends Speichellecken oder Arsch kriechen.

Als Beamter:
Wird mir eine neue Aufgabe übertragen bleibt meine Besoldungsgruppe gleich. Wenn ich nicht der Arschkriecher vor dem (Dienst)herren bin zeigt der mir den dicken Daumen.

Davon abgesehen ist es nicht nur die Arschkriecherei, die Beurteilung muss auch ein gewisse Güte haben und ich stehe in Konkurrenz zu allen anderen Beamten meiner Beurteilung und Besoldungsgruppe.

Das führte bei uns so, ganz nebenbei, zu 2 Jahren Verzögerung auf Grund von Konkurrentenklagen

Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: Fingernagel am 01.03.2019 14:56
und was ist daran jetzt so besonders?

ganz einfach,
Tarifbeschäftigter:
Werden mir Aufgaben übertragen die eine höhere Wertigkeit haben (ob bewusst oder unbewusst) gehe ich im Idealfall zu meinem Personaler und lass mich neu eingruppieren (Stelle bewerten) im nicht ganz so idealen Fall gehe ich zum Anwalt und klage mir die Entgeltstufe ein.
Dafür muss ich nirgends Speichellecken oder Arsch kriechen.

Als Beamter:
Wird mir eine neue Aufgabe übertragen bleibt meine Besoldungsgruppe gleich. Wenn ich nicht der Arschkriecher vor dem (Dienst)herren bin zeigt der mir den dicken Daumen.

Davon abgesehen ist es nicht nur die Arschkriecherei, die Beurteilung muss auch ein gewisse Güte haben und ich stehe in Konkurrenz zu allen anderen Beamten meiner Beurteilung und Besoldungsgruppe.

Das führte bei uns so, ganz nebenbei, zu 2 Jahren Verzögerung auf Grund von Konkurrentenklagen

und der Personal entscheidet das dann so einfach ohne Rücksicherung der ganzen Vorgesetzten?  ;D
Mal davon abgesehen müssen einem erst einmal weitere Aufgaben übertragen werden. Sonst dümpelt man eh und je in seiner Klasse rum und wird gar nicht hochgezogen. Und das hängt genau wie bei der Beförderung des Beamten an den Vorgesetzten selbst. Da gibt es doch auch ohne Ende Mauschelei, Aufgaben können so verteilt werden, dass die minimum 50% Zeitanteil nicht erreicht werden, Aufgaben werden querverteilt usw. Entgeltstufe einklagen machen auch die wenigsten und das zieht sich dann auch ewig. aber klar, die pw steht ja dann jedem offen ;D

Es ist in beiden Fällen komplett abhängig von Leistung + Kompabilität zum direkten Vorgesetzten. Ob ich jetzt nach E oder A bezahlt werde ist total latte.
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: clarion am 03.03.2019 19:02
Hallo,

ich habe den Schritt der Verbeamtung mit 40+ gewagt, obwohl ich die Öffnungaktion der PKV wegen gesundheitlicher Vorbelastungen in Anspruch nehmen musste. Ich ärgere mich zwar sehr über die Ungerechtigkeiten der PKV betreffend. Unter dem Strich war die Verbeamtung für mich finanziell lohnender als wenn ich TB geblieben wäre. Ich habe mich vor der Verbeamtung sehr genau erkundigt, was das für mich bedeutet.

In meinem Amt, in dem Tarifbeschäftigte und Beamte nebeneinander arbeiten und z.T. die gleichen Arbeiten erledigen, kommen Beamte eingruppierungsmäßig schneller voran als TB, wobei es auch für dei TB immer wieder die Möglichkeit gibt, sich auf höher dotierte Stellen zu bewerben. Eine gewisse Kompatiblität zu den Vorgesetzen und auch da Erfüllung von gewissen Leistungskriterien muss sowohl für TB wie Beamte gegeben sein. Das ist in der Privatwirtschaft aber nicht anders! Da ist das Undurchsichtigkeit warum wer wieviel Geld bekommt noch viel größer als im öD.

Gruß
Clarion
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: Nüchtern am 05.03.2019 22:30
Bei nüchternen Betrachtungung gibt es für den Beamten (viele mitt A7 A8 A9 A10) wenig zu feiern. In die PKV regelrecht hineingezwungen ist man in Zukunft deren Spielball. Wer kann für 7 oder 14 Jahre noch Grenzen nach oben in der Beitragsfestsetzung erkennen? Der Beamtenstatus sichert die PKV ab. Überhaupt hat sich die Besoldung völlig von den Lebenshaltungskosten abgekoppelt, Stichwort Mietsteigerungen. Der Beamte muss sich also seinen Vorgesetzten anbiedern weil er ohne Aufstieg zunehmend in Schieflage gerät.  :o
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: Fingernagel am 06.03.2019 08:03
kann man auch nicht so pauschalisieren. kommt immer auf das Gesamtpaket an. Kinder, verheiratet, PKV oder pauschale Beihilfe in der GKV? ich hab selbst im eingangsamt (A10) ohne jegliche Beförderung von Anfang an mehr Geld als aktuell in E11.
Titel: Antw:Verbeamtung mit 40+ noch lohnenswert?
Beitrag von: clarion am 10.03.2019 23:37
Hallo, bei mir wars ähnlich.

Ich bin in Niedersachsen von E13 Stufe 2 nach A13 Stufe 8 gekommen, und wurde sobald es ging nach A14 gehoben. Kurz vor der Beförderung nach A14 kam zufälligerweise dann auch die Stufe 9. In den letzten zwei Jahren ist die Besoldung für mich steil nach oben gegangen. Das macht pro Monat eine Menge Kohle mehr aus, so dass ich den beihilfekonformen Basistarif in der PKV verschmerzen kann.

Es war erstaunlich, dass man mir als Angestellter die berufliche Vorerfahrung nicht anerkannt hat und Beamter schon. :o

Wie man vielleicht erkennt, hat mich das Leben erst um auf Umwegen in eine Behördenstube geführt.

Mir ist klar, dass es im mittleren und gehobenen Dienst nicht soviel mehr Geld gibt wie bei mir. Daher kann ich nur empfehlen, dass man sich unter Berücksichtigung der persönlichen Lebensumstände gut informiert, bevor man sich die Ernennungsurkunde in die Hand drücken lässt.