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Beamte und Soldaten => Beamte der Länder und Kommunen => Thema gestartet von: Jadala am 22.01.2020 09:49
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Hallo zusammen,
ich frage mal für eine Kollegin, die aktuell natürlich auch noch viele Informationen einholt. Sie arbeitet als Fachpraxislehrerin an einer Schule in NDS. Sie ist eingruppiert in die 9a, aktuell Stufe 2 (ab Sommer dann 3).
Nun wurde der Vertrag entfristet und sie hat die Möglichkeit, sich verbeamten zu lassen. Hier ist die Frage, ob sich das mit 44 wirklich noch lohnt (wird im Sommer 45).
Sie ist verheiratet, hat keine anrechenbaren Kinder. Sie hat viele Jahre völlig fachfremd als Aushilfe gearbeitet, so dass sie bei der Besoldung nach Erfahrungsstufe vielleicht in die 5 oder 6 kommt (leider würde sie genaueres ja erst nach der Verbeamtung erfahren). Eine Beförderung geht an Schulen maximal bis in die A10, da recht wenige A10er zur Verfügung stehen ist aber fraglich, ob das passieren wird. Als Beamtin müsste sie für mindestens 18 Monate in eine Weiterbildung gehen mit Unterrichtsbesuchen, Prüfung am Ende. Dem entgeht sie als Tarifbeschäftigte.
Aktuell holt sie sich Angebote bei der PKV ein, eine erste Anfrage lag bei knapp 400€, das war aber lediglich ein Online Rechner. Das würde das höhere Netto aber fast vollständig aufheben. Wenn man von 30 Jahren ruhegehaltfähiger Dienstzeit ausgeht, liegt der Pensionsanspruch bei 53%. Als Tarifbeschäftigte hat sie den Rentenanspruch und die VBL (die läuft jetzt im 3. Jahr).
Was gilt es denn noch alles zu beachten? Welche Informationen braucht sie noch, um eine Entscheidung treffen zu können? Was sagt euer "Bauchgefühl"?
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Wenn man von 30 Jahren ruhegehaltfähiger Dienstzeit ausgeht, liegt der Pensionsanspruch bei 53%.
Ups bis 74 muss sie "arbeiten"?
Als Tarifbeschäftigte hat sie den Rentenanspruch und die VBL (die läuft jetzt im 3. Jahr).
Ihre Rentenansprüche die sie bis jetzt erlangt hat, behält sie ja auch und bekommt diese dann ausgezahlt.
Bei ihrem zukünftigen Pensionsanspruch wird das dann wohl auch nicht von der Pension abgezogen.
Was gilt es denn noch alles zu beachten? Welche Informationen braucht sie noch, um eine Entscheidung treffen zu können?
Was ist ihr wichtig,
das Geld?
Ihre Freiheit?
ihre Absicherung? bei BU, Krankheit, ....
Was sagt euer "Bauchgefühl"?
Ich hab die Verbeamtung geschaut wie das Weihwasser, retrospektiv gesehen zu recht.
Aber das ist zu individuell, als dass ich da mein Wammerl ins Spiel bringen möchte.
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Hier ist die Frage, ob sich das mit 44 wirklich noch lohnt (wird im Sommer 45).
Sofern sich die Rechtslage nicht geändert hat, gilt in NDS zum Zeitpunkt der Ernennung ein Höchstalter von 45 Jahren. "Wird im Sommer 45" klingt so, als sei das formell kaum noch schaffbar?!? (Auch wenn in http://www.schure.de/20411/nlvo.htm#p16 natürlich enge Ausnahmen stehen. Gab es denn schon das konkrete Angebot einer - schnellen - Verbeamtung?)
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Hier ist die Frage, ob sich das mit 44 wirklich noch lohnt (wird im Sommer 45).
Sofern sich die Rechtslage nicht geändert hat, gilt in NDS zum Zeitpunkt der Ernennung ein Höchstalter von 45 Jahren. "Wird im Sommer 45" klingt so, als sei das formell kaum noch schaffbar?!? (Auch wenn in http://www.schure.de/20411/nlvo.htm#p16 natürlich enge Ausnahmen stehen. Gab es denn schon das konkrete Angebot einer - schnellen - Verbeamtung?)
Ja, das ist problemlos schaffbar, das Angebot gibt es schon vom Schulleiter. Da die niedersächsischen Schulen selbständig sind, gibt es hier auch keine langen Vorlaufzeiten.
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@WasDennNun
Selbstverständlich muss sie nicht bis 74 arbeiten. Wie du aber weißt, gibt es ja auch noch anrechenbare Zeiten vor der Verbeamtung ;)
Ich glaube, dass das Angebot so plötzlich kam, dass sie erstmal alles sortieren muss. Aber deine Frage, was ihr wichtig ist, werde ich einfach mal so an sie weitergeben. Danke :)
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Den Faktor PKV muss man wirklich ernst nehmen. Bei einem so späten Beamten-Einstieg reicht es ja nicht (mehr), eine Pension in regulärer Höhe aufzubauen. Davon dann später hohe PKV-Beiträge zahlen zu müssen, hat schon manchen böse überrascht.
Allein aus diesem Aspekt würde ich vermutlich beim Angestelltenverhältnis bleiben.
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Davon dann später hohe PKV-Beiträge zahlen zu müssen, hat schon manchen böse überrascht.
Was wäre denn aktuell das höchste was man in der PKV als Pensionär zahlen müsste (im Basistarif)?
30% von 703,32€ ? sprich 211€
oder wie wird das gerechnet?
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Den Faktor PKV muss man wirklich ernst nehmen. Bei einem so späten Beamten-Einstieg reicht es ja nicht (mehr), eine Pension in regulärer Höhe aufzubauen. Davon dann später hohe PKV-Beiträge zahlen zu müssen, hat schon manchen böse überrascht.
Allein aus diesem Aspekt würde ich vermutlich beim Angestelltenverhältnis bleiben.
Und gerade den finde ich am Schwierigsten. Natürlich kann man sich jetzt 5 Makler ins Haus holen, aber sagen die einem ganz ehrlich die Belastung im Alter?
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Was wäre denn aktuell das höchste was man in der PKV als Pensionär zahlen müsste (im Basistarif)?
Der Basistarif ist das Ding auf GKV-Niveau, richtig? Warum dann PKV? Richtigerweise sollte man doch von "Normalversorgung" ausgehen (die man auch während des Berufslebens hat).
Ich habe vor 2-3 Jahren mal eine Doku gesehen, da freute sich ein Beamter erst über seine Pension (die deutlich über Rentenniveau lag) - und beklagte dann die sehr hohen, weiter steigenden PKV-Beiträge. Da schien mir der Vorteil der Pension irgendwie dann keiner mehr zu sein. Genaue Zahlen kann ich nicht erinnern, aber m.E. ging da 1/3 der Pension für die PKV drauf. (Und wir alle wissen, dass der Wechsel in einen niedrigeren Tarif immer mit Leistungskürzungen verbunden ist ... dieser Vergleich hinkt also.)
Wer sich früh auf dieses Szenario einstellt und eine maximale Pension erhält ... sicher machbar. Mit noch ~20-25 Jahren Beamtenzeit auf dem o.g. Niveau wird es m.E. grenzwertig.
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Was wäre denn aktuell das höchste was man in der PKV als Pensionär zahlen müsste (im Basistarif)?
Der Basistarif ist das Ding auf GKV-Niveau, richtig? Warum dann PKV?
Weil Pensionär:
GKV = 100% GKV selbst tragen (oder zukünftig in einigen Ländern 50% selbst tragend)
PKV = 30% PKV selbst tragen
Und dein Pensionär in der Doku scheint nicht zu wissen dass es so etwas wie den Basistarif gibt, oder das man an seinen Leistung drehen kann (Chefarzt weg etc.)
Also endweder schlechte Doku oder sehr alte Doku oder ich habe da was noch nicht verstanden.
Klingt so wie die H4ler die sich darüber beklagen dass sie so viel zu ihren Medikamenten dazuzahlen müssen.....müssen sie ja aber nicht!
Das was die PKV teurer als die GKV im Angestelltenbereich machen kann ist, dass sie fix ist und nicht abhängig vom Einkommen.
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Dieses Horror-Szenario der PKV wird immer angeführt, allerdings habe ich noch niemanden getroffen, bei dem es tatsächlich eingetreten wäre.
Hier in Hessen bspw. haben Pensionäre (wie wohl in den meisten BL) einen Beihilfeanspruch in Höhe von 70 %.
Das heißt, die private KV muss nur für 30% der anfallenden Kosten aufkommen, ich kann mir nicht vorstellen, das für 30 % Versicherungsschutz auf einmal Beiträge in der Höhe fällig werden, dass sie auch nur die unterschiedlich Höhe zwischen Pension und gesetzlicher Rente ausgleichen.
Ich selbst bin nun seit fast 17 Jahren in der PKV, die Beitragsanstiege seitdem waren zwar vorhanden, aber zu bewältigen (die Besoldung wurde seitdem ja auch regelmäßig erhöht)
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Hallo,
Ich wurde in NI mit gerade 40 verbeamtet und war vorher Ca 14 Jahre mit Unterbrechungen im ö D Tarif beschäftigt.
Zur Pension/Rente konnte ich leider auch keine definitiven schriftlichen Auskünfte bekommen, da die NLBV erst ab einem gewissen Alter individuelle Auskünfte gibt. Unter gewissen Voraussetzungen können Vordienstzeit bei der Berechnung der Dienstjahre anerkannt werden.
Die KV war für mich kein so Riesenproblem. Ich musste wegen einer Behinderung die Öffnungsaktion der PKVen in Anspruch nehmen. Und zahle im Moment für die KV, ohne BE Tarif, aber mit Zahnarztzusatztarif Ca. 300 Euro. Wäre ich Pensionär, wäre es noch mal weniger. Ich gehe auch davon aus, dass die PKV Tarife nicht stärker steigen als die Löhne. Die GKV wäre sehr viel teurer.
Deine Kollegin würde ja nochmal später anfangen als ich, das heißt die Altersrückstellung wäre wohl etwas höher als bei mir, das können aber keine um Größenordnungen höher Beträge sein.
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Ps von Renten müssen auch GKV Beiträge bezahlt werden.
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Wer sagt, dass es überhaupt noch in 10, 20 Jahren PKV gibt?
Oder vielleicht dann überall Pauschal Beihilfe gibt für 50% GKV?
Die Verbeamtungsfrage würde ich nicht von der Krankenversicherung abhängig machen. Sondern wenn sie (aus anderen Gründen) sich für das Beamtentum entscheidet, dann die Frage ob GKV oder PKV.
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Wer sagt, dass es überhaupt noch in 10, 20 Jahren PKV gibt?
oder Beamte
Die Verbeamtungsfrage würde ich nicht von der Krankenversicherung abhängig machen.
außer wenn man Beamter des Geldes wegen wird.
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Wer sagt, dass es überhaupt noch in 10, 20 Jahren PKV gibt?
oder Beamte
Der kleine Unterschied ist: Das eine steht in mehreren Wahlprogrammen von im Bundestag vertretenen Parteien. Das andere wird in der Politik kaum ernsthaft überhaupt diskutiert.
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Das das Beihilfesystem einschließlich PKV-Restkostenversicherung realistischerweise in den nächsten Jahrzehnten wegfällt, glaube ich nicht. Da ist unsere Lobby und die der PKVen zu stark. LEIDER
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Naja, einerseits, wenn immer mehr Beamte die echte Wahlmöglichkeit GKV/PKV bekommen und andererseits der Zugang zur PKV weiter nach oben verschoben wird, dann blutet die PKV langsam aber sinnig von innen aus.
Allerdings ist ja durch die Wechselmöglichkeit in den Basistarif, das Gespenst der Horrorbeiträge im Alter ausgelöscht.
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Naja, einerseits, wenn immer mehr Beamte die echte Wahlmöglichkeit GKV/PKV bekommen und andererseits der Zugang zur PKV weiter nach oben verschoben wird, dann blutet die PKV langsam aber sinnig von innen aus.
Das hätte dann zur Folge, dass die kranken Beamten eher in der GKV sind. Bleiben also gesunde Beamte und Menschen mit hohem Einkommen (die eher seltener krank sind). Also alles gut für die PKV ;)
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Das hätte dann zur Folge, dass die kranken Beamten eher in der GKV sind.
Ja, wenn sie am Anfang ihrer Laufbahn schon krank sind. Nein, wenn sie mit 50 ihren BurnOut bekommen.
Bleiben also gesunde Beamte und Menschen mit hohem Einkommen (die eher seltener krank sind). Also alles gut für die PKV ;)
Ja und nein.
1) Da früher die Menschen mit hohem Einkommen, im Alter dann gerne zur GKV gewechselt sind, dies aber seit ca. ne Dekade erschwert wurde, bleibt es abzuwarten wie sich das entwickelt.
denn
2.) diese Menschen werden auch älter und sind somit länger im kostenintensivem Sektor der Lebenszeit.
Früher war es wesentlicher einfacher für PKVler sich die Rosinen zu picken.
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Wer sagt, dass es überhaupt noch in 10, 20 Jahren PKV gibt?
oder Beamte
Ich würde davon ausgehen, dass selbst im äußerst unwahrscheinlichen Fall der vollständigen Abschaffung des Beamtentums Personen, die auf Probe oder auf Lebenszeit verbeamtet sind, einen umfassenden Bestandsschutz genießen.
Dass die PKV langfristig ein Problem kriegen wird, sehe ich ähnlich, aber das dauert. Zunächst einmal müsste eine signifikante Anzahl von Personen in den Basistarif gedrängt werden. Dieser ist aus Sicht der PKV gleichbedeutend mit einer massiven Leistungskürzung, welche den finanziellen "Schaden" teilweise kompensiert. Die Konsequenz ist eine steigende Quersubventionierung des Basistarifs durch die anderen Tarife. Das ist (natürlich) der Anfang vom Ende der PKV, aber ich denke, dass das ein sehr, sehr langer Prozess sein dürfte, dessen Ende wir alle hier vermutlich nicht mehr erleben werden.