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Allgemeines und Sonstiges => allgemeine Diskussion => Thema gestartet von: MarieClaire am 14.04.2020 19:46

Titel: Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: MarieClaire am 14.04.2020 19:46
Ich (36) habe noch nicht viel Erfahrung im ÖD. Bis Ende 2018 war ich durchgehend in der freien Wirtschaft tätig. Seit Anfang 2016 arbeite ich als kaufmännische Angestellte für eine Zeitarbeitsfirma und wurde die ersten 3 Jahre überwiegend in Konzernen eingesetzt, einmal war ich in einem mittelständischen Unternehmen beschäftigt. Meine Einsätze haben mir alle sehr gut gefallen.

Seit Anfang 2019 habe ich meinen ersten Einsatz im ÖD. Die Arbeit gefällt mir ganz gut. Aber ich finde nach über 15 Monaten immer noch keinen richtigen Zugang zu meinen Kollegen :(. Das bin ich gar nicht gewohnt, weil es früher in meinen Festanstellungen und in meinen Einsätzen in der Wirtschaft ganz anders lief. Dort war ich ein fester Bestandteil eines Teams, bin mit Kollegen mittags zum Essen gegangen, wurde zu Firmenfeiern eingeladen, usw. Im ÖD hat mich in 15 1/2 Monaten noch niemand gefragt, ob wir gemeinsam zum Mittagessen gehen. Ich habe 2-3 Leute gefragt, bekam aber eine Abfuhr mit der Begründung: "Ich gehe immer mit XYZ." Die meisten Leute bei uns gehen jeden Tag mit denselben Personen zum Essen. Habe ich vorher noch nirgends gesehen. Bei Firmenfeiern bin ich auch unerwünscht, wurde noch nie eingeladen. In meinen Einsätzen in der Wirtschaft war das immer der Fall. Ich habe das Zusammensein mit meinen Kollegen immer sehr genossen, das fehlt mir im ÖD schon sehr.

Anfangs fand ich das distanzierte Verhalten meiner Kollegen nicht schlimm. Ich dachte erst, sie wären so gewesen, weil wir uns noch fremd waren und sie mich erst besser kennenlernen wollten. Aber nach 15 1/2 Monaten fühle ich mich in der Behörde noch genauso fremd wie in den ersten Tagen. Für mich war das immer normal, dass man sich montags über das vergangene Wochenende austauscht. In den ersten Wochen habe ich das hin und wieder versucht. Aber als ich gemerkt habe, dass immer nur ich Interesse an den anderen gezeigt habe und sie mich gar nichts über meine Wochenenden fragten, hörte ich damit auf. Mich hat in dieser Zeit noch kein Mensch gefragt, wie es mir geht - was für mich eine Selbstverständlichkeit ist. Andere heulen sich bei mir aus, wenn es ihnen schlecht geht. Wenn es mir mal nicht so gut geht und ich darüber erzähle, haben meine Kollegen kein liebes Wort für mich übrig, sodass ich mich immer mehr verschließe und ihnen kaum noch was erzähle.

Ist das normal, dass die Leute in Behörden so distanziert sind? Ich habe in diesem Laden wirklich viel geschuftet und einiges bewirkt, aber noch nie ein Dankeschön bekommen, geschweige denn ein Kompliment für meine Arbeit. Meine Kollegen geben mir ständig das Gefühl, dass ich ihnen völlig egal bin und das, was ich mache, nicht gerade wertvoll ist. Ich fühle mich überhaupt nicht gewertschätzt und bin sehr enttäuscht, weil ich mir mehr erwartet hatte.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: WasDennNun am 14.04.2020 19:49
In deinem öD ist das evtl. so, in meinem öD nicht die Bohne.
Da läuft es genau anders rum.

EDIT:
Teamgeist, private gemeinsame Aktivitäten, Bundesland übergreifende Freundschaften inkl. gemeinsame private Aktivitäten ... alles nach weniger als 12 Monate am Start.

(Und ich war schon bei mehreren öD Arbeitgebern unterwegs in unterschiedlichen Bundesländer)

ist eher kein öD Problem, sondern ein Problem bei deinem AG.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Lady Wilmore am 14.04.2020 20:09
Ich kenne beide Situationen.
Meine erste und meine jetzige Stelle: Betriebsklima top, herzliches Verhältnis.
Die Bereiche dazwischen: Ein Eisschrank hat wirklich Wohlfühlklima dagegen.

Gib dem öD eine Chance und such Dir einen anderen AG.

Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Spid am 14.04.2020 20:18
Was spricht dagegen, auf der Arbeit einfach zu arbeiten? Warum sollte man mit Menschen, mit denen man eine professionelle Beziehung hat, irgendeinen darüber hinausgehenden persönlichen Kontakt haben?
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: MarieClaire am 14.04.2020 20:25
Was spricht dagegen, auf der Arbeit einfach zu arbeiten? Warum sollte man mit Menschen, mit denen man eine professionelle Beziehung hat, irgendeinen darüber hinausgehenden persönlichen Kontakt haben?

Gar nichts spricht dagegen. Wenn ich zu tun habe, dann hat die Arbeit bei mir immer Vorrang. Aber in meinem Job gibt es auch Leerlaufphasen. In diesen Phasen lese ich meistens Bücher. Die meisten Kollegen stehen bei jemandem im Büro und unterhalten sich, bis es wieder Arbeit gibt. Manchmal geselle ich mich auch dazu. Es wäre schön, wenn auch mal jemand in so einer Leerlaufphase zu mir ins Büro kommen würde, aber das passiert nie.

Wenn alle Leute bei uns so drauf wären, dass sie auf der Arbeit nur arbeiten möchten, wäre das völlig ok für mich. Aber die Festangestellten unterhalten sich oft und lange miteinander, verbringen ihre Pausen größtenteils zusammen und treffen sich auch privat. Nur ich werde von ihnen überhaupt nicht einbezogen.

Anfangs dachte ich, dass es vielleicht daran liegt, dass die meisten Kollegen schon ewig bei uns arbeiten (20-30 Jahre) und sich schon lange kennen. Doch letztes Jahr im April haben wir 4 Neulinge eingestellt - und die grenzen mich genauso aus wie die sog. "alten Hasen".
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: WasDennNun am 14.04.2020 20:36
Warum sollte man mit Menschen, mit denen man eine professionelle Beziehung hat, irgendeinen darüber hinausgehenden persönlichen Kontakt haben?
Weil man es kann und es eine Bereicherung des Lebens sein kann.
Allerdings warum sollten man überhaupt mit anderen Menschen einen über das notwendige hinausgehenden persönlichen Kontakt haben?
Allerdings sollte man es nicht als muss ansehen und zwangsweise wollen, dass man mit seinen Kollegen auch nach Feierabend noch was machen können muss.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: WasDennNun am 14.04.2020 20:39
Anfangs dachte ich, dass es vielleicht daran liegt, dass die meisten Kollegen schon ewig bei uns arbeiten (20-30 Jahre) und sich schon lange kennen. Doch letztes Jahr im April haben wir 4 Neulinge eingestellt - und die grenzen mich genauso aus wie die sog. "alten Hasen".
Dann scheint halt irgendwie die Chemie nicht zustimmen. Wenn es dich belastet, such dir einen anderen AG.
Es hat mEn nichts mit dem öD an sich zu tun.
(Wie gesagt, habe selber schon diverse öD und pW AGs hinter mir und pflege durchaus noch intensive soziale Kontakte mit Ex-Kollegen/Vorgesetzten etc.)
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Isie am 14.04.2020 20:41
Kann es sein, dass du einen Sonderstatus hast, weil du von einer Zeitarbeitsfirma kommst? Oder es liegt daran, dass du Bücher liest, wenn nichts zu tun ist, statt mit den Kollegen zu sprechen. Falls du das von Anfang an so gemacht hast, könnte der Eindruck entstanden sein, dass du dich abkapseln möchtest.
Sprich das Thema doch einfach mal im Kollegenkreis an. Wenn dir die Arbeit Spaß macht, gibt es ja vielleicht auch eine Chance, fest dorthin zu wechseln. Damit wäre der Sonderstatus ja auch weg.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Spid am 14.04.2020 20:44
Warum sollte man mit Menschen, mit denen man eine professionelle Beziehung hat, irgendeinen darüber hinausgehenden persönlichen Kontakt haben?
Weil man es kann und es eine Bereicherung des Lebens sein kann.
Allerdings warum sollten man überhaupt mit anderen Menschen einen über das notwendige hinausgehenden persönlichen Kontakt haben?
Allerdings sollte man es nicht als muss ansehen und zwangsweise wollen, dass man mit seinen Kollegen auch nach Feierabend noch was machen können muss.

Andere Menschen sind bei weitem nicht interessant genug, um auf solcherlei Weise eine Bereicherung darzustellen.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: MarieClaire am 14.04.2020 20:48
Was mich sehr an dieser Sache stört, ist die Tatsache, dass die Mitarbeiter bei uns ab einem bestimmten Zeitpunkt unkündbar sind und das total ausnutzen. Die Abwesenheitsquote in meiner Abteilung ist extrem hoch. Die Mehrheit der Leute schafft es nicht einmal, 4 Wochen am Stück ins Büro zu kommen, ohne sich krank zu melden. Und wenn sich jemand krank meldet, kann man davon ausgehen, dass er mindestens 2 Wochen fehlen wird, oft sogar noch länger. Wir haben sogar 2 Personen, die immer nur 3-5 Tage arbeiten und sich dann 6 Wochen krankschreiben lassen. Eine dieser Personen grüßt mich nicht einmal, weil ich für eine Zeitarbeitsfirma arbeite.

Momentan ist es so, dass die Mehrheit der Belegschaft wegen Corona meistens zu Hause ist. Die Festangestellten bekommen ihre Arbeitstage trotzdem ganz normal bezahlt. Nur ich muss als Einzige weiterhin jeden Tag ins Büro kommen und arbeiten. Als ich mal vorsichtig meinte, dass ich mich über sporadisch freie Tage freuen würde, meinte ein Kollege, dass ich froh sein müsse, überhaupt noch einen Job zu haben und die meisten Zeitarbeiter in der Krise schnell arbeitslos werden. Was denkt der sich? Ich bin keine Hilfskraft, die nur am Kopierer steht. Ich mache sämtliche Aufgaben, welche auch die Festangestellten erledigen.

Ich habe die langen Fehlzeiten meiner Kollegen sehr gut überbrückt, viel gearbeitet und vor allem Qualität abgeliefert. Obwohl die anderen ständig fehlen und ich mir das in meiner Position nicht erlauben kann, war ich immer freundlich, gut gelaunt und habe mich nie darüber beschwert. Deshalb bin ich davon ausgegangen, dass sie umgekehrt auch mal etwas für mich tun würden. Aber es kommt echt gar nichts. Ich darf bis heute nicht an den wöchentlichen Teammeetings teilnehmen, was in anderen Unternehmen für mich ganz normal und selbstverständlich war.

Klar habe ich auch schon gedacht, es könnte daran liegen, dass ich in den Leerlaufphasen nicht ständig am Quatschen bin. Habe das mal ausgetestet, aber es hat nichts geändert.

Und natürlich hat es was damit zu tun, dass ich für eine Zeitarbeitsfirma arbeite. Meine Kollegen sind sehr hierarchisch geprägt und müssen immer wieder demonstrieren, wer was zu melden hat. Z. B. Teilzeitkräfte werden bei uns auch nicht auf Augenhöhe behandelt. Ich finde es unreif, sich während der Arbeitszeit darüber zu streiten, ob ein Fenster geöffnet oder geschlossen wird oder ob die Jalousien unten oder oben stehen. Das ist für mich die reinste Zeitverschwendung und habe ich sonst noch nirgends vorher erlebt. Genauso unreif finde ich es, dass die meisten Kollegen nicht mal die kleinste Meinungsverschiedenheit unter 4 Augen klären können und andere wegen jeder Lappalie beim Chef verpfeifen.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: WasDennNun am 14.04.2020 21:14
Andere Menschen sind bei weitem nicht interessant genug, um auf solcherlei Weise eine Bereicherung darzustellen.
Nun, das ist dein individuelles Schicksal und lässt sich nicht verallgemeinern.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: WasDennNun am 14.04.2020 21:22
@MariaClaire
Mal ne ganz blöde Frage? Was hält dich in so einem Looser Laden?
Und ja, diese von dir beschreiben Tendenzen sind in großen Läden eher vorhanden als in kleinen Klitschen.
Und ja evtl. sogar noch mehr im öD (ich kann es aber aus meiner persönlichen Erfahrung nicht bestätigen)

Also meine Antwort ist: Geh da weg, oder mach dir keinen Kopp.
Wenn die neue Leute einstellen und nicht vorhandenes Zeitpersonal berücksichtigen, dann stimmt da was nicht, also
was solls, wenn die Chemie nicht stimmt, dann ist das so, ist doch wumpe warum das so ist.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: MarieClaire am 14.04.2020 21:42
@MariaClaire
Mal ne ganz blöde Frage? Was hält dich in so einem Looser Laden?

Ich habe mir lange Zeit große Hoffnungen auf eine Festanstellung gemacht. Mir wurde immer mal wieder vom Chef und einer Kollegin gesagt, dass bald eine Stelle in unserer Abteilung ausgeschrieben wird und ich mich dann gerne darauf bewerben könnte. Jetzt bin ich 15 1/2 Monate in dem Laden, und die Stelle wurde bis heute noch nicht ausgeschrieben. Und das wird auch nicht passieren, weil ich vor kurzem erfahren habe, dass eine mit uns kooperierende Behörde eine Abteilung auflösen möchte und mein Chef eine Frau aus dieser Abteilung zu uns holen will. Im Juni fängt sie bei uns an.

Bei uns arbeiten immer mal wieder Zeitarbeiter, die meisten Leute werden nur für 2-3 Wochen als Krankheitsvertretung gebucht. Ich war bisher die Einzige, die länger bleiben durfte. Eigentlich war mein Einsatz bis Ende Juni geplant. Vor wenigen Wochen teilte mir mein Chef mit, dass er mich zum 30. April abmelden und an meiner Stelle eine andere Zeitarbeiterin bis zum 30. Juni behalten wird, die eigentlich nur für 2 Wochen bei uns eingeplant war. Diese Frau glänzt weder durch Kompetenz, noch durch Fleiß oder sonstwas. Ich bin sehr enttäuscht und fühle mich von den Leuten nur noch ausgenutzt.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Isie am 14.04.2020 21:51
Wenn du die Kritikpunkte, die du inzwischen genannt hast, durch dein Verhalten, Körpersprache usw. auch ausgestrahlt hast, wundert es mich allerdings nicht, dass man dich links liegen lässt. Es scheint ein ziemlich unflexibler Laden zu sein, so dass das eigene Verhalten für völlig normal gehalten wird. Wenn ein Neuer einen ganz anderen Hintergrund hat und das Verhalten der Alteingesessenen kritisch beäugt, fühlen die sich auf den Schlips getreten.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: WasDennNun am 14.04.2020 21:55
Tja, wenn die Chemie nicht stimmt, dann klappt auch die Zusammenarbeit in einem unprofessionellen Laden nicht.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: MarieClaire am 14.04.2020 21:58
Es scheint ein ziemlich unflexibler Laden zu sein, so dass das eigene Verhalten für völlig normal gehalten wird.

Die meisten Leute sind sehr auf sich und ihre eigenen Bedürfnisse fixiert. Denen kommt das gar nicht in den Sinn, auch mal was für andere zu tun, auch nicht für Festangestellte. Um ehrlich zu sein, habe ich noch nie so viel Ich-Bezogenheit in einem Job erlebt wie in diesem.
 

Wenn ein Neuer einen ganz anderen Hintergrund hat und das Verhalten der Alteingesessenen kritisch beäugt, fühlen die sich auf den Schlips getreten.

Das habe ich ganz sicher nicht getan. Ich bin keine 20 mehr und weiß schon lange, dass man als Neuling keine Kritik üben sollte.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: WasDennNun am 14.04.2020 22:14
Wenn ein Neuer einen ganz anderen Hintergrund hat und das Verhalten der Alteingesessenen kritisch beäugt, fühlen die sich auf den Schlips getreten.

Das habe ich ganz sicher nicht getan. Ich bin keine 20 mehr und weiß schon lange, dass man als Neuling keine Kritik üben sollte.
Sicher?
Wenn du die Kritikpunkte, die du inzwischen genannt hast, durch dein Verhalten, Körpersprache usw. auch ausgestrahlt hast,
Fakt ist, du passt da nicht hin, warum willst du dann da bleiben? Ist doch Maso!
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: MarieClaire am 14.04.2020 22:23
Natürlich habe ich niemanden direkt kritisiert. Aber Fakt ist: Die meisten Leute, die sich jeden Monat 2-3 Wochen krankschreiben lassen, sind nichts weiter als faul. Wenn das nur einer in der Abteilung wäre, dann würde ich mir nichts dabei denken bzw. glauben, dass er eine chronische Krankheit hat. Aber bei so vielen Leuten kann das kein Zufall sein.

Ich war die ganze Zeit superfleißig, habe kaum gefehlt und hervorragende Ergebnisse geliefert. Und nun darf ich als Dankeschön bald gehen... klasse. Ich habe dem Chef mit meinem Arbeitsstil gezeigt, dass es auch anders laufen kann, als es der Fall ist. Ohne mich wäre nämlich eine Menge liegen geblieben, und dann wäre der Katzenjammer groß gewesen. Ich habe den Laden zum Teil alleine geschmissen, wenn von den Festangestellten mehrere Tage am Stück niemand da war. Aber ich habe für meine Arbeit niemals Lob bekommen. Das tut ganz schön weh, wenn man von Chef und Kollegen für selbstverständlich genommen und am Ende wie ein Spielzeug entsorgt wird.

Für diese Behörde habe ich eine Menge gegeben, viel Zeit und Energie investiert, mich immer wieder voll reingehängt. Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann gebe ich immer 1000%. Aber umgekehrt erwarte ich, dass die Gegenseite sich auch mal erkenntlich zeigt und für mich etwas tut. Meine Kollegen finden ja, dass allein schon die Tatsache, dass ich dort arbeiten darf, in meinen Augen etwas Besonderes sein sollte und ich ihnen dafür dankbar sein muss. Ich habe aber keinen Bock mich für Leute aufzuopfern, die keine Lust auf Arbeit haben und mir das Gefühl vermitteln, dass ich wegen meines Status als Zeitarbeiterin eine Mitarbeiterin 2. Klasse bin.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: WasDennNun am 14.04.2020 22:37
Na dann ist ja alles geklärt, 
  du konntest dich über ne Looser auskotzen
     und freust dich darauf einen neue und bessere Umgebung zu finden.

Ich wünsche dir für die Zukunft mehr Erfolg bei der Auswahl deines AGs

    Ein Tipp am Rande (falls du es noch nicht machst):
       Bewerbe dich mal wieder selber und nicht via Zeitarbeitsfirma
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Bastel am 15.04.2020 06:18
dass ich wegen meines Status als Zeitarbeiterin eine Mitarbeiterin 2. Klasse bin.

Es klingt hart, aber als Zeitarbeiter ist man leider auch nicht mehr. Durfte ich in meinen jungen Jahren als Ferienjobler auch kennen lernen.

Was spricht gegen eine direkte Anstellung?
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Kat am 15.04.2020 06:56
Was spricht dagegen, auf der Arbeit einfach zu arbeiten? Warum sollte man mit Menschen, mit denen man eine professionelle Beziehung hat, irgendeinen darüber hinausgehenden persönlichen Kontakt haben?


sehe ich genau so. Das sind meine Arbeitskollegen. Freunde habe ich woanders.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Kat am 15.04.2020 07:00
Natürlich habe ich niemanden direkt kritisiert. Aber Fakt ist: Die meisten Leute, die sich jeden Monat 2-3 Wochen krankschreiben lassen, sind nichts weiter als faul. Wenn das nur einer in der Abteilung wäre, dann würde ich mir nichts dabei denken bzw. glauben, dass er eine chronische Krankheit hat. Aber bei so vielen Leuten kann das kein Zufall sein.

Ich war die ganze Zeit superfleißig, habe kaum gefehlt und hervorragende Ergebnisse geliefert. Und nun darf ich als Dankeschön bald gehen... klasse. Ich habe dem Chef mit meinem Arbeitsstil gezeigt, dass es auch anders laufen kann, als es der Fall ist. Ohne mich wäre nämlich eine Menge liegen geblieben, und dann wäre der Katzenjammer groß gewesen. Ich habe den Laden zum Teil alleine geschmissen, wenn von den Festangestellten mehrere Tage am Stück niemand da war. Aber ich habe für meine Arbeit niemals Lob bekommen. Das tut ganz schön weh, wenn man von Chef und Kollegen für selbstverständlich genommen und am Ende wie ein Spielzeug entsorgt wird.

Für diese Behörde habe ich eine Menge gegeben, viel Zeit und Energie investiert, mich immer wieder voll reingehängt. Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann gebe ich immer 1000%. Aber umgekehrt erwarte ich, dass die Gegenseite sich auch mal erkenntlich zeigt und für mich etwas tut. Meine Kollegen finden ja, dass allein schon die Tatsache, dass ich dort arbeiten darf, in meinen Augen etwas Besonderes sein sollte und ich ihnen dafür dankbar sein muss. Ich habe aber keinen Bock mich für Leute aufzuopfern, die keine Lust auf Arbeit haben und mir das Gefühl vermitteln, dass ich wegen meines Status als Zeitarbeiterin eine Mitarbeiterin 2. Klasse bin.

Ich bin toll und alle anderen faule Schweine. Wenn man sich so aufführt ist es wohl kein Wunder, daß die Kollegen abwehrend reagieren.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Isie am 15.04.2020 07:05
Ich finde es bedenklich, wie schnell du diagnostiziert, dass die Kranken nicht krank, sondern nur faul sind. So leicht ist es nicht,  länger krankgeschrieben zu werden. Möglicherweise bist du in einem Bereich gelandet, in den die Leistungsschwächeren aus anderen Abteilungen abgeschoben wurden.

Falls du noch länger dort bleibst, führe schnellstens ein Gespräch mit deinem dortigen Chef. Thema bist du und deine Leistung, nicht die Kollegen und deren Leistung und Verhalten. Wenn das Gespräch nichts bringt, lass dich schnellstmöglich von deiner Firma woanders einsetzen oder bewirb dich selber woanders.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: clarion am 15.04.2020 07:44
Hallo,

Ich würde jetzt auch einen gepflegten Abgang machen. Verlange ein Zeugnis und gut ist. Es lohnt nicht, verschüttete Milch hinterher zu weinen. Du findest sicherlich auch anderswo Arbeit, hoffentlich diesmal in einem netten Laden. Im Moment sind die Chancen ganz gut, als Fachkraft im öD etwas zu finden.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Schmitti am 15.04.2020 08:27
Über welchen Bereich im öD (grob reicht) reden wir denn überhaupt?
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Organisator am 15.04.2020 09:32
Ich bin auch etwas irritiert. Sinn der Beschäftigung einer Zeitarbeitsfirma ist es doch auch, nur auf Zeit irgendwo zu arbeiten, bzw. schnell wieder weg zu können.

Warum @ MarieClaire tust du dir die Situation so lange an. Kollegen faul und doof, Chef sowieso. Was hält dich da?
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: WasDennNun am 15.04.2020 11:16
Was spricht dagegen, auf der Arbeit einfach zu arbeiten? Warum sollte man mit Menschen, mit denen man eine professionelle Beziehung hat, irgendeinen darüber hinausgehenden persönlichen Kontakt haben?


sehe ich genau so. Das sind meine Arbeitskollegen. Freunde habe ich woanders.
Freunde habe ich auch woanders, aber ich habe auch Freunde aus meinem beruflichem Umfeld.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: was_guckst_du am 15.04.2020 11:28
Andere Menschen sind bei weitem nicht interessant genug, um auf solcherlei Weise eine Bereicherung darzustellen.

...Hauptsache, man liebt sich selbst...(und glaubt dann, der Rest der Welt habe nicht Besseres zu tun als der Selbstverliebtheit bewundernd gegenüberzustehen)   

...ich wusste gar nicht, dass Donald Trump hier auch textet...  ;D ;D ;D
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Spid am 15.04.2020 11:30
Aber nicht zu lange - die sollen arbeiten, nicht mich anhimmeln.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Schokobon am 15.04.2020 14:20
Oder nach Feierabend anhimmeln.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: WasDennNun am 15.04.2020 14:22
himmlische Pausen würden ja auch gehen. oder heißt das dann anhimmelnde Pause
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: was_guckst_du am 15.04.2020 14:44
Aber nicht zu lange - die sollen arbeiten, nicht mich anhimmeln.

...sonst hätten sie ja auch noch Anspruch auf Schmerzensgeld...  8)
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Spid am 15.04.2020 14:44
...ich wusste gar nicht, dass Donald Trump hier auch textet...  ;D ;D ;D

Donald Trump findet einen Haufen Leute interessant, z.B. Boris Johnson and Nigel Farage: https://www.theguardian.com/us-news/video/2019/may/30/trump-calls-boris-johnson-and-nigel-farage-very-good-guys-video
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Kaiser80 am 15.04.2020 14:47
anhimmelnde Pause

Nein, weil es grammatikalischer Unfug ist. Die Pause ist nicht anhimmelnd, sondern während der pause himmelt er/sie/es jemanden an.

Anhimmelnde Pause wäre aber bestimmt ein Plausibler Name für ne Yoga Figur...
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: WasDennNun am 15.04.2020 15:06
Anhimmelnde Pause wäre aber bestimmt ein Plausibler Name für ne Yoga Figur...
;D
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Kaiser80 am 15.04.2020 15:14
Ich sehe gerade, dass ich hier jemanden grammatikalisch belehre und dabei jeglich Rechschreibregeln missachte. Peinlich...
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: WasDennNun am 15.04.2020 15:33
Hab dich trotzdem lieb  ::)
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Kaiser80 am 15.04.2020 20:16
+1. Ich mich auch ;)
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Kryne am 20.04.2020 08:39
Also wir haben ein super Arbeitsklima bei uns in der Abteilung. Ich wurde hier super herzlich aufgenommen, obwohl ich mit meinen damals 26 Jahren weniger als halb so alt war wie der Rest. War schon nach kürzester Zeit ein sehr freundschaftliches Verhältnis.

Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Santo am 25.04.2020 09:42
Ich (36) habe noch nicht viel Erfahrung im ÖD. Bis Ende 2018 war ich durchgehend in der freien Wirtschaft tätig. Seit Anfang 2016 arbeite ich als kaufmännische Angestellte für eine Zeitarbeitsfirma und wurde die ersten 3 Jahre überwiegend in Konzernen eingesetzt, einmal war ich in einem mittelständischen Unternehmen beschäftigt. Meine Einsätze haben mir alle sehr gut gefallen.

Seit Anfang 2019 habe ich meinen ersten Einsatz im ÖD. Die Arbeit gefällt mir ganz gut. Aber ich finde nach über 15 Monaten immer noch keinen richtigen Zugang zu meinen Kollegen :(. Das bin ich gar nicht gewohnt, weil es früher in meinen Festanstellungen und in meinen Einsätzen in der Wirtschaft ganz anders lief. Dort war ich ein fester Bestandteil eines Teams, bin mit Kollegen mittags zum Essen gegangen, wurde zu Firmenfeiern eingeladen, usw. Im ÖD hat mich in 15 1/2 Monaten noch niemand gefragt, ob wir gemeinsam zum Mittagessen gehen. Ich habe 2-3 Leute gefragt, bekam aber eine Abfuhr mit der Begründung: "Ich gehe immer mit XYZ." Die meisten Leute bei uns gehen jeden Tag mit denselben Personen zum Essen. Habe ich vorher noch nirgends gesehen. Bei Firmenfeiern bin ich auch unerwünscht, wurde noch nie eingeladen. In meinen Einsätzen in der Wirtschaft war das immer der Fall. Ich habe das Zusammensein mit meinen Kollegen immer sehr genossen, das fehlt mir im ÖD schon sehr.

Anfangs fand ich das distanzierte Verhalten meiner Kollegen nicht schlimm. Ich dachte erst, sie wären so gewesen, weil wir uns noch fremd waren und sie mich erst besser kennenlernen wollten. Aber nach 15 1/2 Monaten fühle ich mich in der Behörde noch genauso fremd wie in den ersten Tagen. Für mich war das immer normal, dass man sich montags über das vergangene Wochenende austauscht. In den ersten Wochen habe ich das hin und wieder versucht. Aber als ich gemerkt habe, dass immer nur ich Interesse an den anderen gezeigt habe und sie mich gar nichts über meine Wochenenden fragten, hörte ich damit auf. Mich hat in dieser Zeit noch kein Mensch gefragt, wie es mir geht - was für mich eine Selbstverständlichkeit ist. Andere heulen sich bei mir aus, wenn es ihnen schlecht geht. Wenn es mir mal nicht so gut geht und ich darüber erzähle, haben meine Kollegen kein liebes Wort für mich übrig, sodass ich mich immer mehr verschließe und ihnen kaum noch was erzähle.

Ist das normal, dass die Leute in Behörden so distanziert sind? Ich habe in diesem Laden wirklich viel geschuftet und einiges bewirkt, aber noch nie ein Dankeschön bekommen, geschweige denn ein Kompliment für meine Arbeit. Meine Kollegen geben mir ständig das Gefühl, dass ich ihnen völlig egal bin und das, was ich mache, nicht gerade wertvoll ist. Ich fühle mich überhaupt nicht gewertschätzt und bin sehr enttäuscht, weil ich mir mehr erwartet hatte.

Leider hängt das stark von der Behörde ab und ja ich kann das bestätigen. Ich komme selbst aus der freien Wirtschaft und kenne es, mit einander zu arbeiten, ich kenne es, dass das Wort Team nicht nur eine Worthülse ist.

Ich habe vor einiger Zeit in eine Verwaltung gewechselt, war vorher bei einer Bundesbehörde tätig. Dort war es gewöhnungsbedürftig, in der kleinen Verwaltung mit knapp 200 Mitarbeitern ist es eine Katastrophe, was das Klima angeht und das empfinde nicht nur ich so.

In den Anfangswochen dachte ich - komisches Klima hier, vielleicht muss man sich erst beschnuppern, relativ schnell habe ich gespürt, hier haut jeder den anderen in die Pfanne, und zieht über den anderen her. Als ich einige Wochen erst da war, erzählte mir jeder im Team vom Anderen, wo man bei wem aufpassen muss und so weiter. Ich dachte mir - merkwürdig, vordergründig "beste Freunde, arbeiten seit 30 Jahren zusammen" und in Wahrheit stellt jeder dem anderen ein Bein.

Als einige Projekte kräftig gegen die Wand liefen, habe ich erfahren, dass die dort gelernten und nie weg gekommenden ewigen Behördenmitarbeiter sehr starken Zusammenhalt entwickeln, wenn man einem Fremden, Neuen etwas zuschieben kann. Und das Prinzip funktioniert.

Schau dir die Strukturen an, oft arbeiten dort ältere oder mittelalter Leute, die dort oder in ähnlichen Strukturen gelernt haben und sich "eingerichtet" haben, nie etwas anderes gesehen haben.

Ich arbeite seit knapp 2 Jahren dort und bin auf dem Absprung woanders hin, weil ich das Klima als Katastrophe und das Team ebenfalls als einen egoistischen Haufen zusammengewürfelter Leute empfinde, die zueinander so wenig Bezug haben, wie eine Zweckehe, in der man sich auseinandergelebt hat.

Ich habe das sogar mal wörtlich angesprochen, daraufhin kam kaum Gegenwehr oder eine echte Regung oder Andersstellung, ich glaube, weil man es in Wahrheit weiß.

Hinzu kommt bei mir, dass die Verwaltung eher ländlich ist und die Mitarbeiter auch kaum woanders hin wechseln können, man sagt, jeder ist irgendwie verwurschtelt mit jedem und dieses Gemauschel wird von Generation zu Generation weiter getragen.

In Großstädten ist das sicher wieder etwas anders.

Bezeichnend war unsere Weihnachtsfeier, die Arbeitszeit war und somit Pflicht. Alle saßen da, ließen das Spaßprogramm über sich ergehen und Punkt 15 Uhr war die Messe gelesen, da saß keiner mehr da, jeder hatte schon 14.45 Uhr die Jacke an und die Tasche in der Hand.

Ich bin dort auch von Anfang an nicht aufgenommen worden, nicht in Pausenrunden oder irgend etwas, man ist per Sie mit mir geblieben, das war Anweisung. Anfangs war das für mich sehr merkwürdig, inzwischen finde ich es vorteilhaft, weil man auch auf den Tisch hauen kann und seine Meinung ungeachtet jeglicher zwischenmenschlicher Beziehungen kund tun kann. Ich wehre mich auch gegen Zusatzarbeit und es ist mir vollkommen egal, was Kollegen von mir denken, da ich keinerlei Bezug zu diesen Leuten binnen 2 Jahren entwickeln konnte, was ich anfangs sehr versucht habe und heute sogar eher meide oder abblocke, zB Weihnachtsfeiern auf Freiwilligenbasis oder alles was außerhalb Dienstzeit ist, mache ich nicht mehr mit, weil ich nicht einsehe mich mit Leuten an einen Tisch zu setzen, die mich kurz zuvor noch in die Pfanne gehauen haben.

Ich glaube, je kleiner die Verwaltung, desto schlimmer ist das und daher geht mein nächster Arbeitsplatz in eine Verwaltung, die entweder Bundesweit ist oder mindestens eine gewisse Größe hat, wo du Ausweichmöglichkeiten hast.

Ganz schlimm sind diese Mini Stadtverwaltungen mit 50 Leuten, wo im Grunde jeder den anderen schon seit der Kita kennt.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: sr4711 am 25.04.2020 09:53
... wobei Santos' Schilderungen auch problemlos aus verschiedenen Bundesbehörden stammen könnten. Wo immer ausreichend Amateure und Personen mit beschränktem Horizont zusammen kommen ...

Hat aber eh nur bedingt etwas mit dem öD zu tun. Dennoch grundsätzlich bei so einem Umfeld: Schnell das Weite suchen.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Santo am 25.04.2020 10:08
... wobei Santos' Schilderungen auch problemlos aus verschiedenen Bundesbehörden stammen könnten. Wo immer ausreichend Amateure und Personen mit beschränktem Horizont zusammen kommen ...

Hat aber eh nur bedingt etwas mit dem öD zu tun. Dennoch grundsätzlich bei so einem Umfeld: Schnell das Weite suchen.

Erfahrungswerte sind ja immer subjektiv. Ich habe schon bei sehr großen Behörden und bei sehr kleinen gearbeitet, bei einer relativ kleinen bin ich seit 2 Jahren und fühle mich auch nicht wohl, habe mich damit aber bis ich etwas anderes gefunden habe, arrangiert.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ein Neuer, der nicht aus der Gegend kommt und verwandt oder verschwägert ist, irgendwie verwurstelt mit den Leute dort, erst einmal skeptisch beäugt wird und stört.

Ein Neuer stört erstmal, den kennt an nicht und man weiß nicht, wie er die bestehenden Strukturen so findet.

Tendenziell ist der Mitarbeiter, der Verwaltung gelernt hat und sein Leben lang beim gleichen AG war, nicht unbedingt berühmt für seine flexible Aufgeschlossenheit Neuem gegenüber und das nicht nur was Arbeitsabläufe betrifft, sondern auch was neue Kollegen betrifft.

In einer Nachbargemeinde ist es das genaue Gegenteil, die Leute sind alle Mitte/Ende 20 und sehr offen Neuem gegenüber, also es hängt einfach von der Struktur ab.

Tendenziell kann ich aber feststellen, je kleiner und ländlicher eine Behörde, desto mehr Geklüngel und Geglucke, desto weniger Aufgeschlossen gegenüber neuen und es gibt Stellen, die werden grundsätzlich extern besetzt und erleben meist hohe Fluktuation, weil diese Neuen selten herzlich aufgenommen werden.

Wie gesagt, anfangs war das für mich sehr irritierend und ich hab mich oft gefragt, wieso blocken die so, inzwischen sehe ich darin auch Vorteile, keiner hat meine Privatnummer, keiner kann mich anrufen, wenn ich krank oder im Urlaub bin und keiner weiß was über mich und ich kann dort irgendwann meine Kündigung auf den Tisch legen und werde auch keine Pseudo-Abschieds-Runde geben, spar ich mir dann.

In großen Behörden hat man den Vorteil, dass die Abteilungen größer sind und die Wahrscheinlichkeit auch ausserhalb der eigenen Abteilung, dass man unter den vielen Kollegen jemanden hat, mit dem man sich gut versteht.

In diesen kleinen Wurschtel-Verwaltungen hat man da sofort verloren, das sind wie erwähnt Leute, die kennen sich vom Sandkasten und haben irgendwie tausend Sachen erlebt, viele meiner Kollegen lästern heute noch und geben zum Besten was wer wann vor 30 Jahren wo am Fußballplatz gemacht hat, ich kann damit nichts anfangen.

Ich finde es aber eine Erfahrung wert, ich dachte immer, in so kleinen Verwaltungen läuft es herzlich kollegial ab, das muss ich leider für mich korrigieren, für mich scheidet sowas aus, mein letztes Jobangebot in einer kleinen Kommune habe ich abgelehnt, weil ich die gleichen Fehler nicht zweimal machen will, mein nächster Arbeitgeber sitzt in einer Großstadt oder Bundesbehörde mit entsprechender Größe. 
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: clarion am 25.04.2020 23:45
Hallo Santo, ich bin auch schon ein wenig rumgekommen. Es gibt Ämter (aber auch kleine Betriebe in der PW) da hat sich eine Haltung manifest, wo man sich nur schütteln muss. Ein Merkwürdigsten sind die MA, die mittelalt und älter sind und außer dieser einen Arbeitsstelle nie woanders waren. Die können sich nicht vorstellen, dass man bestimmte Aufgaben auch anders erledigen kann, oder dass es anderswo noch viel schlechter sein kann. Und weil nie was erlebt hat, wühlt man auch immer denselben Kram hoch.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Feidl am 27.04.2020 11:20
Wie hier kleinere und ländlichere Behörden runter gemacht werden, kann ich natürlich nicht stehen lassen.
Ich kann aus meiner Erfahrung aus 4 kleinen bis mittelgroßen Behörden, immer im ländlichen, die Beschreibungen von Santo nicht bestätigen.
Das manche alte Mitarbeiter sich schon seit Jahrzehnten kennen, das kommt schon häufiger vor, stört aber nicht beim Arbeitsklima. (die allermeisten angetroffenen Beschäftigten sind jenseits der 50, weswegen die Behörden gerade im ländlichen Raum händeringend Nachwuchs suchen)
Die Mitarbeiter waren immer freundlich und haben mich, als Neuer von weiter weg, herzlich aufgenommen, trotz auch meiner eher verschlossenen Art.
Vielleicht wurde auch mal über den ein oder anderen hinterrücks gelästert, aber das waren Einzelfälle.

Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Lex am 29.04.2020 08:50
Eine Pauschalisierung des kompletten Öffentlichen Dienstes ist genauso sinnbefreit wie die Pauschalisierung des privaten Sektors. In jedem Arbeitsumfeld arbeiten Individuen, ob man gut miteinander auskommt ist von vielen Faktoren abhängig, aber sicherlich nicht von der Rechtsform des Arbeitgebers.
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: Dakmer am 04.05.2020 13:58
Ein Merkwürdigsten sind die MA, die mittelalt und älter sind und außer dieser einen Arbeitsstelle nie woanders waren. Die können sich nicht vorstellen, dass man bestimmte Aufgaben auch anders erledigen kann

Möchte ich so nicht stehenlassen: ich bin mittelalt und seit Anbeginn der Zeit in der selben Behörde. Ich habe vier Gebietsreformen erlebt, habe mich von DBase, DOS über Windows 3.0 zu Windows Dings... durchgewurschtelt. Ich kann mit dem Telefon umgehen, mit dem PC und Auto fahren. ;-)  Am schwierigsten war der Übergang vom sozialistischen zum kapitalistischen System und ich bin nicht gescheitert. Das mach erstmal nach!
Titel: Antw:Arbeitsklima in Behörden
Beitrag von: was_guckst_du am 04.05.2020 14:06
...das sollte dir "clarion" erstmal nachmachen... 8) ;)