Forum Öffentlicher Dienst
Beschäftigte nach TVöD / TV-L / TV-H => TV-L => Thema gestartet von: Cosi2810 am 05.10.2020 09:47
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Hallo zusammen,
ich habe diese Woche ein Vorstellungsgespräch für eine Stelle im IT-Bereich (Anforderungsmanagement) des öffentlichen Dienstes und war bis jetzt nur in der freien Wirtschaft tätig (Kurz zu mir: Master of Science in Informatik, 12 Jahre Berufserfahrung). Daher würde mich interessieren wie groß der Verhandlungsspielraum bzgl des Gehalts bei Neueinstellung ist.
In der Stellenausschreibung wird für das Gehalt folgendes angegeben: Entgeltgruppe 10 TV-L unter Berücksichtigung Ihrer Berufserfahrung.
In der Einladung zum Vorstellungsgespräch erwähnte die Personalerin, dass sie mir für diese Stelle maximal die Stufe 4 - also ein Bruttojahresgehalt in Höhe von 56.799 € anbieten könnten.
Habe ich Chancen dieses Gehalt noch zu verhandeln ? Ist es möglich eine höhere Stufe herauszuhandeln oder evtl. auch eine IT-Fachkräftezulage oder ist das angebotene Gehalt wirklich fix und nicht verhandelbar ?
Vielen Dank!
Cosi
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Wie es bei dem Arbeitgeber ist kann niemand sagen. Tariflich wäre mehr möglich. (Stufe 5 und Zulage nach Paragraph 16 (5) TV-L) Wobei die Frage ist weshalb sich jemand mit Master auf eine Stelle mit E10 bewirbt. Da könnte man den Eindruck haben der ist so verzweifelt, dass man nicht mehr bieten muss. Wobei tariflich nur Anspruch auf Stufe 1 oder 3 besteht.
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In der Einladung zum Vorstellungsgespräch erwähnte die Personalerin, dass sie mir für diese Stelle maximal die Stufe 4 - also ein Bruttojahresgehalt in Höhe von 56.799 € anbieten könnten.
Immerhin schon mal eine Stufe mehr als sie wahrscheinlich geben muss.
Ich habe allerdings keine Ahnung woher die 56.799 € her kommen.
Habe ich Chancen dieses Gehalt noch zu verhandeln ? Ist es möglich eine höhere Stufe herauszuhandeln oder evtl. auch eine IT-Fachkräftezulage oder ist das angebotene Gehalt wirklich fix und nicht verhandelbar ?
Wie Lars schon schrieb:
Man kann dir förderliche Zeiten zugestehen und dir die Stufe 5 anbieten
und man könnte dir auch noch die Zulage zur Stufe 6 anbieten.
Also max EndeGelände knapp über 61T€
Wenn du dafür arbeiten gehen willst? Als Master in diesem Beruf?
IT Fachkräftezulage gibt es im TV-L nicht.
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61T hört sich zumindest schon mal besser an.
Zur Info warum diese Stelle überhaupt für mich interessant sein könnte, wäre die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ich habe bis jetzt 'nur' 32h Stunden gearbeitet und Teilzeit findet man im IT Bereich in der freien Wirtschaft nur sehr schwer. Die Stelle wäre zwar Vollzeit, aber zumindest mit 75% Homeoffice.
Vollzeit in der freien Wirtschaft und mit langem Anfahrtweg ist so gut wie unmöglich für mich.
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Über weitere Erfahrungen zu Gehaltsverhandlungen bei Interviews im öffentlichen Dienst wäre ich euch sehr dankbar.
Kann man genauso argumentieren wie in der freien Wirtschaft ?
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Über weitere Erfahrungen zu Gehaltsverhandlungen bei Interviews im öffentlichen Dienst wäre ich euch sehr dankbar.
Kann man genauso argumentieren wie in der freien Wirtschaft ?
Da idR die Personaler und der AG nicht übertariflich bezahlen können/dürfen/wollen
(zumindest auf keinen Fall in der E10 Liga) kann man sich bzgl. der monetären Verhandlungen nur in dem tariflichen KANN Bereich bewegen.
Wichtig ist auf alle Fälle, diese Dinge vor Vertragsabschluss zu klären, da einige Kann-Reglungen damit verbunden sind, dass man die Stelle sonst nicht besetzen könnte.
Zu guter Letzt gibt es noch die Möglichkeit, dass der AG sich es überlegt und jemanden höherwertige Tätigkeiten überträgt, die zu einer höheren EG führen. Ist aber eher selten aber derzeit gut denkbar, wg Änderungen der Entgeltordnung (Dinge die jetzt E10 sind, sind ab 1.1.2021 E11)
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Also wenn ich das richtig verstehe, sollte auf jeden Fall ein Einstieg in Stufe 5 realistisch und im KANN Bereich sein ?
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Ja, man kann dir 10 Jahre förderliche Zeiten anerkennen, das reicht für die Stufe 5.
Und dann kann man dir die Zulage zur Stufe 6 nach §16.5 geben, so dass du das Entgelt der Stufe 6 überwiesen bekommen könntest, tarifkonform also ohne übertariflich zu bezahlen.
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61T hört sich zumindest schon mal besser an.
Zur Info warum diese Stelle überhaupt für mich interessant sein könnte, wäre die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ich habe bis jetzt 'nur' 32h Stunden gearbeitet und Teilzeit findet man im IT Bereich in der freien Wirtschaft nur sehr schwer. Die Stelle wäre zwar Vollzeit, aber zumindest mit 75% Homeoffice.
Vollzeit in der freien Wirtschaft und mit langem Anfahrtweg ist so gut wie unmöglich für mich.
61k für einen Informatiker mit Masterabschluss und 12 Jahren Berufserfahrung?
In welchem Bereich bzw mit welchen Technologien hast du denn bisher gearbeitet und in welcher Region ist der Wohnort?
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Ja, ich weiß 61k sind verdammt wenig für einen Informatiker mit Master Abschluß.
Ich habe 12 Jahre Berufserfahrung, aber mit 5 Jahren Familienzeit zwischendrin.
Nach dem Studium habe ich als Software Engineer (Java) und dann als System Analyst gearbeitet. Dann sind meine Kinder auf die Welt gekommen und ich war fast 5 Jahre zu Hause, obwohl ich nur ein Jahr geplant hatte, aber das ist eine andere Geschichte.
Ich bin dann in Teilzeit in die Software Dokumentation eingestiegen (in Teilzeit gibt es in IT fast nichts) und hab nach einigen Jahren in den QA Bereich gewechselt, wo ich auch zuletzt war.
Für meine Karriere war das alles nicht gerade förderlich. Ich habe zuletzt 32 Stunden gearbeitet, weil ich viel mehr mit 2 Kindern nicht schaffe.
Und ich weiß, dass meine Mitbewerber meistens männlich und auch zeitlich viel flexibler sind. :-\
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Kein SAP Standort in deiner Nähe?
jobs.sap.com
Die sind sehr familienfreundlich und bieten ein breites Spektrum an Tätigkeiten. Auch Teilzeit.
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Auf der SAP Website habe ich schon nachgesehen, aber leider nichts passendes in meiner Nähe gefunden.
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Ich habe meine entsprechende Entgeltgruppe und Stufe 5 bei Einstellung bekommen. Habe aber auch Berufserfahrung, Studium und angeforderte Zertifizierungen gehabt.
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Ich habe meine entsprechende Entgeltgruppe und Stufe 5 bei Einstellung bekommen. Habe aber auch Berufserfahrung, Studium und angeforderte Zertifizierungen gehabt.
Als förderliche Zeit? Oder Zulage?
Warum nicht Stufe 6?
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Unser Rechenzentrum der Finanzverwaltung in Düsseldorf (NRW) sucht händeringend IT'ler, die sich in EG 10 einstellen lassen. Da soll wohl auch eine Zulage gezahlt werden. Außerdem ist Teilzeit / Telearbeit ohne Probleme möglich.
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Habt ihr die Stufe beim Vorstellungsgespräch verhandelt oder war es fix ?
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Habt ihr die Stufe beim Vorstellungsgespräch verhandelt oder war es fix ?
Fix ist nix
Möglich ist alles
Wo und wann, wenn nicht im Vorstellungsgespräch, will man es ansprechen?
Wenn den AV unterschreibt ist es zu spät.
Wenn du nicht sagst: Ich möchte Stufe x sonst muss ich es mir überlegen, wird der AG dir nur die Stufe geben, die er dir geben muss!
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Wer bei uns die Stufe nicht verhandelt, erhält lediglich die Stufe, auf die er aufgrund der tariflichen Regelungen einen Rechtsanspruch hat.
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OK danke, dann ist die Stufe also Verhandlungssache.
Wie sieht es normalerweise mit der Entgeltgruppe aus ? Lässt sich das auch verhandeln ?
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Normalerweise nein.
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Wo und wann, wenn nicht im Vorstellungsgespräch, will man es ansprechen?
Wenn den AV unterschreibt ist es zu spät.
Na ... dazwischen! Ich habe den Eindruck, dass ein "Feilschen" um die Stufe im VG nicht immer gern gesehen wird. Warum nicht damit ansetzen, sofern man die Zusage bekommt und es um die Formalien geht? Das ist doch auch noch vor der Unterschrift ...
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Mir ist man verhandlungstechnisch sowohl bei der Gruppe als auch bei der Stufe entgegengekommen Meiner Erfahrung nach ist also beides nicht in stein gemeißelt.
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Wo und wann, wenn nicht im Vorstellungsgespräch, will man es ansprechen?
Wenn den AV unterschreibt ist es zu spät.
Na ... dazwischen! Ich habe den Eindruck, dass ein "Feilschen" um die Stufe im VG nicht immer gern gesehen wird. Warum nicht damit ansetzen, sofern man die Zusage bekommt und es um die Formalien geht? Das ist doch auch noch vor der Unterschrift ...
Und hast du mit dieser Taktik Erfolg?
Wenn einer auf die Frage im VG: Würden sie auch mit Stufe 1,2,3 kommen? mit Ja antwortet und dann dem Sachbearbeiter damit konfrontiert: Will aber förderliche Zeiten anerkannt bekommen....., dann sagt da schnell der Referatsleiter: Was sagt denn der zweite?
Wenn man jedoch ein echter Wunschkandidat ist, bzw. nicht von der Stelle abhängig, dann redet man im VG darüber.
Alternative: Man sagt offen, dass man bereit ist mit Stufe 1,2,3 anzufangen und man aber erwartet, dass man nach x Monaten darüber redet, ob man die Zulage nach 16.5 bekommt.
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Mir hatte man im (zweiten) Vorstellungsgespräch zunächst mitgeteilt, dass meine mitgebrachten Voraussetzungen für eine Eingruppierung in die höchstmögliche Gruppe nicht ausreichen würden.
Ich habe dann in diesem Gespräch trotzdem verhandelt/argumentiert und dabei doch sowohl die höchstmögliche Gruppe als auch Stufe 6 aushandeln können.
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Wenn du meinem Behördenchef, der noch höchstpersönlich Einstellungen vornimmt, mit Stufengeschwätz kommst bist sofort weg vom Fenster.
Als alter Beamter jenseits der 55 blickt der gar nicht was du von dem willst.
Da würde niemals eine belastbare Aussage rauskommen.
Was aber nicht bedeutet, dass man nicht nach der Entscheidung (für dich) noch nachkobern könnte...
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Wenn du meinem Behördenchef, der noch höchstpersönlich Einstellungen vornimmt, mit Stufengeschwätz kommst bist sofort weg vom Fenster.
Als alter Beamter jenseits der 55 blickt der gar nicht was du von dem willst.
Da würde niemals eine belastbare Aussage rauskommen.
Schlimm genug das solche Beamte dann noch die Entscheidung treffen wer eingestellt wird oder nicht.
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So ist das nun mal allgemein in Behördenapparaten. Die allermeisten dortigen Entscheidungsträger mit Personalverantwortung bzw. Mittelhoheit sind im Beamtenverhältnis, mindestens im gehobenen Dienst oder sogar im höheren Dienst.
Und wer dieses System durchlaufen hat, ist meist von engen Gedankenkorridoren geprägt und möchte die erlebten "Nachteile" seines Systems (Laufbahnprinzip, Haushaltszwänge aufgrund des Stellenplanes, frustrierendes Beurteilungssystem), die er selber am eigenen Leib erfahren durfte, dann auf das tarifliche System bzw. tariflich Beschäftigte anwenden.
Wahrlich oft genug erlebt, da hilft auch alles diskutieren nichts.
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Wenn du meinem Behördenchef, der noch höchstpersönlich Einstellungen vornimmt, mit Stufengeschwätz kommst bist sofort weg vom Fenster.
Als alter Beamter jenseits der 55 blickt der gar nicht was du von dem willst.
Da würde niemals eine belastbare Aussage rauskommen.
Schlimm genug das solche Beamte dann noch die Entscheidung treffen wer eingestellt wird oder nicht.
Unsere Leitung hat es unter meiner Anleitung jetzt verstanden und agiert dementsprechend jetzt anders.
Von daher gibt es auch alte Beamter jenseits der 55 die das blicken können, sind ja nicht alle doof.
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Man muss ja beim Vorstellungsgespräch nicht über die Stufe verhandeln. Aber man kann und sollte fragen ob die Gestaltungsspielräume zur Stufenzuordnung genutzt werden. Wenn nicht sollte man überlegen ob man die Stelle trotzdem noch in Betracht zieht. Die eigentliche Verhandlung kann dann im Kontext des Einstellungsangebotes erfolgen.
Hinsichtlich Eingruppierung. Spielraum besteht dann, wenn in der Ausschreibung bis XY steht. Aber dann eben nur bis zu XY oder weniger... Spielraum kann auch bestehen, wenn es um Voraussetzungen in der Person geht. Bei privatrechtlich organisierten Arbeitgebern und bei unprofessionellen Arbeitgebern.
In dem Fall muss man noch beachten, dass bei Verhandlungen über die Entgeltgruppe gleich das Signal gibt, dass man weg ist wenn man was besseres findet. Dieses Problem sehen Arbeitgeber bei überqualifizierten Bewerbern sowieso. Nichts spricht dagegen nach einiger Zeit zu schauen welche Entwicklungsmöglichkeiten beim Arbeitgeber bestehen. Wenn man seinen Job gut macht ist man vielleicht bereit später höherwertige Tätigkeiten zu übertragen.
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So nun hatte ich also das Vorstellungsgespräch und habe versucht zu verhandeln.
Eine Höhergruppierung stand bei der Stelle nicht zur Debatte. Also habe argumentiert und verhandelt um zumindest eine Stufe höher zu bekommen. Die Personalverantwortliche hat dann ziemlich rumgedruckst und sich nicht festgelegt.
Sie wollen nun, dass ich bis Montag ihnen Feedback zur Stelle gebe und dazu, ob ich mit der Gruppe 4 die Stelle nehmen würde.
Keine Ahnung wie viele Mitbewerber es gibt und ob sie mir entgegenkommen können und wollen.
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Zumindest hast du es angesprochen und versucht. Gerade erst erlebt, dass im Gespräch nichts gesagt wurde, auch nicht im Nachgang und als dann der Arbeitsvertrag vorab zur Kenntnis gegeben wurde, wurde abgelehnt, weil man keine höhere Stufe angeboten bekommen hat... Hätte man ja noch drüber sprechen können, nur, es kann einem nur geholfen werden, wenn man das Gespräch auch sucht.
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Hallo Cosi,
schau dass Du nicht unter Stufe 5 eingestellt wirst, allermindestens. Argumentiere, dass Du den Master hast (mind. E11 möglich) und (glaube ich) derzeit ja auch im Status Quo in Lohn und Brot stehst.
Ich hab's im Gefühl, dass da noch etwas geht.
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Was hat der Master mit E11 zu tun?
Argumentiere über deine Berufserfahrung. Willst du den Job unbedingt? Dann ist es schwer. Wenn du bereit bist das Risiko einzugehen den Job nicht zu bekommen. Besteht auf die Stufe. Wenn der Arbeitgeber nicht springt musst du ggf. weiter suchen. Voraussetzung für die Verhandlung ist eben, dass man für weniger nicht kommt.
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dass Du den Master hast (mind. E11 möglich) und (glaube ich) derzeit ja auch im Status Quo in Lohn und Brot stehst.
Meines Wissens nach ist Master Tätigkeit mindestens E13.
Hat aber keine Relevanz, wenn man sie nicht übertragenen bekommt.
Ich würde a) klar sagen dass man mehr Stufen will.
b) Die Stelle trotzdem annehmen, wenn man unbedingt die Stelle möchtest
c) nach der Probezeit wegen einer Zulage nach §16.5. fragen
d) weitersuchen und die neuen Angebote/Vorstellungsgespräche vorlegen um c) Nachdruck zu verleihen
e) wenn sich was besseres ergibt, dann halt wechseln, wenn nicht dann auch gut.
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Im Vorstellungsgespräch hat die Personalerin zumindest was die Gruppe angeht ganz klar gesagt, dass es sich um eine E11 Stelle handelt.
Ich habe es zumindest angesprochen und auch ganz klar gesagt, dass ich die Stufe 5 möchte. Es ist gut möglich, dass ich mich damit ins Aus befördert habe. Wer weiß wer sich noch alles auf diese Stelle beworben hat ...
Die Stelle ist auch nicht mein Traumjob. Aber es wäre eine Möglichkeit erst mal einen sicheren Job zu haben (bei dem ich Familie und Beruf vereinbaren könnte) und ich würde dann nach einiger Zeit versuchen intern zu wechseln.
In der freien Wirtschaft Vollzeit mit 2 Kindern und langem Anfahrtsweg zu arbeiten ist nicht einfach.
In meinem aktuellen Job in der E-Commerce Branche wurde meine Abteilung von heute auf morgen ohne Vorwarnung geschlossen :-\
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Wenn ich das richtig lese, dann sind sie ja schon mal von E10 auf E11, Stufe 4 gegangen. Immerhin, je nach persönlicher Lage und ob sie unbefristet ist, kannst Du damit ja schon mal "arbeiten" und einen guten Hafen betreten für alles was in Zukunft ja auch kommen mag.