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Beschäftigte nach TVöD / TV-L / TV-H => TV-L => Thema gestartet von: AndreasHL am 02.10.2021 23:04
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Hallo,
bei der Einführung des TV-L hieß es, dass durch den neuen Tarifvertrag niemand schlechter gestellt werden soll.
Ist das jemals irgendwo schriftlich festgehalten worden? Wo finde ich etwas dazu ?
Viele Grüße
Andreas
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Wo sollte es denn derlei geheißen haben?
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Durch die Bildung eines Vergleichsentgelts zum 01.11.2006 und durch Besitzstandszulagen für weggefallene Zulagen oder Kinderanteile im OZ dürfte sichergestellt gewesen sein, dass grundsätzlich bei der Überleitung in den TV-L keine finanziellen Einbußen eintraten. Aber das ist eine Momentaufnahme im Zeitpunkt der Überleitung. Danach konnten durchaus finanzielle Schlechterstellungen im Vergleich zum BAT eintreten. Und für Beschäftigte, die erst mit oder nach Inkrafttreten des TV-L eingestellt wurden, galt der TV-L unmittelbar, also ohne Besitzstände nach dem BAT.
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Wie kam es eigentlich, dass die Gewerkschaften in 2006 bei der Verhandlung von TV-L zugelassen haben, dass dieser eine bedeutende Schlechterstellung im Vergleich zu BAT war?
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Weil der AG den Tarifvertrag sonst gekündigt hätte. Der AG hatte darauf gepokert, dass die Gewerkschaften unbedingt wieder einen Tarifvertrag abschließen wollen. Außerdem war das Abschluss kurz nach Abschluss der Sozialreformen.
Der Tarifvertrag war auch von den Entgelttabellen nicht schlechter aufgestellt. Einzig die fehlenden Kinderzulagen sorgten für große Einbußen. Dieser Entgeltbestandteil war aber nicht mehr zeitgemäß, da in der PW ein AG nicht zu der Kindererziehung beiträgt.
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Hallo,
Es gab auch noch andere Verschlechterungen, z.B. ist die Aufstockung vom Krankengeld weggefallen. Ich war vor 2006 noch nicht im ÖD. Gab es im BAT stufengleiche Höhergruppierungen?
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Im BAT gab es Altersstufen. Sofern man also nicht zwischenzeitlich Bimini aufsuchte…
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Bimini?
Altersstufen bedeutet also stufengleiche Höhergruppierung?
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Bimini?
Altersstufen bedeutet also stufengleiche Höhergruppierung?
Ja... es war wie bei den Beamten.
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Dort liegt nach der Legende der Brunnen des Lebens. Wenn Du nicht zwischenzeitlich einen ordentlichen Schluck aus der nimmst, wirst Du ja wohl kaum jünger werden…
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Dann haben die Gewerkschaften seinerzeit schlecht verhandelt. Gerade die nicht stufengleichen Höhergruppierungen verursachen bei uns Frust ohne Ende und verhindert, dass sich manche TB auf höherwertige Stellen bewerben, weil sie monetär kaum profitieren, oder auch der Zeitpunkt stufenschädlich wäre.
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Neben dem Umstand, daß Altersstufen rechtswidrig sind, hat fortschreitender geistiger und körperlicher Verfall genau welchen Wert, den es durch höheres Entgelt zu honorieren gilt?
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Der Tarifvertrag war auch von den Entgelttabellen nicht schlechter aufgestellt. Einzig die fehlenden Kinderzulagen sorgten für große Einbußen. Dieser Entgeltbestandteil war aber nicht mehr zeitgemäß, da in der PW ein AG nicht zu der Kindererziehung beiträgt.
Das stimmt so nicht. Dann hätte es keine Notwendigkeit für individuelle Endstufen gegeben.
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weil sie monetär kaum profitieren, oder auch der Zeitpunkt stufenschädlich wäre.
Das ist doch nur in wenigen Ausnahmen der Fall (läßt sich ja beim Timing oftmals besser gestallten) und liegt ja eher daran, dass diese MA nur in 12 Monatshorizonten denken/rechnen wollen.
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In unserem Amt war es nicht nur eine Ausnahme. Es werden in unregelmäßigen Abständen höherwertige Stellen ausgeschrieben. Häufig kommen mehrere Kollegen in Frage und es hat es nicht nur einmal gegeben, dass die Kollegen, denen man die besten Chancen zubilligte und die man gern gesehen hätte sich nicht beworben haben, da es mit der Stufenlaufzeit nicht passte. Einige Kollegen sind von BAT übergeleitet und haben besitzstandswahrende Zuschläge und die überlegen es sich sogar fünf Mal, ob sie sich auf höherwertige Stellen bewerben. Ich bin wirklich erstaunt, dass die Gewerkschaften und 2006 nicht wochenlang gestreikt . TV-L war m.E. ein großer Rückschritt.
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*snip* Ich bin wirklich erstaunt, dass die Gewerkschaften und 2006 nicht wochenlang gestreikt . *snip*
Ich war da zwar noch nicht im ÖD, aber mal so ein Tip ins Blaue: Sie konnten es sich nicht leisten.
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In unserem Amt war es nicht nur eine Ausnahme. Es werden in unregelmäßigen Abständen höherwertige Stellen ausgeschrieben. Häufig kommen mehrere Kollegen in Frage und es hat es nicht nur einmal gegeben, dass die Kollegen, denen man die besten Chancen zubilligte und die man gern gesehen hätte sich nicht beworben haben, da es mit der Stufenlaufzeit nicht passte.
Und haben diese Kollegen das Gespräch mit dem AG gesucht um Lösungen zu suchen, um diese missliche Lage zu kompensieren?
Und ist der AG auf den Kollegen zugegangen mit Angeboten um diese missliche Lage zu kompensieren?
Forderung/Angebot einer Stufenzulagen zur Kompensation.
Spätere Übernahme der Tätigkeiten.
Wären ja schon mal zwei tarifliche Lösungen.
von den aussertariflichen mal abgesehen.
Ein schönes Beispiel für das Versagen der AG und AN sich im Tarifraum zu bewegen und Personalmanagement zu betreiben.
Typisch Verwaltungsmenschen halt, die Schuld wird dann woanders gesucht.
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Das würde aber voraussetzen, daß AG und „man“ identisch sind - oder zumindest die Situation identisch beurteilen.
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Natürlich ist weder der Personalrat noch das das Personal verwaltende Dezernat bereit, außertarifliche Lösungen zu finden. Man fürchtet Riesendiskussionen wenn sich das in unsere mehrere 100 MA zählenden Behörde rumspricht.
ABER: Ein Tarifvertrag, der per se guten Mitarbeitern keinerlei Anreiz bietet, sich auf höherwertige Stellenn zu bewerben, ist in meinen Augen ein schlechter Tarifvertrag.
Das gilt ganz besonders, wenn wie bei uns verbeamtetes Personal und TB kunterbunt nebenher arbeiten und viele Ausschreibungen für Beamte und TB geöffnet ist.
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Dort liegt nach der Legende der Brunnen des Lebens. Wenn Du nicht zwischenzeitlich einen ordentlichen Schluck aus der nimmst, wirst Du ja wohl kaum jünger werden…
Durch den Bestandschutz behält man seine Altersstufen und müsste sie nach den jünger-werden neu durchlaufen und wiederum erhalten 8)
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Natürlich ist weder der Personalrat noch das das Personal verwaltende Dezernat bereit, außertarifliche Lösungen zu finden. Man fürchtet Riesendiskussionen wenn sich das in unsere mehrere 100 MA zählenden Behörde rumspricht.
Typische Haltung und zeigt deutlich das strukturelle Problem:
Es geht zunächst um tarifliche Lösungen, aber die werden ja von solchen Mensche wie du sie beschreibst als aussertariflich empfunden.
ABER: Ein Tarifvertrag, der per se guten Mitarbeitern keinerlei Anreiz bietet, sich auf höherwertige Stellenn zu bewerben, ist in meinen Augen ein schlechter Tarifvertrag.
Typische Haltung und zeigt deutlich das strukturelle Problem:
Der Tarifvertrag bietet Möglichkeiten mehrere Möglichkeiten guten Mitarbeitern anreize zu bieten.
Oder ist gute Mitarbeiterförderung gleichzusetzen mit Höhergruppierung?
ABER: Ein Personalrat oder Personal verwaltende Dezernaten, die den Tarifvertrag nicht anwenden um guten Mitarbeiter anreize zu bieten ist eine schlechter Tarifpartner und wird auch durch einen Tarifvertrag nicht besser.
Und die Haltung des personal zeigt dies ja deutlichst.
Nicht Falsch verstehen: Eine stufengleiche HG ist sicherlich hilfreich, löst aber eben dieses fundamentale, strukturelle Problem bei Personalern nicht.
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Hallo,
eine stufengleiche Höhergruppierung mit Erhalt der Stufenlaufzeit analog zu den Beamten würde es auch den mittelmäßig begabten Tarifpartnern helfen, das Richtige zu tun.
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Hallo,
eine stufengleiche Höhergruppierung mit Erhalt der Stufenlaufzeit analog zu den Beamten würde es auch den mittelmäßig begabten Tarifpartnern helfen, das Richtige zu tun.
Nö, die Personaler werden dadurch nicht besser.
Und damit werden auch nicht die leistungsstärkeren besser gefördert, sondern es wird allen nur mehr Geld gegeben.
Klar wäre es schön für alle. Das Kernproblem ist damit aber nicht gelöst.