Forum Öffentlicher Dienst
Beamte und Soldaten => Beamte der Länder und Kommunen => Thema gestartet von: LivingRoom am 16.05.2024 09:47
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Hallo zusammen,
Ich habe ein Vorstellungsgespräch bei der Polizei.
Könntet ihr bitte Tipps geben?
Wo würdet ihr den Schwerpunkt der Vorbereitung legen?
Ich bin bwl'ler und würde mich freuen, wenn ich paar Tipps bekommen könnte.
Vielen Dank.
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Überlegen, was und warum die Polizei so macht und warum du unbedingt Polizist werden willst.
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Ich bin genau diesen Weg gegangen, allerdings in BW.
Daher folgende Tipps:
Überleg dir gut, ob du das wirklich willst und ob du weißt, worauf du dich da einlässt. Es braucht sehr viel Idealismus, weil die Arbeitsbedingungen (Organisation wie Ausstattung) bei der Polizei absolut unterirdisch sind, im Vergleich zu dem was man aus der Industrie- oder Bankenwelt kennt.
Ich mache den Job wahnsinnig gerne, aber es ist sicher nichts für jeden.
Ein Beispiel aus der Praxis: Mehrarbeit fängt bei uns erst ab 10 Stunden überhaupt an, wo man in der Wirtschaft schon eine aufs Dach bekommt, weil das dem Arbeitszeitgesetzt krass zuwider läuft. Gilt für uns aber nicht.
Außerdem kann es durchaus sein, dass man auch am Wochenende oder Nachts, bzw. in Schichten Dienst verrichten muss, z.B. bei Großveranstaltungen wo zusätzliche Kräfte benötigt werden, z.B. jetzt während der EM oder Festivals, Veranstaltungen der Partei, die ich nicht nennen will, etc.
Falls du körperlich einigermaßen fit bist und keine gesundheitlichen Einschränkungen hast, sollte die Polizeitauglichkeitsuntersuchung kein Problem sein.
Einen Einstellungstest musste ich nicht ablegen.
Beim Vorstellungsgespräch sitzt man einem ungewohnt großen Gremium (bei mir 8 Personen) gegenüber, was ich vorher noch nie so erlebt habe, obwohl ich einige Erfahrung mit Vorstellungsgesprächen habe.
Inhaltlich kann das natürlich von meiner Erfahrung abweichen, aber da war nichts dabei, weshalb sich jemand der BWL studiert hat und einigermaßen logisch Denken kann auch nur im Ansatz Sorgen machen müsste. Ansonsten geht es eher um die allgemeinen Geschichten, wie warum will man zur Polizei, usw.
In meinem speziellen Fall wurde ich während 30 Minuten Gespräch insgesamt 5 Mal gefragt, ob ich mir das wirklich gut überlegt habe, weil ich ja deutlich weniger verdienen würde als vorher. Aber sonst war da tatsächlich nicht viel.
Davon abgesehen ist zumindest in BW die Konkurrenz um die Stellen sehr überschaubar. Die Chancen stehen also recht gut. Kann natürlich im Einzelfall auch mal anders sein.
Wenn du das wirklich willst, wünsche ich dir viel Erfolg und freue mich auf einen neuen Kollegen :)
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Diese Stellen sind ja immer wieder ausgeschrieben. Die können doch froh sein wenn sich überhaupt jemand bewirbt und sie jemanden finden. Besoldung ist auch schlecht max A11 bzw. E11 als BWLer verdienst du woanders deutlich besser.
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Beim Vorstellungsgespräch sitzt man einem ungewohnt großen Gremium (bei mir 8 Personen) gegenüber
Eine meiner unangenehmsten Bewerbungsverfahren war tatsächlich bei der Polizei. Nicht aufgrund der acht Personen - aber weil es im (erfragten) Feedback später hieß, es hätten sich nicht alle davon von meiner Selbstvorstellung abgeholt gefühlt. Tja, als wüsste man, wer von den acht Leuten zu welchem Grad den Lebenslauf gelesen hat ... Da kann man nur verlieren.
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Vielen Dank für die Antworten.
Kann mir bitte noch jemand sagen, was unter "geordnete wirtschaftliche Verhältnisse " zu verstehen ist?
Zieht die Polizei bei der Schufa eine Auskunft über mich und verlangt sie von meiner Bank den aktuellen Kontoauszug?
Mehr fällt mir gerade dazu nichts ein?
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Ich kenne das nur als eine Erklärung, die zu unterschreiben war, bevor ich damals beim Ministerium angestellt wurde und erneut vor meiner Verbeamtung (Wortlaut in etwa "Ich erkläre, dass ich in geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen lebe").
Im Grund geht es drum, dass man nicht (über die Maßen) verschuldet und dadurch z.B. erpressbar ist bzw. über seine Verhältnisse lebt. Ein Hauskredit sollte da glaube ich ok sein, aber Konsumschulden sind nicht so der Hit. Ob und wie das überprüft wird, weiß ich aber auch nicht.
Edit: Habe auf Schnelle aus NRW ein Formular gefunden, da steht noch "insbesondere meinen finanziellen Verpflichtungen nachkomme". Also der Fokus liegt wohl weniger auf den Schulden selbst, sondern ob man die Raten bedienen kann.
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Kann mir bitte noch jemand sagen, was unter "geordnete wirtschaftliche Verhältnisse " zu verstehen ist?
Zieht die Polizei bei der Schufa eine Auskunft über mich und verlangt sie von meiner Bank den aktuellen Kontoauszug?
Keine laufenden Pfändungen, keine Insolvenz. Eine Schufa-Auskunft wird nicht eingeholt. Auch Deine Konten werden nicht eingesehen. Stattdessen wird lediglich Deine Erklärung ("lebe in geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen") verlangt.
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@Livingroom: bzgl. "geordnete wirtschaftliche Verhältnisse" - hat einfach zwecks "Korruption" zu tun.
Wenn Du mehr Geld als deine Besoldung nötig hättest, weil du mit 50.000 € Schulden beim Mafiosi deines Vertrauens in den Miesen bist, dann könnte man schlussfolgern, dass du für "korrupte Geschäfte" neigst, weil dein normaler Sold nicht ausreicht. Hiermit geht ein Gruß an die Berliner Kollegen, die gefühlt zu 70% noch einen Nebenjob haben ..
Andere haben da teils schon jahrelang kräftig kassiert wegen privaten Verfehlungen.
@RsQ: Geb ich Dir Recht. War vor über 15 Jahren auch mal vorstellig bei dem Verein. War neben einer Kommune, die ein Stressgespräch führte, mit das erniedrigenste Gespräch von allen. Man bekam nur Vorwürfe. Keine Wertschätzung etc. Da waren andere Behörden der Polizei schon weit voraus..
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Kann mir bitte noch jemand sagen, was unter "geordnete wirtschaftliche Verhältnisse " zu verstehen ist?
Zieht die Polizei bei der Schufa eine Auskunft über mich und verlangt sie von meiner Bank den aktuellen Kontoauszug?
Keine laufenden Pfändungen, keine Insolvenz. Eine Schufa-Auskunft wird nicht eingeholt. Auch Deine Konten werden nicht eingesehen. Stattdessen wird lediglich Deine Erklärung ("lebe in geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen") verlangt.
In einigen Bereichen wird eine Sicherheitsüberprüfung beim LKA gemacht.
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@Livingroom
Hattest du schon dein Vorstellungsgespräch und wie verlief es?
Dürfte ich fragen was deine Vorkenntnisse sind? Strebe auch eine Bewerbung an
Hattest du dich auf die Stelle in Regensburg beworben gehabt?
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Hallo zusammen,
Ich habe ein Vorstellungsgespräch bei der Polizei.
Könntet ihr bitte Tipps geben?
Wo würdet ihr den Schwerpunkt der Vorbereitung legen?
Ich bin bwl'ler und würde mich freuen, wenn ich paar Tipps bekommen könnte.
Vielen Dank.
Hast du dir das gut überlegt?
Du musst aber auch auf die Straße, mindestens in der Ausbildung?!
Die Bezahlung steht nicht ansatzweise im Verhältnis zu der Gefahr?!
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@Spätdienstler - kurze Frage noch zum Quereinstieg Wirtschaftskriminalist - ist man denn danach voll ausgebildeter Polizist, nachdem man die Sondermaßnahme durchlaufen hat? Weil, ich stelle mir gerade die Frage, wenn man nach 2-3 Jahren merkt, dass man keine Lust mehr auf die Wirtschaftskriminalistik hat, kann man dann einfach seinen Bereich wechseln und sich überspitzt gesagt auf Dienststellen bei der Wasserschutzpolizei bewerben? Oder ist man immer an den Wirtschaftsbereich gebunden? Das wäre noch Interessant zu wissen :) - Wie sehr wird denn auch auf vorherige Berufserfahrung wert gelegt bei der Einstellung? Bei mir ist diese jetzt nicht wirklich den späteren Aufgaben im Finanzsektor zuordenbar.
Danke und viele Grüße
Hans
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Soweit ich weiß ist man auf den einen Fachbereich festgelegt. Habe mich mal damit befasst, aber fand dies dann eher abschreckend bzw. zu riskant.
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@Hansi1991: Ich kann die Frage nachvollziehen, weil ich mich auch nie für alle Zeit in dem Gebiet gesehen habe.
Wie das in Bayern aussieht weiß ich nicht.
In BW ist es seit ein paar Jahren so, dass man auf die Fachgebiete Wirtschaftskriminalität und Finanzermittlungen festgelegt ist. Das war davor anders, aber aktuell kommt man da nicht mehr raus.
Auch für Führungspositionen kommt man eigentlich nicht in Frage, was tatsächlich ein schlechter Witz ist. D.h. auch der Aufstieg ist extrem begrenzt auf normalerweise A12.
Als ich mich beworben hatte, war das noch nicht so und ich muss jetzt damit leben.
Ich für meinen Teil sehe das aber entspannt, weil ich mit meinem Hintergrund auch immer wieder einen gut bezahlten Job draußen finde, wenn ich keine Lust mehr auf WiKri habe und sich da niemand bewegen will. Der Attraktivität für den Quereinstieg ist es aber nicht zuträglich. Zumal man i.d.R. auch erstmal deutlich weniger verdient als vorher.
Man muss also entweder wirklich Idealist sein oder das wegen der Arbeitsplatzsicherheit in Kauf nehmen. Alles andere macht keinen Sinn.
Ich will da niemanden abschrecken, aber ich bin der Meinung man muss schon wissen worauf man sich einlässt. Vieles ist nämlich im Voraus für jemanden, der noch nie im ÖD sehr überraschend und da kommt man auch von alleine nicht drauf. Auch weil Dinge teilweise vollkommen aus der Zeit gefallen sind wie z.B. die Vorstellung das jemand sein Leben lang das Gleiche machen möchte, die Laufbahnregelungen im Allgemeinen und auch die Beförderungspraxis.
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@Spätdienstler @InspektorS
Danke für die Auskunft. Das klingt leider nicht gerade berauschend :D - zumal ich mich auch nicht ewig in dem Bereich sehe. Eigentlich schade, aber dann macht das vom Verdienst und den Arbeitszeiten eher weniger Sinn. Ich wollte aktuell eigentlich vom Konzern wechseln. Gehaltseinbußen wären okay gewesen, aber ich glaube mit so starren - Entwicklungsmöglichkeiten - und Veränderungen bezüglich des eigenen Einsatzbereichs würde ich wahrscheinlich weniger klar kommen. Zudem gehe ich auch davon aus, dass im Bereich Wirtschaftskriminalität ordentlich Arbeit anfällt und meine Anfangszeiten in der WP Beratung haben mir gereicht.