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Beschäftigte nach TVöD / TV-L / TV-H => TV-L => Thema gestartet von: Balsamine am 20.01.2025 08:49

Titel: Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Balsamine am 20.01.2025 08:49
Hallo in die Runde,
Ich bin aufgrund einer dauerhaft leidvollen Erfahrung mit der direkten Vorgesetzten krankgeschrieben und bin inzwischen beim Krankengeld angelangt. Der Arzt hat mir schriftlich die Empfehlung gegeben zu kündigen. Nachdem auch der Personalrat nicht aktiv geworden ist, habe ich mich auf eine Stelle bei einem anderen Amt beworben und dort eine Einstellungsabsicht erhalten (Ende Januar, Anfang Februar ist der Prozess vorraussichtlich durch alle Gremien durch). Im neuen Amt B (auch Berlin) wurde mir gesagt, ich würde von Amt A nach Amt B versetzt. Das hieße allerdings, dass der Übergang sich auf mir ungewisse Zeit verzögert. Ich würde am liebsten zu Ende Januar kündigen. Da ich noch keine 12 Monate in Amt A bin, hätte ich eine Kündigungsfrist von lediglich 4 Wochen, die ich noch in der toxischen Atmosphäre von Amt A verbringen müsste. Krankgeschrieben bin ich nur noch bis Ende Januar.
Welche Nachteile hätte ich, wenn ich jetzt kündige, anstelle mich versetzen zu lassen? Wirkt sich das negativ auf meine Erfahrungsstufe aus (zurzeit E11, ES 6) Mit erneuter Probezeit hätte ich kein Problem, wenn ich mir dadurch ein Paar Wochen oder sogar Monate in Amt A ersparen könnte. Gibt es eventuell Alternativen?
Ich würde mich über entsprechende Hinweise sehr freuen.


Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Rowhin am 20.01.2025 09:04
Da kommt es durchaus auf einige Faktoren an (Wohlwollen der neueinstellenden Stelle, ist es generell derselbe AG (beides Bundesland X?), etc.), aber generell besteht (§16 (2) TV-L) bei Neueinstellung erstmal nur Anspruch auf Stufe 1. Darüber hinaus ist einschlägige Berufserfahrung dann anzurechnen, und wenn der AG willens und in der Lage ist, dann "zur Deckung des Personalbedarfs" noch etwas mehr.

Dann ist da noch das ganze Thema mit Urlaub muss fertig abgegolten werden und die restliche Bürokratie. Aber das wäre ob der Situation wahrscheinlich das kleinere Übel.

Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Balsamine am 20.01.2025 09:13
Danke für die schnelle Antwort!
Ja, ist derselbe AG, dasselbe Bundesland.
 D.h. ja ich müsste mich wohl oder übel mit einer Versetzung arrangieren. Gibt es denn irgendwelche Möglichkeiten, die Übergangszeit zu verkürzen, um den krankmachenden Schikanen der Vorgesetzten möglichst weitgehend zu entgehen?
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Casa am 20.01.2025 09:48
Zitat
D.h. ja ich müsste mich wohl oder übel mit einer Versetzung arrangieren.

Das hat Rowhin nicht gesagt.

Du kannst alle Umstände deiner Einstellung mit dem neuen AG vor Kündigung schriftlich klären. Entspricht dies deinen Vorstellungen unterzeichnest du den Vertrag und kündigst. Alternativ lässt du dir ab Februar eine weitere AUB ausstellen.
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Balsamine am 20.01.2025 10:38
Verstehe.
Ich habe gerade mit dem Personalamt des neuen Bezirksamt gesprochen. Deren Rat, eher Anweisung war "bloß nicht kündigen", da ich damit den ganzen Prozess in Gefahr bringen würde. Die Versetzungsanfrage läuft wohl schon, was mich einigermaßen überrascht hat. Zudem scheint das neue Amt leider auch nicht spendabel zu sein, was die Einstufung angeht.
Alternative AUB: Der Arzt meint, eine weitere Krankschreibung sei nicht hilfreich, da das neue Bezirksamt davon Wind bekommen könnte, was nachteilige Folgen für die neue Stelle mit sich bringen würde, oder gar deren Weigerung, mich zu beschäftigen. Ist das so?
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: troubleshooting am 20.01.2025 11:11
Also, die Versetzung muss nicht lange dauern - hängt stark von der "alten" Dienststelle ab. Sie können es eine gewisse Zeit verzögern, wenn zB ein Nachfolger gefunden und eingearbeitet werden soll. Aber, auch die neue DS kann Druck - hier positiv machen.

Was man als MA selbst machen kann, ist selbst klar machen, dass man nicht - unter gar keinen Umständen länger als unbedingt nötig bleiben will und wird. Du kannst zB hier schon deinen ganzen Resturlaub nehmen und entsprechend abwesend sein. Auch ein mdl. (!) Verweis auf die sicher fehlende Motivation beim Festhalten der alten DS kann helfen. Wenn die sich jemand neues suchen, wird sicher auch da eine bessere Arbeitserledigung zu erwarten sein. (keine Kritik an dich, denn ab und zu passt die Chemie einfach nicht - bei anderen hingegen schon.)

Ob die fortgesetzte Krankschreibung nachteilig ist, hängt davon ab, wie du damit im Vorstellungsgespräch umgegangen bist. Wenn du im Vorstellungsgespräch offensiv die Probleme angesprochen hast und sie dich wollen,  entsteht da kein Nachteil.


Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: sebbo83 am 20.01.2025 11:17
Gibt es denn kein Personalrat bei euch? Schon alleine, dass es zu Situationen kommt, dass man danach eine ärztliche Behandlung benötigt, schreit nach einem Gespräch mit dem ÖPR.
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: troubleshooting am 20.01.2025 11:22
Gibt es denn kein Personalrat bei euch? Schon alleine, dass es zu Situationen kommt, dass man danach eine ärztliche Behandlung benötigt, schreit nach einem Gespräch mit dem ÖPR.

Hat B. soch geschrieben, dass die nicht aktiv wurden.
Hab es auch durch, PR wollte gar nichts davon wissen. Hatte zB mal extra drum gebeten, dass jemand am Personalgespräch teilnimmt - selbst das wurde abgelehnt. Zum Glück gibt es auch andere Vorgesetzte.
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Balsamine am 20.01.2025 12:53

Ob die fortgesetzte Krankschreibung nachteilig ist, hängt davon ab, wie du damit im Vorstellungsgespräch umgegangen bist. Wenn du im Vorstellungsgespräch offensiv die Probleme angesprochen hast und sie dich wollen,  entsteht da kein Nachteil.
Vielen Dank für die ausführlichen Hinweise!

Leider habe ich die AU im Vorstellungsgespräch aufgrund des hohen Konkurrenzdrucks bisher nicht thematisiert :-[
Ist die Krankheit bei Akteneinsicht erkennbar oder ist es usus, dass sich die Personaler darüber austauschen?
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: ike am 20.01.2025 13:48
Nicht kündigen!
Nie kündigen!
Es entstehen immer Nachteile für den AN, gerade wenn, wie hier, der AG schuld ist!
Aussitzen, bis neue Stelle angetreten werden kann!
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Balsamine am 20.01.2025 14:02
Ich bin leider nicht gut im Aussitzen.
Wie kann das aussehen? Gibt es ggf. Möglichkeiten sich bis zum Amtswechsel intern "versetzen" zu lassen um den Kontakt mit der Problem-Vorgesetzten zu vermeiden? Mit weiteren Krankschreibungen habe ich die Befürchtung, dass das die neue Stelle gefährdet werden könnte.
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Balsamine am 20.01.2025 14:04
...gefährden könnte.
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: sebbo83 am 20.01.2025 16:21
Bei längeren Krank sein gibt es doch das betriebliche Eingliederungsmanagement (BIM). Darüber könnte man doch seine Wünsche äußern, wie die (Warte-) bzw. Eingliederungszeit erträglich gemacht wird. Die Probleme können angesprochen werden. Der Personalrat sollte auch dabei sein - er muss dann ggf. aktiv werden. Der direkte Vorgesetzte wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht dabei sein. Das wäre nochmal eine Gelegenheit die Situation zur Sprache zu bringen und Lösungen zu finden (zumindest für die letzten Wochen).
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: ike am 20.01.2025 16:23
BEM!
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: sebbo83 am 20.01.2025 17:12
BEM!

 :o 8) ;D
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Balsamine am 20.01.2025 17:17
Das klingt nach einem Plan. 8)

Eure Antworten haben mir zu mehr Klarheit verholfen. Und das Wort "Aussitzen" habe ich auch in mein Vokabular aufgenommen, in positivem Sinne.  :)
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Schwarztee am 21.01.2025 06:17
Moin,

Land Berlin, Bezirksamt hier.

Das wichtigste und einzig richtige ist vorerst: NICHT KÜNDIGEN.

Wenn du in einem BA sitzt und die Zusage für ein anderes BA erhältst, rollt die Versetzung eigentlich recht fix an. Das neue BA schreibt den Auswahlvermerk, beteiligt das in den Gremien und dann geht das Ding auch schon an deine jetzige Personalstelle.
Es gibt die Absprache zwischen den Bezirksämtern, dass die wechselwillige Dienstkraft nicht länger als 3 Monate gehalten wird. Kürzer geht jedoch immer, gerade wenn die jetzige Behörde unglücklich mit der wechselwilligen Dienstkraft ist, kann es durchaus sein, dass sie einer Versetzung zum schnellstmöglichen Zeitpunkt zustimmen.

Insofern: Aussitzen, die Zeit kriegst du rum.

Cheers!
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Casa am 21.01.2025 13:37
Ich sehe in der längeren AU kein Problem. Die AU ist kein zulässiges Kriterium zu sagen, "die nehmen wir nicht."

Also auf Versetzung warten und weiter AU. Warum der Arzt so argumentiert, wie er es tut, kann ich nicht nachvollziehen.

Wenn du kannst, denke innerhalb der AU über einen kleinen Urlaub nach.
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Balsamine am 23.01.2025 14:22
OK Schwarztee und alle anderen freundlichen Warnenden vor Kündigung,

habe nicht gekündigt und demnächst ein BEM-Gespräch mit AL (von mir gewünscht) und Personallamt. Versetzungsvermerk ist bereits beim alten BA angekommen. Die dortige Personalstelle war verständnisvoll und bereitet den Termin und die Amtsleitung dahingehend vor, dass das Ziel des Gesprächs sein wird, dass die Versetzung schnell geht und es in der Restzeit möglichst wenig Schnittstellen zur Problemperson gibt. Ich bin gespannt. Vielleicht kommen die nächsten Grüße aus dem hintersten verstauben Archiv. Soll mir Recht sein, wenn ich dort meine Ruhe habe.  ;)

LG
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Quodlibet am 24.01.2025 10:11
Hört sich doch ganz gut an, auch, dass die Idee, worum es im Gespräch gehen könnte anscheinend angekommen ist. Ich wünsche Dir viel Erfolg für das Gespräch und den Wechsel! :)
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Balsamine am 28.01.2025 23:19
Dankeschön! :)
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: GrünSchnippler am 31.01.2025 23:11
Als Hinweis, du könntest um noch etwas mehr abstand zur alten Stelle zu haben auch Sonderurlaub unter verzicht auf die Sonderzahlung im November nehmen.
Damit erwirbst du in dieser Zeit weiterhin Urlaubsanspruch und bleibst auch krankenversichert usw.. wenn du gewillt bsit drauf zu zahlen aus deiner Tasche kannst du da auch mehr als die ca. 3 Wochen rausholen welche +/- 100€ differenz zum Monatsgehalt von der Sonderzahlung bleiben (Bei mir in E9 zumindest grüße aus Neukölln)

Die Gewährung dieses Sonderurlaubes kann dir der AG im Land Berlin nur sehr sehr schwer verwähren und muss das ordnetlich begründen da naja Berlin is Arm und will geld sparen.

Obendrauf kannst du gleich noch als option Bildungsurlaub mit einer Frist von mindestens 6 Wochen einreichen, wenn die Dienststelle diesen nicht Schriftlich begründet innerhalb von 2 Wochen ablehnt gilt er nach Berliner Bildungsgesetz als genehmigt. (Spanischkurs auf Teneriffa 2 Wochen in 2022 war schon nice :D)

Aber egal wofür du dich entscheidest nicht kündigen wie alle schon gesagt haben, ich hoffe du kannst dir die Restzeit noch etwas angenehmer gestalten.
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Balsamine am 18.02.2025 08:26
Vielen lieben Dank, GrünSchnippler, habe den Beitrag gerade erst gelesen. Inzwischen arbeite ich ausschließlich mobil. Im BEM-Gespräch habe ich ausgehandelt, dass ich keinerlei Kontakt mehr mit der Problem-Person haben möchte, auch nicht per Mail. Auch die Versetzung schreitet jetzt relativ zügig voran und ich nehme demnächst meinen Resturlaub. Viele Grüße, demnächst aus Neukölln.
Titel: Antw:Jobwechsel wegen Bossing: Versetzung oder Eigenkündigung?
Beitrag von: Balsamine am 18.02.2025 08:32
Haltet ihr es für sinnvoll, eine dienstliche Beurteilung zu beantragen? Oder besser nicht, weil diese ja von der problematischen Vorgesetzten ausgestellt und vermutlich nicht allzu wohlwollend ausfallen wird?