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Beschäftigte nach TVöD / TV-L / TV-H => TV-L => Thema gestartet von: KleinerErMittler am 07.09.2025 15:31

Titel: Vetternwirtschaft
Beitrag von: KleinerErMittler am 07.09.2025 15:31
In dem Fachbereich meiner Behörde fällt mir auf, dass zunehmend neue Sachbearbeiter eingestellt werden, die bereits andere Sachbearbeiter kennen.

Und selbst mein Gruppenleiter wurde Monate vor der Ausschreibung bereits auf seine Stelle als Führungskraft vorbereitet. Die interne Ausschreibung seiner Stelle war eindeutig auf ihn zugeschnitten. Sein Freund war einst nur als Praktikant beschäftigt und sei absolut nicht qualifiziert für seine Stelle. Genau diese Person sitzt fast nie an seinem Arbeitsplatz und macht oft Party mit den anderen Sachbearbeitern, die auch oftmals faul rumsitzen, aber zum selben Freundeskreis bzw. Familienclan gehören. Es ist schon so auffällig geworden, dass die Stimmung unter den fleißigen Sachbearbeitern zunehmend kippt.

Man wird einfach unfair behandelt. Massiver Arbeitszeitbetrug ist hier das heftigste Problem, was zu Frust bei den Fleißigen führt. Wir reden hier nicht von einer halben Stunde. Das geht manchmal den halben Tag, manchmal sogar den ganzen Tag nichtstun bzw. bei den Kollegen zum Quatschen abhängen. Das kann dann durchaus so laut sein, dass sich die ehrlichen Sachbearbeiter kaum konzentrieren können.

Was könnte man gegen Vetternwirtschaft tun? Es werden ja fast nur noch Leute eingestellt, die mit den anderen verwandt, verschwägert oder befreundet sind. Ich finde es skandalös. Es sind zwar nur circa 15% aus der Abteilung, die quasi einen Clan bilden, doch es fallen durch zunehmende Fluktuation weitere Stellen weg, die wahrscheinlich wieder nur mit Leuten aus dem Clan besetzt werden.

Wie erlebt ihr denn Vetternwirtschaft in eurer Behörde? Und was könnte man dagegen tun? Es ist ja auch unfair gegenüber Bewerbern, die auf ehrliche Weise eine Stelle im ÖD bekommen wollen. Bewerber, die dann vielleicht sogar wirklich arbeiten anstatt Party zu machen.
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: MoinMoin am 07.09.2025 15:51
Bei uns gibt nur es Vetternwirtschaft bei uns im Sinne, dass man den Vetter auf Stellen hinweist und er sich drauf bewerben soll, merh nicht. Wenn er Überzeugt, kriegt er die Stelle, wenn nicth dann nicht, also

Da herrscht immer noch das Prinzip der Bestenauslese  ::), kontrolliert durch die Gremien.

Am besten es wird ein unabhängiger PR gewählt, der genau dafür da ist, solche Machenschaften zu unterdrücken.
Mit 15% kriegt der Clan da ja nicht die Mehrheit hin.

Ansonsten einfach seinen Job machen, Fehlverhalten oder Arbeitszeitbetrug dokumentieren und bei Bedarf nach oben melden, denn das mach frei.
Und wenn da eine Gruppenleiter halt seinen Clan einstellt, weil es keine anderen geeigneteren Bewerber gibt, dann blöd aber nicht änderbar.
Irgendwann fällt die nichts leistende Abteilung auf und dann muss man seine eigene Leistung halt vorzeigen können.

Und wenn es im Büro laut wird, dann weist man die Menschen freundlich darauf hin oder dokumentiert das Geschrei.

und zu guter letzt, gibt es doch noch die vierte Gewalt.
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: Erfolgsgarant am 07.09.2025 23:19
In dem Fachbereich meiner Behörde fällt mir auf, dass zunehmend neue Sachbearbeiter eingestellt werden, die bereits andere Sachbearbeiter kennen.

Und selbst mein Gruppenleiter wurde Monate vor der Ausschreibung bereits auf seine Stelle als Führungskraft vorbereitet. Die interne Ausschreibung seiner Stelle war eindeutig auf ihn zugeschnitten. Sein Freund war einst nur als Praktikant beschäftigt und sei absolut nicht qualifiziert für seine Stelle. Genau diese Person sitzt fast nie an seinem Arbeitsplatz und macht oft Party mit den anderen Sachbearbeitern, die auch oftmals faul rumsitzen, aber zum selben Freundeskreis bzw. Familienclan gehören. Es ist schon so auffällig geworden, dass die Stimmung unter den fleißigen Sachbearbeitern zunehmend kippt.

Man wird einfach unfair behandelt. Massiver Arbeitszeitbetrug ist hier das heftigste Problem, was zu Frust bei den Fleißigen führt. Wir reden hier nicht von einer halben Stunde. Das geht manchmal den halben Tag, manchmal sogar den ganzen Tag nichtstun bzw. bei den Kollegen zum Quatschen abhängen. Das kann dann durchaus so laut sein, dass sich die ehrlichen Sachbearbeiter kaum konzentrieren können.

Was könnte man gegen Vetternwirtschaft tun? Es werden ja fast nur noch Leute eingestellt, die mit den anderen verwandt, verschwägert oder befreundet sind. Ich finde es skandalös. Es sind zwar nur circa 15% aus der Abteilung, die quasi einen Clan bilden, doch es fallen durch zunehmende Fluktuation weitere Stellen weg, die wahrscheinlich wieder nur mit Leuten aus dem Clan besetzt werden.

Wie erlebt ihr denn Vetternwirtschaft in eurer Behörde? Und was könnte man dagegen tun? Es ist ja auch unfair gegenüber Bewerbern, die auf ehrliche Weise eine Stelle im ÖD bekommen wollen. Bewerber, die dann vielleicht sogar wirklich arbeiten anstatt Party zu machen.

Ganz einfach man kann die anfallende Arbeit in Arbeitspakete prozessual abbilden und weil man weiß wie lange was dauert mit Zeitangaben. Am Ende ein Tool, wo die Arbeit dokumentiert wird und auswertbar ist und mit diesen Tatsachen kann man per KPI direkt auf die oberen Vorgesetzten zugehen und dann ist der Clan schneller weg, als man denkt.
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: tb2022 am 08.09.2025 03:15
Nein, es ist alles in Ordnung.
Hierzu einfach regelmäßig die Nachrichten des ÖRR sehen.
Dort wird bestätigt, dass in Deutschland alles in Ordnung
und viel besser als im Ausland ist.
Mach Dir bitte keine Sorgen und nimm regelmäßig Deine Medikamente.
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: Capo am 08.09.2025 11:33
Wenn deine Verantwortlichen in deinem Bereich nicht reagieren gehe eine Stufe bzw. Behörde weiter.
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: Thomber am 08.09.2025 11:54
Nein, es ist alles in Ordnung.
Hierzu einfach regelmäßig die Nachrichten des ÖRR sehen.
Dort wird bestätigt, dass in Deutschland alles in Ordnung
und viel besser als im Ausland ist.
Mach Dir bitte keine Sorgen und nimm regelmäßig Deine Medikamente.

Hier ist nicht nur alles in Ordnung, sonder wir leben im besten Deutschland aller Zeiten! Wer dieser Aussage widerspricht, kann froh sein, wenn man ihn nur meldet!
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: troubleshooting am 08.09.2025 12:29
Nein, es ist alles in Ordnung.
Hierzu einfach regelmäßig die Nachrichten des ÖRR sehen.
Dort wird bestätigt, dass in Deutschland alles in Ordnung
und viel besser als im Ausland ist.
Mach Dir bitte keine Sorgen und nimm regelmäßig Deine Medikamente.

Hier ist nicht nur alles in Ordnung, sonder wir leben im besten Deutschland aller Zeiten! Wer dieser Aussage widerspricht, kann froh sein, wenn man ihn nur meldet!

Seid ihr verbeamtet oder alternativ wo kann ich das Zeug erwerben (Bedarf kann nachgewiesen werden)?
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: Thomber am 08.09.2025 12:41
Was hat das mit Beamten zun tun?

JEDER Mensch in Deutschland, den ich nicht melden soll, sollte das kennen:

https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/201003-Wir-Glueckskinder-in-der-Mitte-Europas.pdf?__blob=publicationFile (https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/201003-Wir-Glueckskinder-in-der-Mitte-Europas.pdf?__blob=publicationFile)
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: Organisator am 08.09.2025 12:44
In dem Fachbereich meiner Behörde fällt mir auf, dass zunehmend neue Sachbearbeiter eingestellt werden, die bereits andere Sachbearbeiter kennen.

Und selbst mein Gruppenleiter wurde Monate vor der Ausschreibung bereits auf seine Stelle als Führungskraft vorbereitet. Die interne Ausschreibung seiner Stelle war eindeutig auf ihn zugeschnitten.

Das nennt sich dann Personalentwicklung. Positiv betrachtet ist es doch gut, dass bestehendes und geeignetes Personal für höherwertige Tätigkeiten qualifiziert und vorbereitet wird. Ich wüsste nicht, was dagegenspricht, eher im Gegenteil: Geeignetes Personal wird weiterentwickelt und dem Arbeitgeber dauerhaft nutzbar gemacht.

Der Verstoß gegen arbeitsvertragliche Pflichten ist jedoch nicht hinnehmbar und zu ahnden. Hat jedoch aber erstmal nix mit dir zu tun, da es deine Pflichten zur Arbeitserbringung nicht tangiert. Dafür ist die Führungskraft verantwortlich.
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: troubleshooting am 08.09.2025 13:48
Was hat das mit Beamten zun tun?


Ich bezog mich auf den 2. Teil "... kann froh sein, wenn man ihn nur meldet!" Haben doch Beamte eine deutlich erweiterte Treupflicht bzw. deutlich mehr zu verlieren.

Aber, die Rede von FWS ist ja nun auch schon ein paar Jährchen alt. Und die Kürze der inhaltlichen Halbwertszeit von Politikerreden macht so manches experimentell im Labor erzeugtes Teilchen neidisch.
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: Thomber am 08.09.2025 13:52
Was hat das mit Beamten zun tun?


Ich bezog mich auf den 2. Teil "... kann froh sein, wenn man ihn nur meldet!" Haben doch Beamte eine deutlich erweiterte Treupflicht bzw. deutlich mehr zu verlieren.

Aber, die Rede von FWS ist ja nun auch schon ein paar Jährchen alt. Und die Kürze der inhaltlichen Halbwertszeit von Politikerreden macht so manches experimentell im Labor erzeugtes Teilchen neidisch.



Nun, die Einrichtung behördlicher Meldestellen ist noch im Gange, ja dauert etwas, aber es gibt schon genug bezahlte gute Menschen, die sich über Meldungen freuen würden. Job verlieren  -  Haus besprühen - Reifen zerstechen....   träfe auch Tarifbeschäftigte.  Jeder ist zur Systemtreue aufgerufen. Wer nicht für den Staat ist, ist dagegen und ist zu bekämpfen.   Wer das nicht glaubt, möge mir Beispiele seiner Gesinnung nebst persönlichen Daten schicken.   
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: tb2022 am 09.09.2025 17:20
Bin ich jetzt gemeldet worden?
Und wenn ja: von wem und bei wem?
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: tb2022 am 09.09.2025 17:21
Und warum?
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: Thomber am 12.09.2025 09:59
Auf jeden Fall.
Bin vollkommen bei Dir. Ich würde ebenfalls nie für eine Partei arbeiten wollen, die andere verunglimpft, beleidigt und sich der alten, wenn auch beliebten sozi-Methoden bedient oder gar Schlägertruppen unterhält.

Ich hatte mich vor rd. 10 Jahren bewusst gegen eine Karriere in der Politik entschieden, obwohl mir ein Amt als Landesparteichef bei einer demokratischen Partei angeboten worden ist. Hatte keine Lust, mich mit Demokratiefeinden jeden Tag beschäftigen zu müssen...


R.I.P.
2x 59, 66, 71, 80 und 2x unbekannt
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: KleinerErMittler am 26.11.2025 19:41
Und selbst mein Gruppenleiter wurde Monate vor der Ausschreibung bereits auf seine Stelle als Führungskraft vorbereitet. Die interne Ausschreibung seiner Stelle war eindeutig auf ihn zugeschnitten.

Das nennt sich dann Personalentwicklung. Positiv betrachtet ist es doch gut, dass bestehendes und geeignetes Personal für höherwertige Tätigkeiten qualifiziert und vorbereitet wird.
Ich habe nur ein Problem damit, dass es unfair ist, weil andere potentielle Kandidaten für diese Stelle keinen solchen Vorteil hatten, diese Stelle bereits im Vorfeld inoffiziell besetzen zu dürfen. Dass dann die Stelle Monate später kurzfristig formal auf ihn zugeschnitten im Interessenbekundungsverfahren für wenige Tage intern veröffentlicht wurde per E-Mail, setzt dem noch die Krone auf. Ich habe mich inzwischen beim Bezirksbürgermeister beschwert, weil selbst der Amtsleiter Vetternwirtschaft duldet bzw. mit drinhängt.
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: DiVO am 27.11.2025 06:44
Und selbst mein Gruppenleiter wurde Monate vor der Ausschreibung bereits auf seine Stelle als Führungskraft vorbereitet. Die interne Ausschreibung seiner Stelle war eindeutig auf ihn zugeschnitten.

Das nennt sich dann Personalentwicklung. Positiv betrachtet ist es doch gut, dass bestehendes und geeignetes Personal für höherwertige Tätigkeiten qualifiziert und vorbereitet wird.
Ich habe nur ein Problem damit, dass es unfair ist, weil andere potentielle Kandidaten für diese Stelle keinen solchen Vorteil hatten, diese Stelle bereits im Vorfeld inoffiziell besetzen zu dürfen. Dass dann die Stelle Monate später kurzfristig formal auf ihn zugeschnitten im Interessenbekundungsverfahren für wenige Tage intern veröffentlicht wurde per E-Mail, setzt dem noch die Krone auf. Ich habe mich inzwischen beim Bezirksbürgermeister beschwert, weil selbst der Amtsleiter Vetternwirtschaft duldet bzw. mit drinhängt.

Was schlägst du alternativ vor?
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: Organisator am 28.11.2025 11:04
Und selbst mein Gruppenleiter wurde Monate vor der Ausschreibung bereits auf seine Stelle als Führungskraft vorbereitet. Die interne Ausschreibung seiner Stelle war eindeutig auf ihn zugeschnitten.

Das nennt sich dann Personalentwicklung. Positiv betrachtet ist es doch gut, dass bestehendes und geeignetes Personal für höherwertige Tätigkeiten qualifiziert und vorbereitet wird.
Ich habe nur ein Problem damit, dass es unfair ist, weil andere potentielle Kandidaten für diese Stelle keinen solchen Vorteil hatten, diese Stelle bereits im Vorfeld inoffiziell besetzen zu dürfen. Dass dann die Stelle Monate später kurzfristig formal auf ihn zugeschnitten im Interessenbekundungsverfahren für wenige Tage intern veröffentlicht wurde per E-Mail, setzt dem noch die Krone auf. Ich habe mich inzwischen beim Bezirksbürgermeister beschwert, weil selbst der Amtsleiter Vetternwirtschaft duldet bzw. mit drinhängt.

Das ist doch der normale Lauf der Personalentwicklung. Du nimmst dir einen passenden Kandidaten und entwickelst ihn auf den neuen Job. Gut für den Mitarbeiter und den AG, letzterer weiß dann nämlich, was er hat und dass jemand eingearbeitet ist.

Stellen ohne potentiellen internen Bewerber wären dann etwas für eine externe und offene Ausschreibung.
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: KleinerErMittler am 29.11.2025 18:30


Das ist doch der normale Lauf der Personalentwicklung. Du nimmst dir einen passenden Kandidaten und entwickelst ihn auf den neuen Job.

Artikel 33 Absatz 2 des Grundgesetzes (GG) ist Ihnen schon bekannt? Stichwort Bestenauslese. Also gerade nach Vitamin B (Beziehungen) sollte die Besetzung der Stellen nicht erfolgen. Art. 33 Abs. 2 GG besagt, dass jeder Deutsche nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung den gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amt haben muss. Dieser Grundsatz verpflichtet den Staat, Stellen mit den am besten geeigneten Bewerbern zu besetzen, um die Qualität des öffentlichen Dienstes sicherzustellen und Chancengleichheit zu gewährleisten.

"Personalentwicklung" ist für meine Begriffe das Schönreden der Stellenvergabe an Wunschkandidaten ohne Chance für andere Bewerber.
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: FearOfTheDuck am 29.11.2025 19:10
Und was hindert den AG, den am besten geeigneten Bewerber bereits im eigenen Bestand zu erkennen? Nach deiner Auslegung dürfte es keinerlei interne Ausschreibung geben. Mit Vitamin B hat das erstmal nichts zu tun. Eine Ausschreibungspflicht ergibt sich aus Art. 33 Abs. 2 GG gerade nicht
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: Rowhin am 29.11.2025 19:27
Siehe dazu z.B. Rehm (https://www.rehm-verlag.de/eLine/portal/start.xav?start=%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27tvlm_887124952d4687864130131970eaf09c%27+and+%40outline_id%3D%27tvlm%27%5D):

Zitat
Aus Art. 33 Abs. 2 GG folgt keine generelle Verpflichtung des öffentlichen Diensts, Stellen für Arbeitnehmer öffentlich auszuschreiben (BAG vom 23.1.2007 – 9 AZR 492/06 – ZTR 2007, 462; vgl. auch BAG vom 3.12.2019 – 9 AZR 78/19 – ZTR 2020, 364). Auch aus dem TV-L lässt sich eine solche Verpflichtung zur Stellenausschreibung nicht ableiten.

Ich habe aktuell meine 5te Stelle im öD. 4 davon waren niemals ausgeschrieben.
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: Umlauf am 30.11.2025 10:48
Richtig, intern müsste nicht ausgeschrieben werden. Das kann ebenso nach objektiven Kriterien nach Aktenlage entscheiden werden. Die Ausschreibungen erfolgen meist, weil es mit der Personalvertretung eine Abmachung zur internen Ausschreibung gibt. Ich behaupte ma, dass in 90% der Fälle mit und ohne Ausschreibung das gleiche Ergebnis raus käme.
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: Organisator am 01.12.2025 08:10


Das ist doch der normale Lauf der Personalentwicklung. Du nimmst dir einen passenden Kandidaten und entwickelst ihn auf den neuen Job.

Artikel 33 Absatz 2 des Grundgesetzes (GG) ist Ihnen schon bekannt? Stichwort Bestenauslese. Also gerade nach Vitamin B (Beziehungen) sollte die Besetzung der Stellen nicht erfolgen. Art. 33 Abs. 2 GG besagt, dass jeder Deutsche nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung den gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amt haben muss. Dieser Grundsatz verpflichtet den Staat, Stellen mit den am besten geeigneten Bewerbern zu besetzen, um die Qualität des öffentlichen Dienstes sicherzustellen und Chancengleichheit zu gewährleisten.

"Personalentwicklung" ist für meine Begriffe das Schönreden der Stellenvergabe an Wunschkandidaten ohne Chance für andere Bewerber.

Abgesehen davon, dass wie von aus den anderen Post ersichtlich es keine Ausschreibungspflicht gibt, wählt die Führungskraft auf mittlerer Ebene eher selten seinen Vetter aus, sondern die Person, die am geeignetsten für den Job erscheint. Da ist eine bekannte Person nunmal leichter zu beurteilen. Und wenn kein geeigneter Kandidat auszumachen ist (oder dann der ausgewählte Kanditat auf seinem alten Job ersetzt werden muss), wird ausgeschrieben.

Wie wäre denn aus deiner Sicht sonst eine mitarbeiterorientierte Personalentwicklung bzw. die Einrichtung von Karrierepfaden möglich?
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: Aktenstaub am 08.12.2025 18:09
Ich kann vieles von dem was hier geschrieben wurde absolut nachvollziehen, denn die realen Probleme liegen für mich nicht nur in einzelnen Personalentscheidungen, sondern in Strukturen, in denen Beziehungen sichtbarer sind als Kompetenz. Wenn ich mir unser Arbeitsumfeld ansehe, frage ich mich ehrlich wie lange man solche Zustände noch als normal akzeptiert. Oft scheint nicht entscheidend zu sein wer zuverlässig arbeitet oder wer Verantwortung übernimmt, sondern wer gut vernetzt ist, wer laut auftritt und wer sich innerhalb des internen Gefüges am besten positioniert. Manche investieren mehr Energie in Gespräche über Kollegen als in ihre eigentlichen Aufgaben und trotzdem stehen sie am Ende nicht selten besser da als die die einfach nur ihre Arbeit sauber machen wollen.

Was mich dabei am meisten irritiert ist nicht einmal, dass solche Mechanismen existieren, sondern wie gewohnt und selbstverständlich sie inzwischen wirken. Statt Leistung steht Sympathie im Vordergrund. Wer gut ankommt hat Vorteile. Wer unauffällig seinen Job erledigt gerät schnell aus dem Sichtfeld. Und genau an diesem Punkt wird es kritisch, denn im Verwaltungsbereich ist Leistung kaum direkt messbar. Wenn etwas funktioniert spricht niemand darüber, während Fehler sofort auffallen und kommentiert werden. Eine gut geführte Akte, ein korrektes Bürgergespräch, ein sauber abgearbeiteter Vorgang sind keine Trophäen die man hochhalten kann. Unsichtbare Qualität erzeugt kein Momentum und findet selten Beachtung.

So entsteht ein Bild bei dem nicht der trägt der am meisten leistet, sondern der der sich am wirkungsvollsten zeigt. Das verzerrt Realitäten, demotiviert Engagierte und verschiebt Anerkennung an Orte an denen sie nicht entsteht. Und je länger man in so einem Klima arbeitet, desto stärker merkt man wie sehr die Gewichtung sich von Kompetenz hin zu sozialer Position verschiebt. Es geht nicht um Schuld oder böse Absicht, sondern um Strukturen, die Sichtbarkeit mehr belohnen als Inhalt.

Ich würde mir eine Verwaltung wünschen, in der Leistungsfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft und Sorgfalt wieder als Maßstab gelten. Wo nicht die Frage im Vordergrund steht ob man sich gut verkauft, sondern ob man gut arbeitet. Wo Menschen die tragen nicht die ersten sind die ermüden und ausbrennen. Dass man Kritik kaum äußern kann ohne selbst zur Zielscheibe zu werden zeigt wie groß das Problem inzwischen geworden ist. Wenn Engagement ausbrennt und Anpassung belohnt wird, verliert jedes System an Qualität.

Eine öffentliche Verwaltung, die ein Vorbild sein will, muss Transparenz und Fairness nicht nur proklamieren, sondern leben. Sonst bleibt am Ende genau das wovon viele inzwischen sprechen: ein Zustand der sich festsetzt, weil er bequem für jene ist die ihn nutzen können und frustrierend für jene die ihn ausgleichen müssen.
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: HamburgerJung am 08.12.2025 21:54
In Hamburg ab Positionen E/A15 gibt es an vielen Stellen keine wirkliche Bestenauslese. Die Besetzung ist oft schon vor Ausschreibung im Hintergrund besprochen. Kenne zig dieser Storys. Gibt immer Mittel und Wege vermeintlich "bessere" rauszuschreiben.

Es mag sicher auch die wirklich fairen Verfahren geben, aber ich bin fest davon überzeugt, dass es nicht der größere Anteil ist.

Kann mir auch kaum vorstellen, dass es in anderen Bundesländern oder beim Bund anders zugeht.
Titel: Antw:Vetternwirtschaft
Beitrag von: Organisator am 09.12.2025 09:09
In Hamburg ab Positionen E/A15 gibt es an vielen Stellen keine wirkliche Bestenauslese. Die Besetzung ist oft schon vor Ausschreibung im Hintergrund besprochen. Kenne zig dieser Storys. Gibt immer Mittel und Wege vermeintlich "bessere" rauszuschreiben.

Es mag sicher auch die wirklich fairen Verfahren geben, aber ich bin fest davon überzeugt, dass es nicht der größere Anteil ist.

Kann mir auch kaum vorstellen, dass es in anderen Bundesländern oder beim Bund anders zugeht.

für eine Bundesbehörde gesprochen siehe meinen Beitrag
am: 01.12.2025 08:10