Autor Thema: Runter mit der elendingen Arbeitszeit! Umfrage der KOMBA und DBB  (Read 16840 times)

MoinMoin

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Die Grundlage für die Rentenpunkte ist das Durchschnittsgehalt der in der Rentenversicherung versicherten Personen. Wenn die Lohnerhöhungen in der Privatwirtschaft immer höher ausfallen als im öffentlichen Dienst, werden deine Rentenansprüche schon automatisch geringer.
Sehr richtig, darum sind in dem Corona Zeitraum die Rentenpunkte im öD gestiegen (ohne Lohnerhöhung) da haben die Kurzarbeiter für gesorgt. Da das Durchschnittsgehalt gesunken ist.

MoinMoin

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Eine Reduzierung der Arbeitszeit ist ein Anachronismus. Wir haben heute schon zu wenig Arbeitskräfte und die, die arbeiten, wollen noch weniger arbeiten? Wie soll das funktionieren? Was nötig ist, ist eine Erhöhung der Arbeitszeit mit entsprechender Vergütung.
Ich glaube es gibt noch sehr sehr viele Arbeitskräfte auf dieser Welt, die ungenutzt rumschippern.
Wir haben nur ein lokales Problem in D bzw. in EU

ohjeee

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Wenn es um die soziale Komponente und Sicherung bei Krankheit etc. geht, dann wäre hier mein Vorschlag: Ausweitung des Bürgergelds auf alle Bürger - steuerfinanziert....

Das haben wir doch schon, weil so viele nicht vorausschauend planen:
Zitat
Im Juni bezogen bundesweit 691.820 Menschen im Rentenalter Grundsicherung, 63.250 Männer und Frauen mehr als im Juni 2022. Auch in den Jahren zuvor sei die Zahl der Betroffenen gewachsen, hieß es.
aus Zeit online 06.10.2023 "Mehr Menschen im Rentenalter beziehen Grundsicherung" mit Quelle Statistisches Bundesamt

45 Jahre ist ein Zeitraum, den viele nicht übersehen können/wollen und die Rente ist um so niedriger je weniger und kürzer eingezahlt wird und desto wahrscheinlicher rutscht man in die Grundsicherungsleistungen.
Neben Krankheit, bei der Du bei frühzeitigem Arbeitsausfall z.B. mit Erwerbsminderungsrente halbwegs abgesichert bist, gibt es die Risikofaktoren Scheidung, Arbeitslosigkeit, Unfall....

Oder anders: wie viele Entwicklungsländer haben ein Rentensystem?
Bei der Erhöhung der Bürgergeld/Grundsicherungsleistungen ist es doch logisch, dass mehr Menschen Anspruch auf die Leistung haben, wenn die Renten nicht im gleichen Maße erhöht werden. Also diejenigen, die bisher an der Grenze zu den Grundsicherungsleistungen gekratzt haben, aber eben noch nicht wenig genug Rente hatten.

NelsonMuntz

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...
45 Jahre ist ein Zeitraum, den viele nicht übersehen können/wollen und die Rente ist um so niedriger je weniger und kürzer eingezahlt wird und desto wahrscheinlicher rutscht man in die Grundsicherungsleistungen.
Neben Krankheit, bei der Du bei frühzeitigem Arbeitsausfall z.B. mit Erwerbsminderungsrente halbwegs abgesichert bist, gibt es die Risikofaktoren Scheidung, Arbeitslosigkeit, Unfall....

Oder anders: wie viele Entwicklungsländer haben ein Rentensystem?

Zunächst: Wir sollten uns ja bei der Bewertung oder Verbesserung unseres Rentensystems nicht unbedingt an Entwicklungsländern orientieren.

Fakt ist, dass die demographische Entwicklung bei uns das Umlageverfahren an Lastgrenzen führt. Da kann man jetzt die Beiträge erhöhen, das Rentenniveau absenken, oder mit Steuermitteln auffüllen. Fakt ist auch, dass dieses Problem nicht plötzlich aufgetreten ist, sondern seit Jahrzehnten bekannt ist. Man hätte also bereits vor 30 Jahren damit beginnen müssen, das System sukzessive zumindest in Teilen in ein kapitalgedecktes System zu überführen - das hätte man auch gerne verpflichtend über einem Staatsfonds realisieren können.

Die Umlage wird allerdings in den kommenden 40 Jahren zu einer enormen Last. Wenn die großen Jahrgangskohorten der "Boomer" in die ewigen Jagdgründe eintreten, dann wird das wieder besser. (Das hilft mir dann aber ach nicht mehr ;))

Um das wieder auf das eigentliche Thema zurückzubringen (Ich muss nämlich auch noch arbeiten ;)): Die kumulierte Wertschöpfung der Menschen, die sich aktuell in Arbeit befinden, muss final das Auskommen aller Menschen im Lande sichern. Wenn nun alle weniger "Work" und mehr "Life" wollen, wird der Wohlstand eher sinken - und zwar für alle.

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Um das wieder auf das eigentliche Thema zurückzubringen (Ich muss nämlich auch noch arbeiten ;)): Die kumulierte Wertschöpfung der Menschen, die sich aktuell in Arbeit befinden, muss final das Auskommen aller Menschen im Lande sichern. Wenn nun alle weniger "Work" und mehr "Life" wollen, wird der Wohlstand eher sinken - und zwar für alle.

Nicht unbedingt. Viele Tätigkeiten können automatisiert werden und somit den Workload senken, ohne dass es zu weniger oder schlechteren Ergebnissen kommt. Dadurch würde der Wohlstand gesichert werden, jedoch nicht zu Wohlstandsmehrung kommen im Sinne einer Produktivitätssteigerung.

Hugo Stieglitz

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Eine Reduzierung der Arbeitszeit ist ein Anachronismus. Wir haben heute schon zu wenig Arbeitskräfte und die, die arbeiten, wollen noch weniger arbeiten? Wie soll das funktionieren? Was nötig ist, ist eine Erhöhung der Arbeitszeit mit entsprechender Vergütung.
Ich glaube es gibt noch sehr sehr viele Arbeitskräfte auf dieser Welt, die ungenutzt rumschippern.
Wir haben nur ein lokales Problem in D bzw. in EU
Ich glaube aber die, die wir wollen, die wollen nicht zu uns und die die wir bekommen, sind keine Hilfe. Daher wird uns, um den Wohlstand zu halten nichts anderes übrig bleiben, als mehr zu arbeiten.

Zitat
Nicht unbedingt. Viele Tätigkeiten können automatisiert werden und somit den Workload senken, ohne dass es zu weniger oder schlechteren Ergebnissen kommt. Dadurch würde der Wohlstand gesichert werden, jedoch nicht zu Wohlstandsmehrung kommen im Sinne einer Produktivitätssteigerung.
In der Theorie ist alles möglich, in der Realität steigt die Produktivität in Deutschland seit einigen Jahren nicht mehr.

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Zitat
Nicht unbedingt. Viele Tätigkeiten können automatisiert werden und somit den Workload senken, ohne dass es zu weniger oder schlechteren Ergebnissen kommt. Dadurch würde der Wohlstand gesichert werden, jedoch nicht zu Wohlstandsmehrung kommen im Sinne einer Produktivitätssteigerung.
In der Theorie ist alles möglich, in der Realität steigt die Produktivität in Deutschland seit einigen Jahren nicht mehr.

was bei sinkender Arbeitszeit meine These unterstützen würde.

NelsonMuntz

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Nicht unbedingt. Viele Tätigkeiten können automatisiert werden und somit den Workload senken, ohne dass es zu weniger oder schlechteren Ergebnissen kommt. Dadurch würde der Wohlstand gesichert werden, jedoch nicht zu Wohlstandsmehrung kommen im Sinne einer Produktivitätssteigerung.

Der Denkfehler ist hier folgender: Der Mitarbeiter, dessen originäre Tätigkeiten durch Automatisierung nun schneller von der Hand gehen, glaubt, er könne ja nun das gleiche Gehalt bei weniger AZ beziehen. Richtig hingegen ist: Für die eingesparte Zeit ist der MA gar nicht mehr zu bezahlen, denn dem steht ja keine Leistung mehr gegenüber. Bezahlt wird dann Entwicklung und Betrieb der Automatisierung.

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Nicht unbedingt. Viele Tätigkeiten können automatisiert werden und somit den Workload senken, ohne dass es zu weniger oder schlechteren Ergebnissen kommt. Dadurch würde der Wohlstand gesichert werden, jedoch nicht zu Wohlstandsmehrung kommen im Sinne einer Produktivitätssteigerung.

Der Denkfehler ist hier folgender: Der Mitarbeiter, dessen originäre Tätigkeiten durch Automatisierung nun schneller von der Hand gehen, glaubt, er könne ja nun das gleiche Gehalt bei weniger AZ beziehen. Richtig hingegen ist: Für die eingesparte Zeit ist der MA gar nicht mehr zu bezahlen, denn dem steht ja keine Leistung mehr gegenüber. Bezahlt wird dann Entwicklung und Betrieb der Automatisierung.

Beim einzelnen Mitarbeiter stimme ich zu. Gesamtgesellschaftlich bzw. schon gesamtbetrieblich wären die Effizenzgewinne durch Automatisierung höher als der Aufwand für die Entwicklung / Betrieb. Daher könnten die Effizienzgewinne auch teilweise für eine Arbeitszeitreduzierung mit Entgeltausglich genutzt werden, bei dann gleichbleibender Produktivität.

FearOfTheDuck

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Das ist kein Denkfehler, sofern die freigewordene Arbeitskrafts-Kapazität des MA woanders eingesetzt wird. Gegebenenfalls auch außerhalb des bisherigen Betriebes.

Hugo Stieglitz

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Zitat
Nicht unbedingt. Viele Tätigkeiten können automatisiert werden und somit den Workload senken, ohne dass es zu weniger oder schlechteren Ergebnissen kommt. Dadurch würde der Wohlstand gesichert werden, jedoch nicht zu Wohlstandsmehrung kommen im Sinne einer Produktivitätssteigerung.
In der Theorie ist alles möglich, in der Realität steigt die Produktivität in Deutschland seit einigen Jahren nicht mehr.

was bei sinkender Arbeitszeit meine These unterstützen würde.
Die Arbeitszeit sinkt nur nicht. Daher hast Du in der Theorie Recht, in der Realität allerdings nicht. Wenn wir unseren Wohlstand mehren wollen, sollten wir die Produktivität steigern und die Arbeitszeit erhöhen. Da ist im Vergleich zu anderen Industriestaaten auch noch Luft nach oben.

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Es geht ja nicht um Wohlstandsmehrung, sondern um Arbeitszeitreduktion bei gleichbleibendem Wohlstand.

Beispiel:

Der Mitarbeiter schafft 100 Anträge pro Woche zu bearbeiten. Durch Automatisierung würde er 20 % mehr schaffen (Effizienzgewinn). Stattdessen bearbeitet er weiterhin pro Woche 100 Anträge und reduziert die Arbeitszeit um 10 % (weitere 10% wären die Kosten für die Automatisierung).

NelsonMuntz

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Beim einzelnen Mitarbeiter stimme ich zu. Gesamtgesellschaftlich bzw. schon gesamtbetrieblich wären die Effizenzgewinne durch Automatisierung höher als der Aufwand für die Entwicklung / Betrieb. Daher könnten die Effizienzgewinne auch teilweise für eine Arbeitszeitreduzierung mit Entgeltausglich genutzt werden, bei dann gleichbleibender Produktivität.

Richtig. Automatisierung macht ja nur Sinn, wenn deren Kosten geringer sind, als die der manuellen Arbeit. Dennoch müssten diese Automatisierungskosten zunächst abgezogen werden.

Stagnation (also gleichbleibende Gesamtproduktivität) ist aber keine gute Idee - auch wenn bestimmte Gruppen ganz begeistert vom "Wohlstand des Weniger" oder De-Growth fabulieren. Ich bin überzeugt, dass das schwer in die Hose geht.

MoinMoin

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Eine Reduzierung der Arbeitszeit ist ein Anachronismus. Wir haben heute schon zu wenig Arbeitskräfte und die, die arbeiten, wollen noch weniger arbeiten? Wie soll das funktionieren? Was nötig ist, ist eine Erhöhung der Arbeitszeit mit entsprechender Vergütung.
Ich glaube es gibt noch sehr sehr viele Arbeitskräfte auf dieser Welt, die ungenutzt rumschippern.
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Ich glaube aber die, die wir wollen, die wollen nicht zu uns und die die wir bekommen, sind keine Hilfe. Daher wird uns, um den Wohlstand zu halten nichts anderes übrig bleiben, als mehr zu arbeiten.
Da - so zumindest behaupten es die Statistik - ein Großteil der, die bei der großen WirSchaffenDasSChwemme zu uns gekommen sind jetzt wohl in Lohn und Brot sind, scheint letztere These eher gewagt.
Und an ersteren kann man natürlich arbeiten, aber nicht wenn wir weiterhin uns eher fremdenfeindlich Darstellen, sowohl was die Zugangsmodalitäten angeht als auch was die soziale Akzeptanz angeht.

In 10 Jahren werden einige Bundesländer uU dann es richtig merken, dass denen die Arbeitskräfte ausgehen und die blühenden Landschaften verwelken.

Schade ....

NelsonMuntz

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Das ist kein Denkfehler, sofern die freigewordene Arbeitskrafts-Kapazität des MA woanders eingesetzt wird. Gegebenenfalls auch außerhalb des bisherigen Betriebes.

Das wäre dann so richtig gedacht. Verdi denkt da aber anders und will das gleiche Geld für weniger AZ. Und das funktioniert gerade in einem Flächentarif schon mal gar nicht, weil es eben auch viele Jobs beträfe, in denen es gar keine Automatisierungsgewinne gibt.