Autor Thema: Lohnt sich Verbeamtung?  (Read 2487 times)

Zinal

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Lohnt sich Verbeamtung?
« am: 13.02.2025 12:06 »
Hey Hey,

ich habe eine kleine Frage und zwar: bei uns auf dem Landratsamt können sich Leute, die im TVÖD SUE eingruppiert sind, jetzt verbeamten lassen. Ich habe mal nachrecherchiert und als S12, Stufe 2, in der ich mich befinde, würde ich dann auf A10, Stufe 2 gesetzt werden, glaube ich zumindest. Wenn ich das nun verlgeiche und eine PKV nehme, komme ich da auf ca. 200-300€ mehr netto am Ende des Monats raus. Kann das wirklich sein oder habe ich da einen Denkfehler mit drin? Ich bin verheiratet, erhalte demnach wohl einen Familienzuschlag?!

Danke im Voraus schonmal!

Organisator

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Antw:Lohnt sich Verbeamtung?
« Antwort #1 am: 13.02.2025 12:22 »
Dazu wäre als allerestes zu klären, in welche Besoldungsgruppe du zugeordnet werden würdest. Typischwerweise in das Eingangsamt der Laufbahn, also A9. Hier wäre als erstes dein Arbeitgeber der richtige Ansprechpartner.

Johann

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Antw:Lohnt sich Verbeamtung?
« Antwort #2 am: 13.02.2025 12:28 »
Könnte zwar sein, dass am Ende eine A10 Stelle bei rauskommt, du aber ggf. erstmal in A9 anfängst und dann nach einiger Zeit nach A10 verbeamtet wirst. Wie lange und ob vielleicht direkt A10 möglich ist, hängt vom Bundesland ab.

Ich persönlich denke, dass sich eine Verbeamtung fast immer lohnt, wenn man vor hat, sein Leben lang ungefähr da zu bleiben, wo man sich verbeamten lässt. Solange die 71,75% Pension bleiben, kann man das netto, was übrig bleibt einfach verleben und muss es nicht zwangsläufig für die Altersvorsorge zurücklegen. Daneben ist die Verbeamtung auch wie eine zusätzliche Versicherung. Wenn man krank wird, fällt man nicht ins Bürgergeld und muss nicht erst den Großteil dessen verleben, was man sich bis dahin aufgebaut hat. A10 klingt aber gegenüber S12 schon sehr gut. Vor allem auch was die Entwicklung in den Stufen anbelangt.

Zinal

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Antw:Lohnt sich Verbeamtung?
« Antwort #3 am: 13.02.2025 12:31 »
Vielen Dank für die Antworen!
Ja, das müsste ich direkt mal mit dem AG klären. Im Internet steht ja bekanntlich viel, aber nur der AG wird Bescheid wissen, wo ich eingruppiert werden würde. Da ich Sozialarbeiter bin, habe ich vom Beamtentum überhaupt keine Ahnung.

Bei A9 wäre es in etwa das, was ich jetzt bekäme und bei A10 deutlich mehr, weshalb ich natürlich eher mit A9 rechnen würde.
Allerdings ist das ja alles spektulativ, ich muss ja erstmal schaffen, ins Beamtenverhältnis "übernommen" (?) zu werden.
Man kann sich also zwischen den Stufen "hocharbeiten"? ich habe vor, noch den Master zu machen, allerdings in einem Fach abseits des Sozialen. Ob sich das dann auch auswirken kann, bin ich gespannt.

BAT

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Antw:Lohnt sich Verbeamtung?
« Antwort #4 am: 13.02.2025 13:09 »
Da gibt es einfach 1000 Parameter, die für den Einzelfall wohl nicht erschöpfend geklärt werden können.

Nur ein ganz kleiner Aspekt, du zahlt in der PKV immer noch deiner Person, in der GKV nach deinem Einkommen, falls du also mal 15 Jahre Teilzeit machen willst...

EiTee

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Antw:Lohnt sich Verbeamtung?
« Antwort #5 am: 13.02.2025 14:00 »
Ich persönlich denke, dass sich eine Verbeamtung fast immer lohnt, wenn man vor hat, sein Leben lang ungefähr da zu bleiben, wo man sich verbeamten lässt.

Denken reicht an dieser Stelle nicht sondern nachrechnen.
Verbeamtung lohnt sich, da wie hier auch genannt, zu viele Parameter zu berücksichtigen sind.
Die Direktverbeamtung im ersten Beförderungsamt A10, halte ich bei den Angaben für unwahrscheinlich.
Des Weiteren gibt es niemals einen Anspruch auf eine Beförderung, das genannte "hoch arbeiten" ist daher nicht möglich.
Wichtige Punkte sind ganz klar, dass die PKV, als Wundertüte, immer zu tragen kommt und auch immer ein Puffer eingerechnet werden sollte für Dinge, die weder Beihilfe noch die PKV übernehmen. Wer hier 400€ einkalkuliert, dürfte momentan, auf der sicheren Seite sein.
Ist man jung, gesund und hat nicht viel vor, dann kann man diesen Weg einschlagen.
Erwähnt sei jedoch, dass der Grundsatz des Beamtentum auf eine angemessene Alimentation des Dienstherren beruht. Wer somit finanzielle Aspekte setzt um sich für oder gegen das Beamtentum zu entscheiden, der sollte es direkt lassen.
Auch gerne berücksichtigen, dass die überbezahlten Beamten eine höhere Wochenarbeitszeit haben respektive, dass diese mehr Dienst verrichten müssen, denn Beamte arbeiten nicht.

Zinal

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Antw:Lohnt sich Verbeamtung?
« Antwort #6 am: 13.02.2025 14:34 »
Was meinst du damit, ist man jung gesund und "hat nicht viel vor"? Also berufsmäßig? Dass man sozusagen ewig auf diesem Posten sitzt dann?
Naja, finanzielle Aspekte finde ich jetzt nicht so unwichtig, das ist doch normal, dass man darüber auch nachdenkt.
Ich kenne mich halt nicht aus, in welche Stufe man wann kommt, was A9 und was A10 bedeutet, dachte eben, ich frage hier mal nach.
Ich muss mich da wohl noch mehr informieren beim AG, was das eigentlich für mich bedeuten würde mit alln vor und nachteilen.

Organisator

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Antw:Lohnt sich Verbeamtung?
« Antwort #7 am: 13.02.2025 14:51 »
Was meinst du damit, ist man jung gesund und "hat nicht viel vor"? Also berufsmäßig? Dass man sozusagen ewig auf diesem Posten sitzt dann?

Ich würde das so interpretieren, dass man bis zum Berufsende in diesem Berufsfeld und bei diesem Arbeitgeber bzw. dann Dienstherren bleiben möchte.

Bei typischen Laufbahnbeamten bietet sich aufgrund der generalistischen Ausbildung ein sehr breites Tätigkeitsfeld, wohingegen bei besonderen Berufsfeldern (z.B. sozialer Dienst oder auch IT) die Tätigkeit im öD auf wenige Tätigkeiten beschränkt sein könnte.

Gewerbler

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Antw:Lohnt sich Verbeamtung?
« Antwort #8 am: 13.02.2025 15:00 »
Man könnte natürlich jetzt grundsätzlich fragen, inwieweit als Sozialarbeiter hoheitliche Aufgaben wahrgenommen werden, die die Verbeamtung überhaupt rechtfertigen, aber das muss wohl das LRA hier entscheiden - ohne jetzt deine Aufgaben abwerten zu wollen.

Grundsätzlich ist das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit angelegt, daher gibt man gewisse Rechte ab (z.B. Streikrecht) und erhält dafür seine Alimentation. Natürlich kommt man aus dem Verhältnis auch wieder raus, aber häufig ist das mit Nachteilen (z.B. Nachversicherung in der Rente bei relativ geringerem Bruttoeinkommen) verbunden, insbesondere je später man sich entlassen lässt.
Man kann auch weniger selbst verhandeln, sondern muss auf den Rechtsstaat und gesetzliche Umsetzungen vertrauen. Alles in allem ist es eben ein "besonderes Dienst- und Treueverhältnis". Das ist letztlich auch eine Einstellungs- und Geschmackssache.

Da ich mich im SuE mit den Stufen nicht auskenne, kann ich letztlich nix dazu sagen, aber grundsätzlich scheints du dann in den gehobenen Dienst zu kommen, der üblicherweise von Besoldungsgruppe A9 bis A13 reicht. Anspruch auf Beförderung gibt es nicht.
Im Unterschied zum Tarifrecht ist dein Dienstposten bewertet, was heißt, das man auf diesem Posten grundsätzlich bis zur jeweiligen Besoldung befördert werden kann. Man kann aber auch mit A9 auf einem 13er Posten sitzen und erst viel später oder gar nie befördert werden. Im Tarifrecht würde man sofort das Entgelt der jeweiligen Wertigkeit bekommen.
Wenn dein Posten z.B. A10 bewertet ist, wirst du dort aber auch nie über A10 rauskommen können, sondern müsstest erst auf einen höherwertigen Posten kommen.

Der Master hilft dir erstmal auch nicht weiter. Damit erfüllst du aber grundsätzlich die Bildungsvoraussetzungen für den höheren Dienst. Allerdings fehlt dir dann noch die Laufbahnbefähigung dafür. Die kann man über Aufstieg aus dem gD erwerben oder durch ein Referendariat (vgl. Schule) oder häufig aber als Tarifbeschäftigter mit üblicherweise 3 Jahren entsprechender Tätigkeit. Das wäre wiederum für dich dann unattraktiv, wenn du schon Beamter bist.

Das PKV/GKV-Thema wurde ja schon angerissen, ist auch etwas, was man sich anschauen muss und nicht zwischen Tür und Angel entscheiden.

Du siehst, wie andere schon geschrieben haben, es kann relativ kompliziert sein und ist vom Einzelfall abhängig. Geld ist nur ein Aspekt bei der ganzen Geschichte. Am besten vielleicht für grundsätzliche Begrifflichkeiten mal durch Wikipedia durcharbeiten... :)

Zinal

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Antw:Lohnt sich Verbeamtung?
« Antwort #9 am: 13.02.2025 16:24 »
Wow, okay ja gut. Ich danke dir schonmal für den ausfürhlichen Beitrag. Inzwischen bin ich doch nicht mehr ganz so gewillt unr motiviert von der idee. Mein ziel war es, den master auf jeden fall noch anzuschließen, um einfach vielleicht auch aus dem sozialen Sektor rauszukommen. Aber wenn ich mich durch die verbeamtung dazu verpflichte, auf meiner stelle zu bleiben, dann ist das natürlich auch erstmal nicht so aussichtsreich und wenn mir der master da auch nichts bringen würde - naja, ich weiß nicht so recht.
Das alles scheint nicht so einfach zu sein, wie ich im ersten Moment dachte. Da muss ich wohl echt gut überlegen und erstmal schauen, ob ich dafür überhaupt geeignet wäre. Da geht es ja auch um gesundheitliche Voraussetzungen und ich hatte vor einem Jahr einen Bandscheibenvorfall, der dafür auch nicht förderlich ist.
Ich glaube, ich muss ich da wohl noch einlesen und mit dem arbeitgeber sprechen, der für die Stellenbewertung ist.
Dass Sozialarbeiter verbeamtet werden können, ist mir auch echt neu.

Organisator

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Antw:Lohnt sich Verbeamtung?
« Antwort #10 am: 13.02.2025 17:17 »
Aber wenn ich mich durch die verbeamtung dazu verpflichte, auf meiner stelle zu bleiben, dann ist das natürlich auch erstmal nicht so aussichtsreich und wenn mir der master da auch nichts bringen würde - naja, ich weiß nicht so recht.

Du verpflichtetst dich nicht, auf der Stelle zu bleiben. Üblicherweise können sich auch Beamte wegbewerben und werden meistens auch gehen gelassen. Stellt sich nur die Frage, wer etwas mit einem Beamten im sozialen Dienst anfangen kann. Freie oder kirchliche Träger würden dich nicht nehmen können; deine Berufsperspektiven würden schrumpfen.

MoinMoin

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Antw:Lohnt sich Verbeamtung?
« Antwort #11 am: 13.02.2025 18:20 »
Zinal du solltest als erstes Begreifen, dass ein Beamter keinen Arbeitgeber hat, sondern einen Dienstherren, dem er zu dienen hat, um es altmodisch auszudrücken.

Mein Rat an dich: Vergiss es.
Ich sage es als ein Mensch, der zweimal eine Verbeamtung als Angebot bekommen hat und dankend abgelehnt hat und es niemals bereute.

Tagelöhner

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Antw:Lohnt sich Verbeamtung?
« Antwort #12 am: 14.02.2025 07:42 »
Die Motivation des Landratsamtes den TE zu verbeamten wäre interessant. Da die Haushalte bzw. finanzielle Lage des öffentlichen Sektors immer mehr unter Druck kommen ist hier auch mal wieder das mittelfristige Einsparpotenzial von Personalkosten denkbar. Insbesondere wenn nicht noch eine größere Familie dahinter mit alimentiert werden muss. Da geht es schnell mal um Einsparungen von 10.000€-20.000€ + Jahr, da keine Sozialabgaben mehr abgeführt werden müssen usw. und der Bruttolohn meist auch deutlich geringer als bei einem vergleichbaren Tarifbeschäftigten ist.

Ob die Verbeamtung dann durch hoheitliche Aufgaben überhaupt wirklich gerechtfertigt ist, wird gerne beiseite geschoben.

Johann

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Antw:Lohnt sich Verbeamtung?
« Antwort #13 am: 14.02.2025 09:07 »
Ich persönlich denke, dass sich eine Verbeamtung fast immer lohnt, wenn man vor hat, sein Leben lang ungefähr da zu bleiben, wo man sich verbeamten lässt.

Denken reicht an dieser Stelle nicht sondern nachrechnen.
Bei bestimmten Aspekten des Beamtentums fällt das Nachrechnen schwer, weil man ihnen nicht unmittelbar einen Wert zuschreiben kann. Wie bspw. der uneingeschränkten Fortzahlung der Besoldung im Krankheitsfall. Wie und ob sich die Verfahren zur verfassungswidrigen Alimentation noch auswirken werden, steht auch noch in den Sternen und ist abschätz-, aber derzeit nicht berechenbar. Gemäß des Abstandsgebotes wäre es sinnvoll, eine Erhöhung, die aufgrund zu niedriger Besoldung des kleinsten Beamten prozentual oder ggf. absolut immer nach oben hin weiter durchzureichen. Das wäre für Dienstherren aber relativ teuer, also lassen sie sich solche Spielchen einfallen wie ein fiktives Einkommen des Partners des Beamten, um die eigentlich notwendige Höhe der Besoldung zu drücken. Ob das dann irgendwann wieder einkassiert wird und umgebaut werden muss oder sogar in die andere Richtung noch weiter ausgebaut werden darf, steht in den Sternen.

Daneben ist auch die Frage, wie viel Wert eigentlich der Zugang zur PKV hat, den man als Angestellter in ähnlicher Stellung nicht hätte. Wie viel ist es wert, dass man heute beim Facharzt anruft und spätestens übernächste Woche hinkommen kann gegenüber dem Angestelltendasein mit Wartezeiten von 4-6 Monaten? Steigt der Wert, wenn das Leiden größer ist, aber nicht so groß, dass man guten Gewissens in die Notaufnahme gehen könnte?

Auf der anderen Seite ist es schwer, den Wert gegenzurechnen, dass man als Angestellter jederzeit ohne großartige Nachteile den Arbeitgeber, die Region, gar das Land wechseln kann. Wenn da ein Angebot winkt, bei dem man aufgrund akuter Nachfrage des potentiellen neuen Arbeitgebers mal eben 40% mehr verdienen kann, muss man sich nicht erst damit beschäftigen, ob man das warme Nest verlassen will, sondern kann dem Ruf des Geldes problemlos nachgehen.

Man vergleicht beim Beamtentum ja nicht bloß einen Job A gegen einen Job B, die abgesehen von Arbeitsort und Entlohnung manchmal erstaunlich ähnlich sein können.