Autor Thema: Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern  (Read 227490 times)

MoinMoin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #915 am: 30.10.2025 09:51 »
Gewerkschaften könne sich doch gar nicht politsch neutral sein.

Parteipolitisch neutral natürlich, aber wenn sie sich für höheren Mindestlohn, Arbeitsschutzgesetze etc. einsetzen, dann müssen sie doch politisch agieren.
Und damit da nicht zu viel Wildwuchs oder Lobbyquark passiert sind solche Verbände doch auch in den Anhörungen zu Gesetzesvorhaben beteiligt.

Garfield

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #916 am: 30.10.2025 10:07 »
Diese ständige Forderung alle hätten sich politisch neutral zu verhalten ist auch an Dummheit nicht zu überbieten.
Genau wie die Forderungen Menschen, die sich in solchen Verbänden engagieren dürften keiner Partei angehören.
Trittbrettfahrer gibt es genug, die sich nie im Leben für etwas anderes engagieren als sich selbst aber immer groß jammern. Natürlich sind die viele der engagierten Menschen in Gewerkschaften auch politisch interessiert und haben eine Parteizugehörigkeit.
Dass manche es geschafft haben in unserer Demokratie schon die Mitgliedschaft in einer Partei als ein Grundübel oder einen Makel anzusehen ist Sinnbild für den Verfall der Demokratie in unserem Land.

Rowhin

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #917 am: 30.10.2025 10:15 »
Dass manche es geschafft haben in unserer Demokratie schon die Mitgliedschaft in einer Partei als ein Grundübel oder einen Makel anzusehen ist Sinnbild für den Verfall der Demokratie in unserem Land.

Ich glaube, dahinter steckt unterer anderem auch die fehlerhafte Vorstellung, eine Parteizugehörigkeit oder Gewerkschaftszugehörigkeit bedeute automatisch eine komplette Übereinstimmung mit den Aussagen/Programmen/Meinungen/wie auch immer der Partei oder Gewerkschaft.

Dabei kann ich in der SPD (oder jeder anderen Partei) Mitglied sein, ohne jeden einzelnen Beschluss der Partei oder jedes Wahlplakat inhaltlich mitzutragen.
Ich kann bei ver.di Mitglied sein, ohne jede einzelne Forderung inhaltlich unterstützen zu müssen.
Und ich kann bei beiden Mitglied sein, und nur (wahrscheinlich große, aber nicht vollständige) Teile der jeweiligen Programme unterstützen. Auch ver.di und die SPD sind sich zwar inhaltlich nah, aber nicht deckungsgleich und auch nicht bei allem einer Meinung.

Natürlich gibt es persönliche Unvereinbarkeitsansichten. Wenn sich Partei X für Y engagiert, und Y für mich persönlich absolut undenkbar ist, dann werde ich auch nicht in die Partei eintreten, auch wenn ich mit den anderen 98% Programmpunkten einverstanden bin.

Natürlich gebe ich mit meiner Mitgliedschaft eine gewisse Billigung/Unterstützungserklärung/wie auch immer für die allgemeine Ausrichtung der Organisation ab. Wenn sich diese zu sehr von meiner eigenen entfernt, muss ich mich entweder dafür engagieren, dass meine Ansichten wieder stärker vertreten sind, oder eben als ultima ratio austreten. Aber per se ist eine Mitgliedschaft in mehreren Organisationen in den meisten Fällen noch kein Problem.

troubleshooting

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Antw:Tarifrunde 2025 - kein Geld in den Ländern
« Antwort #918 am: 30.10.2025 11:29 »
Es geht nicht darum, dass eine Parteizugehörigkeit einen Gewerkschaftsvorsitz (im speziellen) ausschließt.
Es geht vielmehr darum, dass man inhaltlich die Aufgaben und Ziele strikt trennen muss/sollte. Wenn ich mein Handeln als Verhandlungsvertreter der AN im TV-L nicht von den Zielen der Partei insgesamt und in diversen Länderregierung trennen kann, geht jegliche Legitimation flöten.

Und, genau das und nichts anderes mache ich verdi, BTB etc. aufgrund der Aussagen und des Handelns ihrer verantwortlichen Vertreter zum Vorwurf.

Nur, stelle ich hier bei den Aussagen der Gewerkschaftsvertreter das gleiche fest, was schon bei der letzten MA-Versammlung meines damaligen AG zu reihenweisen Austritten und auch einer kompletten Abwahl der örtlichen Gewerkschaftsliste bei der Personalratswahl geführt hat: Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Einwänden findet schlicht nicht statt. Statt dessen kommt man mit allgemeinen Totschlagsargumenten.

Daher werde ich weiterhin Abwanderungswillige unterstützen, sei es mit einem offenen Ohr, sei es mit Hilfe bei den Bewerbungsunterlagen (nein, ich nehme dafür kein Geld). Diese werden nur allzu oft als Zitat "Verräter" tituliert und hingestellt, dass sie "ihre Kollegen im Stich lassen". Letzteres Zitat übrigens gesprochen von einem Gewerkschafter vor versammelter Mannschaft. Die Leute, welche richtigerweise für sich selbst etwas erreichen wollen, damit allein am Pranger zu lassen, ist etwas, was ich für mich nicht akzeptieren kann und will.