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Tarifrunde 2019 - Diskussion

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MoinMoin:
Was ja zeigt, dilettantisch die Gewerkschaft ist und sich selber schwach macht.
Eine kurze klare Antwort nach dem Motto:
1.) Der Gesetzgeber sitzt hier nicht mit am Tisch
2.) Der Gesetzgeber muss für sich selber entscheiden, was er macht. Da kann ich als Gewerkschaft für die Beamten ihm zur gegeben Zeit ins gewissen reden, nachdem ich meine Arbeit als Gewerkschaft für die Tarifbeschäftigten meine Arbeit erledigt habe, schön eins nach dem anderen.
3.) Sollte der Gesetzgeber die vom BVerG vorgegebenen Verpflichtungen nicht nachkommen wird man klagen müssen.

Stattdessen Selbstkastration. Es wundert mich immer wieder, wieso sich da die Lehrer so lange haben verarschen lassen.

Garfield:
Montag geht es endlich voran im Drehbuch Tarifrunde.
Die AG Seite wird die Forderungen zurückweisen.
Verdi wird verkünden, dass der AG gar kein Angebot vorgelegt hat, dass man weit auseinander sei und dass man zu Streiks bereit ist.

Am 06.02 geht es dann weiter, da wird man verkünden, dass die AG Seite weiterhin kein Angebot vorgelegt hat und zu den Warnstreiks aufrufen und ein paar Wochen so tun als ob man Lärm macht, bis dann am 01.03 die überraschende Einigung verkündet wird. 

The same procedure as every year, James.

TV-Ler:

--- Zitat von: MoinMoin am 17.01.2019 07:46 ---Was ja zeigt, dilettantisch die Gewerkschaft ist und sich selber schwach macht.
Eine kurze klare Antwort nach dem Motto:
1.) Der Gesetzgeber sitzt hier nicht mit am Tisch
2.) Der Gesetzgeber muss für sich selber entscheiden, was er macht. Da kann ich als Gewerkschaft für die Beamten ihm zur gegeben Zeit ins gewissen reden, nachdem ich meine Arbeit als Gewerkschaft für die Tarifbeschäftigten meine Arbeit erledigt habe, schön eins nach dem anderen.
3.) Sollte der Gesetzgeber die vom BVerG vorgegebenen Verpflichtungen nicht nachkommen wird man klagen müssen.

Stattdessen Selbstkastration. Es wundert mich immer wieder, wieso sich da die Lehrer so lange haben verarschen lassen.

--- End quote ---
Überlegen wir mal, wie es dann weitergehen würde:
TdL: Nun wie auch immer, wir lehnen alle eure Forderungen ab!
Gewerkschaften: Dann gehen wir von Warnstreiks zu Vollstreiks über!
TdL: Bitte sehr ...

Gewerkschaften streiken also. Streikteilnahme erwartbar eher bescheiden, da hilft auch alles hochjubeln und faseln über tolle Streikbeteiligung nichts.
Der Arbeitgeberseite geht es hingegen weitgehend am *rsch vorbei ...
... diejenigen, die teilgenommen haben fühlen sich allerdings großartig, mächtig und zu weiteren Großtaten bereit (was völlig menschlich und verständlich ist).

Dann setzt man sich wieder zusammen und siehe da, die TdL ist weiterhin nicht sehr beeindruckt von der Macht und Herrlichkeit der Gewerkschaften, ist aber großzügigerweise nun bereit ein erstes, überaus schäbiges Angebot zu machen.

Nachdem der Vollstreik Hoffnungen geschürt hat und die Basis sich stark fühlt (siehe oben), bricht Empörung aus und das Verlangen, es der TdL mal so richtig zu zeigen!

In Funktionärskreisen bricht hingegen blanke Panik aus, da man dort um die wahren bescheidenen Zahlen weiß und vor allem weiß, das die Streikgeldkasse nicht unendlich ist ...
Man erinnert sich mit Grausen an 1993 zurück, als unter Monika Wulf-Mathies die damalige ÖTV auf genau diese Weise auf das Böseste auf die Fresse gefallen ist und am Ende (nachdem es noch über ein Schlichtungsverfahren ging) mit einem wirklichen Drecksabschluss einen gigantischen Mitgliederschwund ausgelöst hat ...

Man überlegt fieberhaft, wie man den Geist wieder in die Flasche zurückbekommt?

Schließlich haben die Vertreter der TdL ein Einsehen, machen ein etwas besseres Angebot (welches im Volumen selbstverständlich genau dem entspricht, was im Vorfeld von den Finanzministern der Länder ohnehin eingeplant wurde) und erlösen somit die unglücklichen Gewerkschaftsfunktionäre. Schließlich haben die TdLer keinen großen Bock auf die "Verhandlungen" und wollen zu einem baldigen Ende kommen.

Daraufhin schalten die Gewerkschaftler erleichtert in den üblichen Modus des maßlosen Hochjubelns des Ergebnisses.

Alle durchschauen es, viele sagen sich "Na gut, ist nicht toll aber für mich ok. Ich glaube auch nicht, das weitere Streiks noch mehr bringen würden", andere sind hingegen wütend und treten umgehend aus der Gewerkschaft aus. Wieder andere schlafen noch eine Nacht drüber und beschließen für sich, nie wieder einem Streikaufruf zu folgen, bleiben aber Mitglied um der Sache willen.

Damit dieses Szenario einmal anders ablaufen kann, braucht es sicher andere Funktionäre. Nur setzen andere Funktionäre auch eine andere Mitgliedschaft voraus, die solche Funktionäre nicht ewig auf kleinster Flamme schalten und walten lässt ...

... trotz allem Meckerns und Schimpfens scheint die Not also noch nicht so groß, als das man sich mehr als üblich zu bewegen bereit ist.

Kaiser80:
Sehr schön geschrieben

Lothar57:
Die Gewerkschaften, insbesondere die GEW, stecken da zwischen dem sprichtwörtlichen Baum und der Borke. Sie müssen die Interessen von TBs und Beamten gleichermaßen vertreten, obwohl deren Anliegen teilweise divergent sind. Gemeinsam ist vor allem der Bedarf nach einer allgemeinen Erhöhung der Bezüge bzw. Entgelte. Diese werden nach Abschluss der Tarifverhandlungen durch beide Parteien auch deutlich in den Vordergrund gestellt. Eine Verbesserung der Entgeltordnung für Lehrer oder eine Angleichung der Nettoeinkünfte hilft zwar den TBs, belastet aber den Haushalt auch der Beamten und verringert dadurch den allgemeinen Zugewinn. Besonders problematisch wird es, wenn die Beamten innerhalb einer  Gewerkschaft obendrein noch die Mehrheit darstellen. Wie leider auch dieses Forum zeigt, ist es mit der Soldiratät immer etwas schwierig.
So kommt es zu einer gewaltigen Schieflage, in der die TB-Lehrer gleichzeitig alle Nachteile des Beamtendaseins und die der Tarifbeschäftigung auf sich nehmen müssen. Hier eine Auswahl:
1. Verbot der Höhergruppierung über zwei Gruppen - analog zum Verbot der Sprungbeförderung bei Beamten.
2. Mehrmonatige Probezeit nach Übernahme einer Funktionsstellen bis es zur Höhergruppierung kommt, analog zur Probezeit bei Beamten.
3. Keine stufengleiche Höhergruppierung mit teils deutlichen Gehaltseinbußen (im Vergleich zur stufengleichen Höhergruppierung), im Gegensatz zur stufengleichen Beförderung bei Beamten.
4. TBs erhalten Rente, die sich - vereinfacht gesagt - an der Summe der Einkünfte während der Lebensarbeitszeit orientiert. Eine Höhergruppierung im letzten Jahrzehnt der Berufstätigkeit wird so nur noch wenig rentenwirksam - und schon gar nicht, wenn nicht stufengleich höhergruppiert wird. Die Pension der Beamten richtet sich dagegen nach der letzten Gehaltsgruppe, wenn seit der letzten Beförderung eine, wenige Jahre dauernde Frist vergangen ist.
5. ... und natürlich last not least und nur am Rande: TBs zahlen Sozialversicherungsbeiträge.

Das soll kein Beamten-Bashing sein. Ich kann gönnen. Es zeigt aber zum einen die ungleiche Behandlung gleichartig eingesetzter und qualifizierter Fachkräfte durch den selben Arbeitgeber, zum anderen aber auch die Krux der Gewerkschaften.

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