So relativiert sich der "herausragende" Tarifabschluss...
Danke für die Ausführungen
Die Relativierung geht noch weiter, wenn Du die Nettowerte der Erhöhung betrachtest, die im Durchschnitt ja um rund 0,5 Prozent niedriger liegen (vgl.
http://oeffentlicher-dienst.info/beamte/ni/a/2019/a/vergleich.beamte-nds-2018i.html), da die Tabelle von 3,2 Prozent ausgeht, der reale Wert auf's ganze Jahr betrachtet aber bei rund 2,7 Prozent liegt. So betrachtet dürfte die Besoldungserhöhung 2019 und 2020 im Durchschnitt netto bei etwas über zwei Prozent liegen. Sofern die Inflationsrate (der harmonisierte Verbraucherpreisindex) in diesem Jahr wieder bei 1,7 Prozent liegen sollte (so wie im letzten Jahr), hätten wir eine reale Erhöhung der Besoldung im positiven Bereich, aber kaum über 0,5 Prozent.
Vergleicht man nun dieses Ergebnis mit den realen Besoldungserhöhungen der letzten zehn Jahre (vgl.
http://oeffentlicher-dienst.info/beamte/ni/a/2019/a/vergleich.beamte-nds-2009.html), so stellt man fest, dass die durchschnittlichen Nettoerhöhungen um 1,9 bis 2,1 Prozent lagen. Der Verbraucherpreisindex ist von 2009 bis 2018 pro Jahr im Durchschnitt (in Deutschland, für Niedersachsen liegen mir nicht für alle Jahre Werte vor) zwischen 1,2 und 1,3 Prozent gestiegen. Die reale Erhöhung der Besoldung lag in Niedersachsen im Durchschnitt unter einem, aber über 0,5 Prozent.
Die Daten machen nun zweierlei deutlich. Erstens dürfte der von mir gerne zitierte Satz der Speyerer Staatswissenschaftler, wonach „die Beamtenbezüge und hier insbesondere die höheren Besoldungsgruppen noch nicht oder gerade erst wieder auf dem Reallohnniveau von 2003“ angelangt seien, wegen der geringen Realerhöhungen auch für Niedersachsen gelten. Zweitens ist der Tarifabschluss im Vergleich zu denen der letzten zehn Jahren nicht hervorragend, ja, noch nicht einmal über-, sondern insgesamt unterdurchschnittlich. Genau deshalb regt sich nun zunehmend Widerstand - sei es vom Niedersächsischen Landkreistag, sei es aus der SPD-Fraktion, die sich jetzt offen gegen ihre Führung stellt (so wie letztes Jahr bereits der SPD-Landesparteitag) - gegen die Politik der Landesregierung, und zwar nicht, weil nun dort jeweils das Herz für Beamte entdeckt werden würde, sondern weil man an der Basis die Auswirkungen des immer größer werdenden Fachkräftemangels zu spüren bekommt. Dass die Herren Hilbers und Weil davon nichts mitbekommen, ist wenig verwunderlich: Der Panzerschrank im Finanziminsterium hat dicke Wände und die Eingangstür der Staatskanzlei klemmt derzeit, was man hört, weil der letzte Hausmeister vor geraumer Zeit in den Ruhestand getreten ist. Da die Telefonanlage aus den 70er Jahren überlastet ist, ist der Informationsfluss dort aller Wahrscheinlichkeit nach stockend.