Der Hinweis auf die anderen Arbeitnehmer ist genauso wie die gewaltige Summe von 500 Euro auf jeden Fall interessant. Denn jetzt kommt noch eine weitere Zahl, die die Relationen des "Sonderopfers" verdeutlicht, das den Beamten in Niedersachsen seit spätestens 2003 Jahr für Jahr abverlangt worden ist. Diese Zahl birgt noch einmal - finde ich - besonderen Sprengstoff.
Am Wochenende habe ich nicht nur die niedersächsischen Verbraucherpreisindizes für die betreffenen Jahre recherchiert, auf deren Grundlage ich die heute morgen genannten Zahlen ermittelt habe. Diese Zahlen zeigen die zum Inflationsausgleich fehlenden Besoldungswerte, also weitgehend diesen sogenannten Inflationsausgleich, der nicht stattgefunden hat. Zugleich habe ich auch die Veränderungen der Nominallöhne in Niedersachsen im Zeitraum von 2002 bis 2017 recherchiert. Hierbei ist für mich für ein Jahr, in dem es zu Umstellungen in den statistischen Berechnungsmethoden in Deutschland kam, der Wert noch nicht ganz klar. Da es sich dabei aber eher um eine Nachkommastelle handeln wird, dürfte die nächste Zahl von der Relation her verhältnismäßig reliabel sein.
Während die Besoldung ab 2003 gezielt abgesenkt worden ist, haben sich die durchschnittlichen Nominallöhne im verarbeitenden Gewerbe und in den Dienstleistungsberufen mit Ausnahme weniger Jahre in der Mitte der Nuller-Jahre und des Jahres 2012 oberhalb des Verbraucherpreisindexes (also landläufig: der Inflationsrate) entwickelt. Der Nettonominallohnindex dürfte sich in Niedersachsen im Durchschnitt von 2002 nach 2017 von 100 auf etwa 110,5 erhöht haben, die niedersächsischen Nominallöhne sind also in jenem Zeitraum im Durchschnitt um rund zehn Prozent gestiegen. Errechnet man nun, wie sich die Besoldung in jedem Jahr kaufkraftparitätisch entwickelt hätte, wenn also die Besoldung nicht abgesenkt, sondern identisch mit den durchschnittlichen Erhöhungen der Nominallöhne vorangeschritten wäre, dann stellt man fest, dass die Bruttobesoldung zwischen 2003 und 2017 im Durchschnitt pro Jahr hätte um 5.350 Euro höher liegen müssen. Die nominale Bruttobesoldung unseres betrachteten Beamten lag zwischen 2003 und 2017 insgesamt bei knapp 790.000 Euro und hätte, wenn sie im Durchschnitt der Löhne gestiegen wäre, bei knapp 870.000 Euro liegen müssen.
Im Durchschnitt hätte die Bruttobesoldung in jedem der 15 Jahre also um rund 10 Prozen höher liegen müssen, wenn sie genauso an den wirtschaftlichen Entwicklungen beteiligt worden wäre wie die Löhne. Oder noch schlagender ausgedrückt: In den 15 Jahren hätte unser Beamter anderthalb Jahre frei machen können, wenn seine Besoldung entsprechend der Löhne gestiegen wäre (und er hätte dann beispielsweise ein freiwilliges soziales Jahr beim Bund der Steuerzahler oder bei einem Finanzminister seines Vertrauens absolvieren können).