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Schwierige Kollegen
Bürohengst:
Hallo,
vielleicht geht es dem ein oder anderen ja auch so:
Durch den leergefegten Bewerbermarkt in vielen Bereichen war unsere Personalabteilung gezwungen, Kompromisse einzugehen, die sie vor 10 Jahren noch nicht eingegangen wäre (fachlich als auch menschlich). Manche Neuen wurden sogar entgegen bestehender Bedenken im Gremium eingestellt. Das ist für mich alles noch nachvollziehbar, es geht anderen Personalabteilungen ja nicht anders.
Inzwischen fangen diese Kompromisse aber an, voll auf das Betriebsklima und die Arbeitsmotivation der dienstälteren Kollegen durchzuschlagen. Der eine neue Kollege (Quereinsteiger aus der Industrie) verquatscht sich selbst bei Standardfällen endlos am Telefon und pflegt dabei einen Slang, wie ich ihn vielleicht irgendwo in einer Schlachterei oder in der Kfz-Werkstatt erwarten würde. Dabei fallen nicht selten Kraftausdrücke. Weil er seine Arbeit so natürlich kaum schafft, geht er oft erst nach 18 Uhr nachhause und sammelt endlos Überstunden, die er dann auf Kosten anderer Kollegen, die ihre Arbeit regulär schaffen, abbummeln möchte.
Die andere Kollegin hat überhaupt kein Problem damit, ihren von daheim mitgebrachten Zwiebel-Knoblauch-Schafskäse-Nudelsalat in der Mikrowelle an der Arbeit aufzuwärmen und den ganzen Flur und alle angrenzenden Büros damit aromatisch zu beglücken (Küchentür schließen bringt hier kaum was). Zudem kriegt sie es nicht hin, Türen leise zu öffnen und zu schließen. Noch dazu plagt sie bereits seit etlichen Wochen ein trockener Reizhusten, dem sie im Büro inzwischen schamlos freien Lauf lässt.
Eine andere Neue nießt dermaßen laut und herzhaft, dass man es selbst im hinterletzten Büro noch hört. Zudem arbeitet sie ziemlich egoistisch (aus 5 Eingangs-Faxen sucht sie ihres raus und lässt den Rest liegen...).
Eine andere Dame hat zugegebenermaßen nicht das einfachste Aufgabenfeld zugeteilt bekommen. Ihren Frust darüber lässt sie inzwischen täglich ab, teilweise muss sich das "Opfer" von Kollege 30 Minuten lang Schimpftiraden anhören, dass sie nur mit Idioten zu tun hat, was nun schon alles wieder falsch läuft usw.
Die Probezeit ist in allen Fällen bereits passé, alle sind unbefristet.
Uns, die Dienstälteren, stört das alles inzwischen sehr. Früher hatte die Perso echt ein gutes Händchen, aber seit 3-4 Jahren geht es bergab. Leider ist außer mir und einer Teilzeitkollegin kaum jemand da, der sich vorstellen kann, zum Rundumschlag auszuholen. Es sind inzwischen einfach zu viele Pflegefälle an Bord, die hier die Stimmung nach unten ziehen und das Büroklima belasten. Das man sich "irgendwie" von 3-4 Leuten wieder trennt, ist leider unrealistisch, dafür ist der Arbeitsanfall derzeit zu groß und neues Fachpersonal wächst bekanntlich nicht auf den Bäumen. Der nächste Vorgesetzte weiss inzwischen bescheid, sieht aber keine andere Möglichkeit, auf die Schnelle etwas zu verändern bzw. spielt es herunter (sitzt selber auf einem anderen Stockwerk und ist viel auswärts unterwegs). Es gab mal von ihm einen Appell, der nur ein paar Tage was gebracht hat, bevor alle betreffenden Personen in ihre alte Muster zurückfielen.
Meine Teilzeitkollegin hat zudem Angst, dass sie geschnitten wird oder als Querulantin dasteht, wenn sie sich mit mir zusammen über 3-4 Leute gleichzeitig beschwert. Sie geht halt am Dienstagmittag in ihr persönliches Wochenende und dann "aus den Augen, aus dem Sinn".
Auf der einen Seite hätte ich mittlerweile gute Lust zu kündigen, auf der anderen Seite habe ich bisher immer gerne hier gearbeitet und will mich eigentlich nicht durch so etwas vertreiben lassen. Aber ich muss halt auch keine 3 Jahre mehr bis zur Rente arbeiten, sondern 30... bin hin- und hergerissen.
Mich würden eure Gedanken und Erfahrungen hierzu interessieren.
Tagelöhner:
Der Öffentliche Dienst hat nicht ohne Grund auch das Image, als Auffangbecken für Lowperformer und für Arbeitskräfte, die in der freien Wirtschaft nicht lange überleben würden, zu dienen.
Meine Empfehlung: Nicht zu arg reinsteigern und sich einen Spaß daraus machen. Schon ist man täglich von Comedyfiguren umgeben und kann herzlich darüber lachen. Der Job ist nicht alles im Leben, sondern kann auch mal Mittel zum Zweck sein.
KaterS:
Bürohengst. Locker bleiben und nicht zu viel darüber nachdenken.
Mir geht es ähnlich wie Ihnen. Als Dienstältere wundere ich mich über das Niveau der Personen, die hier einen Arbeitsplatz finden. Offenbar ist der Arbeitsmarkt mittlerweile so leer gefegt, dass jeder, der in der Lage ist, einigermaßen seinen Namen schreiben zu können, eine Anstellung findet.
Anfangs habe ich mir noch Gedanken darüber gemacht, was für Schriftstücke unsere Behörde verlassen. Mittlerweile ist mir das egal. Sollen doch bitte die jeweiligen Vorgesetzten tätig werden. Was machen schon ein paar Rechtschreibfehler. Hauptsache der Adressat versteht oder erahnt was gemeint ist ;-)
Meine KollegInnen und ich halten uns zurück. Das spart nerven und in 5-6 Jahren sind wir alle in Pension.
Brownyy:
Dank unserer Bildungspolitik kommt da noch einiges auf uns zu. Wenn Absolventen (Auszubildende und Studenten!) es nicht mehr schaffen einen korrekten Satz zu verfassen, der einer Behörde würdig ist, sagt das einiges. Von der Generation der Millenials werden wir noch einiges hören. Herrlich. Eine Generation voller dümmlicher Tyrannen.
Bürohengst:
--- Zitat von: Brownyy am 08.11.2019 23:03 ---Dank unserer Bildungspolitik kommt da noch einiges auf uns zu. Wenn Absolventen (Auszubildende und Studenten!) es nicht mehr schaffen einen korrekten Satz zu verfassen, der einer Behörde würdig ist, sagt das einiges. Von der Generation der Millenials werden wir noch einiges hören. Herrlich. Eine Generation voller dümmlicher Tyrannen.
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Davor graut es mir auch schon, wobei ich hier zumindest noch die leise Hoffnung hege, die Jüngeren noch ein Stück formen zu können. Ich war mit 20/21 auch noch nicht der Charakter, der ich heute bin.
In meinem Eingangstext geht es um Leute im Alter zwischen Mitte Dreißig und Anfang Fünfzig.
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