Heute Abend fühle ich mich mal wieder wie Methusalem, also möchte ich auch noch meinen Senf dazugegeben:
Ich finde ja, dass "konservativ sein" nichts mit einer mangelnden Veränderungskompetenz, biederem Spießertum und muffigen Angewohnheiten aller Art zu tun hat, sondern eher damit, dass man gerne Dinge bewahren möchte, die einem von Wert erscheinen, während man bei anderen Dingen durchaus gewillt ist, diese zu ändern oder zu optimieren. Ich halte mich persönlich auch für politisch und wertemäßig konservativ, was aber meinem Drive und meiner Innovationsfähigkeit keinen Abbruch tut.
Ich möchte einen Spruch zur Diskussion beitragen, den seinerzeit ein Kamerad bei der Bundeswehr zu mir sagte, als ich mich auch über andere Kameraden aufregte, die mir zu diesem Zeitpunkt tierisch ob ihrer Einstellung auf den Senkel gingen. Nennen wir diesen wackeren Bundeswehrsoldaten mal "Rico" (Name aus Datenschutzgründen abgeändert). "Lass einen Vogel einen Vogel sein! Das macht das Leben viel leichter!", sagte er zu mir. Und Recht hatte er.
Jeder Mensch hat Ecken und Kanten, Vieles kann man einfach nicht ändern. Und wenn viele Menschen aufeinander treffen, gerade in einer großen Behörde, kriselt es auch sehr oft. Wenn man etwas ändern möchte, dann hilft manchmal auch eine direkte Ansprache (wenn man immer nur hinter dem Rücken tratscht, hilft es auch nix), weil manche Kolleginnen oder Kollegen es auch einfach nicht merken. Ich persönlich fordere auch offen eine offensive Ansprache ein, wenn ich jemandem auf den Senkel gehe, das klärt Vieles und vermeidet Unzufriedenheit und Gegrummel. Dann tut es mal weh (auch für mich, wer ist schon gerne im Unrecht), aber dann ist doch die Sache auch geklärt. Hoffentlich zumindest.
Aber manchmal hilft es auch einfach nur, still die Schultern zu zucken und wieder zum Tagesgeschäft überzugehen. Es lohnt nämlich manchmal einfach nicht, einen großen Herzklabaster zu kriegen, weil man es einfach nicht ändern kann.
In Extremfällen hilft natürlich auch noch ein Dreizeiler an den Vorgesetzten, aber das habe ich in nunmehr 20 Dienstjahren im öD nicht für nötig gehalten.