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Auswahlentscheidung: Was zählt wie viel
MilesDavis:
Hallo zusammen,
ich möchte gerne mal vin erfahrenen ÖD-Personalern wissen, was bei der Auswahlentscheidung für/gegen einen Kandidaten eigentlich wie viel zählt. Die schriftlichen Dokumente, die man einreicht, sind zweifellos essentiell. Sie bilden ja die Grundlage, auf der dann im Vorstellungsgespräch entschieden wird, wen man nimmt.
Was mich nun konkret interessiert: Inwieweit kann man im VG durch die gegebenen Antworten und das Auftreten allgemein noch Konkurrenten "ausstechen", die auf dem Papier (von den Abschlüssen, Benotungen) die besseren Kandidaten sind?
Ich selbst habe Master, Doktor, diverse Fortbildungen und gute sowie sehr gute Arbeitszeugnisse + viel Arbeitserfahrung. Egal wo ich mich bewerbe, ich werde fast immer zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Jetzt hat es auch zum Glück geklappt mit meiner Wunsch-Stelle, aber viele Jahre lang war das anders.
Ich konnte bisher im VG scheinbar nicht wirklich überzeugen. Hatte in den letzten 4 Jahren an die 30 Vorstellungsgespräche. Nur bei zweien davon gab es eine positive Rückmeldung. Bei dem einen sogar eine herausragend Positive. Sonst aber eben kamen gar keine Rückmeldungen.
Daher aus Interesse: Wie wichtig ist der VG-Eindruck? Ich hatte einmal nach meinem VG eine telefonische Rückmeldung, wo mir mitgeteilt wurde, dass ich bei einer Frage, wo ich meine größten Erfolge nennen sollte, nicht so recht punkten konnte. Da stelle ich mir einfach die Frage: Im Ernst jetzt? Meine Arbeitszeugnisse listen Erfolge en detail auf. Und die Personalerin findet, dass ich das nicht "groß" genug herausgestellt habe...aber gut, so ist das dann wohl eben.
Wenn einige Personaler mir hier eine Rückmeldung geben könnten, wäre das nett. Ohne arrogant wirken zu wollen, denke ich, dass ich bei diversen Stellen auf dem Papier durchaus der ideale Kandidat wäre (dass ich eingeladen werden, legt meine grundsätzliche Eignung ja auch nahe). Da ich aber so gut wie immer dann doch Absagen erhalte, scheint der Auftritt im VG (den andere scheinbar souveräner hinbekommen) dann doch sehr viel Bedeutsamer als das, was irgendwo steht, was man (angeblich) kann. Liege ich richtig mit dieser Wahrnehmung?
Besonders irritiert bin ich immer, weil ich gerne vor Menschen sprechen, selbstbewusst auftrete und auch kein Bisschen aufgeregt bin bei den Gesprächen. Ich habe schon viele Workshops moderiert und auch eine Moderationsausbildung gemacht. Ich kann fast alle Fragen umfänglich beantworten und gehe immer sehr gut vorbereitet in die VG. Dass es dennoch so oft nicht klappt, kann ich mir einfach nicht erklären.
Gibt es da Punkte-Listen, anhand derer die Bewerber beurteilt werden? Zählt der subjektive Eindruck? Und wenn ja, wie wird der objektiviert?
Danke vorab!
Tagelöhner:
Du unterschätzt ganz gewaltig den "Nasenfaktor", der bei zwischenmenschlichen Interaktionen/Verhältnissen eine große Rolle spielt.
Außerdem würde es mich gerade im Öffentlichen Dienst (der natürlich attraktiv für kompetente Idealisten sein kann, aber auch gerne als Sammelbecken für alles, was in der freien Wirtschaft nicht lange überleben würde herhalten muss) nicht wundern, wenn charakterschwache und sehr auf den eigenen Vorteil bedachte Entscheidungsträger personelle Auswahlentscheidungen nach Gesichtspunkten treffen, die dazu beitragen mittel-/langfristig die Konkurrenzdichte in den eigenen Reihen niedrig zu halten und bereits potenzielle spätere Abwanderungsgefahr von (gutem) Personal direkt kleiner zu halten.
So ein Beispiel habe ich selber erst vor einigen Jahren miterleben dürfen. Es gab definitiv kompetentere Bewerber, mit förderlicher Berufserfahrung und gefestigterem Charakter. Man entschied sich dann trotzdem unter Berufung auf ganz andere Argumente für einen Frischling.
Die maßgeblichen Entscheider gewichteten einfach positive Argumente höher, die ihren Favoriten bevorteilen und negative Argumente für die Konkurrenten höher, um diese zu disqualifizieren. Voilà fertig ist die Negativauslese.
WasDennNun:
--- Zitat von: MilesDavis am 07.12.2019 09:16 ---Sonst aber eben kamen gar keine Rückmeldungen.
--- End quote ---
Zu Recht, da man mit jeder Rückmeldung sich angreifbar macht, ist zwar schade, aber es gibt ja genug die darauf warten klagen zu können.
--- Zitat ---Daher aus Interesse: Wie wichtig ist der VG-Eindruck? Ich hatte einmal nach meinem VG eine telefonische Rückmeldung, wo mir mitgeteilt wurde, dass ich bei einer Frage, wo ich meine größten Erfolge nennen sollte, nicht so recht punkten konnte. Da stelle ich mir einfach die Frage: Im Ernst jetzt? Meine Arbeitszeugnisse listen Erfolge en detail auf. Und die Personalerin findet, dass ich das nicht "groß" genug herausgestellt habe...aber gut, so ist das dann wohl eben.
--- End quote ---
Na, daran erkennt man ja eben auch die Qualität der Personalerin (s.o.)
--- Zitat ---Wenn einige Personaler mir hier eine Rückmeldung geben könnten, wäre das nett. Ohne arrogant wirken zu wollen, denke ich, dass ich bei diversen Stellen auf dem Papier durchaus der ideale Kandidat wäre (dass ich eingeladen werden, legt meine grundsätzliche Eignung ja auch nahe). Da ich aber so gut wie immer dann doch Absagen erhalte, scheint der Auftritt im VG (den andere scheinbar souveräner hinbekommen) dann doch sehr viel Bedeutsamer als das, was irgendwo steht, was man (angeblich) kann. Liege ich richtig mit dieser Wahrnehmung?
--- End quote ---
Unabhängig von den von @Tagelöhner geschilderten Hürden; da du ja nicht weißt, wer die anderen Kandidaten waren und wie deren Papierlage war, ist es natürlich schwierig deiner Wahrnehmung zu folgen.
Kann ja sein, dass du der schlechteste aller Kandidaten warst, oder eben der beste auf dem Papier.
--- Zitat ---Gibt es da Punkte-Listen, anhand derer die Bewerber beurteilt werden? Zählt der subjektive Eindruck? Und wenn ja, wie wird der objektiviert?
--- End quote ---
Bei uns zählen auch die subjektive Eindrücke zu Fragestellungen wie: Wie passt der in das bestehende Team, wird er lange bleiben, unterfordert sein, ....
Objektiviert wird das, in dem die Teilnehmer des VG hier eben jeden dieser in Frage stehenden Punkt bewertet (benotet) und man dann dieses Abgleicht.
Bei fachlich fokusierten, spezialisierten Stellen, sind zukünftige Kollegen bei uns mit im VG, so dass dort auch Fachfragen gestellt werden um die Kompetenz abzuprüfen.
Und bei uns werden zusätzlich Punkte aus der "Papierform" konkretisiert und hinterfragt,
MilesDavis:
Danke schon mal für die Rückmeldungen! :-)
werop:
Ich bin kein Personaler. Das erste was mir in den Sinn kam war: zu hohe Gehaltsvorstellungen? Bist Du bereits im ÖD und kennst Dich hinsichtlich Eingruppierung aus?
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