So kurz vorm Jahreswechsel möchte ich euch mal einen (nicht) ganz normalen Arbeitstag im öffentlichen Dienst schildern.
Mein Tag beginnt um 7 Uhr. Ich eile hastig vom Parkplatz zur Stempeluhr, damit ich ja keine Zeit verschenke. Nachdem ich mich an der Stempeluhr eingeloggt habe, fahre ich sofort einen Gang runter. Langsam schlendere ich den Flur entlang. Auf dem Weg zu meinem Büro treffe ich zwei Kollegen, die gerade dabei sind, sich über Fußball zu unterhalten. Nach dem obligatorischen "Moin" werde ich auch gleich mal zum Spieltag befragt. Diese "fachliche Diskussion" dauert geschlagene 30 Minuten. Mit großem Gelächter gehen wir auseinander und ich begebe mich um halb 8 in mein Büro. Ein Kollege ruft mir noch zu: "Verpenn ja nicht die Mittagspause".
Das erste Ziel ist also erreicht. Ich bin an meinem eigentlichen Arbeitsplatz, wenn auch mit 30 Minuten Verspätung, angekommen. Mein Kollege ist auch schon da. Grinsend zeigt mir dieser einen Wettschein. Er hat doch tatsächlich alle 9 Bundesligaspiele richtig in der Tendenz getippt. Ich gratuliere artig und wir quatschen erstmal eine Stunde. Mittlerweile geht es schon auf die Frühstückspause zu. Mein Kollege meint nur: "Jetzt lohnt es sich auch nicht mehr, etwas anzufangen. Es ist ja auch gleich Frühstückszeit".
Also wird die Kaffeemaschine angeschmissen und das Smartphone bedient, um noch ein paar Onlinespiele zu zocken. Dann ist endlich Frühstückspause. Wir verlassen gemeinsam das Büro und gehen runter in die Cafeteria. Leider müssen wir ausstempeln, so dass wir uns beeilen müssen, um uns schnell wieder einloggen zu können. Gesagt, getan. Nach 20 Minuten sind wir wieder im Büro.
Jetzt beginnt der ernste Teil des Tages. Der Amtsleiter bringt uns um halb 11 unsere Eingangspost. Sage und schreibe 5 Briefe werden uns auf den Schreibtisch gelegt. Ich habe Glück. Für mich sind nur 2 Briefe. Gelangweilt lese ich mir meine Post durch. Es huscht ein Lächeln durch mein Gesicht als ich feststelle, dass es sich jeweils um einen standardisierten Fall handelt. Copy + Paste ist angesagt. Ich suche mir die entsprechenden Musterbescheide raus und ändere Anschrift, Datum und Anrede. Nachdem ich das getan habe, muss ich das ganze nur noch ausdrucken. Glücklicherweise steht der Drucker bei uns im Büro. Ohne mich großartig bewegen zu müssen, nehme ich die Ausdrucke aus dem Drucker. Meine Arbeit ist für den heutigen Tag eigentlich erledigt.
Nun geht mein Blick auf die andere Seite des Schreibtisches. Wie ich sehe hat auch mein Kollege Glück gehabt. Einen Musterbescheid rausjagen und 2 Briefe in der Akte ablegen. Grinsend stellen wir fest, dass wir für heute quasi durch sind mit der Arbeit. Es ist halb 12. Nur noch E-Mails oder Anrufe könnten uns noch in die Quere kommen. Wir arbeiten in einer kleinen Gemeinde. Jeder kennt jeden.
An vielen Tagen ist es so, dass das Telefon maximal 2-3 mal am Tag klingelt. Doch heute ist einfach kein normaler Tag. Weder klingelt das Telefon noch bekommen wir eine E-Mail. Wir können unser Glück kaum fassen. Abwechselnd verlassen wir das Büro, um uns mit anderen Kollegen zu unterhalten oder einen Kaffee zu trinken. So vergeht der Vormittag. In der Mittagspause lassen wir uns beim Italiener eine leckere Pizza schmecken.
Nach der Mittagspause finden wir einen leeren Schreibtisch vor. Also geht das Spiel von heute morgen einfach weiter. Kollegen besuchen, noch einen Kaffee trinken und am Handy zocken. So vergeht die Zeit und eh man sich sich versieht ist es auch schon wieder 16 Uhr. Wir haben den ganzen Tag quasi nichts gemacht. Musterbescheide bearbeiten fällt meiner Meinung nach nicht unter die Kategorie "Arbeit", da man da sein Gehirn quasi ausschalten kann. Es ist Feierabend.
Auf dem Weg zum Auto treffe ich doch tatsächlich die beiden Kollegen von heute morgen wieder. Ich werde gefragt, ob mein Tag auch so anstrengend gewesen sei. Natürlich stimme ich dem zu und sage, dass ich richtig geschafft sei und den Feierabend jetzt ganz dringend bräuchte. Lachend gehen wir auseinander in dem Wissen, dass wir uns gerade totalen Unsinn erzählt haben.