Ich bin jetzt mal ketzerisch und vielleicht etwas überrascht. Ich werde nach dem TV-L bezahlt. Armer Beschäftigter beim Land also. Für uns sind solche Abschlüsse normal. Klar, das ist nicht das Gelbe vom Ei, aber der Staat muss unglaublich investieren und einige andere Branchen kämpfen komplett ums überleben. Da kann man auch im öffentlichen Dienst mal mit weniger zufrieden sein. Bei uns wird es im nächsten Jahr noch weniger geben.
Aber mal ganz ehrlich, womit haben Beschäftigte, die einfach im Büro arbeiten und während der Coronakrise keine Einbußen haben, eine steuerfreie Einmalzahlung verdient? Wäre das nicht eher Geld, dass man den Menschen zukommen lassen sollte, die wirklich Einbußen hatten oder haben? Zum Beispiel Alleinerziehende, die in Kurzarbeit waren? Versteht mich nicht falsch, Pflegekräfte, Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern usw. steht das absolut zu, aber dem normalen Beschäftigten im Büro doch nicht. Und wenn es für den Zeitraum der Nullrunde eine Einmalzahlung geben soll, dann kann man die auch normal versteuern.
1. Hat man nur weil man im öffentlichen Sektor arbeitet irgendeine besondere "soziale" Verantwortung, welche z. B. die Beschäftigten in der Automobilindustrie nicht haben? Mir wäre kein Passus in meinen Arbeitsvertrag bekannt. Es ist so…alle kämpfen gegen die Verbeamtungen und wollen mehr privatisieren etc. aber stellen zeitgleich Anforderungen, die nur durch eine Erhöhung der staatlichen Fürsorge und eben einer Verbeamtung zu gewährleisten sind. In meiner Branche des ÖD gilt seit etlichen Jahren kein besonderer Kündigungsschutz mehr (die alten BAT etc. sterben halt aus) und in der Branche wurden schon Leute entlassen. Entsprechend: Angebot und Nachfrage regeln es halt heute.
2. Zum „Bürojob“. Ich habe als IT – Leiter kein Stück weniger zu tun in einen EVU als vor der Pandemie. Aktuell steht z. B. für uns als EVU (beschlossen in Berlinm) das Thema Redispatch 2.0 an was als zentrale Säule der zukünftigen Energieversorgung fungieren soll. Ich behaupte mal einfach, dass die Kollegen aus der IT, Leitstelle, Abrechnung etc. dank dieser ABM aus Berlin mehr als genug zu tun haben und eben genau eines der „großen“ Projekte aus Berlin umsetzen. Dafür gibt es halt jetzt ein feuchtes „nichts“. Mir ist es egal. Ich bin eh AT und verhandele damit direkt mit meinen AG und mein Personal versorge ich eh über Zulagen, vorzeitige Stufenaufstiege etc. Nur damit wird das ganze Konstrukt sowieso absurdum geführt und nur irgendwelche Kommunen halten sich noch dran oder verbeamten sowieso direkt um Personal zu gewinnen.
3. Die Corona Pandemie hat z. B. die Kollegen im Verteilnetzbetrieb deutlich härter getroffen als die Mehrheit des Klinikpersonals. Die Kollegen fahren aktuell zum Teil richtig bescheuerte Wechselschichten, müssen in die Häuser der Leute bei Entstörungen, haben jeden Tag mit Tiefbauern etc zu tun und Gott und die Welt tauscht ihre Heizung aus, saniert ihre Häuser etc -> wir haben soviele Hausanschlüsse gelegt, verstärkt etc wie noch nie zuvor. Dafür gibt es jetzt "nichts", nur hat mein AG eine sehr hohe Prämie von sich aus gezahlt. Ich gönne dem Personal auf den Intensivstationen jeden Cent. Die Wahrheit ist aber auch: die Krankenhäuser haben aktuell eigentlich absolute Unterlast. Ambulante Pflege ist so eine Sache. Dank des neuen Geschenkes der Decklung des Eigenanteils für die Babyboomer (nicht, dass das Haus den Erben vorenthalten wird) generiert man halt absichtlich einen Markt wo Renditen in zweistelliger Höhe ausbezahlt werden und Pflege in Anspruch genommen wird wo keine notwendig ist. Die Erhöhung beim Pflegepersonal wird halt sowieso über die Sozialkassen bezahlt.
Dafür leisten zumindest bei uns weite Teile der Verwaltung einen Knochenjob in der Nachverfolgung der Corona Fälle und der ganzen Organisation des Schulbetriebes etc.