Ist der mittlere Dienst nicht attraktiv, dass es nicht genügend Bewerber gibt oder hat es einen anderen Grund?
Evtl. Corona?
Mit Corona hast Du ins Schwarze getroffen. Dem LPA ist offenbar irgendwann aufgefallen, das am ursprünglichen Prüfungstag etliche Bewerber keine Zeit hatten, da z. B. die Englischprüfungen der Mittelschulen auf diesen Tag verlegt wurden.
Ich kann von einer solchen Ausbildung in Bayern nur abraten. Man bekommt als Anwärter den Frust der Älteren zu spüren (die haben noch die 42-Stunden-Woche in den Knochen und können sich als Beamte auf Lebenszeit alles erlauben. Auch die Wiederbesetzungsspere und teils schlimme Personalsituation fördern dieses Verhalten).
Ich war schon bei vielen Behörden und weiß wovon ich spreche. Der ÖD ist extrem unattraktiv wegen der katastrophalen Bedingungen. Wenn die Vss. passen, drigend ein freies Studium an der Uni und dann in die 4. QE versuchen oder freie Wirtschaft. Es spricht ein Anwärter der 2. QE Finanzressort (hier nochmal gesondert eine dicke Warnung davor!!).
Ich spüre hier vor allem Deinen Frust.
Man sollte nicht von den eigenen Erfahrungen auf die Allgemeinheit schließen.
Ich bin selber Ausbildungsleiter in einem Finanzamt in Bayern. Unsere Anwärter waren bisher immer alle sehr zufrieden bis begeistert von der Unterstützung durch die Ausbilder.
Natürlich kenne ich auch Geschichten aus anderen Ämtern, wo das nicht so optimal abläuft. Allerdings liegt das zu einem Großteil dann auch an den Anwärtern. So berichten mir zumindest meine.
Die 42 Stunden-Woche gibt es schon eine ganze Weile nicht mehr.
Das man für ein Studium im Normalfall Abitur braucht, und somit eher in der der 3. QE als in der 2. QE anfängt ist Dir schon bewusst?
Ins Finanzressort würde ich persönlich nie gehen, da die Aufstiegs- und Beförderungschancen viel zu schlecht sind. Da hocken sie auch nach 20 Jahren Dienstzeit noch auf A7 rum.
Die Beförderung nach A8 ist in Bayern (in den Finanzämtern) in der Regelwartezeit (stellentechnisch) möglich.
Eine Beförderung nach A9 und sogar A9z ist normalerweise auch kein Problem, sofern man gewillt ist, sich zu bewegen und auch mal das Amt zu wechseln.
Es gibt natürlich auch Fälle, wo Bearbeiter mit A8 in Pension gehen. Die haben dann aber 40 Jahre nur das gleiche Büro gesehen.
Gute Bearbeiter haben durchaus Aufstiegschancen. Es gibt inzwischen sogar zwei Amtsleiter, die in der 2. QE ihre Karriere begonnen haben.