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Erste Anstellung im öffentlichen Dienst
Farbenschön:
Ich habe seit dem 1. Juli meine erste Anstellung im öffentlichen Dienst und arbeite als Sekretärin in einer Behörde. Mein damaliger Chef hat uns Ende Juli verlassen und wurde durch eine Frau ersetzt, die ich zunächst auch sehr sympathisch fand. Am 1. September habe ich zur Unterstützung eine neue Kollegin im Sekretariat zur Seite gestellt bekommen. Sie arbeitet in Teilzeit, ich habe einen Vollzeit-Vertrag.
Seit die Kollegin da ist, läuft es nicht mehr so rund wie am Anfang. Das liegt daran, dass die Frau mit meiner Art Probleme hat und sich bei unserer Chefin über mich beschwert. Einerseits geht es ihr auf den Zeiger, dass ich ein sehr aktiver Mensch bin, der die Dinge selbst in die Hand nimmt und vieles eigenständig macht. Im August fand meine Chefin das noch gut und hat mich mehrmals dafür gelobt. Neulich hat sie mich aber deswegen kritisiert, weil die Kollegin sich durch meine Art "in den Hintergrund geschoben" fühlt. Andererseits bin ich ein Mensch, der offen sagt was er denkt, wie er sich gewisse Dinge vorstellt und spreche auch mal an, was ich anders machen würde. Meine Kollegin kommt damit nicht klar und hat der Chefin gesagt, dass ich sie dominieren würde, was niemals meine Absicht war. Jetzt darf ich keine Aufgabe mehr in die Hand nehmen, ohne meine Kollegin vorher zu fragen ob ihr das Recht ist, weil sie sich sonst ausgegrenzt fühlt. Das kanns doch nicht sein, oder?
Was soll ich jetzt machen? Mich belastet das wirklich sehr, weil ich für diesen Job extra aus der Pfalz nach Berlin gezogen bin und mir eine Kündigung während der Probezeit nicht leisten kann. 12 Wochen ohne Arbeitslosengeld kann ich auf keinen Fall stemmen, ich bin finanziell auf die Stelle angewiesen. Ich habe mein Kind aus seinem Umfeld herausgenommen und mit Mühe und Not einen neuen Kita-Platz gefunden. Das alles bald wieder zu verlieren, wäre fatal.
Spid:
Der AG hat durch sein Personal eine Organisationsentscheidung getroffen und ein Verfahrensweise festgelegt. Es ist nicht erkennbar, daß er dabei sein Direktionsrecht überschritten hätte. Worin liegt das Problem, der Anweisung Folge zu leisten?
Farbenschön:
Es ist natürlich kein Problem, mich regelmäßig mit der Kollegin abzustimmen. Nur bleiben dann leider mehrere wichtige Aufgaben ewig liegen. Meine Kollegin arbeitet nämlich von 12 bis 16 Uhr, während ich schon um 8 anfange. Ich kann doch nicht von 8 bis 12 lauter unwichtige Aufgaben machen oder meine Zeit totschlagen, wenn nichts anderes zu tun ist. Die Kollegin möchte aber, dass wir erst bei ihrer Ankunft besprechen, wer an diesem Tag welche dringenden Aufgaben erledigt.
Ist so ein Arbeitsstil im ÖD üblich? Ich habe mein Leben lang nur in der freien Wirtschaft gearbeitet und kenne das gar nicht. Meine früheren Arbeitgeber haben von mir erwartet, dass Aufgaben mit hoher Priorität immer so schnell wie möglich erledigt wurden. Ich hätte Riesenärger bekommen, wenn ich so etwas stundenlang liegen gelassen hätte.
Spid:
Es gibt mehr als 10000 AG im öD - unterschiedlichster Art, Größe und Struktur. Sie alle organisieren sich selbständig und sind eigenständig. Es wird sicher welche geben, bei denen das üblich ist. Das ist jedoch unbeachtlich. Dein AG hat sich dazu entschlossen, seine Arläufe so zu organisieren. Ob dabei Arbeit liegen bleibt, ist nicht Dein Problem.
Farbenschön:
Im Laufe meines Berufslebens habe ich gelernt, dass in erster Linie die Qualität zählt und dann natürlich noch die Einhaltung von Terminen und Fristen sowie die Zuverlässigkeit. Kann das sein, dass das im ÖD anders ist und es wichtiger sein könnte, mit den Chefs und direkten Kollegen ein gutes Verhältnis aufzubauen als mit guten Leistungen zu überzeugen?
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