Autor Thema: Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?  (Read 9648 times)

wannabe91

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Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« am: 15.03.2022 20:23 »
Hallo liebes Forum,

ich fasse mich kurz: Ich bin beruflich momentan sehr unzufrieden und möchte mich umorientieren. Ich habe verschiedene Berufe ins Auge gefasst, für welche ich mich in den nächsten Monaten bewerben werde. In der engeren Auswahl sind sowohl Laufbahnen im mD als auch im gD. Wo es mich später hinschlägt, ist ja natürlich nicht nur von mir abhängig.

Aufgrund mancher Forenbeiträge bin ich ein wenig geschockt, dass ein Beitritt in die PKV ja scheinbar selbst mit Anfang 30 schon kein Vergnügen mehr ist.

Nun muss ich zumindest grob abschätzen, ob ich es "mir leisten" kann, im Zweifelsfall im mD (A7) zu starten.

Nun zu mir:
- zurzeit 30, bei Verbeamtung also ggf. ca. 32-34
- ledig, keine Kinder (allerhöchstwahrscheinlich auch keine in Zukunft geplant)
- keine aktuellen behandlungsbedürftigen Krankheiten, allerdings vor ca. 10 Jahren mal etwas am Rücken gehabt! Seitdem keine Behandlung mehr darauf
- vor ca. 7 Jahren eine Hyposensibilisierung aufgrund einer Allergie abgeschlossen


Ich habe keine Ansprüche auf besondere Leistungen wie Chefarztbehandlung oder Einzelzimmer. Mit den "Leistungen" der GKV bin ich zufrieden.

Könnt ihr mir (eine grobe) EInschätzung geben was mich das kosten würde und ob sich das alles lohnt?

Danke und Gruß :)

clarion

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Antw:Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« Antwort #1 am: 15.03.2022 22:24 »
Hallo, ich denke mit 350 Euro ist eine solide Kalkulationsgrundlage. Ich vermute nicht, dass Du die Öffnungsaktion in Anspruch  nehmen musst. Das entscheidet die Versicherung.

Aratrim

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Antw:Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« Antwort #2 am: 16.03.2022 07:56 »
Lohnen ist relativ und subjektiv.
Es müsste noch geklärt werden ob du eine Karriere im Dienst eines Landes mit einer Beteiligung zur GKV planst und vielleicht eine Laufbahnausbildung benötigst/anstrebst.

Für den Bund rate ich auf jeden Fall in die PKV.
In der GKV bezahlst du zwischen 14-14,6% plus Zusatzbeitrag  maximal 706,28 € (2022). Der Bund beteiligt sich hierbei nicht mit einer Beihilfe und du musst die GKV Beiträge ganz alleine Bezahlen.
Eine Beihilfe für die GKV gibt es nur in einigen Bundesländern für Beamte der Länder etc.
Es würde sich vielleicht nur lohnen wenn du durch starke gesundheitliche Probleme oder einer anerkannten Benachteiligung (GdB) massive Risikoaufschläge zu erwarten hättest.
In der PKV hast du als Anwärter bis 35 Jahre einen ermäßigten Beitragssatz von vielleicht 45-75 Euro und danach je nach Alter 150-350 Euro je nach Vita, und Leistungen.
Als Vergleich starte ich im Oktober mit einer ehemaligen großen Anwartschaft (Soldat) auf ein Alter von 32 Jahre (Real 42 Jahre) bei 192 € bei 50% Beihilfe bei der Continentalen in die Ausbildung g.D. Bund.
Hierbei sind aber gute 30 Euro der Anteil der Pflegepflicht die erwähnt werden sollten.
Wirft man ein Blick in die aktuelle Angebots PDF der Continentalen sind alle dort aufgezählten Beamte und Lehrer in diesem beschriebenen Bereich mit den Tarifen Comfort-B/50S + Zusatztarife.
(38 Jahre, Lehrerin, NRW 175,99 Euro)
(35 Jahre, Beamter Bund 170,53 Euro)
etc.
Da du neue ins Beamtentum starten willst und noch keine Versicherung gewählt hast wäre auch ein Blick in die Stiftung Warentest zum Thema PKV etwas für dich.
(https://www.test.de/thema/private-krankenversicherung/)
Eine Steigerung in deiner PKV hängt nicht zuletzt auch von deiner Alterskohorte ab.
Unter dem Strich sollte, meiner Meinung nach, die Wahl klar auf der PKV liegen.
Spätestens mit A10/A11 bezahlst du dich in der GKV sonst auch dumm und dämlich gegenüber deiner PKV. Bei schlechteren Leistungen!

Beispiel:
Besoldungsgruppe A 10, Stufe 5, Tabelle 01.04.2021 - 31.03.2022, ledig , ohne Kinder
Einkommen brutto monatlich
3849.49 €
14 % allgemeiner Beitrags­satz
539€
1,1 % Zusatzbeitrag
42€
Beitrag monatlich
581€

Fazit: 350 Euro sind schon sehr solide gerechnet und es werden im besten Fall wie angesprochen deutlich weniger. Du solltest dir meiner Meinung nach nicht den möglichen beruflichen Wechsel an den Kosten einer PKV festmachen. Wir konnten und können ihn am Ende alle leisten und schimpfen oder jauchzen wegen anderen Berufsrelevanten gegebenheiten.

Lieben Gruß

EiTee

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Antw:Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« Antwort #3 am: 16.03.2022 09:32 »
Fazit: 350 Euro sind schon sehr solide gerechnet und es werden im besten Fall wie angesprochen deutlich weniger.

Wenn "deutlich weniger" für 325 steht, dann lasse ich das durchgehen, alles unter 300 sind Angebote vor der Gesundsheitsprüfung mit anschließender, zeitnaher, Erhöhung. Und wenn ich lese "etwas Rücken" werden die Versicherer das intensiv hinterfragen. Kommt hier ein Risikozuschlag in Betracht, dann redet man auch schnell von 400€ p.M.

WasDennNun

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Antw:Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« Antwort #4 am: 16.03.2022 10:03 »
Fazit: 350 Euro sind schon sehr solide gerechnet und es werden im besten Fall wie angesprochen deutlich weniger.

Wenn "deutlich weniger" für 325 steht, dann lasse ich das durchgehen, alles unter 300 sind Angebote vor der Gesundsheitsprüfung mit anschließender, zeitnaher, Erhöhung. Und wenn ich lese "etwas Rücken" werden die Versicherer das intensiv hinterfragen. Kommt hier ein Risikozuschlag in Betracht, dann redet man auch schnell von 400€ p.M.
Ich zahle als Angestellter in der PKV (also ohne Beihilfe) ~140 inkl. PV plus die paar Hundert Euro jährlich für ein paar Rechnungen vom Zahnarzt o.ä. max Betrag wäre 320€ monatlich wenn was einreiche und von der PKV bezahlen lassen würde.
Bin mit knapp über 30 eingestiegen und jetzt Mitte 50 sprich in 5 Jahren werden ich noch weniger zahlen.

Scheinbar sind die Beihilfe Tarife wesentlich teurer, oder die Beamten machen mehr als Vollkasko.

ChrBY

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Antw:Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« Antwort #5 am: 16.03.2022 23:13 »
Fazit: 350 Euro sind schon sehr solide gerechnet und es werden im besten Fall wie angesprochen deutlich weniger.

Wenn "deutlich weniger" für 325 steht, dann lasse ich das durchgehen, alles unter 300 sind Angebote vor der Gesundsheitsprüfung mit anschließender, zeitnaher, Erhöhung. Und wenn ich lese "etwas Rücken" werden die Versicherer das intensiv hinterfragen. Kommt hier ein Risikozuschlag in Betracht, dann redet man auch schnell von 400€ p.M.

Um die 300 Euro ohne Risikozuschlag für einen Tarif ohne Selbstbeteiligung ist eine realistische Größenordnung bei einer Verbeamtung mit 32 Jahren. Darin enthalten wären dann auch ein stationärer Tarif, ein Zahnersatztarif sowie die Pflegepflichtversicherung, nicht jedoch ein Krankenhaustagegeld (sollte man nie abschließen, aber das wäre ein anderes Thema) oder eine Pflegezusatzversicherung.

Korrekt ist, daß private Krankenversicherungen bei Rückenleiden pingelig sind und schnell Ablehnungen verschicken (bzw. bei Beamten den 30%igen Risikozuschlag voll ausschöpfen). Aber: Die meisten Krankenversicherungen fragen nur 5 Jahre ambulante und 10 Jahre stationäre Behandlungen ab. Sollten also seit der letzten stationären Behandlung mehr als 10 Jahre bzw. seit der letzten ambulanten Behandlung mehr als 5 Jahre vergangen sein (Achtung: Arztbesuch wegen einer Sache = Behandlung – auch wenn nichts gemacht wurde), so ist kein Problem zu erwarten.

Im schlimmsten Fall muß man als Beamter mit einem Risikozuschlag von 30 % rechnen (jedoch nicht auf Zahntarife), so daß man am Ende bei ca. 380 Euro landen würde.

Bei A 7, Stufe 1 (Bund) wären das als Einstieg 2235,29 Euro netto vor PKV, also 1855,29 Euro netto nach PKV (bei vollem Risikozuschlag von 30 %).

Zum Vergleich bei mir: Verbeamtung mit 33 (damals noch in einem Bisex-Tarif) und jetzt bei 382 Euro PKV-Beitrag (ohne Risikozuschlag). Allerdings habe ich viele unnötige Dinge versichert, ohne die ich jetzt genau bei 348 Euro wäre, und das bei einem relativ teuren Versicherer. Bei einer Verbeamtung mit 32 und einem günstigen Anbieter landet man, wie oben bereits ausgeführt, bei um die 300 Euro.

WasDennNun

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Antw:Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« Antwort #6 am: 17.03.2022 08:05 »
Rein interessehalber, gibt es keine Tarife mit Selbstbeteiligung?
Das lohnt sich doch in Jungen Jahren, zumindest bei meinem Tarif habe ich damit in den letzte 20 Jahren monatlich rund 100€ gespart.

Tipp
Wenn man vor 8-9 Jahren kritische Behandlungen hatte, dann sollte man überlegen ob man erst die teurer GKV macht und dann wenn man eine reine Weste hat in die PKV wechselt.

Max

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Antw:Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« Antwort #7 am: 17.03.2022 08:17 »
Ein Überblick über Tarife verschafft kv-fux.de
Ein Überblick über Gesundheitsfragen https://www.pkv.wiki/cms/pkv/info/abgefragte-zeitraeume-in-den-antraegen-zur-krankenvollversicherung-2018

Solange du 10 Jahre keinen stationären Aufenthalt oder Psychotherapie hattest und 3 Jahre keine Ambulante Behandlung hattest sollte bis auf die Allergie nichts einen Risikozuschlag auslösen. Risikozuschlag von 30% wäre extrem ungewöhnlich,  selbst bei einigen Leiden. 10% oder weniger ist realistisch.
Die Beitragsrückerstattung wirkt wie fast wie eine Selbstbeteiligung.  Solange die Kosten geringer als die BRE sind reichst du Rechnungen nur bei der Beihilfe ein.

« Last Edit: 17.03.2022 08:23 von Max »

ChrBY

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Antw:Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« Antwort #8 am: 17.03.2022 15:08 »
Rein interessehalber, gibt es keine Tarife mit Selbstbeteiligung?
Das lohnt sich doch in Jungen Jahren, zumindest bei meinem Tarif habe ich damit in den letzte 20 Jahren monatlich rund 100€ gespart.
Gibt es inzwischen auch zunehmend für Beamte, jedoch sind diese Tarife (noch) in der Minderheit. Grund: Tarife mit Selbstbeteiligung sind prinzipiell für Gutverdiener gedacht (also mit einem Einkommen oberhalb der Jahresarbeitentgeltgrenze), jedoch müssen beihilfekonforme Tarife auch attraktiv für die Beamten des einfachen Dienstes sein (mit deren Einkommen vergleichbare Tarifbeschäftigte in der GKV (weitgehend) ohne Selbstbeteiligung pflichtversichert sind).

Zitat
Tipp
Wenn man vor 8-9 Jahren kritische Behandlungen hatte, dann sollte man überlegen ob man erst die teurer GKV macht und dann wenn man eine reine Weste hat in die PKV wechselt.
Dies ist genau dann empfehlenswert, wenn man davon ausgeht, daß in der Zwischenzeit keine weitere Behandlung der problematischen Gebrechen mehr erfolgen muß. Vor allem auch bei Berufsunfähigkeitsversicherungen sollte man exakt so handeln (dort kann man im Gegensatz zur Krankenversicherung, die immer vorhanden sein muß, zur Not einfach warten).

Zitat
Solange du 10 Jahre keinen stationären Aufenthalt oder Psychotherapie hattest und 3 Jahre keine Ambulante Behandlung hattest sollte bis auf die Allergie nichts einen Risikozuschlag auslösen. Risikozuschlag von 30% wäre extrem ungewöhnlich,  selbst bei einigen Leiden. 10% oder weniger ist realistisch.
Bei Rücken und Psyche reagieren die meisten Versicherer sehr allergisch, und man ist dann schnell bei den vollen 30 %. Bei vielen anderen Leiden sind sie wesentlich kulanter.
Bitte auch darauf achten, daß manche Versicherer bei ambulanten Behandlungen nur drei Jahre, andere wiederum fünf Jahre abfragen.

WasDennNun

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Antw:Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« Antwort #9 am: 17.03.2022 18:26 »
Rein interessehalber, gibt es keine Tarife mit Selbstbeteiligung?
Das lohnt sich doch in Jungen Jahren, zumindest bei meinem Tarif habe ich damit in den letzte 20 Jahren monatlich rund 100€ gespart.
Gibt es inzwischen auch zunehmend für Beamte, jedoch sind diese Tarife (noch) in der Minderheit. Grund: Tarife mit Selbstbeteiligung sind prinzipiell für Gutverdiener gedacht (also mit einem Einkommen oberhalb der Jahresarbeitentgeltgrenze), jedoch müssen beihilfekonforme Tarife auch attraktiv für die Beamten des einfachen Dienstes sein (mit deren Einkommen vergleichbare Tarifbeschäftigte in der GKV (weitgehend) ohne Selbstbeteiligung pflichtversichert sind).
Klingt irgendwie unlogisch, gerade die geringverdiener müssen doch jeden Euro umdrehen und könnte davon profitieren.
Oder liegt es daran, dass man denen ein gutes wirtschaften nicht zutraut?

ChrBY

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Antw:Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« Antwort #10 am: 17.03.2022 22:24 »
Rein interessehalber, gibt es keine Tarife mit Selbstbeteiligung?
Das lohnt sich doch in Jungen Jahren, zumindest bei meinem Tarif habe ich damit in den letzte 20 Jahren monatlich rund 100€ gespart.
Gibt es inzwischen auch zunehmend für Beamte, jedoch sind diese Tarife (noch) in der Minderheit. Grund: Tarife mit Selbstbeteiligung sind prinzipiell für Gutverdiener gedacht (also mit einem Einkommen oberhalb der Jahresarbeitentgeltgrenze), jedoch müssen beihilfekonforme Tarife auch attraktiv für die Beamten des einfachen Dienstes sein (mit deren Einkommen vergleichbare Tarifbeschäftigte in der GKV (weitgehend) ohne Selbstbeteiligung pflichtversichert sind).
Klingt irgendwie unlogisch, gerade die geringverdiener müssen doch jeden Euro umdrehen und könnte davon profitieren.
Oder liegt es daran, dass man denen ein gutes wirtschaften nicht zutraut?

Darum geht es nicht. Wer beispielsweise als Beamter in unteren Besoldungsgruppen chronisch krank wird oder dann gar mit dem Mindestruhegehalt auskommen muß, hat bei Tarifen mit Selbstbehalt, dessen Höchstgrenze für Beamte im aktiven Dienst bei 2.500 Euro jährlich und für Pensionäre bei 1.500 Euro jährlich liegt (§ 193 (3) Satz 1 VVG), oft ein nicht unerhebliches Problem.
Im höheren Dienst könnte man durchaus über die Wahl eines Tarifs mit Selbstbehalt nachdenken, allerdings sollte gerade dann der finanzielle Spielraum vorhanden sein, sich einen Tarif ohne Selbstbehalt leisten zu können.
Ein Tarif mit Selbstbehalt ist folglich für Beamte nur selten sinnvoll, vor allem, weil auch niemand weiß, was die Zukunft und vor allem das Alter gesundheitlich mit sich bringen.

wannabe91

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Antw:Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« Antwort #11 am: 18.03.2022 16:52 »
Vielen Dank für eure wirklich hilfreichen Beiträge!

Wenn man sein Studium oder seine Ausbildung für eine Beamtenlaufbahn beginnt, schließt man ja einen Anwärtertarif ab. Ist der zu diesem Zeitpunkt festgestellte gesundheitliche Zustand dann auch der, mit dem man bei Bestehen der Laufbahnprüfung in den vollen Beitrag der PKV wechselt, oder prüft diese dann nach 2/3 Jahren erneut?

Wieso reagieren die Krankenversicherungen bei Allergien so ''allergisch'' ;)? Wie sieht es aus, wenn man beispielsweise eine Hyposensibilisierung gemacht hat und danach seit Jahren keine allergischen Beschwerden hatte?

Und vielleicht eine komische Frage: Was passiert eigentlich, wenn die Beiträge der PKV sich schneller erhöhen, als die Erfahrungsstufen des Beamten steigen? Was würde passieren, wenn die PKV so teuer würde, dass der Beamte seinen Lebensunterhalt kaum noch stemmen kann, weil er ''nur'' A7 hat?

clarion

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Antw:Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« Antwort #12 am: 18.03.2022 16:57 »
Hallo,

Du hast richtig erkannt, dass die PKV- Beiträge nicht von der Höhe der Besoldung abhängen.

Zu demThemasehr hohe KV Beiträge empfehle ich Dir in die zahlreichen Beiträge zum Tema verfassungsgemäße und amtsangemessene Besoldung zu lesen.

WasDennNun

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Antw:Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« Antwort #13 am: 18.03.2022 17:38 »
Rein interessehalber, gibt es keine Tarife mit Selbstbeteiligung?
Das lohnt sich doch in Jungen Jahren, zumindest bei meinem Tarif habe ich damit in den letzte 20 Jahren monatlich rund 100€ gespart.
Gibt es inzwischen auch zunehmend für Beamte, jedoch sind diese Tarife (noch) in der Minderheit. Grund: Tarife mit Selbstbeteiligung sind prinzipiell für Gutverdiener gedacht (also mit einem Einkommen oberhalb der Jahresarbeitentgeltgrenze), jedoch müssen beihilfekonforme Tarife auch attraktiv für die Beamten des einfachen Dienstes sein (mit deren Einkommen vergleichbare Tarifbeschäftigte in der GKV (weitgehend) ohne Selbstbeteiligung pflichtversichert sind).
Klingt irgendwie unlogisch, gerade die geringverdiener müssen doch jeden Euro umdrehen und könnte davon profitieren.
Oder liegt es daran, dass man denen ein gutes wirtschaften nicht zutraut?

Darum geht es nicht. Wer beispielsweise als Beamter in unteren Besoldungsgruppen chronisch krank wird oder dann gar mit dem Mindestruhegehalt auskommen muß, hat bei Tarifen mit Selbstbehalt, dessen Höchstgrenze für Beamte im aktiven Dienst bei 2.500 Euro jährlich und für Pensionäre bei 1.500 Euro jährlich liegt (§ 193 (3) Satz 1 VVG), oft ein nicht unerhebliches Problem.
Im höheren Dienst könnte man durchaus über die Wahl eines Tarifs mit Selbstbehalt nachdenken, allerdings sollte gerade dann der finanzielle Spielraum vorhanden sein, sich einen Tarif ohne Selbstbehalt leisten zu können.
Ein Tarif mit Selbstbehalt ist folglich für Beamte nur selten sinnvoll, vor allem, weil auch niemand weiß, was die Zukunft und vor allem das Alter gesundheitlich mit sich bringen.
Die Tarife mit Selbstbehalt die ich kennengelernt habe, waren meistens  a) mit der Möglichkeit des wechsels zu einem Vertrag mit der Verzichtes auf den Selbstbehalt und damit einer klaren Monatliche Zahlung versehe.
Oder b) Selbstbehalt geteilt durch 12 plus Monatsrat ungefähr gleich Monatsrate ohne Selbstbehalt.
Von daher ist es für mich unlogisch gewesen, wenn aber dem Beamten tatsächlich solche beschissene Verträge untergejubelt werden…..

Wenn ich also monatlich hundert euro spare und einen Selbstbehalt von 1200 habe, wo ist dann das Problem?

ChrBY

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Antw:Beamter ü30 werden, Kosten der PKV?
« Antwort #14 am: 19.03.2022 17:17 »
Wenn man sein Studium oder seine Ausbildung für eine Beamtenlaufbahn beginnt, schließt man ja einen Anwärtertarif ab. Ist der zu diesem Zeitpunkt festgestellte gesundheitliche Zustand dann auch der, mit dem man bei Bestehen der Laufbahnprüfung in den vollen Beitrag der PKV wechselt, oder prüft diese dann nach 2/3 Jahren erneut?

Man kann ohne erneute Gesundheitsprüfung wechseln, sofern man den Versicherungsumfang nicht erweitert. Heißt: Man wechselt einfach nur in einen Tarif mit Altersrückstellungen, behält aber den bisherigen Versicherungsumfang bei. Eine Höherversicherung (zum Beispiel Hinzunahme des Einbettzimmers) wäre hingegen nur nach erneuter Gesundheitsprüfung möglich, sofern der Anwärtertarif die Option zur Höherversicherung nicht ausdrücklich einschließt.

Zitat
Wieso reagieren die Krankenversicherungen bei Allergien so ''allergisch'' ;)? Wie sieht es aus, wenn man beispielsweise eine Hyposensibilisierung gemacht hat und danach seit Jahren keine allergischen Beschwerden hatte?

Bei Allergien? Nein. Sie reagieren bei Rücken und Psyche allergisch.

Zitat
Und vielleicht eine komische Frage: Was passiert eigentlich, wenn die Beiträge der PKV sich schneller erhöhen, als die Erfahrungsstufen des Beamten steigen? Was würde passieren, wenn die PKV so teuer würde, dass der Beamte seinen Lebensunterhalt kaum noch stemmen kann, weil er ''nur'' A7 hat?

Dieses Schreckensszenario wird nicht erst seit Jahren, sondern seit Jahrzehnten von Befürwortern der zwangsweisen Versicherung der Beamten in der GKV an die Wand gemalt. Um es kurz zu machen: Es ist ein Mythos.

Zitat
Die Tarife mit Selbstbehalt die ich kennengelernt habe, waren meistens  a) mit der Möglichkeit des wechsels zu einem Vertrag mit der Verzichtes auf den Selbstbehalt und damit einer klaren Monatliche Zahlung versehe.

Man kann den Selbstbehalt ohne Gesundheitsprüfung immer erhöhen, aber nicht ohne weiteres ohne Gesundheitsprüfung reduzieren. Falls es tatsächlich einen Anbieter geben sollte, bei dem das immer möglich ist, wären Details sehr interessant.

Zitat
Oder b) Selbstbehalt geteilt durch 12 plus Monatsrat ungefähr gleich Monatsrate ohne Selbstbehalt.
Von daher ist es für mich unlogisch gewesen, wenn aber dem Beamten tatsächlich solche beschissene Verträge untergejubelt werden…..

Wenn ich also monatlich hundert euro spare und einen Selbstbehalt von 1200 habe, wo ist dann das Problem?

Wenn dem so ist, gibt es zunächst kein Problem. Es kommt immer auf die genaue Beitragsersparnis gegenüber einem Tarif ohne Selbstbehalt an. Man muß aber mit offenen Karten spielen und klar kommunizieren, daß erstens Tarife mit Selbstbehalt in der Vergangenheit überproportional von Beitragserhöhungen betroffen waren und man zweitens damit rechnen muß, den Selbstbehalt im Alter und/oder bei Dienstunfähigkeit voll tragen zu müssen.