Autor Thema: [BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus  (Read 9977 times)

MoinMoin

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Antw:[RP] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #45 am: 02.08.2022 06:12 »
Diese behauptete "Mischkalkulation" kann es in der Form nicht geben, weil dann jeder niedergelassene Arzt zwingend einen gewissen Anteil PKV-Patienten benötigen würde.

So wie das System aktuell ausgestaltet ist, verdienen halt einige Ärzte besser als die Kollegen, weil sie schlicht das Glück haben eine gewisse Menge PKV-Patienten abrechnen zu dürfen. Das führt dann zu der bekannten Problematik, dass die Ärzte sich vorzugsweise dort niederlassen, wo sie viele PKV-Patienten finden können.
Nein, das dürfen sie ja gerne machen, nur dürfen sie dann keine Kassenzulassung bekommen.
Hier versagt leider die KassenÄrztlicheVerinigung auf ganzer Linie. Die bekommen Geld von der GKV für die damit sie die flächendeckende Versorgung gewährleisten.
Wenn sie es in einigen Regionen nicht hinbekommen, dann müsste man dort eigentlich das Geld, was in die KÄV fließt, kürzen.
Bzw. dann müssen die KÄV mehr anreize geben (auf den Inseln machen sie das ja auch schon)
(Mehr Geld für Landärzte z.B.)
Zitat
Aus meiner Sicht also eher ein weiteres Argument gegen die PKV.
Zumindest eins welches dagegen spricht ein reines PKV System ohne KÄV als Geldverteiler (zweistufiges System) zu wünschen.

Bastel

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Antw:[RP] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #46 am: 02.08.2022 07:18 »

Ach ja und soweit ich weiß, sind die Abrechnungssätze der PKV im Krankenhaus die gleichen wie die der GKV, also findet dort ja keine Subvention statt, sondern da wird halt "Luxus" on the Top verkauft (Einzelzimmer etc.) Taugt also auch nicht für die märchenhafte Argumentation der Quersubventionierung.


Natürlich kann man über diesen von dir genannten Luxus den Rest querfinanzieren.

Rumo1895

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Antw:[RP] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #47 am: 02.08.2022 07:54 »
Eine Bürgerversicherung wäre schon das sinnvollste System - aber es profitieren halt zu viele vom Status Quo. Sei es die PKVen selbst (weil allein über Zusatzversicherungen könnten die sich kaum in der Breite und Personalausstattung tragen), sei es die jungen und gesunden PKV-Versicherten (und dazu gehören halt auch viele Beamte) die sich über schnelle Termine und großzügige Leistungen freuen (das Thema Überdiagnostik ist den meisten zwar bekannt aber spielt da keine große Rolle denk ich), sei es Teile der Leistungserbringer (Stichwort Privatstation, Stichwort Privatpraxis). Andererseits waren die politischen Rahmenbedingungen lange nicht so günstig für eine Reform des System. 

MoinMoin

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Antw:[RP] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #48 am: 02.08.2022 08:01 »

Ach ja und soweit ich weiß, sind die Abrechnungssätze der PKV im Krankenhaus die gleichen wie die der GKV, also findet dort ja keine Subvention statt, sondern da wird halt "Luxus" on the Top verkauft (Einzelzimmer etc.) Taugt also auch nicht für die märchenhafte Argumentation der Quersubventionierung.


Natürlich kann man über diesen von dir genannten Luxus den Rest querfinanzieren.
Ja querfinanzieren, aber es ist mitnichten eine Quersubvention!

Dann sind ja IGeL Leistung auch eine Quersubvention der PKV GKV Porsche?
Und Zusatzversicherungen der GKVler, dass sie sich diesen Luxus gönnen, eine Eigensubvention?

Es geht doch um die bisher selbst in Fachkreisen unbewiesene Behauptung, dass ohne die PKV die GKV nicht sein könnte, weil die PKVler ja die GKV subventionieren.

Und wenn man es ganz wie Heinblöd betrachtet und eine Milchmädchenrechnung aufmacht:
Wenn die PKVler ihr Geld in die GKV stecken, dann kann die GKV mit diesem Geld die Lücke schließen, die den Ärzten dann angeblich fehlt, denn das Geld ist ja da, sonst würden die PKVler es ja nicht ausgeben können.
(es wird ja hier und da von geschätzten 8 Milliarden Einkommensdifferenz gesprochen, geschätzt, hochgerechnet, wissen tut es eben keiner, da keine echte Erhebung bei den Ärzten gemacht wird, weil die wollen sich ja nicht in die Karten schauen lassen.)
Da dieses Geld ja offensichtlich da wäre, wenn die PKVler in die GKV zahlen würden, dann könnte die GKV die Zahlungen pro Fall um ein paar Cent einheben und der Arzt würde die gleichen Umsätze haben.

Das dann die verständliche Bevorzugung der PKVler wegfällt ist natürlich tragisch.
Das PKVler bevorzugt werden ist allerdings auch logisch, es sind die besseren Kunden, da man weiß was man bekommt.
Müsste dann nicht das System Geld sparen, da die doppelte Verwaltung wegfällt (also keine Dienstleister für das Geld eintreiben mehr nötig, die der Arzt, von dem höheren PKV Betrag zahlen muss).

Also, offensichtlich gibt es keine evidente Studien über die sogenannte Quersubventionierung, sonst würde die PKV sie ja vorlegen.

Poincare

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Antw:[BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #49 am: 02.08.2022 15:45 »
Die Möglichkeit, dass aktuell möglicher- und unbewiesenerweise Privatpatienten dazu beitragen könnten, dass Ärzte gesetzlich versicherten Patienten ggf. Leistungen öfters oder besser anbieten könnten, hieße doch auf keinen Fall, dass es so bleiben muss wie es ist oder dass es so gut ist.
Um was zu verändern, muss man das finde ich nicht klären oder wegdiskutieren. Ich hätte bei der Verbeamtung sofort die GKV genommen, wenn sie nicht trotz 3 Kinder 300+ Euro im Monat Aufpreis gekostet hätte. Und jetzt sollen nachfolgende Generationen die Möglichkeiten bekommen, aber ich bleibe in der PKV eingesperrt, die (möglicherweise ganz vielleicht) an schwindenden Versichertenzahlen verhungern soll?
Ich weiß nicht, ob ich jetzt im Krankenhaus mehr eingebracht hab, da ich als Kassenpatient nie eine Rechnung gesehen habe. Ich weiß aber, dass ich gut 20 Euro für eine Krankschreibung zahle, auch wenn ich im Quartal schonmal da war, und auch wenn ich nur mit der Empfangsdame telefoniert habe und nie dort war. Aber wie ist das in der GKV? Keine Ahnung.

calmac

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Antw:[BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #50 am: 02.08.2022 16:04 »
Beispiel: Grippaler Infekt mit AU beim Hausarzt.
1. Termin, 04.07.22
2. Termin, 19.07.22

GKV:
- Pauschale pro Behandlungsfall (12,84) --> EBM 3211
- AU (3,38) --> EBM 01620
Summe: 16,22

PKV:
- 2x Beratung (10,72)
- 2x Untersuchung (10,72)
- 1x AU (5,36)
Summe: 48,24 €

NB: Es gibt Behandlungsfälle, die wochenlang dauern. Sie sind alle mit dem 12,84 abgegolten.

clarion

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Antw:[BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #51 am: 02.08.2022 16:47 »
@calmac,

ich sehe es gerade bei meinen gesetzlich versicherten Eltern, die nun im Alter das eine oder andere Medikament brauchen. Beide sind gut eingestellt. Verschrieben wird immer nur für ein Quartal und wenn sie dann neue Medikamente brauchen, wird in der Praxis angerufen und ich muss dann los und das Rezept vom Arzt holen und zur Apotheke. Die Anweisung lautet auch jedes Mal, die KV-Karte mitzubringen. Das ist genauso leicht verdientes Geld wie bei PKV-Versicherten.

Wenn ich zum Arzt oder zur Ärztin gehe, wollen die Weißkittel, der PKV sei dank, mich hingegen immer persönlich sehen, obwohl ich meistens nur Routinekram habe.

Die Krönung war bei meiner Coronainfektion als wir zu Zehnt zur angegebenen Uhrzeit draußen vor der Praxis auf den Abstrich warteten. Bei mir bequemte sich die voll vermummte Hausärztin selbst heraus und die anderen neun bekamen den Abstrich von der eben voll vermummten Sprechstundenhilfe, einfach lächerlich.

MoinMoin

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Antw:[BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #52 am: 02.08.2022 16:53 »
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Ministerium/Berichte/Gutachten_WIG2_-_EBM_GOAE_bf.pdf
Falls du es breiter Darstellen möchtest.
Beispiel: Grippaler Infekt mit AU beim Hausarzt.
1. Termin, 04.07.22
2. Termin, 19.07.22

GKV:
- Pauschale pro Behandlungsfall (12,84) --> EBM 3211
- AU (3,38) --> EBM 01620
Summe: 16,22

PKV:
- 2x Beratung (10,72)
- 2x Untersuchung (10,72)
- 1x AU (5,36)
Summe: 48,24 €

NB: Es gibt Behandlungsfälle, die wochenlang dauern. Sie sind alle mit dem 12,84 abgegolten.
Also was willst du damit sagen?
Das die PKV ein Geldquell für den Arzt ist, weil er mehr abkassieren kann und deswegen die PKV günstiger als die GKV ist?

Das der GKVler die 16,22 bekommt, während für die PKV der Arzt noch Geld ausgeben muss, damit er es bekommt und wenn er Pech hat nichts bekommt (was ja beides eingepreist ist) .....

Und wenn es der 19.6. und der 4.7. gewesen wäre, dann wären es 32,44 GKV

Es ist unbestritten, dass der Arzt durch oder pro PKVler idR zunächst mehr Einnahmen hat (s.o. den link)

Ein Krankenhaus hat es nicht (dort nur wenn der PKVler eine "Zusatzversicherung" abgeschlossen hat, was auch der GKVler kann)

Aber zu behaupten, dass damit die GKVler subventioniert werden von den PKVlern ist eben die Märchenthese aus der Wundertüte.

Ich denke, dass mit dem Geld was die PKVler via PKV in das System stecken, könnte ein reines GKVler (oder reines PKVler) System geschaffen werden, ohne das die Ärzte weniger auf dem Konto haben.
Das Geld wäre ja nicht weg, würde nur einen anderen Weg nehmen.
So kostet das Duale System definitiv Geld:
Weil der Arzt zwei Systeme bezahlen muss: PKV Abrechnung und GKV Abrechnung, da würde er schon mal sparen.
Irgendwo habe ich eine RateMalRosenthal Schätzung gelesen, das ~50T€ pro Jahr die Praxis weniger hätten, wenn sie nicht nach GOÄ sondern EBM abrechnen müssten.
Keine Ahnung was die Abrechnungsdienstleister so nehmen und wie viele Ausfälle der Arzt hat.

MoinMoin

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Antw:[BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #53 am: 02.08.2022 17:02 »
Die Kernfrage ist doch:
Warum ist die PKV auf der Beitragsseite günstiger, obwohl sie auf der Ausgabenseite mehr ausgibt?
Eine paar Thesen:
Da sie früher die teuren Alten in die GKV verschoben haben?
Weil besser verdienende Gesünder sind?
Weil PKVler weniger zum Arzt rennen?
Weil sie besser behandelt werden und deswegen Gesünder sind?

Also ich habe verdammt viel Geld gespart, dadurch das ich in der PKV bin.
Verstehe trotzdem nicht wieso man diese 2 Systeme auf Gedeih und Verderb parallel betrieben soll.
Lobby halt..

Maja01

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Antw:[BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #54 am: 02.08.2022 17:31 »

@MoinMoin

Diese Bertelsmann-Studie kam 2020 zu genau diesen Schlüssen.

https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2020/februar/duales-system-kostet-mitglieder-der-gesetzlichen-krankenversicherung-bis-zu-145-euro-pro-jahr

„Im dualen System der deutschen Krankenversicherung können sich Privatversicherte dem solidarischen Risikoausgleich entziehen. Dies geht zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Denn Privatversicherte verdienen nicht nur deutlich besser, sie sind im Durchschnitt auch gesünder als gesetzlich Versicherte. Würden alle Versicherten in die GKV einbezogen, könnten die Beiträge spürbar sinken. Zudem würde dies den sozialen Zusammenhalt stärken. […] Wenn alle Bundesbürger gesetzlich versichert wären, würde die Gesetzliche Krankenversicherung jährlich ein finanzielles Plus in Höhe von rund neun Milliarden Euro erzielen. Der Beitragssatz könnte entsprechend je nach Szenario um 0,6 bis 0,2 Prozentpunkte sinken. […] Jedes momentan in der GKV versicherte Mitglied und sein Arbeitgeber könnten demnach zusammen pro Jahr durchschnittlich 145 Euro an Beiträgen sparen, wenn auch Gutverdiener, Beamte und einkommensstarke Selbstständige am Solidarausgleich der GKV teilnähmen. Würden die durch den Wegfall der PKV anfallenden Honorarverluste der Ärzte ausgeglichen, wären es 48 Euro jährlich.“



calmac

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Antw:[BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #55 am: 02.08.2022 17:49 »
Bertelsmann ... muss ich mich wirklich dazu äußern?

clarion

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Antw:[BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #56 am: 02.08.2022 18:03 »
Bertelsmann verkündet durch nur eine Binsenweisheit. PKV-Versicherte sind im Schnitt wohlhabender als der Durchschnitt der GKV-Versicherten. Eine Inkludierung aller PKV-Versicherten in die GKV würde einen ganze Menge Leute in die Solidargemeinschaft bringen, die bis zur Beitragsbemessunggrenze in voller Höhe löhnen würden.

Die behauptete Quersubventionierung ist reine Lobbyarbeit. Und ich finde es sehr bedauerlich, dass der Beamtenbund sich da vor den Karren spannen lässt. Es gibt sehr viele Beamte, z.B. im mittleren Dienst oder als Teilzeitarbeitende, die nicht schlechter da stünden, wenn es eine pauschale Beihilfe gäbe oder gleich ganz die Abschaffung der PKV als Vollversicherung.

Ozymandias

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Antw:[BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #57 am: 02.08.2022 18:07 »
Jedes momentan in der GKV versicherte Mitglied und sein Arbeitgeber könnten demnach zusammen pro Jahr durchschnittlich 145 Euro an Beiträgen sparen, wenn auch Gutverdiener, Beamte und einkommensstarke Selbstständige am Solidarausgleich der GKV teilnähmen. Würden die durch den Wegfall der PKV anfallenden Honorarverluste der Ärzte ausgeglichen, wären es 48 Euro jährlich.“

Und als PKV-Versicherter spart man mit gut bestückter Betriebsrente locker mal 50.000 bis 100.000 Euro.

Ich persönlich würde die Versicherungspflicht wieder ganz aufheben. Soll doch jeder das wählen womit er sich glücklich fühlt.

calmac

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Antw:[BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #58 am: 02.08.2022 19:05 »
Wollte die FDP das nicht so mit der Kopfpauschale so machen?

Alphonso

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Antw:[BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #59 am: 02.08.2022 19:25 »
Es ist doch hoffentlich jedem klar, dass ein Auflösen der PKV und Zwangsversicherung aller in der GKV zu einer schlechteren Gesamtsituation für alle führen wird unabhängig davon, ob in einer Bürgerversicherung mit einer Krankenkasse für alle oder wie bisher mit knapp 100 Krankenkassen und 100 mal Verwaltungsaufbau, Vorstand etc.

Und das Ende vom Lied wäre dann eine Zwei-Klassen-Medizin durch die Hintertür über diverse Zusatzversicherungen etc. nur mit anderem Namen. Denn im Kommunismus sind wir ja nicht.

Ist mir nicht nachvollziehbar, warum man die PKV nicht einfach akzeptieren kann.