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[BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus

<< < (14/17) > >>

MoinMoin:

--- Zitat von: calmac am 02.08.2022 23:19 ---und der Wettbewerb zwischen den Kassen wäre wo?
Bei einer Einheitskasse haben wir dann die Planwirtschaft wie in GB...

--- End quote ---
So wie jetzt halt auch.
Planwirtschaftlich wird die Grundversorgung definiert, marktwirtschaftlich die individuellen Extras, Rabatte ....

Insofern:
Wo soll der Vorteil für alle liegen, wenn es eine PKV weiterhin gäbe?
bzw.
Wo soll der Vorteil für alle liegen, wenn es eine GKV weiterhin gäbe?

Es ist doch irrational, dass die PKV ihre Existenzberechtigung damit begründet, dass sie angeblich Versicherungsfremde subventioniert!
Das heißt ja übersetzt: die PKV schmeißt mein Geld zum Fenster raus für Systemfremde!
Da sollten sie aber schleunigst ihre GOÄ anpassen.

Es ist doch eher so, dass durch das mehr, was der Arzt an einem PKVler verdient (weil die Sätze höher sind und weil er nicht gemaßregelt wird, was er machen darf und was nicht und dem Patienten unnötigen Schrott verkaufen kann), er diese auch bevorzugt behandelt.
Das darf er, allerdings ist es zweifellhaft, wenn er zeitgleich das "Privileg" der sicheren Einnahmequelle GKV hat.
Warum ist er dann noch in der KÄV, er hat doch die Wahl nur Privatpatienten zu betreuen (mein Orthopäde ist diesen Weg gegangen, nicht des Geldes wegen, sondern weil er auf den KÄV Zirkus keinen Bock mehr hatte und er Methoden verkaufen wollte, die die GKV nicht zahlt)
 
Der Vorteil der PKV ist halt, dass es eine Zweiklassengesellschaft gibt, die nicht für alle zugänglich ist und die kränkeren Bevölkerungsschichten außen vor lassen kann.
Und das noch der Geldgeber ihn nicht extrem maßregelt und kontrolliert.

Aber so wie die Beihilfe die Zügel angezogen hat, werden es die PKVen auch.
Und wenn bei mir ein Arzt erhöhte Sätze verlangt, dann zahle ich nur den einfachen Satz, bis er mir eine ausgiebige Begründung geschrieben hat, zu der er verpflichtet ist.

Poincare:
Ich finde immer noch, dass die Hypothese, die PKV subventioniere die Arztpraxen und damit die Behandlungen der GKV Patienten, in keinem Zusammenhang steht zu der Frage, ob die PKV eine Existenzberechtigung hat. Natürlich hat auch das PKV Dasein eine Schattenseite (hat selbst schon gefühlt überflüssige Termine, mein Sohn eine Spontane Bonus CT). Ich persönlich hätte mich sofort in der GKV versichert, wenn es tragbar gewesen wäre.
Der Umstellungsprozess selbst, wenn es ihn denn geben soll, ist halt mit großen Hürden verbunden, und die (pseudo-?)Wahlfreiheit unter den GKVen kann man vielleicht auch nicht so einfach abschaffen. Dann muss man sich wirklich gut überlegen, wie man mit den Randbereichen der Medizin umgeht, die nicht von allen Kassen übernommen werden.

Bürgerversicherung für alle im Sinne einer GKV ohne Randbereiche, PKV/Zusatzversicherung für alle, die in einem Bereich mehr wollen. Hauptsache ich muss nicht definieren, was was ist.

Ich will mich jetzt aber lieber aus der Diskussion ausklinken, für MoinMoin scheint es ein sehr emotionales Thema zu sein.

Massltoff:

--- Zitat von: Alphonso am 02.08.2022 19:25 ---Und das Ende vom Lied wäre dann eine Zwei-Klassen-Medizin durch die Hintertür über diverse Zusatzversicherungen etc. nur mit anderem Namen.
--- End quote ---

Da geh ich absolut mit.

Ein großes Problem aber, weshalb aus meiner Sicht die PKV von vielen nicht akzeptiert ist, ist die unfaire Terminvergabe. Ich habe selbst erst beim Arzt angerufen (ohne Angabe PKV), Termin frühestens November (bei einem akuten Problem). Damit wär ich noch früh dran. Auf Hinweis meines Kollegen, dass ich doch gleich angeben muss, dass ich privat versichert bin, tat ich es dann doch. "Ach sagen sie das doch gleich! Morgen wäre was frei".

Wie soll man so eine Situation den vielen Menschen erklären, die mit ähnlichen Akutgeschichten eine Ewigkeit warten müssen?!
Am Telefon wird mir auf Nachfrage erklärt, dass die Abrechnungssystematik das Problem sei (nur so viel GKVler pro Tag abrechenbar, PKVler völlig egal).

Womöglich würde es also genügen, wenn man diese Systematik etwas abändern würde.

Es gibt hier glaub ich einige, die sich dabei auch noch toll fühlen, den privaten raushängen zu lassen.
Faktisch ist es aber eigentlich ekelhaft.

Um den Kommentaren ala 'dann wechsel doch in die GKV, wenns so schlimm ist!' zuvorzukommen. Das werde ich natürlich nicht, da ich auch entsprechend dafür zahle und gewisse Dinge brauche.

Definitiv schwieriges Thema mit Vor- und Nachteilen en masse.

MoinMoin:

--- Zitat von: Massltoff am 03.08.2022 08:19 ---
--- Zitat von: Alphonso am 02.08.2022 19:25 ---Und das Ende vom Lied wäre dann eine Zwei-Klassen-Medizin durch die Hintertür über diverse Zusatzversicherungen etc. nur mit anderem Namen.
--- End quote ---

Da geh ich absolut mit.

--- End quote ---
Naja, jetzt haben wir eine Zwei-Klassen-Medizin durch die Vordertür.
und auch jetzt besorgen sich diverse GKVler PKV Privilegien durch die Hintertür.


--- Zitat ---Ein großes Problem aber, weshalb aus meiner Sicht die PKV von vielen nicht akzeptiert ist, ist die unfaire Terminvergabe. Ich habe selbst erst beim Arzt angerufen (ohne Angabe PKV), Termin frühestens November (bei einem akuten Problem). Damit wär ich noch früh dran. Auf Hinweis meines Kollegen, dass ich doch gleich angeben muss, dass ich privat versichert bin, tat ich es dann doch. "Ach sagen sie das doch gleich! Morgen wäre was frei".

Wie soll man so eine Situation den vielen Menschen erklären, die mit ähnlichen Akutgeschichten eine Ewigkeit warten müssen?!
Am Telefon wird mir auf Nachfrage erklärt, dass die Abrechnungssystematik das Problem sei (nur so viel GKVler pro Tag abrechenbar, PKVler völlig egal).

--- End quote ---
Eben, da liegt das Problem. Allerdings ist die Aussage "nur so viel GKVler pro Tag abrechenbar" nur bedingt korrekt.
Es gibt Mengengrenzen bzgl. der GKVler pro Quartal (nicht pro Tag) und pro "Behandlungsthematik", bzw. Pauschalen für die Behandlung, die zwei mal vergütet werden, wenn sie in zwei Quartalen erfolgen und nur einmal wenn sie in einem Quartal erfolgen.
Das da mit dem Terminmanagment für
a) Platz für die immer abrechenbaren PKVler und
b) für eine Einkommensoptimierung bei gleichem Aufwand bei den GKVler 
gemacht wird ist ja logisch.


--- Zitat ---
Womöglich würde es also genügen, wenn man diese Systematik etwas abändern würde.

Es gibt hier glaub ich einige, die sich dabei auch noch toll fühlen, den privaten raushängen zu lassen.
Faktisch ist es aber eigentlich ekelhaft.

Um den Kommentaren ala 'dann wechsel doch in die GKV, wenns so schlimm ist!' zuvorzukommen. Das werde ich natürlich nicht, da ich auch entsprechend dafür zahle und gewisse Dinge brauche.

Definitiv schwieriges Thema mit Vor- und Nachteilen en masse.

--- End quote ---
Eben, ich versuche da ja auch nur etwas Licht in das vor mir liegende Dunkel zu bringen und freue mich über jeden sachkundige Info.

Was würde denn wohl passieren, wenn das GKv System aufgegeben wird und alle in die PKV (wie bei der KFZ Haftpflicht) müssten.
Wäre dann das System noch günstiger, oder müssten dann die PKV schärfer hinter den nicht notwendigen Behandlungen hinterher rennen um Ihre Kosten einzudämmen.
Und hätten wir dann in der Fläche noch eine Versorgung, wo selbst mit dem GKV System es nicht wirklich gut klappt.

Ich bin selber in der PKV, aber da mir geht es in der Tat emotional nahe, wenn die PKV sich als Retter des Systems darstellen, es aber nicht im Ansatz nachweisen können, dass sie das bessere System sind (weil mEn ja Rosinenpickerei betrieben wurde und wird)

Max:
Ich sehe keinen Vorteil in der Abschaffung der PKV als Vollversicherung.
Zwei Klassen Medizin gäbe es durch Selbstzahler oder Zusatzversicherung trotzdem. Da die  Privatversicherten überproportional zum Einkommen der Praxen beitragen würde hier auch Geld fehlen. Ob mehr Geld für bessere Leistungen in der  GKV zur Verfügung stünde,  wenn man alle in eine Bürgerversicherung eingliedert, müsste man berechnen. Unterm Strich wäre durch BBemG und Familienversicherung aus meiner Sicht nicht gesichert, dass mehr Geld pro Kopf ins System kommt.

Vielleicht wäre es besser,  wenn man den Zugang zur PKV erleichtert, z.B. durch Abschaffung der Versicherungspflichtgrenze, oder direkt auf ein PKV System mit staatlichen Zuschüssen umsteigt.
Zumindest gäbe es dann Alterungsrückstellungen und die Beiträge werden ein wenig der politischen Kontrolle entzogen. Es spricht Bände,  dass man wohlwissend um die steigenden Ausgaben durch den demographischen Wandel, die GKVen gezwungen hat ihre Reserven abzubauen. Solche Wahlgeschenke funktionieren aber leider nur einmal und müssen nun wieder reingeholt werden.

GKV Patienten verkennen jedoch einen zentralen Punkt,  warum sie im Eigeninteresse unbedingt für die Beibehaltung des PKV Systems eintreten sollten.  Wie in allen "staatlichen" Gesundheitssysten stellt sich immer die Frage der Wirtschaftlichkeit von  Behandlungen.  Während die PKV die Ärzte und Patienten dezentral entscheiden lässt,  ob eine Behandlung medizinisch sinnvoll erscheint,  müssen diese für den GKV Patienten erstmal durch die Wirtschaftlichkeitsprüfung beim GBA und das kann mitunter dauern. Die direkte Verfügbarkeit neuer Therapien in der PKV übt aber indirekt politischen Druck auf das GKV System aus,  hier die Patienten nicht hängen zu lassen.
Im einem rein staatlichen System hätte ich sorgen,  dass die Wirtschaftlichkeitsbewertung ähnlich zu England strenger ausfällt und insgesamt moderne Methoden nicht mehr so gut zugänglich sind.



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