https://www.tagesschau.de/wirtschaft/reaktionen-warnstreiks-verkehr-101.html
Auch Deutschlands Arbeitgeber warfen den Gewerkschaften überzogenes Handeln vor. "Wer so handelt, handelt unverhältnismäßig und gefährdet die Akzeptanz für das Streikrecht", sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter, der dpa. Er mahnte, der Kampf um Mitglieder dürfe die Tarifautonomie in Deutschland nicht radikalisieren.
Die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Karin Welge, findet den Ausstand "nicht okay". Die Gewerkschaften "sollten aufpassen, dass sie nicht überziehen", sagte sie.
Der Airline-Verband Barig, dem neben internationalen auch die meisten deutschen Anbieter angehören, kritisierte das Vorgehen der Gewerkschaften als "verantwortungslos".
Auch der Mittelstand blickt besorgt auf Montag: Unternehmen und Bevölkerung dürften "nicht in Geiselhaft genommen werden für Forderungen, die in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation nicht zielführend sind", sagte der Chef des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), Markus Jerger, der dpa.
Wer erkennt hier die Botschaft?
Ich empfinde diesen Beitrag der Tagesschau (und anderen Medien) als bedenklich und wirklich auch als ungerecht für uns im öffentlichen Dienst. Wenn man diesen Beitrag als von den Tarifrunden unbeteiligter Bürger durchlesen würde, würde man sehr wahrscheinlich einfach nur Unmut gegenüber den Tarifrunden haben. Dass aber immer bereits von Beginn an 3 Tarifrunden angesetzt sind und die AG-Seite in der Regel nur wenig Interesse an einer ernsthaften Debatte bei den ersten beiden Runden zeigt, wird nicht erwähnt. Aber genau dieses Verhandlungssystem führt ja letztendlich zu den sich immer weiter zuspitzenden Streiks.
Aus meiner Sicht gibt es somit ein generelles Problem an der heutigen Tarifrunden-Politik: Es werden von Beginn an 3 Tarifrunden angesetzt. Und hier hat sich in letzter Zeit ein quasi automatisierter Ablauf eingestellt: In der ersten Runde wird oftmals gar kein Angebot seitens der AG gemacht; in der zweiten Runde wird ebenfalls kein Angebot gemacht oder alternativ ein nur sehr niedriges Angebot (wie im diesjährigen Fall); in der dritten Runde wird dann oftmals eine Einigung erzielt, die in den letzten Jahren so ca. 50 % der geforderten Summe entspricht. Das Ganze ähnelt doch eher einem Verkaufsgespräch auf einem Basar.
Wer würde bei den ersten beiden Runden nicht auch gerne mal Mäuschen spielen? Wird da in erster Linie Kaffee getrunken und etwas Gebäck gegessen? Vielleicht auch hier und da mal ein Witz vom letzten Sauna-Besuch erzählt? Wer kann ernsthaft glauben, dass hier über Stunden vernünftig versucht wird, eine Einigung zu erzielen, um Streiks abzuwenden? Ich möchte da auch gar nicht ausschließlich die AG anschuldigen - aber zumindest überwiegend.
Im ersten Schritt würde ich zunächst begrüßen, wenn die Tarifrunden einen LIVE-Stream hätten, bei welchem jeder, der möchte, zuschauen kann. Hier würden sich sehr wahrscheinlich Schwachstellen herauskristallisieren, die es dann in einem nächsten Schritt zu beseitigen gilt. Ich vermute, dass die Tarifrunden insbesondere von der AG-Seite bei einem LIVE-Stream vielleicht auch zu Beginn etwas ernster genommen werden würden.
Aber mir ist natürlich auch klar, dass dieses Katz-und-Maus-Spiel irgendwo auch ganz absichtlich so gewollt ist...