Autor Thema: Hilfe! Ich finde kein Personal mehr - Was tun?  (Read 23260 times)

brian

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Antw:Hilfe! Ich finde kein Personal mehr - Was tun?
« Antwort #135 am: 12.04.2023 08:50 »
Nein kann er nicht. Hatten wir bei den Kollegen vom Jobcenter, weil die BA für die gleichen Tätigkeiten besser zahlt als die Kommune wurde nach Zulagen gefragt. Geht nicht, gibt Urteile.

Link zu den Urteilen?

Musst Du unseren Personalrat nach fragen.

JC83

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« Antwort #136 am: 14.04.2023 18:15 »
Bei E9a brauchen wir dann doch die spezifischere Ausbildung der VFA.


Das ist einfach nur Bullshit (Verzeihung), da es keinen E8-Arbeitsvorgang gibt, zeigt aber auch ein Teil des Problems auf: Unfähige Personaler.

Markus1979

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« Antwort #137 am: 16.04.2023 11:44 »
Okay das wir ein Problem haben ist ja nun ausführlich diskutiert.
Meiner Meinung nach darf Nichtstun (ausgenommen Krankheit) niemals so gut bezahlt werden wie ein Vollzeitjob im Mindestlohn + eine Summe x als Abstandgebot.

Auch wir haben das Problem keine Mitarbeiter mehr zu finden. Besonders im einfachen und mittleren Dienst. Hier wird auch bei uns nicht verbeamtet sodass die wenigen Interessenten auch da lieber zum Bund gehen.
Und ehrlich, ich kann es verstehen. Ein Bewerber hat es bei uns treffend formuliert. "Warum soll ich für Eg3 überhaupt aufstehen? Mit dem Bürgergeld muss ich nichmal darüber nachdenken ob ich meine Heizung runter drehen muss. Ein aufstocken heißt doppelte Arbeit. Arbeit im Unternehmen und Anträge bei den Ämtern".

Leider ist auch hier nichts zu machen wenn wir weiter an einen irrwitzigen Tarifvertrag gebunden sind.
Die Schere Eg15 und eg3 ist mittlerweile abartig weit auseinander. Unten wurde jahrelang nur ein Mindestbetrag aufgestockt während oben ein vierstelligen Betrag als Zuwachs eingegangen ist.
Die Gewerkschaften sollten die nächsten Jahre nur noch Festbeträge verhandeln in meinen Augen. Beispiel 500€ plus für alle. Unten hilft sowas viel und oben tut es nicht weh wenn das Plus Mal etwas geringer ausfällt. Aber ich vergaß, wer am Verhandlungstisch sitzt, ist ja in den oberen Gruppen 😏

Fazit, man braucht kein Häuptling ohne Indianer. Wenn wir unten nicht kräftig was tun, bricht auf lange Sicht das System zusammen.

P.s. ich würde mich dennoch freuen wenn zumindest ein verbeamten durch alle Gruppen hinweg bei uns möglich wäre.

Max

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« Antwort #138 am: 16.04.2023 12:20 »
Wie kommst du auf die Idee,  dass die Schere zwischen oben und unten auseinandergegangen ist? Das Gegenteil ist der Fall und der Schlichterspruch würde die Unterschiede durch den Sockelbetrag weiter einebnen.
Gerade E14 und vor allem E15 ist ein schlechter Witz. Da haben wir vor Jahren bereits aufgegeben in einigen Fachrichtungen passendes Personal zu rekrutieren, sondern man muss auf unerfahrene Personen zielen die eine weniger nachgefragte thematisch angrenzende Erfahrung haben.

Unser Problem verläuft auch nicht zwischen hohen und niedrigen EG sondern zwischen technischen Tätigkeiten und wenigen bestimmten Studienabschlüssen und andererseits
Verwaltung bzw. Geisteswissenschaften. Letztere stehen Schlange, egal auf welchem Level.

Bis auf wenige Ausnahmen kann ich mir keine Aufgabe im einfachen und mittleren Dienst vorstellen,  die eine Verbeamtung rechtfertigen.

Organisator

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« Antwort #139 am: 16.04.2023 12:32 »
Zustimmung. Festbeträge würden sie ohnehin im Vergleich gut bezahlten unteren Entgeltgruppen weiter besserstellen, so dass dort keine Leute mehr eingestellt werden dürften, sondern aus wirtschaftlichen Gründen outsourced werden müssten. Wenn trotz guter Bezahlung kein Personal zu finden ist, müsste man mal über den Tellerrand hinausschauen und Alternativen überlegen.

Markus1979

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« Antwort #140 am: 16.04.2023 12:55 »
Wow, erstaunliche Einstellung.
Und genau deshalb findet man auch im MD und ED niemanden mehr.
Vergeben wir also alles lieber in endlosen Vergabeverfahren an Außenstehende bei erfahrungsgemäß unterdurchschnittlicher Zufriedenheit bei deutlicher Ausgabensteigerung.

Ein Blick in die Entwicklung der Entgelttabelle zeigt wie unterschiedlich der Verlauf der einzelnen Gruppen ist. Im gd verzichte ich lieber auf einer Erhöhung um x% und wähle einen Festbetrag (auch wenn ich dadurch weniger erhalte) wenn der Unterbau dafür wieder funktioniert.

Der Hass auf den öffentlichen Dienst ist deutlich vorhanden. Besonders auf Beamte des höheren Dienstes (und Politiker im Bundestag). Gesellschaftlich kann ich es nicht erklären wieso jemand unten um 70€ eine Aufstockung erhält während oben 700€ gezahlt werden. Weh tut es unten. Leider sind es oft die einfachen Bediensteten die den Frust und die Wut abbekommen. Gewalt hat zugenommen gegen Personal.

Wenn man Mal ins Schulsystem schaut wird auch das zukünftige Problem sichtbar. Der deutlich größere Teil will studieren. Das ist einerseits schön, aber beispielsweise ein Krankenhaus funktioniert nicht nur mit Ärzten 🤷 Kita, Behörde, Pflegeheim....

Was für mich grundsätzlich eine Verbeamtung überlegenswert ist: Pflegekräfte, Hausmeister, Küchenpersonal, IT.
Auch weil die Eingruppierung nach Tarifvertrag oft schlechter ausfällt als die Bewertung nach KGST im Beamtenrecht.

Aber gut, die Grundfrage im Fred war nach Personal im mittleren Dienst. Mit der derzeitigen Bezahlung einfach nicht zu lösen 😏

Max

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« Antwort #141 am: 16.04.2023 13:21 »
Kannst du mal konkrete Beispiele nennen wofür du im ED und MD keine Bewerber hast?

Organisator

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« Antwort #142 am: 16.04.2023 13:27 »
Hausmeister sind ein gutes Beispiel. Ähnlich wie Reinigungskräfte sind sie im Vergleich zur Privatwirtschaft so gut bezahlt, dass ein Outsourcing wirtschaftlicher ist. Daher sind Stellenausschreibungen, so es sie in diesen Bereichen überhaupt nicht gibt, schnell und erfolgreich zu besetzen.
In den Entgeltgruppen ab E5 sieht es ganz ähnlich aus, auch hier ist der öD sehr konkurrenzfähig. Personalmangel trifft hier allen Branchen gleichermaßen.
Lösungen für diesen Bereich hatte ich früher in diesem Threads andiskutiert.

Nanum

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Antw:Hilfe! Ich finde kein Personal mehr - Was tun?
« Antwort #143 am: 16.04.2023 13:51 »
Okay das wir ein Problem haben ist ja nun ausführlich diskutiert.
Meiner Meinung nach darf Nichtstun (ausgenommen Krankheit) niemals so gut bezahlt werden wie ein Vollzeitjob im Mindestlohn + eine Summe x als Abstandgebot.

Auch wir haben das Problem keine Mitarbeiter mehr zu finden. Besonders im einfachen und mittleren Dienst. Hier wird auch bei uns nicht verbeamtet sodass die wenigen Interessenten auch da lieber zum Bund gehen.
Und ehrlich, ich kann es verstehen. Ein Bewerber hat es bei uns treffend formuliert. "Warum soll ich für Eg3 überhaupt aufstehen? Mit dem Bürgergeld muss ich nichmal darüber nachdenken ob ich meine Heizung runter drehen muss. Ein aufstocken heißt doppelte Arbeit. Arbeit im Unternehmen und Anträge bei den Ämtern".

Leider ist auch hier nichts zu machen wenn wir weiter an einen irrwitzigen Tarifvertrag gebunden sind.
Die Schere Eg15 und eg3 ist mittlerweile abartig weit auseinander. Unten wurde jahrelang nur ein Mindestbetrag aufgestockt während oben ein vierstelligen Betrag als Zuwachs eingegangen ist.
Die Gewerkschaften sollten die nächsten Jahre nur noch Festbeträge verhandeln in meinen Augen. Beispiel 500€ plus für alle. Unten hilft sowas viel und oben tut es nicht weh wenn das Plus Mal etwas geringer ausfällt. Aber ich vergaß, wer am Verhandlungstisch sitzt, ist ja in den oberen Gruppen 😏

Fazit, man braucht kein Häuptling ohne Indianer. Wenn wir unten nicht kräftig was tun, bricht auf lange Sicht das System zusammen.

P.s. ich würde mich dennoch freuen wenn zumindest ein verbeamten durch alle Gruppen hinweg bei uns möglich wäre.
Hallo,
dem stimme ich grundsätzlich zu. Was mir aber (erst seit knapp 5 Jahren im öD) schon mehrfach von den "Häuptlingen" mehr oder weniger offen schonungslos kommuniziert wurde war aber auch:
Man braucht die unten nur, um die Pyramide nach oben zu rechtfertigen.

Dies lies mich dann bisweilen mit einem großen Fragezeichen sprachlos zurück in mein Büro wackeln. Wohl wissend, dass ich genug zu tun habe. Während nebenan das tägliche, morgendliche Kaffeekränzchen (Dauer tgl. 1h) abgehalten wird. Von der "inoffiziellen" 1h Mittags- und Nachmittags(kaffee)pause mal ganz zu schweigen.

Liegt wohl eher am Realitätsverlust des Dienstherren. Leistung ist irrelevant. Es zählt offensichtlich nur die Angehörigkeitszeit.
Bei mir gibt es eine Person, die von 19 Jahren 18 Jahre im Krankenstand ist. Kommt immer wieder kurz um die 6 Wochen zu resetten. Getan wurde nichts. Schafft super Motivation wenn man das weiß.

Bei uns ist das Problem eher, dass Hinz- und Kunz den Aufstieg machen und dadurch dann in den Mittleren EG fehlen. So on

Markus1979

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« Antwort #144 am: 16.04.2023 14:23 »

Hallo,
dem stimme ich grundsätzlich zu. Was mir aber (erst seit knapp 5 Jahren im öD) schon mehrfach von den "Häuptlingen" mehr oder weniger offen schonungslos kommuniziert wurde war aber auch:
Man braucht die unten nur, um die Pyramide nach oben zu rechtfertigen.

Hut ab, da ist jemand ziemlich ehrlich. Den tatsächlich ist es wahres dran, auch wenn es nicht auf alle Bereiche zutrifft.

Aufstieg ist immer so eine Sache. Persönlich für die Entwicklung und Motivation hervorragend. Wenn dadurch aber eine MD Stelle dauerhaft in eine gd Stelle umwandelt wird, stimmt das Kartenhaus bald wieder nicht.

Organisator

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« Antwort #145 am: 16.04.2023 15:12 »
Organisationen haben keine Selbstzweck, sondern dienen z.B. im öd zur Umsetzung von Gesetzen. Dazu braucht es Mitarbeiter, die die konkreten Aufgaben umsetzen können, bzw. die die Umsetzung sicherstellen. Oben, unten und die Mitte braucht es auch nur dafür und nicht für irgendeine Rechtfertigung.

Auch Mitarbeiterentwicklung ändert nichts an den Aufgaben, nur die Person, die die Aufgabe übernimmt.

Insofern, Stichwort Aufgabenkritik, muss sich jeder allenfalls dafür rechtfertigen, welche Aufgeben er wahrnimmt und warum er das tut.

Wenn zwar Leute da sind, aber nicht oder zu wenig arbeiten ist dies Führungsversagen, hat aber nichts mit der Bezahlung der betroffenen Mitarbeiter zu tun.

RsQ

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« Antwort #146 am: 16.04.2023 15:52 »
@Markus1979: Ich würde das alles komplett so unterschreiben - mit einer Ausnahme:
P.s. ich würde mich dennoch freuen wenn zumindest ein verbeamten durch alle Gruppen hinweg bei uns möglich wäre.
M. E. wird jetzt schon zu viel verbeamtet. Man sollte m. E. dahin kommen, nur in unmittelbar hoheitlichen Bereichen noch zu verbeamten (Polizei, Justiz, ...) - Lehrer zählen da m. E. nicht dazu. Hier tut es auch ein gut ausgestaltetes Angestelltenverhältnis.

Wenn die Verbeamtung das einzig Attraktive einer Stelle ist, stimmt irgendwas nicht ...

RsQ

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« Antwort #147 am: 16.04.2023 15:58 »
Unser Problem verläuft auch nicht zwischen hohen und niedrigen EG sondern zwischen technischen Tätigkeiten und wenigen bestimmten Studienabschlüssen und andererseits
Verwaltung bzw. Geisteswissenschaften. Letztere stehen Schlange, egal auf welchem Level.
Als jemand, auf den das zutrifft, mal meine persönliche Meinung: Ich denke, dass hier eine Menge ungenutztes Potenzial steckt. Viele haben ja durchaus fachliche und berufliche Erfahrungen, die sich mit mehr "Mut" zum Anlernen in vielen öD-Bereichen nutzen ließen. Ich sehe oft interessante Ausschreibungen, die sich dann mit sehr engen Formalia (bspw. VFA-Ausbildung, VL, ...) unnötig einengen - und dann wird gejammert, dass man Stellen nicht besetzen kann.

Es gibt bestimmt noch mehr Leute wie mich, denen Formalia a la "Hui, ich habe studiert" nicht ganz so wichtig sind und die Bock auf eine spannende Aufgabe haben - auch wenn's eben "nur" EG8 oder EG9x ist ... Momentan passiert da jedenfalls (fast) nichts - die PW ist bei solcher Quereinsteiger-Gewinnung deutlich flexibler.
« Last Edit: 16.04.2023 16:09 von RsQ »

FearOfTheDuck

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« Antwort #148 am: 16.04.2023 21:37 »
Ist das tatsächlich so, dass das in der PW derart deutlich flexibler ist?
Wenn Spedition X einen Berufskraftfahrer sucht, dann schaut sie auch auf die nötigen Qualifikationen oder qualifiziert nach, wenn der Bewerber passt.
Wenn VW einen IT-Spezialisten sucht, werden sie auch nicht den KFZ-Mechatroniker nehmen.
Sicherlich gibt es auch genug Bereiche, in denen man ohne die passende Ausbildung arbeiten kann, aber ob es diese nun im ÖD so gar nicht gibt oder außerhalb eher, weil breiter gefächert, weiß ich nicht.

Gerade bei VFA-Stellen findet sich auch häufig der Zusatz, dass auch ähnliche Berufe sich bewerben können. Und  manchmal zeigt sich dann, dass gerade der verwaltungsrechtliche Part eben doch erst einmal drauf geschafft werden muss.

Und gerade der Verwaltungsbereich bietet auch für Quereinsteiger mit verkürzten Ausbildungen und Lehrgängen seine Möglichkeiten. 

Johann

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« Antwort #149 am: 17.04.2023 11:57 »
Wenn VW einen IT-Spezialisten sucht, werden sie auch nicht den KFZ-Mechatroniker nehmen.

Der Unterschied zwischen VW und dem öD ist aber, dass (zumindest ab E9b) VW ausreichend Bewerbungen bekommt, sodass nicht auf KFZ-Mechatroniker zurückgegriffen werden müsste, weil sich genug IT-Spezialisten beworben haben.

Wenn ich mir da hingegen die IT-Stellenausschreibungen mit meist E11 anschaue, wie sie wieder und wieder ausgeschrieben werden, glaube ich kaum, dass der öD hier noch großartig die Wahl hat. Und tatsächlich werden viele der IT-Stellen mittlerweile ausgeschrieben mit "(Fach-)Hochschulabschluss oder mehrjährige Berufserfahrung im gesuchten Feld".
Wenn also der gelernte KFZ-Mechatroniker bei seinem ehemaligen Arbeitgeber nebenher 5 Jahre lang die Datenbanken administriert hat, ist er ggf. qualifiziert genug, hier anzufangen.