Hallo zusammen und vielen Dank für die Aufnahme in diesem Forum.
Ich entschuldige mich schonmal vorab für den etwas längeren Text, aber obwohl ich schon länger in meinem Job arbeite, habe ich mich ehrlich gesagt noch nie mit den Tarifverträgen beschäftigt und mich da (eventuell fatalerweise) voll und ganz auf meine Chefs verlassen.
Um alle meine Fragen im richtigen Kontext stellen zu können muss ich leider ein wenig ausholen.
Ich arbeite seit mittlerweile 12 Jahren als Koch in einer von einem Verein geführten Kindertagesstätte mit ca 50 Kindern und 15 Erwachsenen.
Mein beruflicher Werdegang startete nach meiner Schulzeit mit einer Ausbildung im wirtschaftlichen Bereich (Steuerfachangestellter) nach deren Abschluss ich zum Zivildienst einberufen wurde und in einem Kinderhort als Koch eingesetzt war.
Da ich mich damals in den Beruf des Koches "verliebt" habe, war meine Überlegung zum Koch umzuschulen.
Zur Überbrückung der Zeit bin ich erstmal als ungelernter Koch in die Gastronomie gewechselt und habe mich in einem kleinen Betrieb zur Küchenleitung hochgearbeitet.
Da Köche auch damals schon gesucht waren und mit einer wirtschaftlichen Ausbildung im Hintergrund, hat sich schnell herausgestellt, dass Jobs auch ohne Kochausbildung ohne Probleme zu finden waren, daher habe ich mich entschlossen meine berufliche Laufbahn in der Küche ohne Kochausbildung fortzusetzen.
Nach knapp 20 Jahren in der Gastronomie hat sich 2011 die Möglichkeit ergeben, als Koch in eine Kindertagesstätte zu wechseln und diese habe ich auch wahrgenommen.
Tatsächlich habe ich mich mit meinem Arbeitsvertrag und den Tarifverträgen gar nicht weiter auseinandergesetzt, bis es im Rahmen von Corona zu einigen Unstimmigkeiten kam.
Da wurden Corona Bonusse an alle ausgezahlt, ausser der Küchenbesetzung (wurde dann nach Protest nachgeholt) und letztes Jahr kamen die Entlastungsprämien und -Tage dazu. Aber das ist ein anderes Thema, was tatsächlich auch geklärt wurde.
Ich fing also im März 2011 in der Kindertagesstätte als Koch (laut Arbeitsvetrag) an.
Eingruppiert wurde ich in Gehaltsgruppe 2, Stufe 6 (hab ich mich damals leider nicht weiter mit beschäftigt).
Meine Arbeitsaufgaben damals waren
die Erstellung des Essensplans (Mittagessen und Nachmittagsimbiss),
die Bestellung der Waren zur Erstellung der Mahlzeiten innerhalb des entsprechenden Budgets,
die selbstständige Zubereitung der Speisen,
die Anleitung der Küchenhilfe (eine sogenannte ABM Stelle),
die Reinigung der Küche im täglichen Betrieb,
die Kontrolle der Reinigung durch die Küchenhilfe,
die Einhaltung des HACCP Standards (dafür wurde ich auch extern geschult),
die Rückstellung der Speiseproben,
die Ausgabe der Speisen,
die Ausgabe der Teller an die Kinder,
die Annahme des verschmutzen Geschirs von den Kindern und
die Planung und Produktion des Nachmittagimbisses.
Mittlerweile ist über die Jahre noch dazu gekommen,
die Planung, Produktion und Dokumentation von Speisen für alle anfallenden Lebensmittelunverträglichkeiten (aktuell 5 verschiedene),
die Planung und Bestellung des Frühstücksbuffets,
die Betreuung der Küchenhilfe insgesamt (incl Personalgesprächen),
die Planung des gesamten Essensplans, sowie die schriftliche Anleitung der Aushilfsköche für meine Urlaubszeiträume,
die Kontrolle und Dokumentation der Lebensmittel nach MHD und Zutatenlisten,
die Bestellung der Getränke,
die Bestellung sämtlicher Hygieneprodukte (auch außerhalb des Küchenbereichs),
die regelmäßige Prüfung potentieller neuer Lieferanten nach Qualität und Preis,
die Bestellung der Getränke und Lebensmittel für die verschiedenen Feste,
während der Coronazeit auch die Planung und Produktion der Buffets für die verschiedenen Feste,
die Bereitstellung von Snacks für Ausflüge und
die Planung, Durchführung, Protokollierung, Anleitung und Kontrolle der Küchenhilfen bei der Grundreinigung der Küche während mindestens 4 Schließtagen im Jahr.
Ich muss gestehen, bis letztes Jahr die Problematik mit den Entlastungstagen aufkam, hab ich meinen Arbeitsvetrag nie hinterfragt.
Erst als letztes Jahr alle Erzieher, selbst die nur im Büro beschäftigten vom Staat Entlastungsgeld und vorallem -Tage erhalten haben, die uns als direkt im Tagesgeschäft involvierten Personen als einzigen nicht gewährt wurden, wurde ich etwas verstimmt.
Als für dieses Jahr die Entlastungstage auf Brückentage gelegt wurden, an denen wir uns als einzige entweder Urlaub nehmen sollten (dann wären wir bei 23 von 30 Urlsubstsgen während Schließungen gewesen) oder "halt Putzen kommen. sollten, habe ich mich angefangen einzulesen, ob das denn alles so seine Richtigkeit hat und habe mich auch erstmals mit den Entgeldgruppen/stufen befasst.
Nun (endlich) meine konkrete Fragen
Aktuell bin ich in 2(6) eingestuft. Dies ist laut einer im Netz gefundenen Definition eine ungelernte Küchenhilfe.
- Bin ich angesichts der mir übertragenen Tätigkeiten hier korrekt eingestuft?
- Welche Einstufung wäre aufgrund meiner Tätigkeitsbeschreibung korrekt?
- Auch in Hinblick auf den Ausbildungsabschluss in einem anderen Beruf und der langen Berufserfahrung als Koch?
- Sollte eine Einstufung in eine andere Entgeltgruppe/Stufe angebracht sein, ab wann wäre diese vorzunehmen? Ist der Zeitpunkt die Entscheidung des Betriebes? Der Zeitpunkt, an dem von mir auf die falsche Eingruppierung hingewiesen wurde? Ab dem Zeitpunkt, an dem mir die Aufgaben übertragen wurden?
- Sollte eine Neueinstufung an der fehlenden, bzw falschen Berufsausbildung liegen, wäre es überhaupt zulässig mir die aktuellen Aufgaben zu übertragen?
- Sollte eine Neueinstufung an der fehlenden, bzw falschen Berufsausbildung liegen, wäre es mir aufgrund meiner langjährigen Berufserfahrung jederzeit möglich bei der IHK eine Externe Prüfung abzulegen. Wäre hier dann ein neuer Arbeitsvertrag abzuschließen oder würde eine Neueinstufung dann automatisch anhand meines Tätigkeitsfeldes und der dann vorhandenen abgeschlossenen Ausbildung im richtigen Beruf vorgenommen?
Leider ist ein Dialog mit der Leitung hier sehr schwierig, da eine Lösung aufgrund aktuell schon zu hoher Personalkosten aus meiner Sicht verschleppt wird. Zumindest wurden meine Anfragen diesbezüglich bisher nicht beantwortet, bzw auf Herbst verschoben.
Normalerweise Sünde ich mir zugegebenermaßen einfach einen neue. Job suchen, es mangelt hier auch nicht Angeboten.
Allerdings schätze ich (zumindest die meiste Zeit) die Arbeit um Kollegium und bisher hat die Leitung mich auch nicht boshaft benachteiligt, sondern meistens durch eine gewisse Überforderung.
Daher würde ich gerne mit etwas fundierterem Hintwegrundwissen ei. Weiteres Personalgespräch um die Unstimmigkeiten beizulegen.
Einen neuen Job kann ich mir dann immernoch suchen.
Ich entschuldige mich nochmal für den langen Text, aber ich habe soviele verschiedene Informationen im Netz gefunden, dass ich glaube, je mehr Informationen desto besser.
Vielen Dank im voraus und Viele Grüße