Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion III (Tarifergebnis)  (Read 611436 times)

zinn123

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von Mai 2022 bis Februar 2024 0 Euro mehr brutto.  Fast 2 Jahre eine Nullrunde.

EDV Sachverständiger

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Zitat von: Grape Soda
Problematisch wird es, wenn man dann irgendwelche, sich selbst überschätzenden Pappnasen vorgesetzt bekommt, deren Arbeit man unentgeltlich mitmacht, bei denen man sich täglich fragt: "Was... zum... F**...?", deren Fehlschüsse man vor Bürgern, Kunden diplomatisch entschuldigen muss und die aufgrund ihrer Pappigkeit eine überproportionale Fluktuation verursachen, was wiederum den eigenen Workload erhöht. Ich hab vor 2 Monaten auch "fluktuiert", weil meinem bescheidenen Renommee geschadet hat, dort zu arbeiten.
Übrigens ist das kein ungewöhnliches Phänomen: viele kompetente Kollegen, die ich sehr schätze sind ganz bewusst auf einer EG11 geblieben. Leider. D.h. man bekommt das Chaos in anderen FB auch noch mit, wenn man mit denen zusammenarbeiten muss.

tl;dr: Unfähige Führungskräfte sind nicht nur ein arbeitgeberseitiges Problem. "if you pay peanuts, you get monkeys" und das zieht sich imho durch alle Bereiche im öffentlichen Dienst. Explizit besonderes "oben".
Ich sehe das Problem eher bei den vielen fachfremden "Führungs"Kräften im öD. Da hat man z. B. mal vor 25 Jahren BWL studiert und meint jetzt "EDV" zu können, da man ja daheim fehlerfrei seinen PC neu installieren kann.

Man war nie wirklich in der Materie, hatte nie in "der freien" Berührungspunkte mit "echter moderner IT", ist Gedanklich in den 90ern kleben geblieben und meint nun den großen Wurf machen zu müssen. Das der untergebene Fachinformatiker  zuvor zehn Jahre in der pW mit teils neuester Technologie und diversen Projekten zu tun hatte interessiert nicht, da dieser ja kein Studium absolviert hat und somit per Definition "die Komplexität nicht versteht". Das man selber als studierter BWL gar keine Ahnung von moderner IT hat wird nicht gesehen, da man sich ja dann selbst in Frage stellen müsste und jeden Tag aufs neue von den eigenen "tollen" Vorschlägen von sich selbst übermannt wird...

Fallen dann kritische Systeme aus, welche der Fachinformatiker schon x mal zuvor in Mails angeprangert hatte inkl. Verbesserungsvorschläge, wird sich raus gewunden, die Schuld bei anderen gesucht, denn man selbst ist ja der "tolle" BWLer, nur leider in der falschen Abteilung.


rldml

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Das ist doch ein Problem des Arbeitgebers, ich sehe nicht, warum die Beschäftigten oder Verdi das zu ihrem Problem machen sollten.

Natürlich ist das auch ein Problem für die Beschäftigten und der Verdi.

Wenn die Arbeitgeber im öD zu gut für niedrige Entgeltgruppen bezahlen müssen, werden die Kosten durch Outsourcing gesenkt (Vorhandene Stellen werden nicht besetzt, stattdessen kauft man die gleiche Dienstleistung extern günstiger ein).

Gleichzeitig finden sich für zu niedrig bezahlte Stellen in den höheren Entgeltgruppen keine qualifizierten Bewerber mehr.

Letzteres führt zu zwei Szenarien:
A: Die Stelle bleibt unbesetzt und muss extrem teuer durch externe Dienstleister eingekauft werden. Das reduziert erheblich und nachhaltig das zur Verfügung stehende Budget für weitere Gehaltserhöhungen.

B: Die Stelle wird mit einem Berufseinsteiger besetzt, die dann erst mal über Jahre hinweg mühselig aufgebaut werden müssen. Mit Fortbildungskosten und einem ergänzenden Dienstleister, der über die Zeit der aufbaubedingten Minderleistung greift diese Form der Stellenbesetzung das zur Verfügung stehende Budget in erheblichen Maße an, was das zur Verfügung stehende Budget für Gehaltserhöhungen angreift.

Findet man keine Leute mehr, die bereit sind, Führungsaufgaben zu übernehmen, hat das sogar noch gravierendere Auswirkungen, weil dann mit weniger Führungskräften mehr Sachbearbeiter gemanaged werden müssen, was den Stress und den Arbeitsdruck massiv erhöht.

Britta2

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von Mai 2022 bis Februar 2024 0 Euro mehr brutto.  Fast 2 Jahre eine Nullrunde.

Nicht doch, man zahlt auch Dir froh und alles abdeckend 3.000€ steuerfrei - und das auch noch häppchenweise, damit Du nicht alles auf einmal für Urlaub ausgibst.
Hellauhhhh, Allahhhhhhf - Applaus!

XLS

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Mir wäre eine generelle prozentuale Erhöhung für alle Entgeltgruppen gleichermassen auch lieber gewesen.
Kannst du auch begründen warum?
So pauschal fällt mir da nur Neid ein.

Die Einteilung der Beschäftigten in Entgeltstufen erfolgt im Wesentlichen nach Qualifikation und Tätigkeitsmerkmalen. Insbesondere geht es darum, anspruchsvollere Tätigkeiten (mit Blick auf Verantwortung und weitere Tätigkeitsmerkmale) angemessen differenziert zu entlohnen. Wenn dieses Prinzip durch Stauchung der Entgelttabellen (infolge überdimensionaler Mindesterhöhungen) unterlaufen wird, hat das gesamte Gefüge keinen Sinn mehr, z. B. verdient dannn die Sekretärin perspektivisch zu viel wie der Amtsleiter.

Micolash

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Die Einteilung der Beschäftigten in Entgeltstufengruppen erfolgt im Wesentlichen nach Qualifikation und Tätigkeitsmerkmalen.

Cortex21682

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Spricht da der Neid?
Also ganz ehrlich, ich kann das nicht mehr hören. Gönnt denen, die ohnehin kaum genug zum Leben verdienen doch, dass sie etwas mehr bekommen als diejenigen, denen es jetzt schon nicht ganz so wehtut, dass die Lebenshaltungskosten stark gestiegen sind. Jeder merkt das, aber wer bislang schon kein Geld hatte, hat ernsthafte Sorgen!
Mit reinen prozentualen Steigerungen wird die Kluft zwischen den oberen und unteren Entgeltgruppen nur immer größer.

Unten muss einfach mehr draufkommen als oben. Und nein, ich bin nicht in den von euch genannten Gruppen, sondern im Mittelfeld angesiedelt.


du redest mir aus der Seele. Ich kanns auch nicht mehr sehen wie die obern EG immer noch wollen das die Unteren noch weniger Verdienen oder nicht im gleichen Maße mehr bekommen als die Oberen. Es wird einem nichtmal der Dreck unterm Fingernagel gegönnt, wiederlich so eine Einstellung. Ich gönne jedem das er mehr Verdient. Und jetzt könnt ihr ruhig auf mir rumhacken. Ich finde das Ergebnis trotzdem als reine Verarsche. Denke die Abstimmung wird da auch nix mehr dran drehen, da eh Manipuliert.
Wenn die Tariferhöhung wenigstens ab Juni 23 bezahlt werden würde und die IFP on top käme...

....ich finde das Ergebnis OK. Wichtig war mir vor allem, dass für untere Entgeltgruppen keine überdimensionalen Mindesterhoehungen gezahlt werden. Der Sockel von 200 Euro für alle + 5,5 Prozent ist ein akzeptabler Kompromiss.

Was bedeutet überdimensional? Und kennst du die Tabelle bzgl. % nach EG/Stuffe? https://oeffentlicher-dienst.info/tvoed/tr/2023/ In den unteren Stufen geht es über das übliche Maß hinaus in geradezu grotesker weise.

Britta2

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Altersteilzeit auch weg? Was wird denn noch so alles gestrichen in den kommenden Tarifrunden. 39 Stunden Woche? JSZ auf 40%? :D

Und das, was NICHT angesprochen wurde:   alle anderen Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, aller 1-2 Jahre die Betriebsrente anzupassen je nach Höhe Inflation etc.  Aber nicht die VBL ...

XLS

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guckt euch eure Lohnzettel im Januar 2025 an und vergleicht die zu Mai 2022 und ihr werdet erstaunt sein wie  verdi euch übern Tisch gezogen hat. In kanpp 3 Jahren werdet ihr ein Plus von ca 7,5 Prozent haben (ohne staatliche Angleichungen die alle erhalten). Seid ihr immer noch glücklich über das Ergebnis?

....im Januar 2025 haben wir im Vergleich zu 2022 genau die 200 Euro Sockelbetrag + 5,5 Prozent mehr auf dem Gehaltszettel stehen. Und wir haben in 2023 / 2024 3.000 Euro zusätzlich erhalten. Wo liegt das Problem?

Junge

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Es geht darum, dass die Entgelte Beschäftiger mit akademisch geprägten, anspruchsvollen Aufgaben stetig abgewertet werden. Die Anhebung der JSZ auf ein einheitliches prozentuales Maß wäre ein erster wirksamer Schritt gewesen, dahingehend endlich strukturelle Änderungen einzuleiten. Das wurde von Verdi torpediert. Und das sagt eigentlich alles. Insbesondere, was sie von eigenen Mitarbeitern > E10 halten.

Jeder macht seinen Job auch der Akademiker ist da keine Ausnahme.



Die Antwort zeigt mir, dass Du das Argument und Problem nicht erfasst hast.

Ok, bin halt kein Akademiker. Du hast hier die Deutungshoheit.

Stempelroboter

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guckt euch eure Lohnzettel im Januar 2025 an und vergleicht die zu Mai 2022 und ihr werdet erstaunt sein wie  verdi euch übern Tisch gezogen hat. In kanpp 3 Jahren werdet ihr ein Plus von ca 7,5 Prozent haben (ohne staatliche Angleichungen die alle erhalten). Seid ihr immer noch glücklich über das Ergebnis?

Ja, weil wir das Konstrukt als Ganze verstehen, und nicht meinen die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben.

Bzw. nicht meinen, als einziger auf der Welt die Dinge zu verstehen und deshalb seine Erkenntnisse in Fettdruck vermitteln zu müssen. ::)

Britta2

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Kleine Pointe nebenbei:  gestern Abend kurzes Statement im TV "wir haben einen Abschluss errungen, der für die Angestellten bis 2025 eine deutliche Lohnsteigerung um 12% bedeutet".  ----- klingt doch super (für jemanden, der nicht im ÖD ist)  - wo doch verdi nur 10,5% wollte ... ;D

EDV Sachverständiger

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Zitat von: rldml

Findet man keine Leute mehr, die bereit sind, Führungsaufgaben zu übernehmen, hat das sogar noch gravierendere Auswirkungen, weil dann mit weniger Führungskräften mehr Sachbearbeiter gemanaged werden müssen, was den Stress und den Arbeitsdruck massiv erhöht.
Ich hatte in meiner beruflichen Laufbahn bisher einen (sic!) Vorgesetzten den ich auch als diesen anerkannte und wertschätze. Die anderen waren bisher immer nur Hinderer in der täglichen Arbeit. Gutbezahlte Sesselwärmer die eher nach "Bullshit Bingo" aussahen wie nach "echter Führungskraft". Ich stelle mittlerweile die Funktion eines Vorgensetzen teilweise massiv in Frage, denn ich sehe es größtenteils als "Postenschacherei" und Geldverschwendung. Könnte man gleichmäßig auf die Angestellten der Abteilung umlegen, wenn die sich so oder so selbstständig organisieren müssen...

IrgendwasmitHandwerk

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Ich finde immer noch den Fakt schwierig, dass etliche Bundesangestellte (ohne Ministerialzulage gerechnet) ab März 24 eine Bruttoerhöhung erhalten, die keine 220 netto ergeben und man sich über diese Zeit bis dort hin schon daran gewöhnt hat.

"Schuld" daran ist die verpflichtende VBL und ergibt z.B. bei E7 Stufe 3 folgendes:

Bis März 24 mit monatlicher IFP (Steuerklasse 1, keine Kinder, keine Kirche): 2241,98€
Ab März 24 bei gleichen Informationen: 2225,60€

Das ist vielleicht keine Unmenge an Geld, aber hat psychologisch schwierige Auswirkungen für mindestens ein weiteres Jahr bei unvorhersehbaren Krisen, welche eintreten können. Denn, machen wir uns nix vor, mit Zahlungstag März 25, wird noch nicht die nächste Erhöhung eintreten.

schnitzelesser

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Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass die unteren EG genauso 3000 Euro bekommen wie die oberen. Das ist eine annehmbare soziale Komponente. Auch die Eehöhung der Entgelte kann gern mit einem Mindestbetrag sozial ausgeprägt werden, solange auch oben noch ein Inflationsausgleich ankommt.