Da hier das Hauptargument der Ergebnis-Gutfinder das tatsächliche "Mehr" in der Tasche ist, habe ich mir gedacht, ich rechne das mal für mich selber aus, was es für mich konkret bedeutet. Dazu habe ich einfach die (tatsächlichen und prognostizierten) Netto-Jahresgehälter 2022 - 2025 genommen und daran die prozentuale Veränderung berechnet.
Ergebnis:
In 2023 werde ich im Vergleich zu 2022 5,95% netto mehr haben.
In 2024 werde ich im Vergleich zu 2023 4,62% netto mehr haben.
In 2025 werde ich im Vergleich zu 2024 0,93% netto weniger haben.
Mein Fazit dazu:
2023 und 2024 sieht erstmal ganz nett aus. Ich freue mich über die Mehreinnahmen.
Die Erhöhung in 2023 speist sich allerdings rein aus den IAPen i. H. v. 2560,-€. Dies hat leider keine Auswirkung auf JSZ, LOB & Rente. Da wären mir 6-7% (Brutto) Entgelterhöhung ab 01.01.2023 lieber gewesen. Ich halte es für ein Ergebnis, welches erreichbar gewesen wäre.
In der Erhöhung in 2024 wirkt sich die Entgelterhöhung nun endlich aus. Ist bei mir eine Entgelterhöhung von 9,9% Brutto. Das macht bei meiner Jahres-Netto-Betrachtung in Kombination mit den 440,- € IAP 4,62% mehr als 2023. Ernüchternd, wenn man bedenkt, dass die IAP dabei 0,93% ausmacht und somit die scheinbar so riesige Tariferhöhung in 2024 lediglich 3,69% Nettoerhöhung zum Vorjahr ausmacht. Immerhin endlich mal mit Auswirkung auf JSZ, LOB und Rente. Da wären mir (in Kombination mit der o. g. Wunscherhöhung) 5% Tariferhöhung ab 01.01.2024 lieber gewesen. Und auch das halte ich für ein Ergebnis, welches erreichbar gewesen wäre.
Vielleicht würden jetzt einige sagen: "Du bekommst doch in 2023/2024 insgesamt 10,57% netto mehr, was willst du da lieber das gleiche in brutto, das wäre doch netto weniger?"
Ganz einfach, viele haben es schon geschrieben, aber es ist die Wahrheit: Die Einmalzahlungen verpuffen! Und das macht meine Zahl für 2025 deutlich. Dadurch, dass die in 2024 gezahlte IAP in 2025 nicht mehr da sein wird, sinkt mein Netto-Jahreseinkommen erstmal um 0,93%. Es sei denn, die dann stattfindenden Tarifverhandlungen ergeben für mich im Jahr 2025 eine Netto-Entgelterhöhung in ebendieser Höhe, wenn es keine Minusrunde werden soll. An eine Erhöhung glaube ich nicht. Die Arbeitgebervertreter werden in den nächsten Verhandlungen die durchschnittlichen 11% ab März 2024 zu nutzen wissen, um uns mit weniger als nichts abzuspeisen.
Und versteht mich bitte nicht falsch. Das habe ich nicht geschrieben um hier rumzujammern. Ich freue mich über jeden Euro, den ich mehr bekomme.
Es geht mir nur darum zu verdeutlichen, das ich das Ergebnis für zu schwach halte, weil es für die Arbeitnehmerseite nicht weitsichtig genug ist. Man könnte es als Strohfeuer bezeichnen.
Darüber hinaus finde ich das Verhalten von Verdi, seinen Mitgliedern gegenüber, sehr enttäuschend.
Gemessen an ihren Forderungen von 10,5% bzw. mind. 500,-€ Tariferhöhung für 2023 und der Ablehnung von Einmalzahlungen, haben sie keines ihrer Ziele durchgesetzt. Und jetzt den eigenen Mitgliedern die genau für diese Forderung gestreikt haben und auf die Straße gegangen sind, um dafür zu demonstrieren, dieses Versagen schönzurechnen, und dafür zu werben das Ergebnis anzunehmen, ist in meinen Augen niederträchtig. Ja, ich bezeichne es als böswillig, weil es manche Mitglieder einfach nicht verstehen können.
Anstatt die Eier zu haben und zu sagen: "Es tut uns leid, mehr konnten wir für euch nicht rausholen. Jetzt liegt es an euch, zu entscheiden. Bitte lehnt die Entscheidung ab und dann machen wird ihnen mit unbefristeten Streiks die Hölle heiß, bis sie uns ein annehmbares Angebot vorlegen, das eine echte Wertschätzung beinhaltet und nicht so eine Mogelpackung!" Aber so viel Mumm hat keiner von denen, die aus einer gewissen Fallhöhe agieren...