Eine Teilung in TV Tarife sorgt meines Erachtens nach für eine Schwächung der Gewerkschaften, bzw. des Gesamten Gewerkschaftsverbundes. Eine Rückentwicklung zu einem BAT kann ich nicht beurteilen, da ich zu dieser Zeit nicht mit diesem System bekannt war. Müsste mir mal ein "Oldie"/"Boomer" erläutern ob dieses System "besser" war und in welcher Hinsicht. Falls begründet besser: Anstreben wieder alles zusammen zu legen.
Ok, dann mal ein "kurzer" Einwurf vom Boomer vom Dienst...
Der BAT war vom Grundsatz so gestrickt, das damit beamtenrechtliche Regelungen mehr oder weniger umfangreich tariflich nachgebildet werden. Entsprechend teuer war der BAT für die AG.
Die AG wollten den BAT allein aus diesem Grund gerne loswerden.
Daneben gab es damals auch noch eigene Tarifverträge für die Arbeiter (MTArb, BMT-G). Die Parallelität mehrerer Tarifverträge war dann nach Aufgabe der sozialversicherungsrechtlichen Unterscheidung zwischen Angestellten und Arbeitern aus der Zeit gefallen, neben weiteren "Unmodernitäten" in den alten Tarifverträgen, die die Gewerkschaftsseite gerne beseitigen wollte.
Es waren also ganz unterschiedliche Zielsetzungen bei den AG einerseits und den Gewerkschaften andererseits im Spiel, als BAT, MTArb und BMT-G aufgegeben wurden und ein neuer, einheitlicher Tarifvertrag entstehen sollte.
AG: Personalkosten runter
Gewerkschaften: mehr "Gedöns" (ich hoffe, hier weiß noch jemand von wem das stammt?) in den neuen Tarifvertrag.
Was die hier an anderer Stelle angesprochene vermeintlich größere Stärke der Gewerkschaften zur damaligen Zeit angeht, so ist zwar richtig das die Mitgliederzahlen damals noch höher waren als heute, aber dennoch ein Organisationsgrad wie bei der IG-Metall beispielsweise, nicht annähernd erreicht war.
Dazu kam, das die größte Gewerkschaft (Verdi) erst kurz zuvor durch Fusion der ÖTV mit weiteren Gewerkschaften entstanden war und dieser neue "Verein" noch in gewissem Umfang mit sich selbst beschäftigt war.
In den 1990ern hatte ein wochenlanger Streik der ÖTV unter Führung der damaligen Vorsitzenden Monika Wulf-Mathies zu einem letztlich seeeehr bescheidenen Ergebnis geführt (insbesondere im Hinblick auf die Gesamtumstände...geweckten Erwartungen...), was verheerend war für das Ansehen dieser Gewerkschaft bei den Beschäftigten des öD.
Kurzum: Die Durchsetzungsstärke der Gewerkschaften war auch damals schon nur mangelhaft.
Das dies so war, lässt sich am Ergebnis (TVöD/TV-L) besichtigen...
Ein Punkt, der heute vielfach übersehen wird (bzw. gar nicht mehr bekannt ist), ist der Umstand das die Tarifverträge in Kraft getreten sind, als die zugehörigen neuen Entgeltordnungen erst im "Rohbau" waren.
Die AG Seite hatte den Gewerkschaften suggeriert, das mit den neuen Entgeltordnungen einiges von den Gewerkschaften gewünschte (u.a. erleichterte vertikale Durchlässigkeit) verwirklicht werden kann.
Tatsächlich umgesetzt davon wurde am Ende fast nichts. Stattdessen musste in den folgenden 10-15 Jahren jede kleinste Hühnerk*cke mühsam nachträglich in die Entgeltordnungen hineinverhandelt werden.
Der TV-L ist 13 Monate nach dem TVöD in Kraft getreten - mit der 13 Monate alten Entgelttabelle des TVöD.
Seitdem läuft man hinterher...
Eine gegenläufige Entwicklung hin zu einem gemeinsamen Tarifvertrag für Bund, Länder und Kommunen kann nur zustanden kommen, wenn alle Seiten das wollen. Erzwingen lässt sich da von Gewerkschaftsseite nichts.
Die TdL war seinerzeit der Auffassung, das man allein besser fahren würde als im bisherigen Verbund mit dem Bund und den Kommunen. Scheint nach wie vor zu passen.