Autor Thema: [Allg] AW6 - Sorgen um Entwicklungschancen  (Read 2937 times)

Familienfreund

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[Allg] AW6 - Sorgen um Entwicklungschancen
« am: 15.07.2023 08:28 »
Hallo in die Runde,

ich bräuchte bitte Rat in Bezug auf meine Sorgen, ob mir meine dienstlichen Entwicklungsmöglichkeiten mehr oder weniger grundlos genommen werden können. Dies ist ein recht ausführlicher Text, um ein möglichst rundes Gesamtbild meiner Situation geben zu können.

Ich bin [edit] Familienvater [edit] und Anwärter für die 2.QE nVD, Mitte/Ende September wird wahrscheinlich mit Erhalt meiner Prüfungsergebnisse mein Anwärterstatus enden. Eine zugesagte Stelle habe ich bereits. Jedoch ist diese Stelle genau die eine und einzige Stelle, die ich trotz mir zuvor zugesichertem Mitsprecherecht bezüglich meiner weiteren Verwendung (und obwohl es einige andere Optionen gegeben hätte, mitgeteilt von anderen Amtsleitern, die mich gerne haben wollten) am wenigsten haben wollte, da ich besonders das Umfeld fürchte. In den letzten Tagen wurden meine Sorgen bestätigt.

Es handelt sich um eine [edit] Stelle, die bereits meine [edit] Vorgänger auf dieser Stelle ([edit] nach kürzester Zeit und bei erster Gelegenheit entweder durch Kündigung oder Umsetzung verlassen haben. Der Aufgabenbereich ist furchtbar dünn, allerdings gibt es eine Kollegin, die ihre Aufgaben auf diese Stelle abwälzt, um sich besonders im PR einzubringen. Diese Kollegin ist auch privat mit dem Amtsleiter vernetzt und hat zudem einen guten Draht zum Abteilungsleiter. Der Abteilungsleiter sieht mich grundsätzlich nicht "mit dem Hintern an", wie jüngst auf einem Betriebsausflug geschehen. [Edit] der Amtsleiter, den ich [edit] von meinen Sorgen bezüglich der Verwendung auf der besagten Stelle berichtet habe, hat jetzt bereits die mir damals erwähnten Entwicklungsmöglichkeiten wieder einkassiert (perspektivisch andere, höhere bewertete Stellen im Amt). Mit der besagten Kollegin kam es nun zu einem Zwischenfall, kurzum wurde ich böse schikaniert. Als ich meinen Unmut darüber äußerte wurde direkt der Amtsleiter hinzugerufen, der sofort Partei für die Kollegin ergriff, ohne dass ich meine Sicht auf die Situation erläutern konnte. Das ist im Grunde genau das, was meine Vorgänger dazu veranlasst hat, mit harten Mitteln die Reißleine zu ziehen.

Nur bin ich eben perspektivisch Beamter auf Probe mit der Verwantwortung für meine Familie. Ich befürchte, dass man mich willentlich meiner Entwicklungsmöglichkeiten beraubt und mich in den anstehenden Bewertungsrunden so klein hält, dass ich eventuell gar nicht auf Lebzeit verbeamtet werden kann oder auch höhere Gruppierungen nicht möglich sein werden.

Mir ist durchaus bewusst, dass ich die zu erwartende Ernennungsurkunde nicht annehmen muss. Mich würde aber interessieren, ob ich noch andere Optionen und Sicherheiten habe, um mich gegen die Willkür bzgl. der künftigen Beurteilungen wehren zu können.

Mein Grundgedanke ist: mit 39 Jahren und nach nur zwei Jahren in der öffentlichen Verwaltung komme ich eher wieder in der freien WIrtschaft unter, als nach 7 Jahren mit dann 44 Jahren und dem Status "über A6 nicht hinaus, kein Beamter auf Lebenszeit -> "tschüß".




« Last Edit: 03.08.2023 02:03 von Admin2 »

Börnie

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Zitat
Mich würde aber interessieren, ob ich noch andere Optionen und Sicherheiten habe, um mich gegen die Willkür bzgl. der künftigen Beurteilungen wehren zu können.

Auf dieser Seite ist gut zusammengefasst, welche (rechtlichen) Möglichkeiten es gibt, gegen eine dienstliche Beurteilung als Beamter vorzugehen:

https://www.michaelbertling.de/beamtenrecht/beurteilung0101.htm

Wichtig ist aber folgendes dabei:

"Das Bundesverfassungsgericht hat am 29.02.02 einen Beschluss - 2 BvR 723/99 - erlassen, der die Rechtslage insoweit gut nachvollziehbar beschreibt, als es um die Spielräume geht, welche die Gerichte bei der Überprüfung von dienstlichen Beurteilungen haben. Herausgearbeitet wird, dass die Gerichte nicht in die Bewertungen eingreifen, sondern allenfalls die formellen Abläufe und in der Beurteilung angeführte tatsächliche Behauptungen überprüfen."

"Dienstliche Beurteilungen von Beamten sind nach der ständigen Rechtsprechung der Verwaltungsgerichte nur beschränkt überprüfbar."

siehe hier: https://www.michaelbertling.de/beamtenrecht/beurteilung0251.htm

clarion

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Hallo,

könntest Du nicht in Nachbarkommunen wechseln? Muss es die PW sein?

Familienfreund

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Vielen Dank für die ersten Rückmeldungen!

@Börnie:

Danke, ja so weit war ich leider schon... Widerspruch bis zur Anfechtungsklage wäre denkbar, aber es wird eben nur die Form im Klageverfahren überprüft werden. Das besondere Problem in meiner Konstellation, mal davon abgesehen, dass grundsätzliche alle Abteilungsleiter rechtlich fit sind und schon wissen, wie sie ihren Willen durchsetzen könnten, mein Abteilungsleiter der Oberrechtsrat unseres Rechtsamts ist. Und der ist fachlich richtig gut.

Hallo,

könntest Du nicht in Nachbarkommunen wechseln? Muss es die PW sein?

Das LRA wäre für mich genauso gut gelegen, während meiner Ausbildungsphase war ich dort auch schon im Sozialamt, sprich die hätten auch schon einen ersten Eindruck von mir. Auch andere Kommunen in halbwegs pendelbarem Rahmen wären rein dienstlich gesehen kein Problem. Ich bin mir diesbezüglich aber furchtbar unsicher ob und wie das umsetzbar wäre und finde es eigentlich auch nicht angebracht, immerhin habe ich meinen Diensteid meinem aktuellen Dienstherrn gegeben und möchte dafür auch voll und ganz einstehen. Mir ist bewusst, dass diese Haltung heutzutage eher lächelnd hingenommen wird, aber in meiner Agenda steht auch die Bundeswehr... und diesbezüglich bin ich doch sehr auf "alte Schule" geprägt... u.a. sind Aufrichtigkeit und Fleiss Grundtugenden, die ich nicht aufgeben möchte. Dass das heutzutage bei der jungen Generation und leider auch in vielen Teilen der Verwaltung (was ich bisher erfahren durfte) nicht mehr von Relevanz zu sein scheint, habe ich wenig aufbauend leider auch schon mitbekommen...

Eukalyptus

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Offensichtlich hilft nur ein Wechsel deinerseits, es sei denn es wäre abzusehen dass bei Vorgesetzten zeitnah ebenfalls wechseln. Die Nachbarkommunen bzw. das Landratsamt wären sinnvoll nach Abschluss deiner Ausbildung. Ich sehe auch nichts Verwerfliches. Das Risiko einer Unzufriedenheit mit Folgen für deine Arbeitsqualität oder gar einer Dienstunfähigkeit sollte man mit in die Überlegungen einbeziehen, damit ist keinem geholfen. 

Matze1986

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Ich persönlich würde da doch klar das LRA vorziehen!

Alternativ, komm zurück zur Bw, hier herrscht ebenso Personalmangel. Und die Perspektiven sind auch gut.

ScorpAeon

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Ganz ehrlich, wenn du solche Bauchschmerzen damit hast, versuch zu wechseln. Ich kenne dieses Gefühl zu gut und musste 2 Jahre (!) als Angestellter in meiner Befristung im ganzen Haus "Klinke putzen" damit die falschen Informationen einer Kollegin die auch im PR ist nicht für Bare Münze genommen werden. Das war NUR Stress und zuhause hat es auch nicht für Stimmung gesorgt, weil meine Frau immer Angst haben musste dass ich nicht entfristet werde oder aber am Ende ohne Job dastehe. Selbst jetzt als Beamter im mD geht es zwar mit den Geschichten hinter dem Rücken weiter, aber ich bin mir meiner Rückendeckung durch Geschäftsleitung und einem Großteil der Kollegen sicher und habe nichts mehr zu befürchten.

Ich will nur sagen ich fühle was du fühlst. Bei dir ist nur das Problem dass es wohl nichts mehr hilft bei denen "ganz oben" in den guten Kurs zu kommen wenn diese schon so drauf sind wie du beschreibst.

Kleiner Tipp noch, die Justiz nimmt auch Quereinsteiger mit Kusshand, Angestellte im mD mit hoher Entgeltstufe, ggfl. wäre das auch was für dich. Ansonsten zum LRA wechseln.

Ich drücke dir beide Daumen, aber bitte tu etwas, auch für DICH, damit du ruhiger und mit mehr Freude arbeiten kannst. Solche Konstrukte wie bei dir aktuell sind Gift, auf lange Sicht ohnehin nicht gut für das Gemüt, auch wenn sie dich am Ende weiterbeschäftigen, es wird ja wahrscheinlich nicht besser solange die "Oberen" die gleichen sind und der PR nicht abdankt...

Viele Grüße

clarion

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Hallo,

Deine Arbeitsethik in allen Ehren. Loyalität und Treuer wird einem nur sehr selten gedankt. Glaube mir!

Wenn bekannte Missstände nicht behoben werden, dann werden sie auch bei Dir nicht behoben werden und Du würdest genau die gleichen Erfahrungen machen, wie Deine Leidensgenossen vor Dir.

Bewirb Dich einfach anderswo und lege Dir ein paar Sätze zurecht, wenn man Dich nach dem Warum fragt.

Die einzige Alternative, Du gehts zum Amtsleiter und sagst offen, was Deine Befürchtungen mit und teilst ihm mit, dass Du jetzt auf Stellensuche gehst. Dann er die Chance zu reagieren und kann für Dich eine andere Lösung finden. Das setzt aber voraus, dass der Amtsleiter ein halbwegs integrer Mensch ist. Wenn Du ihn nicht einschätzen kannst oder aber er mit dieser eine Person privat freundschaftlich verbunden ist, würde ich ihn nicht vorwarnen.

PolareuD

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Hallo,

Deine Arbeitsethik in allen Ehren. Loyalität und Treuer wird einem nur sehr selten gedankt. Glaube mir!

Wenn bekannte Missstände nicht behoben werden, dann werden sie auch bei Dir nicht behoben werden und Du würdest genau die gleichen Erfahrungen machen, wie Deine Leidensgenossen vor Dir.

Bewirb Dich einfach anderswo und lege Dir ein paar Sätze zurecht, wenn man Dich nach dem Warum fragt.

Die einzige Alternative, Du gehts zum Amtsleiter und sagst offen, was Deine Befürchtungen mit und teilst ihm mit, dass Du jetzt auf Stellensuche gehst. Dann er die Chance zu reagieren und kann für Dich eine andere Lösung finden. Das setzt aber voraus, dass der Amtsleiter ein halbwegs integrer Mensch ist. Wenn Du ihn nicht einschätzen kannst oder aber er mit dieser eine Person privat freundschaftlich verbunden ist, würde ich ihn nicht vorwarnen.

Solange man nicht BaL ist, würde ich persönlich zu so einem Vorgehen eher abraten. Aus meiner Sicht würde ich mich einfach ganz still auf anderen Dp‘s bei anderen Behörden bewerben und im Falle einer Zusage wechseln. Falls es dann Probleme bei der Herstellung des behördenseitigen Einvernehmens gibt, tacheles reden mit der abgebenden Behörde.
« Last Edit: 18.07.2023 16:50 von PolareuD »

Familienfreund

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Vielen Dank für das zahlreiche und doch eindeutige Feedback bzgl. dem womöglich besten Vorgehen meinerseits.

In diese Richtung (Wechsel des Dienstherrn) wollte ich grundsätzlich gar nicht gehen... werde mich dann aber wohl mal mit dem Gedanken in nächster Zeit arrangieren, um dann doch loslassen zu können, wenn der nächste zwischenmenschliche Knall im Dienst kommt.

Ein mir wohlgesonnener Amtsleiter (der mich auch gerne in sein Amt geholt hätte, aber leider keine passende Stelle zu bieten hat) meinte, dass ich mir keine Sorgen machen brauche, da ich selbst nach einer ersten weniger guten Beurteilung heutzutage noch immer problemlos anderweitig Anschluss finden werde... die Aussage beruhigt mich etwas.

Der jetzige Stand ist also: eigene Ideale abwägen, mit Dienstherrnwechsel anfreunden, Blick nach vorne aber nicht blödkommen lassen... und ggf. dann nach dienstlichen Alternativen suchen.

Sollte sich etwas Spannendes ergeben, werde ich mal eine Info an dieser Stelle hinterlassen, um möglicherweise anderen in misslicher Dienst-Lage einen Erfahrungswert an die Hand zu geben.

Alles Gute in die Runde!

teclis22

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Antw:[BY] AW6 - Familienvater - Sorgen um Entwicklungschancen
« Antwort #10 am: 18.07.2023 19:04 »
Ich bin mir diesbezüglich aber furchtbar unsicher ob und wie das umsetzbar wäre und finde es eigentlich auch nicht angebracht, immerhin habe ich meinen Diensteid meinem aktuellen Dienstherrn gegeben und möchte dafür auch voll und ganz einstehen. Mir ist bewusst, dass diese Haltung heutzutage eher lächelnd hingenommen wird, aber in meiner Agenda steht auch die Bundeswehr... und diesbezüglich bin ich doch sehr auf "alte Schule" geprägt... u.a. sind Aufrichtigkeit und Fleiss Grundtugenden, die ich nicht aufgeben möchte.

auch wenn ich persönlich den Ansatz sehr nobel finde, solltest du das - mMn - aufgeben. wAs früher wohl mal eine Tugend war, ist heute eine Schwäche, da sich niemand mehr außer dir daran hält.

clarion

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Antw:[BY] AW6 - Familienvater - Sorgen um Entwicklungschancen
« Antwort #11 am: 18.07.2023 22:59 »
Hallo, man kann sicherlich ein Jahr auf einer unattraktiven Stellen überwintern. Ohne eine klare Perspektive ist es aber verschwendete Lebenszeit.