Autor Thema: BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?  (Read 2221 times)

EvtlAnwärter

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Hallo zusammen,

ich bin ein 28 Jahre junger TVöD beschäftigter.
Ein Kollege meinte, eine BU Versicherung sei unverzichtbar.
Ich habe keine solche, habe versucht diese im Alter von 21 abzuschließen, aber dies aus gesundheitlichen Gründen von allen Versicherungsunternehmen abgelehnt wurde.

Ich denke, im öffentlichen Dienst mit der EU Rente und der Aufstockung durch die BVK ist man doch auch genug abgesichert.
Wie seht ihr das?

Danke und liebe Grüße!

Organisator

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Antw:BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?
« Antwort #1 am: 28.07.2023 09:31 »
Gerade in einem Bürojob ist eine BU-Versicherung verzichtbar, da ich mir nicht vorstellen kann, wie man in diesem Umfeld berufsunfähig sein kann, ohne auch noch gleichzeitig erwerbsunfähig zu sein.

Du kannst ja mal rechnen, ob dir eine EU-Rente aus der GKV reicht, ansonsten was ist denn die BVK?

EvtlAnwärter

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Antw:BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?
« Antwort #2 am: 28.07.2023 09:45 »
Achso es gibt ja auch noch eine EU Versicherung.
Daher gilt meine Frage auch für diese.
Danke für den Hinweis.

Die Bayerische Versorgungskammer (Zusatzversorgung)

MoinMoin

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Antw:BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?
« Antwort #3 am: 28.07.2023 10:02 »
Achso es gibt ja auch noch eine EU Versicherung.
Daher gilt meine Frage auch für diese.
Danke für den Hinweis.

Die Bayerische Versorgungskammer (Zusatzversorgung)
Nein nicht Versicherung, es ist Bestandteil deiner Rentenzahlungen.

hier ist es wichtig seine Lebenslauf (bei mir Studium) denen mitzuteilen.
Bringt für die Altersrente nichts, aber für die EU-Rente ne Menge.

Tagelöhner

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Antw:BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?
« Antwort #4 am: 28.07.2023 10:28 »
Da statistisch meines Wissens nach besonders psychische Leiden mehrheitlich zur Berufsunfähigkeit führen kann es auch durchaus bei Bürojobs Sinn machen. Außerdem ist die Versicherung mit solchen Jobs deutlich günstiger, als für einen malochenden Bauarbeiter, der ein höheres Ausfallrisiko hat.

Berufsunfähigkeit kann ja auch durch Unfall oder eine andere schwere Erkrankung eintreten, die auch einen Bürohengst treffen können und die Ausübung des Bürojobs zur Qual machen würden. BU greift außerdem je nach Vertragsgrundlage, z.B. wenn man seinen alten Job nicht mehr zu 50% ausüben kann. Das kann durchaus schneller der Fall sein, als viele denken.

Opa

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Antw:BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?
« Antwort #5 am: 28.07.2023 11:11 »
BU-Versicherungen werden von einigen Finanzgurus wie dem Tenhagen (Finanztipp) gebetsmühlenartig als unverzichtbar beschrieben.

Ich sehe das deutlich differenzierter. Es ist immer individuell zu vergleichen, wie hoch im Schadensfall die garantierte Absicherung ist und welche Absicherung man sich schaffen kann, wenn man die Beiträge einfach selber anlegt.
Ich würde eine BU nur empfehlen, wenn ohne diese Absicherung im Schadensfall die wirtschaftliche Existenz realistisch bedroht wäre.

Wichtig ist auch, einen bestehenden Vertrag regelmäßig darauf zu überprüfen, ob er noch zur Lebenssituation passt.

Wer z.B. mit 20 eine BU abgeschlossen hat und mittlerweile 55 ist, Eigenheim abbezahlt, Kinder aus dem Haus und auch sonst schuldenfrei, sollte über eine Kündigung nachdenken.
Wer mit 20 eine BU abgeschlossen hat, jetzt 35 ist, zwei kleine Kinder und eine frisch abgeschlossene Hausfinanzierung an der Backe hat, sollte prüfen, ob die  Versicherungssumme eine ausreichende Höhe hat.

Im konkreten Fall scheint ja das Risiko erheblich zu sein, da in der Vergangenheit Verträge abgelehnt wurden. Insofern könntest du einen letzten Versuch starten und dir 2-3 Angebote einholen. Falls es nicht klappt oder die Angebote zu teuer sind, solltest du mit klassischen Anlageformen vorsorgen oder deine individuellen Ansprüche soweit anpassen, dass du im Zweifel auch auf Grundsicherungsniveau ein erträgliches Leben führen kannst.

Organisator

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Antw:BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?
« Antwort #6 am: 28.07.2023 11:24 »
Da statistisch meines Wissens nach besonders psychische Leiden mehrheitlich zur Berufsunfähigkeit führen kann es auch durchaus bei Bürojobs Sinn machen. Außerdem ist die Versicherung mit solchen Jobs deutlich günstiger, als für einen malochenden Bauarbeiter, der ein höheres Ausfallrisiko hat.

Berufsunfähigkeit kann ja auch durch Unfall oder eine andere schwere Erkrankung eintreten, die auch einen Bürohengst treffen können und die Ausübung des Bürojobs zur Qual machen würden. BU greift außerdem je nach Vertragsgrundlage, z.B. wenn man seinen alten Job nicht mehr zu 50% ausüben kann. Das kann durchaus schneller der Fall sein, als viele denken.

BU bedeutet, dass man im bisherigen Job nicht weiterarbeiten kann, in anderen Jobs aber schon.
Da ein Bürojob zu ziemlich die geringesten Anforderungen an die Gesundheit und körperliche Leistungsfähigkeit stellt kann ich mir kaum einen anderen, leidensgerechten Job vorstellen.

Daher würde ich das eher auf Erwerbsunfähigkeit denken wollen und schließe mich da Opa und seinen Hinweisen an.

Grundsätzlich gilt zu bedenken, wie absicherungs- und risikoaffin man ist.

Tagelöhner

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Antw:BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?
« Antwort #7 am: 28.07.2023 11:55 »
BU bedeutet, dass man im bisherigen Job nicht weiterarbeiten kann, in anderen Jobs aber schon.
Da ein Bürojob zu ziemlich die geringesten Anforderungen an die Gesundheit und körperliche Leistungsfähigkeit stellt kann ich mir kaum einen anderen, leidensgerechten Job vorstellen.

Daher würde ich das eher auf Erwerbsunfähigkeit denken wollen und schließe mich da Opa und seinen Hinweisen an.

Grundsätzlich gilt zu bedenken, wie absicherungs- und risikoaffin man ist.

Ich glaube du bist mit deinen BU-Kenntnissen nicht ganz auf dem aktuellen Stand und das bin ich ebenfalls längst nicht mehr.

Aber: Bereits vor 10 Jahren wurde von Verträgen abgeraten, die als Vertragsklausel eine sogenannte "abstrakte Verweisbarkeit" hatten. Sprich, man kann seinen "versicherten Job" nicht mehr ausüben, aber einen anderen und die BU würde dann nicht greifen. Die ganze Versicherungsindustrie bietet solche Verträge aber meines Wissens nicht mehr an, weil sie der zunehmend aufgeklärtere Kunde irgendwann schlicht nicht mehr abgeschlossen hat. Der Markt regelt eben...

Wenn sich die persönliche Lebenssituation drastisch ändert, sind die zugesicherten Leistungen immer zu überprüfen. Wenn man aber heutzutage für ca. 800-1500€ pro Jahr eine BU-Versicherung für einen Bürohengst bekommt, die dann womöglich noch 20-40 Jahre zahlen muss wenn der Leistungsfall eintritt, halte ich das Risiko für groß genug um es abzusichern. Aber jeder wie er will, Beamte müssen sich darüber sowieso keine Gedanken machen  ;D

Organisator

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Antw:BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?
« Antwort #8 am: 28.07.2023 12:10 »
BU bedeutet, dass man im bisherigen Job nicht weiterarbeiten kann, in anderen Jobs aber schon.
Da ein Bürojob zu ziemlich die geringesten Anforderungen an die Gesundheit und körperliche Leistungsfähigkeit stellt kann ich mir kaum einen anderen, leidensgerechten Job vorstellen.

Daher würde ich das eher auf Erwerbsunfähigkeit denken wollen und schließe mich da Opa und seinen Hinweisen an.

Grundsätzlich gilt zu bedenken, wie absicherungs- und risikoaffin man ist.

Ich glaube du bist mit deinen BU-Kenntnissen nicht ganz auf dem aktuellen Stand und das bin ich ebenfalls längst nicht mehr.

Aber: Bereits vor 10 Jahren wurde von Verträgen abgeraten, die als Vertragsklausel eine sogenannte "abstrakte Verweisbarkeit" hatten. Sprich, man kann seinen "versicherten Job" nicht mehr ausüben, aber einen anderen und die BU würde dann nicht greifen. Die ganze Versicherungsindustrie bietet solche Verträge aber meines Wissens nicht mehr an, weil sie der zunehmend aufgeklärtere Kunde irgendwann schlicht nicht mehr abgeschlossen hat. Der Markt regelt eben...

Wenn sich die persönliche Lebenssituation drastisch ändert, sind die zugesicherten Leistungen immer zu überprüfen. Wenn man aber heutzutage für ca. 800-1500€ pro Jahr eine BU-Versicherung für einen Bürohengst bekommt, die dann womöglich noch 20-40 Jahre zahlen muss wenn der Leistungsfall eintritt, halte ich das Risiko für groß genug um es abzusichern. Aber jeder wie er will, Beamte müssen sich darüber sowieso keine Gedanken machen  ;D

So wie von dir beschrieben, wäre meine Denke mit einer abstrakten Verweisungsmöglichkeit tatsächlich veraltet. Muss man wohl im Detail die Leistungsbeschreibung der Versicherung prüfen. Und natürlich die persönlichen Vorlieben und Lebensumstände.

Aus meiner Sicht besteht das Risiko aber auch für Beamte. Mit einer Mindestpension von 1.500 € netto wird man auch nicht für viel mehr als sich selbst sorgen können.

Opa

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Antw:BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?
« Antwort #9 am: 28.07.2023 13:28 »
Verzicht auf abstrakte Verweisung ist mittlerweile Standard. Vgl. die ersten 10 Treffer hier: https://www.check24.de/berufsunfaehigkeitsversicherung/kosten/

Es gibt allerdings noch die konkrete Verweisung, was in Zeiten des Fachkräftemangels zukünftig an Bedeutung gewinnen wird.

Das ist aber nur einer von ganz wenigen relevanten Faktoren, die bei der Vertragsprüfung vor Abschluss eine Rolle spielen sollten. Im Kleingedruckten verbergen sich von zu den vorvertraglichen Anzeigepflichten bis zu Leistungsausschlussgründen 50 Seiten voller Fallstricke, die studiert und bewertet werden wollen.

Zweithäufigster Ablehnungsgrund mit 34% Anteil ist derzeit übrigens (nach fehlender Mitwirkung durch den Versicherungsnehmer mit 37%) die Streitigkeit darüber, ob ein BU-Grad von 50 erreicht ist oder nicht. Daraus wird deutlich, dass im Leistungsfall mit Bürokratie, Gutachtenschlachten und Rechtsstreitigkeiten zu rechnen ist.
Gerade bei psychischen Erkrankungen, die ja im Bürobereich der Hauptversicherungsfall sind, stellt das eine enorme Belastung dar.

Tipp: Im Vorfeld mal ein paar Gerichtsurteile aus den letzten 5-10 Jahren googlen und sich selber einen Eindruck verschaffen, durch welche Maßnahmen die Versicherungen ihre Kunden im Schadensfall enttäuschen.

EvtlAnwärter

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Antw:BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?
« Antwort #10 am: 28.07.2023 13:42 »
Für 1.500 Euro kriegt man bei uns in München nicht mal die Miete bezahlt...

ElBarto

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Antw:BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?
« Antwort #11 am: 31.07.2023 08:13 »
Eine Absicherung ist auf jeden Fall sinnvoll, außer man ist ohnehin nicht auf das Arbeitseinkommen angewiesen.

Bei der Vertragswahl gilt Augen auf, sind Versicherungen doch von Haus aus Institutionen des Bösen und nur auf Einnahmen statt Leistungserbringung erpicht.

Keine Ahnung ob es das noch so gibt, aber bei der BU gibt es Verträge die bei Eintritt des Leistungsfalles eine Umschulung auf einen anderen Beruf vorsehen oder nicht. Letztere sind natürlich besser.

Die Beiträge müssen auch nicht verloren sein, es gibt auch Verträge die Später Betrag X auszahlen oder als Zusatzrente ausgezahlt werden.

Auch im fortgeschrittenen Alter würde ich nicht auf die Versicherung verzichten wenn ich mir die Beiträge gut leisten kann, denn mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko für einen Leistungsfall.

MoinMoin

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Antw:BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?
« Antwort #12 am: 31.07.2023 08:38 »
Ich bin da immer wieder zwiegespalten, nach dem ich sehe wieviel ich an ERente bekäme, denn gerade im öD als Landesangestellter müsste durchaus einiges passieren, dass mich mein AG nicht mehr einsetzen könnte und er mich rausschmeißt.
Da ist als Informatiker der Grad zwischen BU und Erwerbsunfähig doch arg dünn.
Daher habe ich mich seinerzeit dagegen entschieden und anstelle 3stelligen Beiträge zu zahlen andere Absicherungen damit forciert. Dieses Risiko ist aufgegangen, meine private organsierter BU würde seit nicht ganz einer Dekade reichen, aber das muss jeder für sich kalkulieren.

Herbert Meyer

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Antw:BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?
« Antwort #13 am: 31.07.2023 10:23 »
Also ich habe mich als Büroarbeiter zu Beginn meines Berufslebens gegen eine BU entschieden. Ehrlich gesagt schätze ich dieses Produkt auch als ziemlichen Bauernfang ein, nicht umsonst stecken z. B. die Sparkassen ein riesen Marketing-Budget in die Bewerbung als angeblich "unverzichtbare Versicherung". Der erste Knackpunkt ist halt, dass die BU-Rente in der Regel auf Bürgergeld-Leistungen angerechnet wird. Das heißt, der durchschnittliche BU-Inhaber entlastet mit seiner Police lediglich die Sozialkassen, hat im Ernstfall aber keinerlei Mehrwert davon. Möchte man eine Summe absichern, die spürbar oberhalb des Bürgergeld-Niveaus liegt, ist man bei guten Policen bereits bei einem dreistelligen Betrag, "Vorerkrankungen" werden zusätzlich vergoldet. Das ist alles Geld, das einem - vor allem in jungen Jahren, wo die Gefahr für Berufsunfähigkeit ohnehin gering ist - für einen allgemeinen Kapitalaufbau fehlt. Statt zum Sparkassen-Vertreter, habe ich mein Geld lieber zur Börse gebracht. Anfangs die üblichen, sicheren ETFs, später dann auch bisschen mutiger. So ab Mitte 45 bis 50 könnte ich im Ernstfall ohne Entnahme nur von den Dividenden leben. Dieser Zeitpunkt würde mit einer BU an der Backe deutlich weiter in der Zukunft liegen. Ich möchte mich nicht irgendwann über meine Gesundheit ärgern, denn die beste BU ist diejenige, die dich hunderttausende Euro kostet (Opportunitätskosten bedenken) und niemals zum Einsatz kommt. Also, für schlechte Zeiten vorsorgen: Ja. Aber bitte nicht mit einer BU.

Tagelöhner

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Antw:BU Versicherung im öffentlichen Dienst sinnvoll?
« Antwort #14 am: 31.07.2023 10:40 »
Wenn es einem nichts aus macht, sich beim Lebensunterhalt auf den ausufernden Sozialstaat zu verlassen, der absehbar auf ein Finanzierungsproblem stoßen wird und auch mal eine Dürreperiode an der Börse aushalten kann, die jetzt 15 Jahre dank Notenbankpolitik ausgeblieben ist,..gerne jeder wie er mag.