Autor Thema: [BW] Pauschale Beihilfe (GKV) oder Individuelle Beihilfe (PKV)  (Read 7415 times)

thomasha

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Hallo Zusammen,

ich bin Thomas, bin 39 Jahre alt und arbeite schon seit langem im öffentlichen Dienst. Ich habe von meiner Diensstelle die Möglichkeit zu einer Verbeamtung angeboten bekommen und habe diese angenommen.

Ein wenig bereure ich die Entscheidung aber inzwischen, weil ich eigentlich nicht in die PKV gehen möchte.

Zum Glück gibt es inzwischen aber die Möglichkeit das man auch als Beamter eine Beihilfe in der GKV bekommt. Allerdings mache ich mir auch große Sorgen was wäre, wenn die nächste Landesregierung die pauschale Beihilfe für die GKV wieder abschafft oder wenn an den Verfassungsrechtlichenbedenken, die die PKV gerne anführt, was dran ist und man dann ohne Beihilfe da steht.

Wie sieht ihr das? Sind das unberechtigte Bedenken oder kann das passieren?

Gibt es Beamte unter euch, die den Schritt in die GKV gemacht haben und zufrieden sind?

Danke für euere Meinung dazu.

Viele Grüße
Thomas

clarion

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Selbst wenn die pauschale  Beihilfe  verfassungswidrig sein sollte, was ich nicht glaube, wird man dem Fürsorgegedanken folgend, die Beamten in der pauschale Beihilfe belassen, und nur Neuverträge untersagen. Die PKVen werden nämlich auch die mit pauschale Beihilfe Versicherten nicht haben wollen.

Ich selbst bin trotz Öffnungsaktion in die PKV gegangen. Die pauschale Beihilfe gibt es aber bei meinem Dienstherrn bis heute nicht.

BeamtinBW

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Hallo Thomas,
ich wäre damals auch lieber in der GKV geblieben aber es war deutlich teurer als der PKV-Beitrag, trotz Risikozuschlag in der PKV. Damals gab es die Option mit der pauschalen Beihilfe allerdings noch nicht. Ich bin mit ziemlich hohen Risikozuschlägen gestartet, konnte später durch ärztliche Diagnosen aber nachweisen, dass sich zumindest eines der Risiken nachträglich erledigt hatte und bin einen Teil des Risikozuschlags wieder losgeworden.
Hol dir doch ein Angebot von einer PKV und vergleiche dann, was es dich jeweils konkret kostet.

Family

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Hallo,
Wir sind in der gesetzlichen geblieben und bereuen es nicht. Jetzt durch die pauschale Beihilfe ist es für uns natürlich super, da wir einen Teil wieder bekommen. Mein Mann ist verbeamtet, wir haben 3 Kinder, 2 sind davon behindert. Ich habe damals vor 15 Jahren sehr viel recherchiert. Die Leistungen unserer Behinderten Kinder waren deutlich weniger. Bei Hilfsmittel soll die gesetzliche auch besser sein, oder bei Kuren. Bis jetzt haben wir es nicht bereut und so entschieden zu haben. Haben bis jetzt alles bei der KK bezahlt bekommen. Viel Erfolg bei der Entscheidung lg Steffi

Saxum

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Ja hier ist noch ergänzend dazu zu sagen, dass vor 15 Jahren die Tarifbedingungen komplett andere waren als die heutigen, da gab es beispielsweise nur geschlossene aufgelistete Hilfsmittelkataloge, gemischte Anstalten nur nach Genehmigung, Meldepflicht bei KH Aufenthalt, keine In-, Onlays oder Implantate, keine Anschlussheilbehandlung, keine Kuren/Rehas etc. und die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen waren auch ganz andere als heute.

Die neueren Tarife sind derzeit hier definitiv besser in diesen Beispiel-Punkten besser aufgestellt. Das soll jetzt nicht gegen die GKV gerichtet sein, es ist aber ein Unterschied ob man Tarife von vor 15 Jahren oder von jetzt vergleicht.

Es gibt auch nichts zu bereuen wenn man in der GKV verbleibt oder sich doch für die PKV entscheidet. Die medizinische Qualität bleibt die gleiche. Die Unterschiede sind halt das eine ist nach SGB V, Leistungskatalogen, Budgets/Fallpauschalen und den Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses das andere ist nach Tarifbedingungen i.V.m. AVB und spielt im Raum des VVG.

Vereinfacht gesagt geht es um gesetzliche Leistungen versus vertragliche Leistungen, bei den GKV "kämpft" man vorher um die Bewilligung bei dem anderen "kämpft" man hinterher (zumindest wenn man sich Behandlungen nicht vorher bewilligen lässt). Bei beidem erhält man nur die Leistungen wie Sie verfasst sind, bei der GKV variabel je nach Ausgestaltung der Gesetzte und dem Gemeinsamen Bundesausschuss (unterschiedliche Leistungsverschlechterungen oder Leistungsverbesserungen die theoretisch jährlich/jederzeit aufkommen könnten) und bei der PKV wie sie vertraglich (garantiert) vereinbart worden sind. Das schließt auch schlechtere Leistungen ein die unter aktuellem GKV Niveau sein können oder eben plötzlich auch darüber liegen kann wenn die GKV ihre verschlechtert.

Es ist großartig, dass bei deinen Kindern alles gut geklappt hat. Alles gute Ihnen von Herzen.

Es gibt aber auch andere Fälle wo die Krankenkassen es partout ablehnen oder man ellenlange Begründungen, Gutachten, etc. hinterhertragen muss oder in Eigenleistung geht weil es die Festbeträge übersteigt. Das gleiche gibt es auch bei der PKV bei manchen erstatten die problemlos alles bei anderen muss man Begründen und Hinweisen oder Kürzungen hinnehmen weil es über den Vertrag hinausgeht. Daher nicht pauschalisierbar.

Jedoch ist das zusammen mit der Beilhilfe nochmals etwas anderes, hier ist im Grundtarif bei den vernünftigen Versicherern so gestaltet, dass dieser zumindest weitgehend der Beihilfe nach heutigem Stand übereinander stimmt damit man zusammen auf 100% Versicherungsschutz im Sinne der Beihilferegelungen kommt.

Für die PKV in den älteren Tarifen: Wenn die Möglichkeit besteht und der eigene Gesundheitszustand zulässt, kann man ja § 204 VVG in Erwägung ziehen und Angebote einholen. Die neuerlichen Gesundheitsfragen beziehen sich dabei dann nicht auf den ganzen Tarif an sich, sondern nur auf die "Mehrleistungen" die im Vergleich zum bisherigen Tarif dann beanspruchen könnte. Dann fallen für die Mehrleistungen ein Risikozuschlag ein oder man kann diese teilweise oder ganz ausschließen lassen. Jedoch können, auch trotz Ausschlusses, einige Leistungen besser sein etwa beispielsweise vielleicht ein offener Hilfsmittelkatalog oder Anschlussheilbehandlungen. Einfach mal vergleichen.

Bei einem Wechsel von einem Bisex in den Unisex Tarif fiele jedoch die Option des Standardtarifes weg, dieser würde aber meines Erachtens nach bei Beihilfeberechtigten eher eine untergeordnete Rolle spielen.
« Last Edit: 05.09.2023 09:17 von Saxum »

thomasha

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Hey,

ich bin euch echt dankbar, dass ihr eure Erfahrungen und Wissen zu dem Thema teilt!

Bei mir ist es so, dass die PKV zwar günstiger wäre, aber die GKV finde ich sozialer und Ärger glaube ich hat man eher mit der PKV statt mit der GKV. Auf der anderen Seite kann die PKV sicher auch eine gute Wahl sein, wenn alles gut läuft.

Vielleicht hat ja jemand noch ergänzende Tipps oder Erfahrungen mit der einen oder anderen Wahl gemacht, dann würde ich mich freuen davon zu hören.

Vielen Dank euch!

PS: @Steffi, ich danke dir für deine Erfahrungen und es freut mich zu hören, das ihr mit eurer Wahl zufrieden seid und für euch auch im Nachhinein die beste Wahl getroffen habt.


clarion

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Ich war die längste Zeit meines Lebens in der GKV und bin seit ein paar Jahren in der PKV. Ich habe eine seit Geburt bestehende  Behinderung,  welche auch  der Grund war, dass ich die Öffnungsaktion in Anspruch nehmen musste.

Beim ersten Mal, als ich etwas einreichte, hat die PKV die Hilfsmittel, die ich für die Behinderung brauchte, abgelehnt, trotz Risikozuschlag.  Die mussten aber schnell lernen,  dass ich mich nicht  für dumm verkaufen lasse. Seitdem klappt aber alles so wie ich es mir vorgestellt habe. Die Beihilfe ist ähnlich doof/ großzügig wie die GKV, mit denen ich mich hin und wieder auseinandersetzen musste.

Seitdem man Leistungsanträge per App bei Beihilfe und PKV einreichen kann, hält sich der Verwaltungsaufwand auch in Grenzen. Wenn ich eine Rechnung  bezahle, fotografiere ich sie sofort mit  den beiden Apps und reiche ein, wenn sich genug zusammen habe.

Saxum

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Fairerweise muss man aber auch sagen, bei der GKV hangelt es auch wenn man was beantragt gerne immer gleich Ablehnungen, die man dann entsprechend Begründen muss. Manchmal ist das schnell mit einem Widerspruch erledigt, manchmal muss man richtig durchkämpfen.

Da hilft nur standhaft sein und zumindest eine PKV zu nehmen, die zumindest einen vernünftigen Tarif hat. Freue mich dass es für dich ganz gut geklappt hat danach.

Layra

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Hallo,

ich habe mich für den Verbleib in der GKV entschieden mit pauschaler Beihilfe.
Ich denke deine Bedenken bzgl. der Verfassungswidrigkeit sind unbegründet, da immer mehr Bundesländer sich anschließen und die pauschale Beihilfe anbieten. Und wie Clarion schon sagt, würde dann sicherlich die Fürsorgepflicht Beachtung finden. Aber das ist natürlich nur meine Einschätzung. Ich bekomme auch mit, dass zunehmend angehende Lehrkräfte die pauschale Beihilfe beantragen. Es sind immer noch viele, die sich für die private Krankenversicherung entscheiden, aber eben auch junge Lehrkräfte, die sich dagegen entscheiden, egal, ob gesund oder mit Vorerkrankungen. Bei einigen ist die Begründung der Sicherheitsaspekt, den die GKV bietet, dann der Solidargedanke oder eben auch Vorerkrankungen, die den Alltag evtl. ohnehin schon erschweren und eben keine zusätzliche Belastung mit Abrechnung und dann evtl. Diskussionen usw. anstehen. Und dann auch die steigenden Kosten im Alter, von denen auch einige Beamte im Pensionsalter berichten.
Aus meiner Seminargruppe vom Referendariat sind wir von 15 Lehrkräften schon 4, die sich für die pauschale Beihilfe entschieden haben (von denen ich weiß). Von Kollegen aus Berlin habe ich auch gehört, dass sich Lehrkräfte sowohl für den einen als auch für den anderen Weg entscheiden.

Meine Gründe waren vielfältig. Einerseits ist mir die Sicherheit auch wichtig, dass Rechnungen einfach bezahlt werden bzw. ich nicht im Nachhinein evtl. Stress habe und mich kümmern muss. Wenn viele Arzttermine oder Behandlungen anfallen, wäre das sicherlich ein zusätzlicher Stressfaktor. Und ich möchte dann zusätzlich zu einer Erkrankung nicht noch Sorge um Bezahlung und Rechnungen haben müssen. Dann die Unsicherheit wie das dann mit einer Versicherung des Kindes wäre, wenn es zur Geburt auch krank sein sollte und dann kein Beihilfeergänzungstarif möglich ist, vielleicht angewiesen ist auf Kuren ohne vorherigem stationären Auffenthalt usw. Was in der PKV erhebliche Kosten verursachen könnte. Und ein großer Punkt waren für mich die Höchstsätze der Beihilfe bei Heilmitteln. Wenn man jung ist, kann man das sicherlich alles regeln und sich Praxen suchen, die zu diesen Preisen abrechnen bzw. "verhandeln". Aber im Alter wäre das vielleicht wieder etwas anderes, wenn man nicht mehr mobil ist. Wobei das natürlich auch sehr weit vorausgedacht ist. Aber im Ruhestand wird die Beihilfelücke eben auch "größer" durch die prozentuale Erhöhung der Beihilfe. Dann eben mit 30% Risikozuschlag ist die Option auf Teilzeit eher weniger attraktiv. Und wie sich der Gesundheitszustand bzw. die Familienkonstellation bei jedem ändern wird, weiß man eben im jungen Alter noch nicht.
Und dann muss ich dazu sagen, dass ich bisher von noch keinem gehört habe, dass er es bereut in der GKV zu sein. Aber von vielen in der PKV, dass sie sich nicht nochmal dafür entscheiden würden - und das aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Natürlich hat die Absicherung mit PKV und Beihilfe seine Vorteile, vor allem, wenn man die Möglichkeit hat Zusatzbausteine absichern zu können wie wahlärztliche Leistungen usw. Diese Möglichkeit ist Personen, die über die Öffnung kommen, leider verwehrt, wenn das Bundesland das nicht anbietet. Was ich davon halte, brauche ich, denke ich, hier nicht ausführen (Stichwort: Diskriminierung z.B. aufgrund von angeborenen Erkrankungen). Aber das bin ich schon gewohnt im Rahmen der Versuche irgendwelche Versicherungen egal welcher Art abzuschließen.
Ich habe auch wirklich lange Zeit mit dieser Entscheidung gehadert und mir umfangreiches Wissen angeeignet und viele Erfahrungen hören können. Letzten Endes war es bei mir nicht nur eine Entscheidung aufgrund der oben genannten Aspekte, die ich noch weiter ausführen könnte, sondern auch eine Bauchentscheidung. Ich kenne aber die andere Perspektive auch aus eignenen Erfahrungen nicht privat versichert zu sein mit Beihilfe. Der Gedanke, dass mich das dann evtl. überfordern könnte oder unglücklich mit der Versicherung zu sein, die man dann nie mehr wechseln kann, hat mich auch gestresst.

Ich hoffe, ich konnte dir mit meinem Text ein wenig weiterhelfen.


Layra

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Als Ergänzung dazu hoffe ich, dass sich die Bedingungen für Beamte in der GKV vielleicht wieder "verbessern" werden und nicht alle Einkommensarten verbeitragt werden. Denn das sehe ich als großen Kritikpunkt, den man bedenken sollte.

Kingrakadabra

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Welche Einkommen sollten denn beitragsfrei sein?

Sleyana

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Welche Einkommen sollten denn beitragsfrei sein?

Alle außer deine Besoldung.

Als Ergänzung dazu hoffe ich, dass sich die Bedingungen für Beamte in der GKV vielleicht wieder "verbessern" werden und nicht alle Einkommensarten verbeitragt werden. Denn das sehe ich als großen Kritikpunkt, den man bedenken sollte.

Aus dem Grund gehe ich trotz Öffnungsaktion in die PKV. Als Freiwilliges Mitglied ist man gesetzliches Mitglied dritter Klasse. Man zahlt nicht nur den vollen Beitrag, sondern auch auf alles bis zur Beitragsbemessungsgrenze. Man muss jährlich nachweisen wie hoch das Einkommen war, da ansonsten automatisch der Höchstsatz angerechnet wird. Selbst mit Zusatzversicherung steht man schlechter da als die Angestellten, da diese Geld anlegen können, ohne das dies zum Verhängnis wird. Als Freiwilliges Mitglied wird man defacto gestraft dafür das man vorsorgt.

Ozymandias

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Evtl. lohnt es sich 60 Monate freiwillig in die GRV einzuzahlen um später in der KVdR zu landen. Besonders Frauen schaffen selten den Höchstsatz in der Pension. Wobei man das auch noch kurz vor Pensionsbeginn machen kann und sich die dann geltende Rechtslage anschauen kann.

https://www.berater24.tv/magazine/berufsstaendisches-versorgungswerk
https://www.vzhh.de/themen/gesundheit-patientenschutz/krankenversicherung/ruhestaendler-koennen-bei-krankenversicherung-sparen

Abgesehen davon, dass die medizinische Versorgung durch die GKV immer schlechter wird, gibt es auch immer wieder Überlegungen die Beitragsbemessungsgrenze abzuschaffen oder enorm zu erhöhen.

Auch die Anrechnung der anderen Einkunftsarten wie Mieten und Dividenden wird immer wieder für Pflichtversicherte ins Spiel gebracht. Die Sozialkassen sind komplett geplündert. Ich denke in spätestens 10-15 Jahren werden alle Einkünfte für die Krankenkasse herangezogen und nicht nur Erwerbseinkommen oder Renten/Versorgungsbezüge. Dann sind alle in der GKV Dritte Klasse und nicht nur wie bisher die freiwillig Versicherten.

Saxum

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Beamt*innen kommen nicht in die KVdR, aus dem Ausschlussgrund "Versicherungsfreiheit".

Sleyana

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Beamt*innen kommen nicht in die KVdR, aus dem Ausschlussgrund "Versicherungsfreiheit".

Nicht ganz richtig. Wenn Beamter Rente zzgl. seiner Pension bekommt, dann schon.