Autor Thema: [BW] Pauschale Beihilfe (GKV) oder Individuelle Beihilfe (PKV)  (Read 7401 times)

BTH

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Laut Stiftung Warentest sollte man damit rechnen, dass sich die PKV-Beiträge nach Abschluss bis zum Renteneintritt mindestens verdreifachen (https://www.test.de/Private-Krankenversicherung-Alles-was-Sie-wissen-muessen-5353750-0/). Wenn man später loslegt, vielleicht nicht ganz, aber trotzdem sollte man grob mit 800-1.000 Euro oder mehr monatlichen Beiträgen zur Pension ausgehen, wenn man mit 350 Euro loslegt. 400-600 Euro monatlich mehr als im sehr großzügig gerechneten GKV-Szenario.
PS: Ich hatte vergessen, den Wechsel von 50 auf 30% zur Pension einzuberechnen, vermutlich liegt man da also eher bei 500-600€. Aber die Beiträge steigen wie gesagt weiter, in der GKV nicht. Es geht mir aber auch nicht darum, jemandem seine PKV madig zu treffen, sondern darum, zu zeigen, dass in bestimmten Szenarien auch bei hohem Sold die pauschale Beihilfe rein finanziell betrachtet attraktiv sein kann.

clarion

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Du hast nicht nur die Steigerung des Beihilfeanspruchs bei der Pensionierung nicht einkalkuliert sondern du hast die Beihilfeberechtigung insgesamt nicht beachtet! Die Aussage von Stiftung  Warentest bezieht sich auf private Krankenvollversicherungen! Der Artikel beschreibt auch die besondere Situation der Beamten! Deine Zahlung sind durch nichts belegt!

Ohne die pauschale  Beihilfe lohnt sich rein monetär betrachtet die GKV nie. Mit pauschale Beihilfe kann es sich lohnen, v.a. für den einfachen und mittleren Dienst, und wenn man viele Jahre Teilzeit arbeitet, jedoch weniger für die höheren Dienste und Leute, die wenig Teilzeit arbeiten.

Es ist ein Irrtum zu glauben, in der GKV würden die Beiträge nicht steigen!  Bei jeder Lohnerhöhung zahlt man mehr für die GKV. Die vielen Babyboomer werden demnächst noch richtig teuer, wie soll ein Solidargemeinschaft GKV ohne Beitragserhöhung auskommen?

Sleyana

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Beihilfetarife steigen ca. nur mit der Hälfte der Volltarife. Die Leute die am Ende rumjammern, dass Sie ihre Beiträge nicht mehr zahlen können sind sehr oft Selbsständige ohne Rücklagen und mit nem schrecklichen Tarif, die sofort bei Schieflage in Rückstand geraten. Rentenphase noch düsterer.

Ich habe mich jetzt bewusst für Öffnungsaktion entscheiden, da ich das Konzept der freiwilligen GKV nicht gut finde und der Preis ungefähr gleich ist. Außerdem, was ich im Nachhinein zugebe, ist der Zustand KVdR doch noch unsicher. Einige Quellen sagen ja und die anderen nein. Sogar die AOK BW sagt ja, aber dann sagt die Rentenversicherung nein. Tja...

Pendler1

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Ich bin zwar Bundesbeamter a.D., kann aber auch meine PKV Erfahrungen mitteilen.

Also ich bin seit Jahrzehnten PKV versichert (Verheiratet, keine Kinder) und möchte um nichts in der Welt in die GKV.

Dazu kommt noch, dass 3 meiner Ärzte (anerkannte Top-Spezialisten) ihre Kassenzulassung zurückgegeben haben und nur noch als Privat-/Selbstzahlerpraxis arbeiten.

Sehr gemerkt habe ich das bei meiner Herzgeschichte. Im Ärztehaus ein Stockwerk GKV-Praxis, das nächste Stockwerk Privatpraxis.

In der GKV Praxis Andrang und Schlange ohne Ende, Termine erst in Monaten. In der Privatpraxis ... 😁

Meine persönliche Erfahrung. Hat natürlich keine Allgemeingültigkeit.




Karsten

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Her mal ein paar Fakten:

Zum 1. Januar 2023 ist Baden-Württemberg dem Hamburger Modell gefolgt.

Zwischenstand BaWü:
Laut Finanzministerium haben bisher 2.115 Beamtinnen und Beamte die pauschale Beihilfe seit deren Einführung gewählt. 2098 von diesen seien zuvor freiwillig in der GKV gewesen, 17 seien von der privaten Krankenversicherung in die GKV gewechselt. 1696 von 2.115  derjenigen, die nun eine pauschale Beihilfe beziehen, sind laut einem Sprecher von Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) noch im aktiven Dienst.

Zukünftige Entwicklung:

Der stellvertretende DGB-Vorsitzende Maren Diebel-Ebers verweist auf die Erfahrungen Hamburgs. Bis zur Hälfte der neu eingestellten Beamtinnen und Beamten aus den unteren Besoldungsgruppen entschieden sich dort inzwischen für die pauschale Beihilfe. „Insofern erwarten wir, dass die pauschale Beihilfe auch in Baden-Württemberg noch deutlich an Zuspruch gewinnen wird.“ Diese bringe schließlich eine nennenswerte finanzielle Entlastung besonders für jene, die freiwillig in der GKV sind, die bei der Verbeamtung schon älter sind, die mehrere Kinder haben, oder schwerbehindert sind.

Sleyana

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Der stellvertretende DGB-Vorsitzende Maren Diebel-Ebers verweist auf die Erfahrungen Hamburgs. Bis zur Hälfte der neu eingestellten Beamtinnen und Beamten aus den unteren Besoldungsgruppen entschieden sich dort inzwischen für die pauschale Beihilfe.

Ich konnte hierzu keine Quelle finden.

Bei meinem Amt hat nur eine Anwärterin mit dem Gedanken gespielt in die GKV zu gehen wegen einer Glutenallergie. 1 von 8.

BTH

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Der stellvertretende DGB-Vorsitzende Maren Diebel-Ebers verweist auf die Erfahrungen Hamburgs. Bis zur Hälfte der neu eingestellten Beamtinnen und Beamten aus den unteren Besoldungsgruppen entschieden sich dort inzwischen für die pauschale Beihilfe.

Ich konnte hierzu keine Quelle finden.

Bei meinem Amt hat nur eine Anwärterin mit dem Gedanken gespielt in die GKV zu gehen wegen einer Glutenallergie. 1 von 8.

Es gab in Hamburg 2021 eine kleine Anfrage: https://storage.polit-x.de/media/Hamburg/pdf/2021-04/0392cda9aedc3c0b33f1f7c2ab4a20c1.pdf

Hier ist es nicht nach Besoldungsgruppen aufgeschlüsselt, aber auf S. 2 unten sieht man, dass in den meisten Bereichen ca. 20-25% der Beamten sich 2020 für die pauschale Beihilfe entschieden, übrigens auch im Bereich Bildung, sprich LehrerInnen, sprich höhere Besoldungsgruppen.

Interessant finde ich übrigens im von Karsten zitierten Bericht (https://www.schwaebische.de/regional/baden-wuerttemberg/baden-wuerttemberg-private-krankenversicherung-bleibt-fuer-beamte-standard-1929817) die Zitate von BBW-Chef Rosenberger, der stramm an der Seite der PKV steht. Seine Kollegen aus den anderen Bundesländern äußern sich regelmäßig ähnlich. Diese permanenten Lippenbekenntnisse zur individuellen Beihilfe, die in erster Linie hohen Beamten und der PKV hilft und für niedrigere Besoldungsstufen eine relative Benachteiligung darstellt, finde ich für Gewerkschafts(!)führer eine bemerkenswerte Haltung.

Amüsant ist übrigens, dass im Artikel erst das Argument vom PKV-Verband genannt wird, dass die pauschale Beihilfe die Wahlfreiheit einschränkt. Halten die die Leute wirklich für so blöd?
Vorher: Individuelle Beihilfe + PKV oder Freiwillige GKV.
Nachher: Individuelle Beihilfe + PKV oder Pauschale Beihilfe + GKV oder Pauschale Behilfe + PKV oder Freiwillige GKV. Also nix gestrichen, zwei Optionen mehr. Krass, wie da die Wahlfreiheit eingeschränkt wird...
« Last Edit: 26.09.2023 15:41 von BTH »

Sleyana

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Es gab in Hamburg 2021 eine kleine Anfrage: https://storage.polit-x.de/media/Hamburg/pdf/2021-04/0392cda9aedc3c0b33f1f7c2ab4a20c1.pdf

Hier ist es nicht nach Besoldungsgruppen aufgeschlüsselt, aber auf S. 2 unten sieht man, dass in den meisten Bereichen ca. 20-25% der Beamten sich 2020 für die pauschale Beihilfe entschieden, übrigens auch im Bereich Bildung, sprich LehrerInnen, sprich höhere Besoldungsgruppen.

Interessant finde ich übrigens im von Karsten zitierten Bericht (https://www.schwaebische.de/regional/baden-wuerttemberg/baden-wuerttemberg-private-krankenversicherung-bleibt-fuer-beamte-standard-1929817) die Zitate von BBW-Chef Rosenberger, der stramm an der Seite der PKV steht. Seine Kollegen aus den anderen Bundesländern äußern sich regelmäßig ähnlich. Diese permanenten Lippenbekenntnisse zur individuellen Beihilfe, die in erster Linie hohen Beamten und der PKV hilft und für niedrigere Besoldungsstufen eine relative Benachteiligung darstellt, finde ich für Gewerkschafts(!)führer eine bemerkenswerte Haltung.

Um fair zu sein: Er fordert das der Staat einspringt um den Beamten die Zuschläge durch Alter und Krankheiten bzw. Behinderungen aufzufangen.

Pendler1

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Mal ne Frage.

Ich bin ,wie weiter oben schon geschrieben, schon immer PKV versichert (Bundesbeamter, jetzt Pensionär).

Der aktuelle Fall, mein Urologe, der mich seit Jahrzehnten behandelt und auch operiert hat, hat seine Kassenzulassung zurückgegeben, akzeptiert nur noch Privatpatienten oder Selbstzahler.

Wie sähe sowas  mit "pauschaler Beihilfe" aus?

Jetzt komme mir bitte Keiner mit dem Rat, neuen Arzt suchen. Mein Urologe ist ein absoluter Spitzenarzt (drum kann er ja auch die Kassenzulassung zurückgeben). Und den möchte ich wirklich nicht wechseln.

Ozymandias

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Muss man eben selber zahlen.
Ohne Kassenzulassung funktionieren die Kostenerstattungstarife der GKV nicht.
Bei diesen Tarifen kann man sich wie ein PKV-Versicherter behandeln lassen und kriegt anteilig etwas von der GKV.


Saxum

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Mache Kostenerstattungstarife erstatten z.B. 40%-80% wenn die GKV nichts bezahlt, man muss aber bedenken das ist natürlich ein zusätzlicher Batzen Geld, der nach Eintrittsalter gestaffelt ist. Man zahlt also gut ab rund 150 € "zusätzlich" für die Ambulante Zusatzversicherung. Hierfür muss man natürlich auch die Gesundheitsfragen erstmal bestehen.

Man kann man auch bei einer der mir bisher bekannten GKV (TK, Knappschaft oder Securvita) den jeweiligen Wahltarifl Kostenerstattung wählen. Dieser würde dann die nach GKV Leistung verbleibenden privatärztlichen Leistungen nach GOÄ der Ärzt*innen dann zum jeweiligen Prozentsatz erstatten. Kostet auch einen geringeren Beitrag, ich glaube irgendsowas um die 40-70 € und hat keine Gesundheitsfragen. Jedoch wie erwähnt, nur die Leistungen des Arztes an sich, nicht veranlasste Leistungen, Arzneimittel, Heilmittel etc. und auch nur wenn er Kassen/Vertragssarzt ist und es um GKV Leistungen Handelt (keine IGEL Leistungen).

Wenn man es auf die spitze treiben möchte, kann man auch den GKV Kostenerstattung Wahltarif mit einer Privaten Kostenersatttungsversicherung kombinieren und so sehr viel Erstattung raus bekommen. Kostet aber auch entsprechend geld, was hier ja praktisch gut nochmals den AN Anteil zur GKV entsprechen würde.


Poincare

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Sind denn Familienzuschläge in der freiwilligen GKV Beitragspflichtig? Der Höchstsatz GKV (2023: 778,05 € ohne Krankengeldabsicherung bei 14%, davon 389,02 € von der pauschalen Beihilfe bezahlt kriegen, zzgl. 144,63 € Pflegeversicherung (mit 3 Kindern, keine pauschale Beihilfe), macht insgesamt 533,66 € pro Monat. Das würde man in BW im höheren Dienst mit 3 Kindern beim Einstieg schon mit 80% erreichen, wenn die Familienzuschläge abgabenpflichtig sind.

Womöglich wäre es in der Pension weniger, wenn man da nicht die Bemessungsgrenze erreicht, aber auch als Späteinsteiger mit 3 Kindern, von denen eins über die Öffnungsaktion versichert ist, zahle ich nur ca. 370 € PKV Beitrag (385 € mit Kostendämpfungspauschale). D.h. ca. 38% Mehrkosten für die GKV. Wenn sich die Beiträge nicht ändern würden, reden wir von einer Ersparnis im mittleren fünfstelligen Bereich über das Erwerbsleben, mit einigen Unwägbarkeiten (Kinder fallen irgendwann weg, Beitragsbemessungsgrenze wird vielleicht nicht immer erreicht, ggf. erhöht sich die PKV schneller als die Beitragsbemessungsgrenze (ca. 2,9% jährlich über die letzten 20 Jahre).

Insgesamt wissen tut man es erst hinterher, aber eine Prognose über Kosten/Nutzen abgeben kann man in etwa, wenn man eine Idee hat wie das eigene Erwerbsleben aussehen könnte.

HalloU2454

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Hallo Zusammen,

ich bin Thomas, bin 39 Jahre alt und arbeite schon seit langem im öffentlichen Dienst. Ich habe von meiner Diensstelle die Möglichkeit zu einer Verbeamtung angeboten bekommen und habe diese angenommen.

Ein wenig bereure ich die Entscheidung aber inzwischen, weil ich eigentlich nicht in die PKV gehen möchte.

Zum Glück gibt es inzwischen aber die Möglichkeit das man auch als Beamter eine Beihilfe in der GKV bekommt. Allerdings mache ich mir auch große Sorgen was wäre, wenn die nächste Landesregierung die pauschale Beihilfe für die GKV wieder abschafft oder wenn an den Verfassungsrechtlichenbedenken, die die PKV gerne anführt, was dran ist und man dann ohne Beihilfe da steht.

Wie sieht ihr das? Sind das unberechtigte Bedenken oder kann das passieren?

Gibt es Beamte unter euch, die den Schritt in die GKV gemacht haben und zufrieden sind?

Danke für euere Meinung dazu.

Viele Grüße
Thomas

Hallo Thomas,

wie hast du dich entschieden?

Knucki

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Sind denn Familienzuschläge in der freiwilligen GKV Beitragspflichtig? Der Höchstsatz GKV (2023: 778,05 € ohne Krankengeldabsicherung bei 14%, davon 389,02 € von der pauschalen Beihilfe bezahlt kriegen, zzgl. 144,63 € Pflegeversicherung (mit 3 Kindern, keine pauschale Beihilfe), macht insgesamt 533,66 € pro Monat. Das würde man in BW im höheren Dienst mit 3 Kindern beim Einstieg schon mit 80% erreichen, wenn die Familienzuschläge abgabenpflichtig sind.

Womöglich wäre es in der Pension weniger, wenn man da nicht die Bemessungsgrenze erreicht, aber auch als Späteinsteiger mit 3 Kindern, von denen eins über die Öffnungsaktion versichert ist, zahle ich nur ca. 370 € PKV Beitrag (385 € mit Kostendämpfungspauschale). D.h. ca. 38% Mehrkosten für die GKV. Wenn sich die Beiträge nicht ändern würden, reden wir von einer Ersparnis im mittleren fünfstelligen Bereich über das Erwerbsleben, mit einigen Unwägbarkeiten (Kinder fallen irgendwann weg, Beitragsbemessungsgrenze wird vielleicht nicht immer erreicht, ggf. erhöht sich die PKV schneller als die Beitragsbemessungsgrenze (ca. 2,9% jährlich über die letzten 20 Jahre).

Insgesamt wissen tut man es erst hinterher, aber eine Prognose über Kosten/Nutzen abgeben kann man in etwa, wenn man eine Idee hat wie das eigene Erwerbsleben aussehen könnte.

Ich bin mit A 13 ( NRW) freiwillig in der GkV. Die Familienzuschläge werden nicht berücksichtigt und dürfen dies auch nicht. Es zählt nur das Grundgehalt plus evt. Strukturzulage. Bei Stufe 9 liege ich aber über der Beitragsgrenze, so dass ich den erwähnten Höhstsatz zahle. Eine pauschalge Beihilfe in NRW wäre daher schon für mich interessant...

BTH

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zzgl. 144,63 € Pflegeversicherung (mit 3 Kindern, keine pauschale Beihilfe)
Wie kommst Du denn auf 144,63€ Pflegeversicherung? In der GKV zahlst Du mit drei Kindern U25 in der Regel 1,2% (mit oder ohne pauschale Beihilfe), da müsstest Du Brutto bei 12.000 liegen, um auf diesen Betrag zu kommen.