Autor Thema: Drittmittelstelle - Anspruch auf Ergebnisse der kommenden Tarifverhandlungen?  (Read 1800 times)

BjörnS

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Liebes Forum,
zum 01.11 werde ich eine Stelle mit einem befristeten Vertrag nach TV L für die nächsten 3 Jahre antreten, gefördert von einem Bundesministerium (also eine Drittmittelstelle).

Meine Fragen lauten:

Sind die Erhöhung durch die kommenden Tarifverhandlungen in den nächsten Jahren, bei solchen Stellen bei der Kostenkalkulation mit abgedeckt? Wie schaut es aus bezüglich der Einmalzahlungen, die es in der Vergangenheit bei TV L bzw. TVÖD gab, sind diese auch mit abgedeckt? Was passiert, wenn der AG diese zusätzlichen Kosten bei der Kalkulation der Stelle nicht bedacht hat, hätte man dennoch Anspruch auf die Einmalzahlung und das gestiegenes Endgeld?

Ich Danke euch!
Björn

cyrix42

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Moin,

Für dich ist nur relevant, ob in deinem Arbeitsvertrag steht, dass dieser im Rahmen des TV-L geschlossen wurde. Ob und wie dein AG die Kalkulation korrekt durchgeführt hat, betrifft dich nicht.

(Konkret ist bei den meisten Drittmittelprojekten, die ich gesehen habe, jeweils ein gewisser Pauschalbetrag für Personal vorgesehen (unterschieden nur nach „Prof“, „Juniorprof/ Forschungsgruppenleitung“, „PostDoc“, „Doktorand_in“, Verwaltung, SHK), unabhängig davon, wie viel die entsprechende Person je nach Dienstalter/ Stufe denn nun tatsächlich an Lohnkosten erzeugt. Die Uni/ Hochschule/ das Forschungsinstitut muss das dann mit dem eigenen Haushalt verrechnen/ abpudern.)

Achtung: Sollte da nur „angelehnt an TV-L“ stehen, dann muss man sich nicht an alle Vereinbarungen halten, die dort geschlossen werden. Also z.B. auch, was eine mögliche Inflationsausgleichszahlung angeht.

BjörnS

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Dankeschön für deine Antwort! Ich werde auf eine entsprechende Formulierungen bei Vertragsunterzeichnung achten.

Mit freundlichen Grüßen

Björn

Physiker

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(Konkret ist bei den meisten Drittmittelprojekten, die ich gesehen habe, jeweils ein gewisser Pauschalbetrag für Personal vorgesehen (unterschieden nur nach „Prof“, „Juniorprof/ Forschungsgruppenleitung“, „PostDoc“, „Doktorand_in“, Verwaltung, SHK), unabhängig davon, wie viel die entsprechende Person je nach Dienstalter/ Stufe denn nun tatsächlich an Lohnkosten erzeugt. Die Uni/ Hochschule/ das Forschungsinstitut muss das dann mit dem eigenen Haushalt verrechnen/ abpudern.)

Das hängt etwas vom Drittmittelgeber ab. Was Du beschreibst, gilt für die DFG. Diese bewilligt aber eine Kombination aus Personenmonaten und Geld, so dass dort Tarifänderungen normalerweise keine Auswirkung haben. Falls die DFG-Pauschalen nicht reichen, kann man als Drittmittelnehmer eine Aufstockung beantragen, die normalerweise auch genehmigt wird (das gilt z.B. auch, wenn die Einstufung der Drittmittelbeschäftigten höher ist, als in den DFG-Pauschalen angenommen).

Bei BMBF und BMWi müssen bei namentlich bekanntem Personal in der Antragstellung personenbezogene Berechnungen gemacht werden, in die eventuelle Tarifänderungen bei vielen Projektträgern nicht eingehen dürfen. Allerdings können bei Zuwendungen auf Ausgabenbasis (Drittmittelprojekte bei Unis) Mittel zwischen Kostengruppen verschoben werden, so dass bei normaler Berechnung des Budgets und normalen Tarifsteigerungen das aus dem Drittmittelprojekt ausgeglichen werden kann (bei den Ausgaben auf Kostenbasis, die z.B. an Leibniz-Institute gehen, kann das anders sein). Ich habe es in mittlerweile mehr als 25 Jahren Drittmittelverwaltung noch nie erlebt, dass ich auf Haushaltsmittel zurückgreifen musste.

Bei der EU sind die Budgets großzügiger, und je nach Förderprogramm kann es sogar sein, dass eine außertarifliche Bezahlung notwendig ist. Die EU ist allerdings unflexibler bei unerwarteten Ausgaben. Da kann es notwendig werden, in den Haushalt zu greifen. Da die EU aber hohen Overhead bezahlt, ist die Verhandlungsbasis der Drittmitteleinwerber gegenüber ihrer Verwaltung nicht schlecht.

Summa sumarum (und wie von cyrix42 korrekt gesagt): Nichts von obigen muss den Arbeitnehmer interessieren, sofern der Vertrag nach TV-L oder TVöD geschlossen wird, das ist das Problem der Personalverantwortlichen.

cyrix42

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Danke für die weiterführenden Erläuterungen!