Autor Thema: Zeitlicher und finanzieller Umfang einer Nebentätigkeit  (Read 1464 times)

manuel1980

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Hallo zusammen,
nachdem ich durch Suchen bei Google und im Forum nicht wirklich schlauer geworden bin möchte ich euch um eure Meinung bitten.

Folgende Situation:
    • Ich arbeite derzeit selbständig und habe einen Stammkunden, den ich langfristig und mit gutem Stundensatz an drei Tagen in der Woche bedienen kann.
    • Die anderen beiden Tage arbeite ich für wechselnde Kunden.
    • Ich überlege, eine Stelle im öD in Teilzeit an zwei Tagen in der Woche anzutreten. Die anderen Kunden würde ich dann entsprechend unter den Tisch fallen lassen.
    • Arbeitgeber wäre eine Bundesbehörde, die nach VKA EG9b bezahlt.

Folgende Fragen:
    • Stellt es ein grundsätzliches Problem dar, dass ich a) zeitlich mehr in der Selbständigkeit gebunden bin und b) wesentlich mehr Geld in der Selbständigkeit verdiene als im Angestelltenverhältnis.
    • Mir ist klar, dass dann die Selbständigkeit den eigentlichen Haupterwerb darstellt. Bedingt durch die andere Kostenstruktur als Selbständiger muss ich auch einen wesentlich höheren Stundensatz berechnen. Dadurch übersteigen die Einnahmen der Selbständigkeit die des Angestelltenverhältnisses bei weitem.

Hat jemand dazu eine Gesetzesgrundlage oder praktische Erfahrungen?

Fried

  • Gast
Die Beurteilung nimmt die Krankenkasse vor. Diese orientiert sich an den grundsätzliche Hinweisen - Begriff der hauptberuflich selbstständigen Erwerbstätigkeit des GKV Spitzenverbandes. Für deine Schilderung sollte Punkt 3.1 zutreffen:

"3. Abgrenzung der hauptberuflich selbstständigen Tätigkeit
3.1 Selbstständige Tätigkeit neben anderer Erwerbstätigkeit
Wenn es gilt, die selbstständige Erwerbstätigkeit gegen eine oder mehrere abhängige Beschäftigungen gewichtend abzugrenzen, ist darauf abzustellen, ob die selbstständige Erwerbstätigkeit von der wirtschaftlichen Bedeutung und dem zeitlichen Umfang her die übrigen Erwerbstätigkeiten deutlich übersteigt. Liegen diese Voraussetzungen nicht vor, wird die selbstständige Tätigkeit nicht hauptberuflich ausgeübt. Die dazu erforderliche Prüfung ist im Zweifelsfall nicht schematisch, sondern im Rahmen einer Gesamtschau vorzunehmen. Eine solche Gesamtschau verhindert einerseits Zufallsergebnisse in den Fällen, in denen ein geringes Zurückbleiben bei einem Kriterium mit einem deutlichen Übersteigen beim anderen Kriterium zusammentrifft, und erlaubt andererseits, dass Besonderheiten wie z. B. im Falle eines Ausbildungsverhältnisses mit entsprechend geringer Vergütung berücksichtigt werden können, indem eine höhere Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung dieses Entgelts im Hinblick auf die angestrebte abhängige Beschäftigung im späteren Beruf vorgenommen wird. Werden mehrere selbstständige Tätigkeiten ausgeübt, sind sie hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und des zeitlichen Umfangs zusammenzurechnen. Im Sinne einer den Belangen aller Beteiligten Rechnung tragenden Abgrenzung, die vor allem verfahrenspraktisch relativ einfach durchzuführen ist, kann von folgenden Grundannahmen ausgegangen werden:
- Bei Arbeitnehmern, die aufgrund tariflicher, betriebsbedingter oder arbeitsvertraglicher Regelungen vollschichtig arbeiten oder deren Arbeitszeit der regelmäßigen Wochenarbeitszeit vergleichbarer Vollbeschäftigter des Betriebs entspricht, ist anzunehmen, dass – unabhängig von der Höhe des Arbeitsentgelts – daneben für eine hauptberuflich selbstständige Erwerbstätigkeit kein Raum mehr bleibt.
- Bei Arbeitnehmern, die mehr als 20 Stunden wöchentlich arbeiten und deren monatliches Arbeitsentgelt mehr als die Hälfte der monatlichen Bezugsgröße beträgt, ist anzunehmen, dass daneben für eine hauptberuflich selbstständige Erwerbstätigkeit kein Raum mehr bleibt.
- Bei Arbeitnehmern, die an nicht mehr als 20 Stunden wöchentlich arbeiten und deren Arbeitsentgelt nicht mehr als die Hälfte der monatlichen Bezugsgröße beträgt, ist anzunehmen, dass die selbstständige Erwerbstätigkeit hauptberuflich ausgeübt wird. Lässt sich nach diesen Grundannahmen das Vorliegen einer hauptberuflich selbstständigen Erwerbstätigkeit nicht eindeutig bestimmen oder liegen Anhaltspunkte für andere Gegebenheiten vor oder gilt es, Einwände gegen Grundannahmen zu prüfen, ist im Rahmen einer Gesamtschau
bei Vergleich der Kriterien wirtschaftliche Bedeutung und zeitlicher Aufwand der jeweiligen Erwerbstätigkeiten festzustellen, ob die selbstständige Erwerbstätigkeit deutlich überwiegt. Für die Prüfung der wirtschaftlichen Bedeutung der selbstständigen Tätigkeit einerseits und der Beschäftigung andererseits sind das Arbeitseinkommen (§ 15 SGB IV) und das Arbeitsentgelt (§ 14 SGB IV) miteinander zu vergleichen.
Wann von einem „deutlichen Überwiegen“ auszugehen ist, hat die Rechtsprechung bislang nicht konkret beantwortet. Übersteigt die selbstständige Tätigkeit sowohl von der wirtschaftlichen Bedeutung als auch vom zeitlichen Aufwand her die übrigen Erwerbstätigkeiten um jeweils mindestens 20 %, kann von einem deutlichen Überwiegen ausgegangen werden; der vorgenannte Prozentsatz ist allerdings kein starrer Wert, sondern dient der Orientierung.


Da sowohl zeitlicher Umfang und wirtschaftliche Bedeutung in der selbstständigen Tätigkeit überwiegen, wird die Krankenkasse anhand der hier gemachten Angaben vermutlich zu dem Ergebnis kommen, dass du weiterhin hauptberuflich selbstständig bist. Für eine Beurteilung kannst du dich aber auch direkt an deine Krankenkasse wenden. Falls du PKV versichert bist, kannst du bei einer Krankenkasse deiner Wahl (oder die letzte, bei der du versichert warst) nachfragen, ob du hauptberuflich selbstständig bleibst oder durch die Beschäftigung Versicherungspflicht eintritt.

andi1504

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Hallo Manuel1980,

zunächst finde ich es seltsam, dass eine Bundesbehörde nach VKA bezahlt.

Zu Deinen Fragen:
Nein, a) und b) stellen keine grundsätzlichen Probleme dar. Wichtig ist, dass Du der gemäß Arbeitsvertrag geschuldeten Arbeitsleistung im vollen Umfang nachkommen kannst. Ich gehe davon aus, dass Du ohnehin die  die Sachlage im Vorfeld mit dem neuen AG auch bzgl. der Arbeitszeitverteilung besprechen wirst. Ob Du mit der selbstständigen Tätigkeit 1.000 € oder 100.000 € mtl. verdienst ist arbeitsrechtlich völlig irrelevant und hat den AG auch nicht zu interessieren.

Das Gesamtbild spricht dafür, dass die selbstständige Tätigkeit aufgrund des Umfangs und der wirtschaftlichen Bedeutung für Dich die Haupttätigkeit darstellt. Die ggf. künftige Tätigkeit im öD wäre dann sozusagen eine Nebentätigkeit. Die Beurteilung, welche Tätigkeit im Hauptberuf ausgeübt wird, ist bzgl. der Krankenversicherungspflicht entscheidend.