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Erfahrungen Ausländerbehörde
Visiteur7643:
Hallo,
ich studiere aktuell Public Management (BA) und interessiere mich für eine spätere Tätigkeit bei einer Ausländerbehörde. Allerdings habe ich speziell über dieses Amt bisher nur Schlechtes gehört bzw. gelesen, und sogar teilweise gehört, dass es der "Horror" sein soll. Leider konnte ich bisher nicht herausfinden, was genau so schlimm dort sein soll, deswegen wollte ich fragen, ob jemand hier zufällig bei einer Ausländerbehörde arbeitet/gearbeitet hat und eventuell seine Erfahrungen teilen möchte.
Ytsejam:
Ein Einsatz in einer ABH ist auch damit verbunden, der Realität ins Auge zu schauen, egal welcher politischen Gesinnung man angehört. Extrem linksgrünverschmuste Rotweingürtelstudentierende erfahren erstmalig, dass nicht jeder Ausländer nur Myrrhe, Minze und Salbei im Gepäck hat, und das in einer Anzahl, die er medial bis dato so gar nicht bemerkt haben dürfte.
Der gedanklich weißgeschnürte Springerstiefelglatzkopf, der meint er könne den Ausländern jetzt mal zeigen wo der Hammer hängt, wird, sofern nicht komplett emotional abgestumpft, seine Einstellung überdenken, wenn er im Rahmen einer zwangsweisen Abschiebung weinende Kinder von Familie und Freunden trennen muss, obwohl diese hier geboren und aufgewachsen sind, und nur jahrelang hier blieben, weil eine zeitnahe Beendigung rechtlich geboten, aber politisch nicht gewollt war. Oder wenn regelmäßig intakte, frei von Bürgergeld lebende Familien abgeschoben werden während Clanmitglied x aus seinem Klischee-AMG lachend winkt, nur weil er zeitig genug seinen Pass weggeschmissen hat, fragt man sich vielleicht auch, ob der "Rechtsstaat" wirklich noch so funktional ist wie man gedacht hat.
Unabhängig der persönlichen Einstellung ist aber auch die rechtliche Seite extrem fordernd. Das Ausländerrecht ist m.E. politisch gewollt so komplex formuliert und immer weiter verkompliziert worden, dass man bereits im mD mehr juristisches Knowhow haben muss als ein generalistischer Rechtsanwalt. Im gD hat man es dann ab Eingangsstufe schon mit Fachanwaltsniveau zu tun. Spätestens hier wird man sich auch fragen, ob das mit der amtsangemessenen Besoldung so stimmen kann, wenn man täglich auf diesem Niveau arbeiten muss, gleichzeitig aber auch eine immense Verantwortung trägt für Gesellschaft und Ausländer. Möchte man der sein, der es verschuldet hat, Anis Amri nicht früh genug abzuschieben, obwohl alle Fakten in der Akte auf dem eigenen Bearbeitungsvorratsstapel lagen? Oder andersrum, kann man mit dem "Suizid" eines Abgeschobenen umgehen, der scheinbar dann doch politisch verfolgt war, das nur hier nicht richtig durchsetzen konnte?
Fazit: Man kann sein Geld auch weitaus einfacher verdienen, ein bisschen Social Media oder irgendwas mit Umwelt sind zur Zeit der Renner und werden im Vergleich zur Ausländerbehörde fürstlich entlohnt, obwohl man eigentlich nichts falsch machen kann und kaum Verantwortung trägt. Man muss da schon ein Typ für sein.
was_guckst_du:
...hätte ich so nicht besser beschreiben können, was es heisst, bei einer Ausländerbehörde tätig zu sein..
...ich selbst war über 10 Jahre (im A9-A11 Bereich) dort tätig...rückblickend kann ich sagen, dass dies die interessanteste und abwechslungsreichste, aber auch fordernste Tätigkeit in meiner bisherigen Dienstzeit war...obwohl immer viel zu tun, hat die Arbeit Spass gemacht (das ist aber immer abhängig davon, ob das Team - auch zwischenmenschlich - funktioniert)...
Visiteur7643:
Danke für die Antworten.
Würdet ihr eher die Bundesebene (BAMF) oder die Kommunalebene empfehlen? Irgendwie hört sich das BAMF für mich einfach noch einmal interessanter an.
was_guckst_du:
...Ausländerbehörde (gibt es nur auf kommunaler Ebene) und BAMF (Bund) sind völlig verschiedene Behörden und unterscheiden sich in ihrer Tätigkeit komplett...
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