Autor Thema: [Allg] Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?  (Read 4182 times)

Elfi

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Hallo zusammen,

leider bin ich bei meiner Online-Recherche erfolglos geblieben, deshalb frage ich jetzt direkt bei Euch klugen Köpfen nach. :-)

Ich bin 30 Jahre und seit der Ausbildung im öD in verschiedenen Behörden als Angestellte im technischen Bereich beschäftigt. Nun bin ich leider immer noch auf der Suche nach dem "beruflichen Glück", so dass ich derzeit das Blickfeld erweitere und überlege, ob ich noch eine neue Ausbildung (am liebsten ein Duales Studium) anstreben soll.
Dabei bin ich an den zahlreichen Ausschreibungen zur/zum Diplom-Finanzwirt:in hängen geblieben.
Wenn ich allerdings weitere Infos zu diesem Beruf suche, lese ich immer nur von "Finanzbeamten". Schon im Studium wäre man Anwärter.
Nun kann man lange diskutieren ob dem Für und Wider, aber ich möchte nicht verbeamtet werden.

Lange Herleitung für die eigentliche Fragen: Gibt es auch angestellte Finanzwirte im FA, oder läuft da nichts ohne Verbeamtung? Und könnte man das duale Studium machen, sich danach bei einer anderen Behörde auf eine Angestellten-Stelle bewerben? Das wird sicherlich nicht gern gesehen, aber ungeachtet dessen, welche Auswirkungen hätte ein solches "Anwärter-Intermezzo" für Kranken- und Rentenversicherung?

Vielen lieben Dank für Eure Expertise :-)
« Last Edit: 05.11.2023 14:38 von Admin2 »

clarion

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Antw:Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?
« Antwort #1 am: 03.11.2023 23:49 »
Hallo,

Wenn Du nur BaW sein und danach Tarifbeschäftigt sein willst,  solltest Du in der GKV  bleiben. Wenn Dein Bundesland  die pauschale Beihilfe anbietet,  ist das auch finanziell gut stemmbar. Wenn Dein Bundesland keine pauschale Beihilfe haben sollte, wird es teuer. Du musst den Mindestbeitrag als freiwillig Versicherte bezahlen, das sind je nach Zusatzbeitrag und Familienstand 200 bis 250 Euro. Wieviel genau musst Du mal bei Deiner Krankenkasse nachschauen.

Bei der Rentenversicherung  wirst Du nach der Anwärterzeit nachversichert. Allerdings auf Basis der nicht allzu hohen Brutto-Besoldung als Anwärterin.

Da es offenbar auch im Finanzamt Nachwuchsprobleme gibt, kommst Du bestimmt  als Tarifbeschäftigte unter, oder Du gehst zu einem Steuerberater. Vielleicht  lässt Du Dich noch mal beraten wie es mit Tarifbeschäftigung im Finanzamt aussieht.

oscar0307

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Antw:Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?
« Antwort #2 am: 04.11.2023 00:30 »
Kurz und knapp: Im Finanzamt gibt es Angestellte nur in der Poststelle oder z.B. Telefonvermittlung. Mit einem Studium zum Dipl.-Finanzwirt geht’s nur als Beamter weiter. Was da dagegen spricht weißt am Ende nur du…

Faser

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Antw:Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?
« Antwort #3 am: 04.11.2023 10:25 »
In der Betriebsprüfung fallen mir in Bayern noch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Kanzlei ein, die angestellt sind.
Die Dipl.-Finanzwirte (QE3) und auch die Finanzwirte (QE2) sind alle definitiv Beamte.

Nach dem Studium und einer Steuerberaterprüfung (die man dann vermutlich auch ohne Probleme schafft) kann man auch sehr einfach in die freie Wirtschaft wechseln. Passiert auch relativ häufig.

Prince of Persia

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Antw:Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?
« Antwort #4 am: 04.11.2023 10:58 »
In Hessen hast du diese Möglichkeit als Betriebsprüfer. Allerdings mit vorhandener Qualifikation.

https://finanzverwaltung-mein-job.hessen.de/berufseinstieg-nach-dem-studium/angebote-fuer-bwler-mwd

Dailydrvr

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Antw:Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?
« Antwort #5 am: 04.11.2023 21:28 »
In Sachsen gibt es Angestellte, welche jedoch das Studium absolviert haben.
In der Regel scheiterte die Verbeamtung am Amtsarzt.

HalloU2454

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Antw:[Allg] Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?
« Antwort #6 am: 05.11.2023 22:07 »
Hallo zusammen,

leider bin ich bei meiner Online-Recherche erfolglos geblieben, deshalb frage ich jetzt direkt bei Euch klugen Köpfen nach. :-)

Ich bin 30 Jahre und seit der Ausbildung im öD in verschiedenen Behörden als Angestellte im technischen Bereich beschäftigt. Nun bin ich leider immer noch auf der Suche nach dem "beruflichen Glück", so dass ich derzeit das Blickfeld erweitere und überlege, ob ich noch eine neue Ausbildung (am liebsten ein Duales Studium) anstreben soll.
Dabei bin ich an den zahlreichen Ausschreibungen zur/zum Diplom-Finanzwirt:in hängen geblieben.
Wenn ich allerdings weitere Infos zu diesem Beruf suche, lese ich immer nur von "Finanzbeamten". Schon im Studium wäre man Anwärter.
Nun kann man lange diskutieren ob dem Für und Wider, aber ich möchte nicht verbeamtet werden.

Lange Herleitung für die eigentliche Fragen: Gibt es auch angestellte Finanzwirte im FA, oder läuft da nichts ohne Verbeamtung? Und könnte man das duale Studium machen, sich danach bei einer anderen Behörde auf eine Angestellten-Stelle bewerben? Das wird sicherlich nicht gern gesehen, aber ungeachtet dessen, welche Auswirkungen hätte ein solches "Anwärter-Intermezzo" für Kranken- und Rentenversicherung?

Vielen lieben Dank für Eure Expertise :-)

Hallo Elfi,

ein sehr interessanter Post. Darf man fragen, wieso du dich nicht für die Verbeamtung entscheiden würdest? Wenn du weiterhin im öffentlichen Dienst bleiben möchtest und erst 30 Jahre alt bist spricht meiner Meinung nach nichts gegen eine Verbeamtung? Kann es aber verstehen, wenn jemand anderer Meinung ist.

Grüße

Bastel

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Antw:[Allg] Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?
« Antwort #7 am: 06.11.2023 08:04 »
Vielleicht, wil man mit A9 als Single und kinderlos keinen Blumentopf gewinnt?


Garfield73

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Antw:[Allg] Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?
« Antwort #8 am: 06.11.2023 10:54 »
Grundsätzlich gibt's das Studium in Bayern nur in der Beamtenschiene.
Früher sind teilweise Absolventen nur als TB übernommen worden, wenn eine Verbeamtung auf Lebenszeit aus gesundheitlichen Gründen gescheitert ist.
Ob das aktuell noch so gehandhabt wird, weiß ich nicht.

Aber: Falls Du nur als TB in die bayerische Finanzverwaltung gehen würdest, dann melde Dich doch vorher einfach beim Ausbildungsreferat des Landesamts für Steuern.
Wir können seit einigen Jahren nicht mehr alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen, so dass man mit etwas guten Willen die Ausbildung auch im TB-Verhältnis durchziehen können müsste.

(Wenn nicht die drei Grundregeln des Beamtentums dagegen sprechen: Das haben wir schon immer so gemacht; das haben wir noch nie so gemacht; da könnte ja jeder kommen)

Kingrakadabra

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Antw:[Allg] Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?
« Antwort #9 am: 06.11.2023 12:30 »
Vielleicht, wil man mit A9 als Single und kinderlos keinen Blumentopf gewinnt?

Meiner Meinung nach gewinnt man als Single in A9 mehr als einen Blumentopf. Ist aber nur meine bescheidene Meinung.
Einziges Manko in Bayern sind die Mietstufen bzgl. Zulage.

Elfi

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Antw:[Allg] Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?
« Antwort #10 am: 08.11.2023 17:31 »

Hallo Elfi,

ein sehr interessanter Post. Darf man fragen, wieso du dich nicht für die Verbeamtung entscheiden würdest? Wenn du weiterhin im öffentlichen Dienst bleiben möchtest und erst 30 Jahre alt bist spricht meiner Meinung nach nichts gegen eine Verbeamtung? Kann es aber verstehen, wenn jemand anderer Meinung ist.

Grüße

Hi "Hallo" ;-)

natürlich darfst Du fragen.

Letzten Endes ist es eine Gefühlsentscheidung.
Klar, es gibt eine ganze Reihe an Argumenten, die sicher ihre Berechtigung haben. Bis auf den letzten Penny durchgerechnet habe ich die Sache auch nicht, aber schon allein die Sache mit der PKV fühlt sich wie eine Sackgasse an. Was, wenn das Leben mal nicht linear verläuft (verlaufen soll?). "Beamter auf Lebenszeit", die Bezeichnung allein klingt nach Anketten.

Außerdem sehe ich das mit der Sonderstellung innerhalb der Gesellschaft skeptisch. In einigen Bereichen braucht es die "volle Staatstreue" sicherlich (verzeiht mir den Begriff, mir fiel nichts passenderes ein). Aber wo zieht man die Grenze? Wenn in einer Behörde eine Gruppe von Wissenschaftlern/Verwaltungskräften/Technikern/... die gleiche Arbeit leistet, die eine Hälfte als Beamte, die andere als Angestellte, sehe ich darin keinen Vorteil mehr. Wo fängt man an, einen Job als so wichtig zu erachten, dass er von Beamten ausgeführt werden muss? Wieso zahlen die einen jahrzehntelang in die Rentenkasse ein, während der Kollege im Zimmer nebenan seinen Lebensabend auf Steuergeldern finanziert bekommt, obwohl er die gleiche Tätigkeit ausgeführt hat.

Hier breche ich lieber ab, bevor ich abdrifte und endgültig zynisch klinge. Ich sehe einfach oft den Sinn hinter Verbeamtung an sich nicht wirklich. Vielleicht gibt es ja eine Art Regelwerk, das erklärt, wo und wenn ja wie viele Beamte es geben muss, damit der Apparat Staat läuft. Ich kenne es nicht, und es erschließt sich mir nicht. Deshalb möchte ich kein Teil davon sein, wenn es auch anders geht.

Ich hoffe, niemand fühlt sich persönlich angegriffen von dieser Äußerung. Das geht gegen keinen Beamten in persona. Nur ein naives Gedankenspiel und meine Gefühlslage.

Grüße gehen raus  :)

HalloU2454

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Antw:[Allg] Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?
« Antwort #11 am: 08.11.2023 21:50 »

Hallo Elfi,

ein sehr interessanter Post. Darf man fragen, wieso du dich nicht für die Verbeamtung entscheiden würdest? Wenn du weiterhin im öffentlichen Dienst bleiben möchtest und erst 30 Jahre alt bist spricht meiner Meinung nach nichts gegen eine Verbeamtung? Kann es aber verstehen, wenn jemand anderer Meinung ist.

Grüße

Hi "Hallo" ;-)

natürlich darfst Du fragen.

Letzten Endes ist es eine Gefühlsentscheidung.
Klar, es gibt eine ganze Reihe an Argumenten, die sicher ihre Berechtigung haben. Bis auf den letzten Penny durchgerechnet habe ich die Sache auch nicht, aber schon allein die Sache mit der PKV fühlt sich wie eine Sackgasse an. Was, wenn das Leben mal nicht linear verläuft (verlaufen soll?). "Beamter auf Lebenszeit", die Bezeichnung allein klingt nach Anketten.

Außerdem sehe ich das mit der Sonderstellung innerhalb der Gesellschaft skeptisch. In einigen Bereichen braucht es die "volle Staatstreue" sicherlich (verzeiht mir den Begriff, mir fiel nichts passenderes ein). Aber wo zieht man die Grenze? Wenn in einer Behörde eine Gruppe von Wissenschaftlern/Verwaltungskräften/Technikern/... die gleiche Arbeit leistet, die eine Hälfte als Beamte, die andere als Angestellte, sehe ich darin keinen Vorteil mehr. Wo fängt man an, einen Job als so wichtig zu erachten, dass er von Beamten ausgeführt werden muss? Wieso zahlen die einen jahrzehntelang in die Rentenkasse ein, während der Kollege im Zimmer nebenan seinen Lebensabend auf Steuergeldern finanziert bekommt, obwohl er die gleiche Tätigkeit ausgeführt hat.

Hier breche ich lieber ab, bevor ich abdrifte und endgültig zynisch klinge. Ich sehe einfach oft den Sinn hinter Verbeamtung an sich nicht wirklich. Vielleicht gibt es ja eine Art Regelwerk, das erklärt, wo und wenn ja wie viele Beamte es geben muss, damit der Apparat Staat läuft. Ich kenne es nicht, und es erschließt sich mir nicht. Deshalb möchte ich kein Teil davon sein, wenn es auch anders geht.

Ich hoffe, niemand fühlt sich persönlich angegriffen von dieser Äußerung. Das geht gegen keinen Beamten in persona. Nur ein naives Gedankenspiel und meine Gefühlslage.

Grüße gehen raus  :)


Hallo Elfi,
danke für die ausführliche Äußerung. Ich kann deine Entscheidung vollkommen nachvollziehen wenn du mit dem System "Beamtentum" auf keinen grünen Zweig kommst.

Grüße

clarion

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Antw:[Allg] Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?
« Antwort #12 am: 08.11.2023 23:50 »
Ich finde deine Beweggründe erfrischend ehrlich und total legitim.

In meiner Behörde arbeiten Beamte und Tarifbeschäftigte nebeneinander und es hängt eher von Zufall ab, ob man verbeamtet oder tarifbeschäftigt ist. Wer zur rechten Zeit am rechten Ort war, konnte den Vorbereitungsdienst machen, und wurde verbeamtet. Wer den Vorbereitungsdienst  nicht machen wollte oder familienbedingt nicht konnte oder zu alt war, der blieb eben tarifbeschäftigt. Lowperformer und Leistungsträger gibt es sowohl bei den Tarifbeschäftigten wie auch bei den Beamten. Allerdings gibt es einige wenige hoheitliche Aufgaben,  die nur Beamte ausführen dürfen,  so dass die Verwendungsbreite der Tarifbeschäftigten geringfügig geringer ist.
 
Man kann trefflich streiten,, ob Lehrer oder Finanzbeamte oder Vermesser überhaupt verbeamtet sein müssen. Man könnte  Verbeamtungen auf Polizisten, Soldaten und die Justiz beschränken.

Man kann auch  sinnieren, ob Beamte generell in der GKV und RV versichert werden sollten. Die derzeitige Beamtenversorgung ist historisch gewachsen. Ein Systemumbau wäre grundsätzlich möglich, würde aber eine komplette Generation doppelt so teuer sein,  weil die alten Beamten  Besitzstandswahrung hätten, und für die neuen Beamten gleichzeitig die Vorsorgekosten gestimmt werden müssen. Mal abgesehen davon, dass der Bereich der Beamten- PKVen implodieren würde und mit Ausgleichszahlungen gestützt werden müsste. Deswegen und wegen der Lobbyarbeit wirde das alte System fortdauern.

Mit der pauschalen Beihilfe ist ein sehr zaghaft Schritt in Richtung  Systemumbau erfolgt.

Bastel

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Antw:[Allg] Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?
« Antwort #13 am: 09.11.2023 00:14 »
Vielleicht, wil man mit A9 als Single und kinderlos keinen Blumentopf gewinnt?

Meiner Meinung nach gewinnt man als Single in A9 mehr als einen Blumentopf. Ist aber nur meine bescheidene Meinung.
Einziges Manko in Bayern sind die Mietstufen bzgl. Zulage.

Also ich sehe für einen Absolventen nach Abzug der PKv ca. 2250-2300€ netto. Dafür macht man ein Studium oder Vorbereitungsdienst? Hahaha.

Na wenigstens bekommt in Bayern die Ehefrau ein fiktives Einkommen in Höhe von 20.000€. Ob man damit seine Miete zahlen kann?

clarion

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Antw:[Allg] Finanzwirt:in im FA ohne Verbeamtung?
« Antwort #14 am: 09.11.2023 06:29 »
 Bei A9 Endamt nix Studium und maximal ein paar Schulungen auf Arbeitsgeberkosten vor der Beamtung.

Auf A9 Eingangsamt bleibt  der gehobene Diensz eher selten hängen. Leistung lohnt sich immer noch, wenigstens ein bisschen.