Autor Thema: Mittlerer Dienst möglich bei Nichtbestehen gehobener Dienst?  (Read 2319 times)

Stern890

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Ich (23) habe vor Kurzem angefangen, Public Management (Bachelor, nicht dual) zu studieren.

Durch meine erfolgreiche Teilnahme am LPA Test (Bayern) wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch für eine Ausbildungsstelle (mittlerer nichttechnischer Verwaltungsdienst) eingeladen. Aktuell bin ich am überlegen, ob ich am Vorstellungsgespräch teilnehmen soll oder nicht.

Meine Überlegung ist, dass sollte ich mein Public Management Studium nicht bestehen, ich ein "Auffangnetz" im mittleren Dienst hätte. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich als im Studium Durchgefallener überhaupt eine Chance im Gespräch hätte. Vor allem kann ich mir vorstellen, dass es nicht so gut rüberkommt, wenn man vermittelt, dass die Ausbildung der "Notnagel" sein soll.

Was meint ihr, wie wären meine Chancen?

Ein großes Problem bei mir ist, dass ich seit mehr als 6 Jahren an chronischer Depression leide und daher fraglich ist, ob ich überhaupt Beamtenanwärter werden könnte. Ich habe bereits ein fachfremdes Bachelorstudium erfolgreich absolviert, das hat allerdings keinen Bezug zum öffentlichen Dienst und schlechte Berufsaussichten.
« Last Edit: 05.12.2023 23:02 von Stern890 »

brian

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Wäre komisch, wieso sollte das so sein? Durchgefallen ist Durchgefallen. Du hast dann für keine Laufbahn die Befähigung.

Julianx1

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Ich kann mir schon vorstellen woher der Gedanken rührt. Zu meiner Zeit gab es in den Laufbahnvorschriften in NRW  eine solche Möglichkeit. Wenn man das Hauptstudium bestanden hatte, jedoch die Staatsprüfung vergeigte war eine Übernahme in den mittleren Dienst möglich. Aber erstens war es die vorgeschriebene Laufbahnausbildung, sprich Dipl. Verwaltungswirt und man war ja schon Beamter auf Widerruf als Inspektoranwärter. Wir es heute ist weiß ich nicht. Aber Post hört sich nach externen Studium an und nicht nach Laufbahnausbildung. Von daher sage ich erstmal nein geht nicht.

Was deine Depressionen betrifft, so glaube ich, es könnte generell ein Problem geben mit deiner Verbeamtung. Wenn größere Ausfallzeiten zu erwarten sind und es sein könnte dass du innerhalb der kommenden 5 Jahre aufgrund einer chronischen Erkrankung dienstunfähig wirst kann eine Verbeamtung in Zweifel gezogen werden. Im besten Fall bei einer PKV so gar ausgeklammert werden.

Stern890

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Vielleicht habe ich mich in meinem Post nicht ganz klar ausgedrückt, aber mir ist schon klar, dass eine Übernahme ohne Absolvierung der Ausbildung im mittleren Dienst so wahrscheinlich nicht möglich ist, zumal ich ein externes Studium absolviere, also nicht im dualen Verhältnis.

Mir geht es wie in meinem Post beschrieben darum, ob ich eine Chance im Vorstellungsgespräch hätte, wenn ich aus dem Studium in die Ausbildung wechseln will (sei es wegen Abbruch oder Nichtbestehen), oder ob die Personalverantwortlichen dann sagen, dass sie keine Studienabbrecher haben möchten.

Natürlich ist bei mir wie vom Vorposter erwähnt die Problematik mit der Verbeamtung wegen Depressionen, weswegen ich mein Studium auf jeden Fall bestehen möchte (da ich dann auch Angestellter sein könnte), aber 100% wissen kann ich das ja nicht..

clarion

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Du wirst nach Leistung,  Eignung und Befähigung ausgesucht.

Es mag zwar interessierte Nachfragen geben, warum Du Dich um einen Ausbildungsplatz bemühst, obwohl die dieselbe Fachrichtung bereits studierst.  Aber bei der Ausswahlentscheidung dürfte das eigentlich keine Rolle spielen.


Garfield73

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Bin mir jetzt nicht sicher, ob dass für alle Fachrichtungen in Bayern gilt, für die Finanz ist es zumindest so:

Durch den erfolgreichen LPA-Test hast Du die fachlichen Voraussetzungen erfüllt.

Im Vorstellungsgespräch (in der Finanz "systematisiertes Auswahlgespräch") werden nur noch die persönlichen bzw. charakterlichen Voraussetzungen überprüft.

Und da sage ich immer, solange keiner mit Springerstiefeln reinkommt und zur Begrüßung den rechten Arm im 45° Winkel nach oben reisst ...

Ein derzeit absolviertes Studium in der gleichen Richtung wäre zumindest hier kein Hinderungsgrund. Warum auch? Der Bewerber hat erkannt, dass die QE3 nichts für ihn ist und möchte lieber die Ausbildung in der QE2 machen.

Julianx1

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Vielleicht habe ich mich in meinem Post nicht ganz klar ausgedrückt, aber mir ist schon klar, dass eine Übernahme ohne Absolvierung der Ausbildung im mittleren Dienst so wahrscheinlich nicht möglich ist, zumal ich ein externes Studium absolviere, also nicht im dualen Verhältnis.

Mir geht es wie in meinem Post beschrieben darum, ob ich eine Chance im Vorstellungsgespräch hätte, wenn ich aus dem Studium in die Ausbildung wechseln will (sei es wegen Abbruch oder Nichtbestehen), oder ob die Personalverantwortlichen dann sagen, dass sie keine Studienabbrecher haben möchten.

Natürlich ist bei mir wie vom Vorposter erwähnt die Problematik mit der Verbeamtung wegen Depressionen, weswegen ich mein Studium auf jeden Fall bestehen möchte (da ich dann auch Angestellter sein könnte), aber 100% wissen kann ich das ja nicht..

Mach dir mal keinen Kopf über ungelegte Eier. Wo ein Plan ist, findet sich ich auch meistens ein Weg.

Du steckst jetzt alle Energie in dein Studium und machst dir nicht so den Kopf ob es gelingt oder nicht. Du kriegst das hin!

Mit dem Studium in der Tasche schaust du dich dann um. Ich arbeite in einer oberen Bundesbehörde. Viele meiner Kollegen kommen und kamen mit entsprechenden Studium in die Behörde. Zunächst als tariflich Beschäftigte. Viele haben sich mit entsprechender Leistung dann verbeamten lassen. Das Haus unterstützt diese Vorgehensweise und fördert die jungen Menschen dadurch regelmäßig. Die Laufbahnvorschriften des Bundes ermöglichen dies z.B. durch eine Vielzahl der anerkannten vergleichbaren Studiengänge.

Wird schon gelingen.

EvtlAnwärter

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@Garfield73: Wie ist das mit charakterlicher Eignung, wenn man wie ich äußerst direkt und auch leicht reizbar ist (impulsiv)? Als Beamter kann ich mir vorstellen werden nur sehr ruhige Personen gesucht, die nicht so viel Temperament an den Tag legen...

Garfield73

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Frage Dich selber, wie sehr Du die charakterliche Eignung einer Person in 45 Minuten beurteilen kannst?
Funktionieren soll das in der Finanz mit einem standardisierten Auswahltest, bei dem u. a. ein kleines Fallbeispiel drankommt und gefragt wird, wie Du darauf reagieren würdest.
Da wird aber nicht versucht, jemanden zu reizen o. ä.
Man will halt nur die Vollpfosten aussieben, die so doof sind, sich in den 45 Minuten auch wie ein solcher zu benehmen.
Ich selber habe in den letzten 7 Jahren nur drei Bewerber abgelehnt, die mussten dann zu einem weiteren Gespräch.
Einer hatte Autismus, die anderen beiden konnten nicht ein Wort dazu sagen, wie sie sich die Arbeit bei uns vorstellen bzw. was wohl ihre künftigen Aufgaben wären.

Also, ganz entspannt bleiben.

EvtlAnwärter

  • Gast
Achso okay danke

Ja entspannt bleiben kann ich selten, besonders wenn ich aufgeregt bin.
Ich bin seit Jahren auf nem Chefposten und dort muss man sich halt einfach oft ärgern.
Ich kann mir halt vorstellen, dass Beamte besonders ausgelesene Personen sein sollen, die sich Tag und Nacht wie ein würdevoller Staatsvertreter benehmen.
Ich habe halt Südbayerisches Temperament.

Garfield73

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Ich kann mir halt vorstellen, dass Beamte besonders ausgelesene Personen sein sollen, die sich Tag und Nacht wie ein würdevoller Staatsvertreter benehmen.

 ;D ;D ;D ;D ;D
Sollen vielleicht, Knallköpfe gibt es da genauso wie in allen anderen Bereichen.

Stern890

  • Gast
Was deine Depressionen betrifft, so glaube ich, es könnte generell ein Problem geben mit deiner Verbeamtung. Wenn größere Ausfallzeiten zu erwarten sind und es sein könnte dass du innerhalb der kommenden 5 Jahre aufgrund einer chronischen Erkrankung dienstunfähig wirst kann eine Verbeamtung in Zweifel gezogen werden. Im besten Fall bei einer PKV so gar ausgeklammert werden.

Erstmal danke für die Antworten. Ich wollte hier noch einmal nachfragen, woran man genau festmacht, ob man in den nächsten Jahren eventuell dienstunfähig werden könnte. Werden da eventuelle Fehltage bei früheren Arbeitsverhältnissen gezählt oder zählt die reine Diagnose Depression bereits als Anhaltspunkt für eine Verweigerung der Verbeamtung?

Bei mir ist es so, dass ich in den letzten Jahren immer mal wieder eine Psychotherapie hatte (die letzte ist ungefähr 6 Monate her), und zusätzlich auch eine medikamentöse Therapie ausprobiert hatte (allerdings mittlerweile keine Medikamente mehr nehme). Aktuell befinde ich mich nicht in psychotherapeutischer Behandlung.

Da beim Amtsarzt ja die Krankengeschichte abgefragt wird, müsste ich dann auch meine Therapien angeben. Hintergrund ist der, dass ich infolge meines LPA-Tests bereits einige Einstellungszusagen für eine Ausbildung im mittleren Dienst erhalten habe und ich mich entscheiden muss, falls es mit meinem Studium nichts wird (ich also dann am Ende nicht leer dastehe).

Wäre für mich wegen meiner Krankengeschichte dann nur eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter möglich oder eventuell auch eine Beamtenlaufbahn?
« Last Edit: 17.12.2023 01:42 von Stern890 »