zunächst mal kommt der vereinbarte Tarifabschluss damit nicht zustande die Tarifverhandlungen gelten damit vorerst als gescheitert. Meines Wissens nach können die beiden folgenden Szenarien eintreten:
1) Die Verhandlungsparteien können ein Schlichtungsverfahren vereinbaren.
2) Die zweite Möglichkeit ist die des Streiks. Die Gewerkschaften werden also erneut ihre Mitglieder zum Arbeitskampf aufrufen.
Ich lass mich gerne eines Besseren belehren - aber ich glaube das siehst du zu positiv. Eine Schlichtung ist im TV-L nicht vorgesehen, also müssten beide Parteien einer Schlichtung zustimmen.
Das mit dem Streiken könnte klappen - ich seh das aber im TV-L leider skeptisch. Der Orgagrad ist schlecht und darüber hinaus die Streikbereitschaft bescheiden. Die meisten Streiks können problemlos aufgefangen werden und einen Großteil der anderen Streikenden wird man eher weniger spüren. (dafür muss man sehr konsequent und zielgerichtet streiken)
Ich glaube für das potentielle "mehr" wird es sich nicht lohnen. Was deutlich besser wäre ist, an der Organisation zu arbeiten, mehr Menschen zu mobilisieren und dann in den nächsten Verhandlungen aus einer stärkeren Position heraus zu agieren.
Ich sehe das weniger als Optimismus meinerseits sondern viel mehr als Notwendigkeit an. Wenn alles immer nur klaglos hingenommen wird ändert sich nicht nur nichts, daraus resultieren spürbare Verschlechterungen der Konditionen. Darauf baut meine persönlich Haltung auf. Ein Blick auf die vorangegangenen Verhandlungen im letzten Jahrzehnt wird zumindest mir klar das die Arbeitgeber (AG) die Arbeitnehmer (AN) und deren Vertretung in Form von Gewerkschaften schon lange nicht mehr ernst nimmt. ich beziehe mich hier explizit darauf das die AG bei den Verhandlungen immer die ersten beiden Verhandlungsrunden ohne Vorlage eines Angebots verstreichen lassen. Des weiteren ist die Aussage der AG hinsichtlich der Beantragung von Wohngeld ein offenkundiges Eingeständnis zur nicht vorhandenen Wertschätzung der AG gegenüber den AN.
Was den Orgagrad betrifft, so halte ich dies für ein vorgeschobenes Argument das gerade die Verdi nutzt um von ihren Unzulänglichkeiten bei der Vertretung der AN abzulenken. Wenn wir das immer einfach so akzeptieren ist das einer Verbesserung des Orgagrades auch nicht zuträglich.
Ich bin davon überzeugt das sich aus einem fortgeführten Arbeitskampf zunächst keine Verschlechterung ergibt, sondern wenn überhaupt Verbesserungen. Wir haben also viel zu gewinnen und wenig zu verlieren.
Meine Beiträge in diesem Forum werden die Welt nicht retten, dennoch halte ich den Apell zumindest für angebracht.
Mit freundlichen Grüßen
Morty666
Hier nochmal der Link zur Verdi Mitarbeiterbefragung
https://zusammen-geht-mehr.verdi.de/mitgliederbefragung