Beamte und Soldaten > Beamte des Bundes und Soldaten
Wann würdet ihr euch amtsangemessenen alimentiert fühlen?
Bastel:
Könnte der Verfasser davon ausgegangen sein, dass im Jahr 2021 noch ein neues Gesetz auf den Weg gebracht wird und deshalb kein Widerspruch notwendig ist? Ich habe das Gefühl, das man das auch durchaus negativ auslegen könnte.
Was sagen den unsere Juristen hier? 8)
Lichtstifter:
@ Warzenharry
Da lese ich erstmal, dass angepasst werden soll.
Das BVerfG hat diesbezüglich ausgeführt:
--- Zitat ---"Die vierköpfige Alleinverdienerfamilie ist demnach eine aus der bisherigen Besoldungspraxis abgeleitete Bezugsgröße, nicht Leitbild der Beamtenbesoldung. Auch hinsichtlich der Strukturierung der Besoldung verfügt der Besoldungsgesetzgeber über einen breiten Gestaltungsspielraum (vgl. BVerfGE 44, 249 <267>; 81, 363 <376>; 99, 300 <315>). Es besteht insbesondere keine Verpflichtung, die Grundbesoldung so zu bemessen, dass Beamte und Richter ihre Familie als Alleinverdiener unterhalten können. Vielmehr steht es dem Besoldungsgesetzgeber frei, etwa durch höhere Familienzuschläge bereits für das erste und zweite Kind stärker als bisher die Besoldung von den tatsächlichen Lebensverhältnissen abhängig zu machen."
--- End quote ---
Aus dem Entwurf liest man so Dinge wie "signifikantes nachgelagertes Einsparpotenzial".
Jetzt gibt die Zeit irgendwann eine Antwort darauf, in welchem Ausmaß sich das auf etwaige Nachzahlungen auswirkt.
Vielleicht bin ich zu pessimistisch. Hoffentlich irre ich mich. Ich bin ja eigentlich ganz bei dir, was das Monetäre angeht.
Bastel:
--- Zitat von: Lichtstifter am 17.04.2024 09:18 ---Um wieder zum Topic zu kommen.
A8 Erfahrungsstufe seit Kurzem 6, mit drei Kindern und unterhaltspflichtig für diese.
Das Stadium "gefühlt angemessen alimentiert" wäre erreicht, wenn die Rechnerei und der turnusgemäße Blick ins Online-Banking der Vergangenheit angehören würde, einmal im Jahr mit den Kindern die Region für ein paar Tage dem Alltag entfliehend verlassen zu können und keine Sorge vor einer größeren Werkstattrechnung für das mittlerweile 9 Jahre alte Auto zu haben.
Ich leiste mir den Luxus mich permanent und meine Kinder an den Umgangstagen vernünftig zu ernähren und nicht mit dem Müll, der zu 75% in den Supermärkten ausliegt, abzuspeisen und diese auf den wenigen Ausflügen am unbeschwerten Leben teilhaben zu lassen.
Ansonsten ist A8 ein Leben im Mangel. Da braucht mir keiner fehlendes Gespür für finanzielle Dinge vorwerfen.
Ich überspitze mal: "Arm zu sein ist echt teuer."
Wenn der Porschefahrer dann beim 9-Euro-Ticket was von Gratismentalität schwurbelt, selber aber für seine fixen Kosten nur Aufwendungen im Promillebereich von seinem Salär hat, lächle ich nur müde, statt zu weinen.
In meiner Gegend sehe ich die Armut, wie sie grassiert und das ist die tägliche Realität auf den Straßen. Hiervon kann ich mich glücklicherweise abheben. Also im Vergleich zu dieser Personengruppe bin ich reich.
Es ist bei diesen Vergleichen immer eine Sache der Perspektive, von der man darauf blickt.
Nach der gesundheitlich bedingten Umschulung fielen so Dinge wie Polizeizulage und Heilfürsorge weg, dafür habe ich die Wochenenden frei. Trotzdem war die Beförderung von A7 zu A8 steiniger, als es mir der Polizeidienst ermöglicht hätte, wo man sich in den letzten Jahren gegen die A9 überhaupt nicht wehren konnte. Von den Aufstiegsmöglichkeiten ganz zu Schweigen, die im nichttechnischen mittleren Verwaltungsdienst eher überschaubar sind.
Hinzukommen beträchtliche Kosten für die beinahe tägliche Pendelei. Wohnen tue ich sehr günstig in Thüringen, Dienst verrichten für den Bund in Hessen. Wenn ich auf die Thüringer Besoldung in meiner Konstellation schaue.....naja der Vergleich ist des Glückes Tod.
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Nochmal wegen einer möglichen künftigen Klage: Ich bin tatsächlich der Auffassung, dass es ein hohes Dunkelfeld an Kollegen gibt, die da mitmachen würde. Aber alle sagen sich. "Was kann ich alleine schon tun."
Eventuell muss wirklich erstmal ein Grundgerüst von einigen sehr fleißigen und in der Materie steckenden Menschen aufgestellt werden. Die überwiegende Masse ist mental von der Thematik überfordert und viel zu sehr im Alltag steckend, würde sich aber bestimmt bei der Sache beteiligen, wenn es nicht so viel Aufwand bedeuten würde.
--- End quote ---
Bei drei Kindern ist je nach Region leider Hartz4 die besser Wahl als A8.
Taigawolf:
Angesichts der bisherigen Praxis aller Besoldungsgesetzgeber gehe ich davon aus, dass Nachzahlungen überall da umgangen werden, wo dies nur irgendwie möglich ist. Es gibt genug Beispiele von tollen Schreiben, in denen weiß Gott was versprochen wurde und am Ende dann doch nur zwei oder drei Jahre nachgezahlt wurde und davor nur für die, die Widerspruch eingelegt haben. Am Ende haben die, die mit Vertrauen auf die markigen Worte oder Schreiben geschaut haben, zumindest teilweise in die Röhre geschaut. Warum sollte das in diesem Fall anders sein?
Angesichts der bisherigen "Großzügigkeit" der Besoldungsgesetzgeber seinen Beamten gegenüber wäre Vertrauen hier meiner Meinung nach fahrlässig. Manche hier vertrauen auf ein Schreiben und gleichzeitig sehen wir, dass nicht einmal ein Urteil des BVerfG die Besoldungsgesetzgeber bisher dazu bewogen hat, endlich einfach amtsangemessen zu alimentieren. Wer da noch Vertrauen in ein solches Schreiben hat, der kann sich auf den nächsten Rechtsstreit vorbereiten, der 10 Jahre oder länger dauern wird. Bis dahin sind die etwaigen Nachzahlungen durch die Inflation sowieso entwertet.
Für mich haben solche Aussagen und Schreiben keinen Wert mehr, wenn ich mir die gelebte Praxis der Besoldungsgesetzgeber anschaue. Taten zählen und nicht Worte. Und die sprechen leider eine eindeutige Sprache.
Lichtstifter:
--- Zitat ---Am Ende haben die, die mit Vertrauen auf die markigen Worte oder Schreiben geschaut haben, zumindest teilweise in die Röhre geschaut. Warum sollte das in diesem Fall anders sein?
--- End quote ---
Habe Ende letzten Jahres mit einer Frau am Telefon ein paar Minuten diskutiert, die den Eingang meines Widerspruchs bearbeiten darf.
Auch der übliche Sprech, dass das alles gar nicht notwendig sei und sie gefühlt im Moment gar nichts anderes mehr mache und gar nicht zur eigentlichen Arbeit kommt. Habe mich dann erstmal für den auch von mir verursachten Aufwand entschuldigt und sie es nicht persönlich nehmen solle.
Habe sie dann aufgeklärt, warum ich es dennoch mache, was an der Sache alles dran hängt und auf den Sammelthread hier verwiesen, damit sie weiß, warum sie gerade mit mit so vielen Briefen überschwemmt wird.
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